Die letzten Zuckungen des Ultra-Neoliberalismus und der Austeritätsschock in Amerika

Foto: Flickr (Kevin Dooley) / (CC BY 2.0) Einige Leute zerbrechen sich den Kopf über die US-Wirtschaft. Sie fragen sich, warum das Wachstum in diesem Aufschwung so schwach geblieben ist und warum die Löhne nicht anziehen, wo die Arbeitslosenquote doch stark gesunken ist? Und diese Leute finden dann oft viele Gründe, warum Amerikas Wirtschaft rund ein Prozentpunkt weniger wächst als im vorherigen Aufschwung. Es fehlten einfach neue Innovationen, es werde zu wenig investiert, heißt es dann mitunter. Oder die Privathaushalte nehmen zu wenig Kredit auf. Doch selbst wenn etwas dran sein sollte, so richtig überzeugen können diese Erklärungsversuche nur wenig. Viel eher ist es so, dass die Regierung in den USA seit Jahren nichts anderes tut, als das Lohnwachstum der Beschäftigen im Keim zu ersticken. Die Logik dahin ist klar und einfach: Eine sinkende öffentliche Nachfrage lässt es gar nicht erst dazu kommen, dass die Löhne stärker steigen können. Solch eine Politik...

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Was wirkt mehr: 500 Milliarden Liquidität oder 50 Milliarden Nachfrage?

Es ist wirklich absurd, was in den Köpfen von Regierenden und Notenbankern vor sich geht. Jetzt will die EZB den Banken 500 Milliarden Euro leihen, damit die Kreditversorgung in der Wirtschaft wieder anspringt. Unternehmen brauchen aber nur dann Kredit, wenn irgendjemand ihre Produkte kauft, die Gewinne steigen und sie deswegen wieder anfangen zu investieren. Das ist alles ganz einfach. Euroland braucht einfach einen Aufschwung, dann braucht es auch keine sinkenden Löhne, um die Gewinne steigen zu lassen und Schulden abzubauen. Schauen wir auf diese neun Euro-Länder: Belgien, Irland, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich, Portugal, Finnland. Die Regierungen dieser Ländern sind zwar 2013 etwas davon abrückt, ihre Ausgaben wie wild zusammen zu streichen. Nach einem Minus im Vorjahr von 20 Mrd. Euro ging es 2013 leicht aufwärts mit einem Ausgabenplus um 6 Mrd. Euro. Das ergab einen Fiskalimpuls von 26 Mrd. Euro (6 Mrd. minus -20 Mrd.). Wir reden hier nicht von...

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Sie läuft, die Katastrophe im Euro-Raum

Gut, die EZB versucht noch alles, um das Euroland vor der Rezession zu retten. Glauben wir den neuesten Zahlen zum Auftragseingang in der deutschen Industrie ist es dafür aber wohl längst zu spät. Notenbanker und Regierungen können die verschärfte Krise nur noch abfedern. Dürfen wir bereits die Wochen zählen, bis auch die Berliner Regierung den Notstand eingesteht? Vorbereitet sind sie ja wohl halbwegs, wie wir diese Woche in der „Zeit“ lesen können – dazu später mehr. Schauen wir uns also die Neubestellungen von deutschen Investitionsgütern an, sinnvollerweise als Jahresraten der laufenden Dreimonatsdurchschnitte und ohne Großaufträge – es geht um den langfristigen Trend. Der eine starke Monat in Juli hat nicht ausgereicht, dass wir auch nur den Hauch einer Trendwende im Euro-Raum spüren. Bei den Neuaufträgen aus dem Rest Eurolands ging es weiter abwärts von minus 0,8 und auf minus 1,2 Prozent im Juli. Noch sind wir zwar von Rückgängen wie zum Höhepunkt...

