Spaniens Privathaushalte bauen „Schuldenüberhang“ ab
Zugegeben, der Schuldenüberhang ist ein heikle und schwierige Sache, wenn man ihn irgendwie fassen will. Wie hier bereits beschrieben, wissen wir einfach nicht, mit welchem Schuldenniveau Unternehmen und Privathaushalte klar kommen müssen oder wollen – besonders nach einem Kreditboom, wie ihn die Spanier erlebt haben. Nun hat aber die EU-Kommission eine Schwelle festgelegt, die bei 160 Prozent des BIP liegt: 80 Prozent für Unternehmen und 80 Prozent für die Privathaushalte. Werte darüber können Warnungen und Verfahren wegen makroökonomischer Ungleichgewichte auslösen.
Auch wenn wir die Aussagekraft dieser Schwellen mit gutem Recht bezweifeln können, so sind sie nun einmal offizielle Politik in der EU. Und siehe da, in Spanien haben die Privathaushalte im dritten Quartal 2012 erstmals seit Ende 2006 „ihre“ Schwelle von 80 Prozent des BIP wieder unterschritten: genau 79,9 Prozent waren es (Quartalswert der Schulden dividiert durch Vierquartalssumme des BIP). Das zeigt die neue Datenbank der BIZ zur Gesamtkreditvergabe an den Privatsektor, die für die wichtigsten Volkswirtschaften alle Kreditgeber im In- und Ausland (und nicht nur die Banken) mit einschließt.
Ich kann einfach nicht aufhören, mich darüber zu freuen, wie nützlich diese BIZ-Datenbank ist. Klar kann sich jeder die Daten auch irgendwo in den Untiefen von Notenbankstatistiken und Eurostat-Tabellen selber raussuchen und ein bisschen rumrechnen – zumindest bei der Bundesbank geht das für Deutschland. Aber warum kompliziert, wenn es auch einfach und schnell geht? :)
Gut, nun haben Spaniens Privathaushalte ihren Schuldenüberhang also nach „offizieller Rechenweise“ der EU abgebaut. Doch wie geht es jetzt weiter? Das wissen wir leider immer noch nicht, denn wir wissen einfach nicht, wie viel sich die Haushalte in Spanien noch entschulden wollen bzw. müssen. Verbraucher richten sich eben nicht nach irgendwelchen Vorgaben aus Brüssel. Wir sollten nicht vergessen: Ihre Kreditaufnahme liegt noch immer beim Doppelten dessen, was sie bei der Euro-Einführung an Schulden hatten. (Nicht zu vergessen, dass natürlich auch Deutschlands Banken kräftig dazu beigetragen haben, dass die Spanier sich überhaupt so stark verschulden konnten.)
Nur so lange der Schuldenabbau aber noch anhält, wird die Binnenwirtschaft auf Schrumpfkurs bleiben – auch weil zu harsche Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen der Regierung (Austerität) alles nur noch schlimmer machen. Ein kleiner Lichtblick ist es aber vielleicht schon, besonders wenn wir uns die Schulden der Unternehmen mir ihren enormen 132 Prozent des BIP anschauen.