Auf zur nächsten Krisenklippe – das 7500 Mrd. Dollar-Problem der Weltwirtschaft

Die Anzeichen der kommenden Krise sind für einige Fachleute nicht mehr zu übersehen: Immobilienblasen in Kanada und Skandinavien; Brasilien erlebt einen Konsumboom auf Pump. Seit 2007 hat der Schweizer Franken rund 30 Prozent und der japanische Yen knapp 50 Prozent an Wert gewonnen. Getreidepreise schwanken an den Terminbörsen wie wild hin und her. Die Aktienindizes in Deutschland und den USA fiebern längst wieder den Höchstständen aus den Tagen vor der Finanzkrise entgegen. Wer regelmäßig auf die Entwicklung an den globalen Finanzmärkten schaut, dem kann schon sehr mulmig werden. Manch einer blickt sich verwundert um, wo nur die Konjunkturüberhitzung bleibt, die man in früheren Zeiten mit nahenden Übertreibungen an den Märkten verbinden konnte. Ein oft gehörtes und sehr beliebtes Märchen, das diese unguten Gefühle erklären soll, geht so: Die Notenbanken in den USA, Euroland, Großbritannien und Japan lassen sich vor den Karren der Regierungen spannen und überschwemmen die Märkte mit billigem Geld. Weil...

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Deutschlands wundersame Hardcore-Sixpack-Diät

Es ist amtlich: Deutschland hat 2012 eine Schwelle überschritten, die im EU-Scoreboard „zur Vermeidung und Korrektur makroökonomischer Ungleichgewichte“ (Sixpack) als Grenzwert vorgesehen ist. Die Bundesbank hat am Dienstag die Leistungsbilanzdaten für Dezember veröffentlicht. Demnach lag der Überschuss vergangenes Jahr bei 6,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – erlaubt sind aber nur 6 Prozent. Muss Deutschland nun Sanktionen fürchten, wenn es drei Jahre diese Schwelle überschreitet? Natürlich nicht, denn der Überschuss mit dem Euroland schrumpfte in den zwölf Monaten bis einschließlich des dritten Quartals 2012 bereits auf weniger als 2 Prozent. Durchaus verkraftbar, könnte man meinen - Hauptsache man kann das Sixpack erkennen: „Das Überschreiten eines oder mehrerer Schwellenwerte führt nicht zwangsläufig zu weiteren Verfahrensschritten.“ Das vermeintliche Diät-Hardcore-Camp entpuppte sich für Deutschland dabei als bequeme Wohlfühl-Luxusloge: Weil überall in Euroland gespart wird, Unternehmen und Verbraucher ihre Verschuldung abbauen, fällt die Nachfrage überall um Deutschland herum. Das hat zur Folge, dass dort die Importe und...

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Oh my God! They killed China! oder Hurra, wir haben wieder Leistungsbilanzüberschuss mit der Volksrepublik

Die erste Runde im laufenden Währungskrieg geht schon einmal ganz klar an Deutschland. Eine besonders eigenartige Kuriosität: Seit Frühjahr 2012 weist dieses Land wieder einen Überschuss in der Leistungsbilanz mit China aus - erstmals seit 1989. Auch der Überschuss mit den südasiatischen Schwellenländern springt derzeit von Rekord zu Rekord, der Exportüberhang erreicht Höhen, wie sie zuletzt kurz vor der Asienkrise 1997/1998 gesehen wurden. Überschüsse ausgerechnet im Hinterhof der globalen Industrie, der die Welt seit Jahren mit billigen Waren überschwemmt! Das hat Folgen: Deutschland ist deswegen auf die Absatzgebiete in seinen Nachbarländern immer weniger angewiesen und kann deswegen den Euro-Ländern überharsche Austeritäts- und Reformprogramme aufdrängen. Bereits seit vergangenem Sommer liegen die Überschüsse mit Amerika und Asien erstmals seit 2003 wieder über denen mit Europa (Euroland ist schon seit Anfang 2012 abgehängt). So wie die Deutschen vor der Finanzkrise mit ihren Überschüssen (also der Ersparnis einiger Weniger) die Kreditexzesse in der Euro-Peripherie angeheizt haben,...