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Verwirrung um Amerikas Einkaufsmanager

Vielleicht wundert sich jemand, wie man nur so pessimistisch gegen den Strom schwimmen kann und all die klugen Berichte der Analysten in den Banken ignoriert, die derzeit doch nur eins zeigen: Der US-Wirtschaft geht es super, der Aufschwung in Amerika gewinnt an Fahrt – egal was da gerade in Europa passiert oder sonst wo auf der Welt. Der Einkaufsmanagerindex des ISM-Instituts für die US-Industrie ist doch gerade erst auf 59 Punkte gestiegen – größter Wert seit März 2011 und deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Wachstum voraus, so der Ausblick, den wir fast täglich zu hören und lesen bekommen. Morgan Stanley rechnet mit fünf weiteren Jahren Aufschwung – auch wenn der nicht üppig ausfallen soll. Aber 50 Prozent Kurssteigerungen im S&P500 dürften ja wohl noch drin sein bis Ende des Jahrzehnts, hieß es gestern. Nun sollten wir eine Rally an den Börsen wie Mitte der 90er Jahre zwar nicht unbedingt...

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US-Aufschwung steht weiterhin auf der Kippe

Die Rezessionsgefahr oder das Risiko, dass die US-Wirtschaft in eine Stagnation abrutscht, ist noch immer nicht gebannt. Das zeigt die zweite Schätzung zu den Wachstumszahlen in Amerika, mit der jetzt auch die Gewinne aus dem zweiten Quartal vorliegen. Bei nichtfinanziellen Unternehmen im Inlandsgeschäft sind sie im Frühjahr zwar kräftig angezogen. Nach drei Rückgängen in Folge stiegen die Profite um 10,6 Prozent im einfachen Quartalsvergleich – im Winter gab es noch einen Einbruch um 7,6 Prozent. Gleichwohl braucht jetzt niemand anfangen, von einem ewigen Aufschwung in den USA zu träumen – das sollte man sowieso nie. Bemerkenswert ist dennoch, dass mittlerweile die Gewinne wieder 1,4 Prozent über dem Niveau des zweiten Quartals 2013 liegen. Wie wir in den vergangenen Wochen (hier und hier) gesehen haben, sollten wir aber besser auf die durchschnittliche Gewinnquote oder –marge (vor Zinsen und Steuern) schauen. Denn die Veränderungen des Profitanteils am Gesamteinkommen (Bruttoinlandsprodukt) sagt mehr über die...

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Everybody knows the war is not over (Larry Summers’ secular stagnation edition)

Die Sorgen bei Politikern und Ökonomen wachsen von Tag zu Tag: Die große Industriestaaten könnten in eine „säkulare Stagnation“ geraten. Das heißt in eine Phase, in der kaum neue Jobs entstehen, - schlimme Jahre, die so nur einmal im Jahrhundert vorkommen. Die 1930er Jahre wären dann so eine Periode im 20. Jahrhundert gewesen und jetzt könnte ähnliches bevorstehen, so fürchten viele. Larry Summers macht dafür vor allem das niedrige Zinsniveau (nach Abzug der Inflation) verantwortlich, das nicht einmal ausreiche genügend Wachstum und neue Jobs zu schaffen. Bei einem Vortrag im Februar nannte er viele plausible Gründe dafür. Auch den, dass die Einkommensverteilung derzeit so ausfällt, wie sie nun mal ausfällt, und er präsentiert uns diese Grafik: Auch das Buch von Thomas Piketty enthält viele solcher Grafiken, die zeigen, wie die Ungleichverteilung der Einkommen und Vermögen wieder auf dem Niveau der 1930er Jahre angekommen ist. Komischerweise fragt sich aber kaum jemand, warum die Zinsen...

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Of course recessions are always unexpected, aren’t they?

For those of you who believe American manufacturing is currently experiencing a healthy recovery and the Federal Reserve could raise their interest rates at any point soon - please take a look at this chart: Usually profits always lead the business cycle, new orders for capital goods follow quickly and finally net investments run in the same direction. And if private net investments (as a share of income) turn negative (over a twelve months period) for a longer time, you can be quite sure that a recession begins within months. So it does not look good, neither for the US, Europe nor the global economy. But who or what can save the US recovery now?: A stock market boom, China's current account surpluses, massive new spending in construction or the Federal Reserve again? It is hard to see how this can happen now. In a previous post I described (in German) all...

