Das Schwarz-Weiß-Weltbild des William R. White

Es macht immer etwas misstrauisch, wenn jemand alles, wirklich alles, was so schief läuft, mit den angeblich zu niedrigen Zinsen erklären will. Die Fed von Dallas hat ein Paper von William White, dem ehemaligen Chefvolkswirten der BIZ, veröffentlicht. Doch so richtig überzeugt es nicht. William R. White - Ultra Easy Monetary Policy and the Law of Unintended Consequences dallasfed.org/assets/documents/institute/wpapers/2012/0126.pdf

 Okay, die globalen Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen mit der Verkettung von Niedrigzinsperioden zu erklären, ist vielleicht gerade noch so nachvollziehbar. Aber vielleicht sollte White auch mal erwähnen, wie viele Milliarden aus China und von den Ölexporteuren in dem halben Jahrzehnt bis zum Ausbruch der Finanzkrise 2007 in die USA geflossen sind (es waren rund 5000 Mrd. $). Diese Zahlungsströme haben weltweit das Zinsniveau so lange und stark gedrückt, dass selbst die Fed irgendwann machtlos war, als sie die Marktzinsen wieder steigen lassen wollte. Und die Milliarden haben erst den riesigen Kreditboom angefacht, an dem sich...

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Aufstand der Bundesbank nur vorerst verschoben?

Manchmal muss man selbst Geschichten in Medien wie verschrubelte Erklärungen von Notenbankern lesen. Die interessanten Stellen werden irgendwo am Ende versteckt, wenn die meisten Leser vermutlich schon lange ausgestiegen sind aus dem Artikel. In der aktuellen Ausgabe von „Der Spiegel“ kündigt die Titelgeschichte einen "Aufstand der Bundesbank" an. Doch im Text selber und im anschließenden Interview mit Jens Weidmann ist davon kaum noch etwas zu spüren. Wer weiß, vielleicht haben die Kollegen diese Informationen erst bekommen, als das Titelbild schon in den Druck gegangen war. Folgende Passagen wollen jedenfalls so gar nicht zu dem passen, womit das Magazin die Leser am Kiosk anlocken möchte. Auf Seite 72 berichten uns die Kollegen, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesbankchef Jens Weidmann sehr viel geredet haben in den vergangenen Wochen. „Das Resultat ist, dass sie vorerst eine Art Burgfrieden schließen.“ Und wie sieht dieser Burgfrieden aus?: Weidmann, der sich selbst nicht isoliert sieht, wird seine Kritik...

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Adiós, Exporteuropameister Spanien!

Geht es um die Ursachen der Schuldenkrise im Euro-Raum behaupten viele, die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit sei eine wichtige Ursache für die Krise. Daran mag zwar einiges stimmen, gerade wenn man sich die Entwicklung der Lohnstückkosten in den Ländern anschaut. Spannender ist jedoch, wie sich die Lohndifferenzen in den tatsächlichen Exporten niederschlagen. Hier warten so einige Überraschungen! Erstaunlicherweise hat ein Land wie Spanien, das gerade unter einer heftiger Kapitalflucht leidet, noch bis Ende 2011 eine bessere Entwicklung hingelegt als „Reformweltmeister“ Deutschland. Hier das Exportwachstum im Vergleich zum Durchschnitt des Jahres 2009 – dem Tiefpunkt nach der Lehman-Pleite: Die robuste Nachfrage nach spanischen Gütern und Dienstleistungen im Ausland hat mit Sicherheit geholfen, dass die Einsparungen und höheren Abgaben nicht so krass auf die Volkswirtschaft durchgeschlagen haben wie in Griechenland. Diese mildernden Umstände sind jedoch längst verflogen, spart sich doch gerade das Euroland noch schärfer in die Krise. Allein Spaniens Regierung hat gerade sein Sparpaket auf rund...

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Absurdes Sommertheater um EZB-Zinsziele: Viel Lärm um nichts!

So einige haben sich am Montag verwundert die Augen gerieben. Könnte die EZB tatsächlich Zinsschwellen einführen, wie es immer wieder von einigen klugen Ökonomen gefordert wird. So berichtet es der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe – ohne dafür auch nur eine Quelle zu nennen. Doch war das alles so neu, was die Kollegen da geschrieben haben? Nein, natürlich war es das nicht. Denn EZB-Chef Mario Draghi war es, der auf der Pressekonferenz am 2. August genau das bereits angekündigt hatte, dass die EZB darüber nachdenkt und auch Zinsschwellen erwägt. Da wurde Draghi nämlich gefragt: "(Y)ou said that you would buy as much as needed to reach an objective. Would you actually publish that objective? Would you announce a cap?" Draghi antwortet darauf, nachdem er die Grundzüge des neuen Programms erläutert: „With respect to the rest of the issues you have raised, the Monetary Policy Committee, the Market Operations Committee and the Risk...

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Whatever it Takes oder Der letzte Freund der Griechen

Derzeit wird viel und gerne mal darüber geredet, was man nicht alles tun will, um den Euro zu retten. Es lohnt sich jedoch ein- oder sogar zweimal ganz genau hinzuhören, wer da was von sich gibt. (Mario Draghi in London am 26. Juli): „Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.“ (Mario Draghi Frankfurt am 2. August nach der Sitzung des EZB-Rates): "...

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Schluss mit dem Target-Rumgejammer oder Erscheint Euch ständig der Untergang des Abendlands im Traum?