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Gute Zinsen, schlechte Zinsen

Irgendwie mag wohl niemand so richtig glauben, was gerade in Euroland vor sich geht. Soll das plötzlich alles vorbei sein mit der Schuldenkrise - überall reden alle nur noch von Entspannung oder sogar von einer "EURphoria". Höchstens noch eine ungezügelte Euro-Aufwertung erscheint als Schreckgespenst am Horizont. Sonst haben sich die Anleger an den Anleihemärkten beruhigt, und auch die Unternehmen in einigen Krisenländern fassen langsam wieder Tritt. Dabei hat EZB-Chef Mario Draghi eigentlich noch eins drauf zu setzen, wenn er am Donnerstag nach der EZB-Ratssitzung vor der Presse tritt: Endlich kommt seine Londoner Garantieerklärung vom Sommer 2012 auch in der Realwirtschaft an - also bei den Unternehmen. Besonders in Spanien dürften die Firmen sehr erleichtert sein, dass sie wieder deutlich günstiger an frische Kredite kommen. Schauen wir uns - wie schon im Januar - die Lieblingszinsen von EZB-Direktor Jörg Asmussen an. Die hat er immer dann hervorgeholt, wenn er seinen Zuhörern zeigen...

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Die erste Draghi-Kugel ist wieder drin

So schnell kann es gehen. Die "Dicke Bertha" ist zur Hälfte wieder eingesammelt. So hatte EZB-Chef Mario Draghi die beiden außerordentlich langen Geldleihegeschäfte mit den Banken im Dezember 2011 und Februar 2012 genannt, die auf seine Initiative aufgelegt worden waren. Und Draghi war es auch, der im vergangenen Sommer mit seiner Garantieerklärung für die Staatsanleihemärkte die Krise zumindest vorübergehend abklingen lassen hat. Unterm Strich stieg Ende 2011 und Anfang 2012 die ausstehende EZB-Darlehenssumme an die Banken um rund 450 Mrd. Euro. Daraufhin stieg die Überschussliquidität (was das ist, habe ich hier erklärt) im Euro-System erst von rund 300 Mrd. Euro auf knapp 470 Mrd. Euro Anfang 2012 und dann ab März auf rund 770 Mrd. Euro. Aktuell liegt sie wieder bei gut 450 Mrd. Euro - nachdem die Banken seit dieser Woche die dreijährigen Darlehen erstmals vor Ende der Laufzeit wieder zurückzahlen dürfen. Was lernen wie draus? Erstens: Überschüssige Geldreserven wieder einzusammeln, kann...

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Deutschlands Exportboom im Kriegsgebiet

Die halbe Welt redet mal wieder über Währungskrieg. Notenbanken stopfen ihre Banken mit sinnlosen Geldreserven voll, indem sie ihnen Anleihen abkaufen. Wenn sie Glück haben, drücken sie damit nicht nur die Zinsen sondern auch den Wert ihrer Währungen. Das ist allerdings gar nicht ausgemacht, und ob sich die Exporteure dieser Länder über frischen Wind im Geschäft freuen können, ist doch eher zweifelhaft. Wer sich aber so was von freut, das sind ausgerechnet die Ausfuhrfirmen aus Deutschland. Ausgerechnet aus dem Land, wo die größten Inflationshysteriker in der Notenbank sitzen - und nicht nur da. Ausgerechnet aus dem Land, wo die Regierung stolz vor steigenden Steuereinnahmen berichtet und sich darauf vorbereitet, nie wieder neue Darlehen aufnehmen zu wollen. Ausgerechnet das Land, wo der Staat es sich leisten kann, seine Zukunftsinvestitionen um ein Zehntel zu streichen. Ausgerechnet dieses Land bekommt einen kräftigen Wachstumsschub via Geld(reserve)-Drucken der Währungshüter. Um ganze 20 Prozent stiegen im ersten Dreivierteljahr 2012...

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Oh Deutschland, Deine Janusköpfe!

Wer sich jetzt in Deutschland über angebliche Währungskriege aufregt und sich so sehr davor fürchtet, der sollte sich einmal anschauen, woher die deutschen Exporterfolge der jüngsten Zeit kommen. Den Einbruch im restlichen Euroland machten die Ausfuhrunternehmen mit kräftigen Zuwächsen überall dorthin wett, wo Notenbanken und Regierungen ihre Wirtschaft in Gang bringen und der Trend wird anhalten. Auch wenn man lange darüber streiten kann, wie effektiv etwa die Anleihekäufe durch die US-Notenbank sind, eins ist Fakt: Deutschland steuert im Außenhandel längst wieder in gefährlichen Gefilden, wie die Ifo-Forscher vor wenigen Tagen verraten haben. Wie es scheint, ist vielen Deutschen durchaus klar, dass Leistungsbilanzungleichgewichte die riesigen Kreditblasen mit verursacht haben, deren Folgen wir noch immer ausbaden. Doch wenn es hart auf hart kommt und es darum geht, Ungleichgewichte abzubauen, dann stecken hier noch immer viele Menschen lieber ihren Kopf in den Sand oder sie stellen sich sonst wie taub und stumm. Leistungsbilanzungleichgewichte haben immer...