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Warum Amerika dringend das neue iPhone braucht? Weil die Gewinne einbrechen

Seit voriger Woche wissen wir, dass neben dem Bau (wenig überraschend nach dem milden Winter) auch der Außenhandel das Frühjahrswachstum in Deutschland gebremst hat: „Die Exporte stiegen im Vorquartalsvergleich weniger stark als die Importe, sodass sich der Außenbeitrag (Exporte minus Importe) negativ auf die deutsche Wirtschaftsentwicklung auswirkte“, schreiben die Fachleute von Destatis. Und jetzt, im Sommer, wird es nicht besser geworden sein - daran gibt es keinen Zweifel. Denn bekannt ist, dass die Neubestellung in der deutschen Industrie aus dem Euro-Raum und von außerhalb gerade bei Investitionsgütern im Frühjahr regelrecht eingebrochen sind - was sich kaum mit dem Wetter oder Kriegen auf Welt erklären lässt. Und dann sinken seit Anfang Juli auch noch die Ölpreise – neben einem höheren Angebot ist vielleicht dann doch eher eine globale Konjunkturabkühlung unterwegs? Im vorherigen Beitrag habe ich grob verglichen wie es zuletzt mit der Nachfrage nach deutschen Waren aus Russland und den USA ausgesehen haben...

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Die Rezession beginnt in Amerika, nicht in Moskau („Georisiken“ sind die neuen „Gewinnmitnahmen“)

Warum kommt denn nur keiner darauf? Die deutsche Industrie hat in den vergangenen Jahren extrem vom Aufschwung in den USA profitiert, auch wenn der mickrig war. In Europa lag dagegen alles darnieder. Und nun brechen die Neuaufträge in der deutschen Industrie weg und vielen Analysten und Institutsökonomen fallen nur geopolitische Risiken ein, die dahinter stecken könnten. Jeder, der schon einmal einen Börsenbericht in der Zeitung gelesen oder geschrieben hat, kennt diese Floskel. Da wird ein Händler oder Analyst angerufen, der das Marktgeschehen kommentieren soll. Und wenn der ratlos ist und ihm nichts mehr einfällt, warum gerade an jenem bestimmten Tag die Kurse fallen, heißt es oft lapidar: Das waren Gewinnmitnahmen - irgendwas muss man ja sagen oder schreiben, selbst wenn einem nichts einfällt. Wer sich in letzter Zeit Konjunkturberichte oder Kommentare zum Aktienmarktgeschehen durchliest, wird dagegen häufig auf die Floskel stoßen, geopolitische Risiken hätten die Unternehmen oder die Anleger an den Börsen...

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Meine Stimme aus Wien: Unruhige Monate stehen uns bevor

Mein Leitartikel aus dem Wirtschaftsblatt vom 7. August 2014. „Geopolitische Risiken belasten nicht allein die Konjunktur im Euroland“ Für Geschäftsleute in Österreich bringt der Sommer keine Besserung der Aussichten. Fast überall bricht derzeit die Konjunktur weg. In Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner, sanken die Neubestellungen der Industrie zuletzt kräftig. Italien rutschte im Frühjahr wieder in die Rezession. Sicherlich dürfte der Konflikt zwischen der EU und Russland einige Exporteure verunsichert haben. Wirtschaftsverbände und Unternehmen berichten, Investitionsprojekte würden zurückgestellt oder ganz abgeblasen. Dennoch können geopolitische Risiken als einziger Grund für die Wirtschaftsschwäche in Deutschland und anderen großen Euroländern nicht wirklich überzeugen. Hatte sich doch der Rubel im Frühjahr gefangen, auch die russische Wirtschaft erholte sich vom Einbruch zu Beginn des Jahres. Der Export aus Österreich und Deutschland stabilisierte sich auch zwischenzeitlich, nachdem Rubelabwertung und schwaches Wachstum bereits 2013 die Nachfrage der Russen gedrückt hatten. Auffällig ist, dass die deutsche Industrie bei Investitionsgüterbestellungen aus dem Euroland den...

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