Es war ja so klar, das Geschrei war mal wieder groß. Nun weist die Bundesbank doch tatsächlich eine Target-Forderung von 700 Mrd. Euro gegenüber der EZB aus. Die Albträume der größten Euro-Skeptiker scheinen wahr zu werden. Die Deutschen haften und haften – Fässer ohne Böden, werden mal wieder auf Fässer ohne Böden gestapelt. Selbst wenn die Forderung in den nächsten Wochen und Monaten noch auf mehr als 800 Mrd. Euro steigt, es zeichnet sich längst ab, dass das nächste Problem gerade ganz woanders aufploppt. Statt jeden Monat von neuem aufzuschreien, weil es wieder 50 bis 60 Mrd. Euro mehr an Target-Forderungen bei der Bundesbank geworden sind, lasst uns doch bitte alle etwas nüchterner die Zahlen betrachten. Sicher, die Summe ist gewaltig, die sich die Banken von der EZB für bis zu drei Jahre geliehen haben: zuletzt waren es mehr als 1100 Mrd. Euro, vergangenen Dezember waren es nur 665 Mrd....

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Schwellenländer stoßen Euro ab – na und!?

Anfang der Woche war es ein großes Thema. Große Investmenthäuser berichteten in der FT darüber, dass die Notenbanken der Schwellenländer kräftig Euro abstoßen würden und damit zum jüngsten Kursverfall beigetragen hätten. Klar, daran kann ja nur die Euro-Schuldenkrise Schuld sein, könnte man zunächst vermuten. Doch ist sie nicht allein der wichtigste Grund. Für eine weltweite Neuausrichtung der Zentralbanken weg vom Euro gibt es allerdings noch keine Belege. Wie uns mehrere Devisenmarktstrategen per Mail berichteten, stimmt es wohl tatsächlich, dass die Notenbanken in Osteuropa, Asien oder Lateinamerika in jüngster Zeit Euro verkauft bzw. weniger davon gekauft haben, um ihre Devisenreserven anzulegen. Interessant ist jedoch, dass sich viele Zentralbanken zuvor auch vom Dollar getrennt hatten. Auch wenn die Fachleute nicht zu weit ins Detail gehen können, um nicht vertrauliche Informationen aus ihrem Handel preiszugeben, hier ein paar interessante Aussagen dazu: Geoffrey Yu von der UBS erklärt, weshalb die Notenbanken Euro verkaufen müssen, wenn...

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Vergesst den Wachstumspakt – es ist die Austerität, die nicht funktioniert!

Dirk Elsner hat eine Debatte in deutschen Blogs angestoßen, weil ihn die Austeritätsdebatte so sehr nervt (hier und hier). Sein Frust ist durchaus nachvollziehbar, nur ist er grundlegend falsch. (Siehe auch Wiesaussieht und Wirtschaftsphilosoph). Es ist nun mal ein Unterschied, ob man die Wirtschaft aus der Sicht eines Unternehmens oder eines Privathaushalts betrachtet oder den Blick auf die Gesamtwirtschaft richtet. Private Schuldverhältnisse sind nun mal was anderes als gesamtwirtschaftliche Schulden. Da reicht es eben nicht aus, zu sagen, ich komme aus der Praxis (oder in Dirks Fall, dass er näher an der Praxis dran ist, als all die ganzen „Makrofritzen“...

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Stoppt den Euro der Lemminge, wir brauchen Eurobonds!

Für viele Deutsche und ihre Regierung sind sie Teufelszeug schlechthin. Mit Eurobonds würden Deutschland, Finnland und die Niederlande für immer einspringen müssen, wenn Griechen, Italiener oder Spanier wieder einmal über ihre Verhältnisse gelebt haben, so fürchten die Kritiker der Gemeinschaftsanleihen. Nicht nur ein Rechtsbruch, sondern eine gewaltige Schuldenlawine drohe, sagen sie. Bis Europa im Inflationssumpf versinkt. Denn wenn schon alle gemeinsam Geld von Investoren borgen, dann haften eben auch alle für alle. Doch die Zeiten der einfachen Antworten sind für diejenigen, die den Euro noch retten wollen, längst vorbei. Befürworter und Gegner sollten sich eins klar machen: Es gibt nur einen einzigen Grund, der für Eurobonds spricht. Die Geschichte hat es oft genug gezeigt: Leihen sich Regierungen, Unternehmen und Haushalte frisches Geld nur noch in einer Währung, die von einem fremden und mächtigen Staat kontrolliert wird, dann ist das Land bereits dem Untergang geweiht. Die Argentinier haben es vor mehr als zehn...

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Eine Frage für geldpolitische Moralapostel: Was ist monetäre Staatsfinanzierung?

Wann betreibt eine Notenbank wie die Bundesbank eigentlich Staatsfinanzierung über die Notenpresse oder exakter ausdrückt über die Computertastatur? Die Zentralbanker fürchten, dass sie in eine Spirale abrutschen, in der sie Staatsausgaben über Geldschöpfung aus dem Nichts finanzieren, was am Ende zu Inflation führen kann. Deshalb ist die Frage für die Frankfurter Währungshüter von größter Wichtigkeit, immerhin ist die monetäre Staatfinanzierung in den EU-Verträgen verboten worden. Nur leider sind die Antworten für den geneigten Beobachter nicht immer wirklich klar und eindeutig. Eine Banklizenz an den Rettungsfonds ESM zum Beispiel wäre aus Sicht der Bundesbank monetäre Staatsfinanzierung. Die Idee ist einfach: Der Fonds kann sich vorübergehend bei den Notenbanken im Euro-System Geld leihen, wofür er Wertpapiere (Staatsanleihen aus Portugal, Spanien oder sonst einem Land…) als Sicherheiten hinterlegen müsste. Die EZB (oder die nationalen Notenbanken) kauft praktisch dabei Anleihen auf und schafft so neues Geld – per Tastendruck auf dem EZB-Keyboard. Mit diesem Geld könnte...

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