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Die haben den Schuss noch nicht gehört – Staat fährt ein Zehntel seiner Bauinvestitionen zurück

Was ist nur mit dieser Bundesregierung los. Fast ganz Europa ächzt unter Sparprogrammen, die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien oder Griechenland steigt von Rekord zu Rekord. Selbst die deutsche Wirtschaft spürt es längst, dass Familien und Singles im Süden und Westen Eurolands mit ihren leeren Haushaltskassen keine deutsche Autos kaufen. Doch die Bundesregierung hatte 2012 nichts besseres zu tun, als die Staatsausgaben zusammenzustreichen, so als gäbe es kein Morgen mehr. Berlin sonnt sich als europäischer Musterschüler im mittlerweile dritten Euro-Krisenwinter. Am Ende gingen die Schatzmeister in Bund, Ländern, Kommunen und den Sozialversicherungen 2012 mit einem kleinen Überschuss von 2,2 Mrd. Euro aus dem Jahr. Das Bittere daran ist nur: Dafür mussten die staatlichen Investitionen um 3 Mrd. Euro sinken, wie gut versteckte und bisher unbeachtete Zahlen des Statistikamtes zeigen. Das ist nicht nur peinlich, die Bundesregierung stellt damit die Zukunft Deutschlands und Eurolands aufs Spiel. Wer dieses Blog vergangene Woche besucht hat, erinnert sich vielleicht noch...

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Das Nichtwährungssystem, die niedrigen Zinsen und was Deutschland tun kann

Also sind es doch nicht nur die extrem niedrigen Leitzinsen der Zentralbanken, die die Welt ins Verderben stoßen? Vergangenen Sommer kurz vor der jährlichen Notenbankertagung in Jackson Hole war es mal wieder soweit: William White, Ex-Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, legte seine neueste Generalabrechnung mit der ultralockeren Geldpolitik in so vielen Regionen der Welt vor. Während es schon sehr merkwürdig ist, die Ursachen für die Große Finanzkrise allein auf die niedrigen Zinsen zurückzuführen, lässt das heutige Interview mit White in der NZZ aufhorchen. Bemerkenswert ist auch, welche Ratschläge er den Deutschen gibt. Das Ausmaß der Finanzkrise wäre wohl niemals so groß gewesen, hätten nicht die Chinesen und die Öl exportierenden Länder mit ihren Exportüberschüssen den gefährlichen Kreditboom in den USA erst angeheizt. Allein seit der Jahrtausendwende sind aus diesen Ländern rund 5000 Mrd. Dollar nach Amerika geflossen, die dort vor allem in angeblich „risikolosen“ Wertpapieren angelegt wurden. Diese Billionenströme drückten die...

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Chinas Devisenfeldzug versandet in der Wüste Gobi

Es soll Leute in Banken oder Fondsgesellschaften geben, denen die China-Euphorie nie vergeht. Besonders, wenn es um den Aufstieg des Renminbi zur Weltwährung geht. Mit exponentiellen Wachstumskurven zogen sie 2011 durchs Land und priesen all die vielen schönen neuen Anlageprodukte, die jetzt in der „Währung des Volkes“ aufgelegt werden. Dabei ist klar, dass Chinas Führung den Kapitalmarkt künftig nur vorsichtig und langsam öffnen wird. Pekings Eroberungsfeldzug in die Welt der Devisen steckt noch immer fest. Nach explosionsartigen Zuwächsen in den Jahren 2010 und 2011 (mehr als 500% Wachstum in den ersten Monaten) stagniert das Wachstum der Renminbi (RMB)-Liquidität - vorallem in Hongkong. Die Deutsche Bank hat folgende schöne Übersichten zusammen gestellt, wobei sie dort nicht allein die RMB-Konten betrachten sondern auch Geldmarktpapiere wie Einlagenzertifikate (Certificate of Deposit, CD) berücksichtigen: Und hier die Wachstumsraten - seit dem Frühjahr 2012 praktisch bei null: Nimmt man noch andere Offshore-Zentren für Renminbi-Geschäfte dazu (Singapore, Taiwan und London)...

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