Verschuldung des Privatsektors Tag

Die Türken machen es wie Deutschland

Blenden wir die Brutalität der türkischen Polizei kurz einmal aus. Für alle Fans des deutschen Wachstumsmodells könnte es gleich sehr interessant werden. Viele reden davon, dass die Türken ihren (noch immer) leichten Aufschwung zum Teil auf Pump finanzieren. Was jetzt keine falsche Diagnose ist. Die Türken leben immer noch - bei allen politischen Rückfällen in feudale Zeiten - in einem aufstrebenden Schwellenland. Sie können den Import von Kapital also ganz gut gebrauchen. Nicht zuletzt zeigt sich das in den jährlichen Leistungsbilanzen. Nur kurz zur Erinnerung: Die Leistungsbilanz misst den Zufluss (es gibt ein Bilanzdefizit) oder Abfluss (dann ist es ein Überschuss) an Kapital. Ein Defizit in der Leistungsbilanz sagt uns also, wie viele neue Schulden ein Land im Ausland aufnimmt. Damit kann es - vereinfacht gesagt - mehr Güter und Dienstleistungen importieren als es exportiert. Nun befürchten einige Analysten, dass dieser stetige Zustrom an Auslandsgeldern abreißen könnte - wegen der Unruhen....

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Bundesbank zaubert Schulden weg

Um eins vorwegzunehmen, diese Geschichte handelt nicht von einem Skandal oder ähnlichem. Dennoch ist es spektakulär, was in den Bundesbankzahlen zur Verschuldung des Privatsektors in Deutschland vor wenigen Tagen passiert ist und bisher - soweit ich weiß  - noch nicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Nach einer großen Datenrevision sind die Schulden von Unternehmen und Haushalten in Deutschland deutlich geringer als bisher gedacht. Die Furcht vor zu niedrigen Zinsen in Deutschland ist damit noch weniger gerechtfertigt als sie es bisher schon war. Im Gegenteil: Die Minizinsen stützen auch in Deutschland die Konjunktur, meint zumindest Bundesbankchef Jens Weidmann. Wies die Bundesbank für das dritte Quartal noch eine Gesamtkreditvergabe* an die (nichtfinanziellen) Unternehmen von 1650 Mrd. Euro aus, standen vor wenigen Tagen plötzlich nur noch 1532 Mrd. Euro  in ihren Tabellen. Wie gewaltig diese Statistikrevision ist, zeigt sich darin, dass die Verschuldung der Unternehmen und Haushalte nach den bisherigen Zahlen bei rund 120...

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Verfluchte Excelfehler

Es ist zwar etwas ärgerlich für mich. Auch ich muss zugeben, dass mir ein blöder Excel-Fehler unterlaufen ist. Und zwar bei dieser Grafik, es sind nicht die Unternehmen in Deutschland, die ihre Schulden weiter abbauen, sondern die Privathaushalte. Immerhin ist es ein Vorteil von Blogs, dass man seine eigenen Fehler einräumen  und sie dann auch korrigieren kann. Ich hoffe auf Verständnis. Hier wäre die neue Grafik: Ich hoffe, dass jetzt alles richtig ist. Ich bin ab 1991 einfach in der Spalte verrutscht. An den Gesamtzahlen (Unternehmen und Haushalte) ändert sich jedoch zunächst erst einmal gar nichts. Es sieht immer noch nach wenig Übertreibungen in Deutschland aus, die Gesamtkreditvergabe und damit die Verschuldung lag nach diesen Zahlen im dritten Quartal 2012 bei rund 120 Prozent des BIP. Dabei muss allerdings angemerkt werden, dass die Bundesbank am Freitag die Kategorien in der Geldvermögensrechnung der nichtfinanziellen Unternehmen verändert hat - auf diesen Angaben beruhen auch...

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Spaniens Privathaushalte bauen „Schuldenüberhang“ ab

Zugegeben, der Schuldenüberhang ist ein heikle und schwierige Sache, wenn man ihn irgendwie fassen will. Wie hier bereits beschrieben, wissen wir einfach nicht, mit welchem Schuldenniveau Unternehmen und Privathaushalte klar kommen müssen oder wollen - besonders nach einem Kreditboom, wie ihn die Spanier erlebt haben. Nun hat aber die EU-Kommission eine Schwelle festgelegt, die bei 160 Prozent des BIP liegt: 80 Prozent für Unternehmen und 80 Prozent für die Privathaushalte. Werte darüber können Warnungen und Verfahren wegen makroökonomischer Ungleichgewichte auslösen. Auch wenn wir die Aussagekraft dieser Schwellen mit gutem Recht bezweifeln können, so sind sie nun einmal offizielle Politik in der EU. Und siehe da, in Spanien haben die Privathaushalte im dritten Quartal 2012 erstmals seit Ende 2006 „ihre“ Schwelle von 80 Prozent des BIP wieder unterschritten: genau 79,9 Prozent waren es (Quartalswert der Schulden dividiert durch Vierquartalssumme des BIP). Das zeigt die neue Datenbank der BIZ zur Gesamtkreditvergabe an den...

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Geht es ohne Schuldenschnitt in Spanien?

Zu Recht weisen viele Ökonomen darauf hin, dass in modernen Volkswirtschaften die Privatschulden (von Unternehmen und Haushalten) eine der wichtigsten Größen ist, auf die wir achten müssen. Was nach dem 2. Weltkrieg in Ländern wie Deutschland noch gut ging, einfach die Kreditaufnahme in acht Jahren verdoppeln – das geht halt nur so lange gut, wie die sich Schulden noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau (im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung) immer wieder einpendeln. Interessant ist dabei die Frage, ab welchem Niveau die Privatschulden zu hoch für eine Volkswirtschaft werden können. Die EU hat in ihrer Überwachung makroökonomischer Ungleichgewichte eine Grenze von 160 Prozent des BIP festgelegt und zwar für alle Länder der EU. Diese Schwelle ist jedoch lächerlich, weil sie komplett die nationalen Gewohnheiten bei der Schuldenaufnahme ignoriert. Wenn in Deutschland bei 135 Prozent des BIP Anfang des Jahrtausends Schluss war, muss dies jedoch noch lange nicht für Länder wie Spanien gelten, wo krisenbedingt...

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Bilanzrezession und Investitionsschwäche – Update

Update: In der Grafik weiter unten ist ein Fehler aufgetaucht. Die neue Grafik findet sich hier. Vor wenigen Wochen sagte die  Bundeskanzlerin beim Handelsblatt-„Deutschland Dinner“ einen bemerkenswerten Satz: „Interessanterweise hat man in der Geschichte der Bundesrepublik die schweren Aufbaujahre ohne Verschuldung geschafft.“ Die Aussage mag auf den ersten Blick richtig sein, sie ist jedoch auch irreführend falsch – denn wie so oft kommt es auf die Perspektive an. Als Regierungschefin hat Merkel allein die Staatsverschuldung gemeint. Blicken wir aber auf die Unternehmen und Privathaushalte wird schnell klar, dass natürlich auch die „Wirtschaftswunder“-Jahre auf schuldengetriebenem Wachstum beruhten und was für einem. Wir haben es bereits hier in der Grafik gesehen: Die Schulden des Privatsektors stiegen von 30 Prozent des BIP im Jahr 1950 auf 67 Prozent im Jahr 1960 und Anfang 1970 waren es bereits 90 Prozent. Die folgende Grafik zeigt, wie es danach weiter ging – unterteilt nach Unternehmen und Haushalten. Höhepunkt waren...

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