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Verkraftbare CDS-Risiken in Europa

Lange galten sie den Regierungen und selbst den Banken im Euro-Raum als größter Unsicherheitsfaktor eines erzwungenen Schuldenerlasses in Griechenland: die Risiken, die aus den Kreditausfallderivaten (den Credit Default Swaps, CDS) entstehen können. Bis zum Sommer hatte niemand einen Überblick, wie viel die einzelnen Institute davon abgeschlossen hatten. Das hat sich aber längst geändert.

Sorgen bereitete lange Zeit, dass weder bekannt war, was auf der positiven Seite steht, wenn Banken Absicherungsschutz erworben haben (Protection Buyer) noch dass bekannt war, was auf der negativen Seite steht, wenn Banken Schutz bieten (Protection Seller) und was jene im Fall des jetzt eingetretenen Kreditereignisses maximal zahlen müssen. Noch zu gut erinnerten sich viele daran, wie sich der Versicherungskonzern AIG damit verzockt hat, indem er zu einseitig Schutz auf schrottige Immobiliendarlehen (Subprime) verkauft hatte. Und so fürchteten viele in der Finanzbranche, dass ähnlich wie bei AIG nun wieder ein Finanzkonzern in Wanken geraten könnte.

Das hat sich aber seit Dezember geändert. Damals wurden die Stresstest-Daten der europäischen Bankenaufsicht (EBA) zum 30.09.2011 veröffentlicht. Und sie zeigen, dass sich die großen Player unter den Banken sehr gut mit Gegengeschäften abgesichert haben. Zwar verkaufte die Deutsche Bank bis dahin CDS-Schutz für 4,420 Mrd. Euro, gleichzeitig erwarb sie jedoch CDS-Schutz für 4,324 Mrd. Euro. Macht netto eine Risikoposition von nur 96 Mio. Euro.

Und wer weiß, welchen Schnitt die Deutsche Bank daraus erzielt hat, dass sie Unterschiede in den CDS-Prämien ausgenutzt hat – so wie wahrscheinlich etliche Hedgefonds. Denn wer zum Beispiel CDS-Schutz für 100 Basispunkte (1 Prozentpunkt) gekauft und für 200 Basispunkte (2 Prozentpunkte) verkauft hat, kann aus der Differenz einen schönen Gewinn erzielen.

Denn in diesem Beispiel zahlt die Bank bis zum Kreditereignis zwar quartalsweise Gebühren, die 1 Prozent der absicherten Summe im Jahr ausmachen, gleichzeitig bekommt die Bank jedoch eine Summe von 2 Prozent als Absicherungsgebühr ausgezahlt. Macht eine Marge von 1 Prozentpunkt im Jahr – wäre allein bei der Deutschen Bank ein Gewinn von rund 40 Mio. Euro oder entsprechend mehr, wenn die Marge noch größer ausfällt.

Ohne die griechischen Banken und die staatlichen Bad Banks (die keine Kreditinstitute sind) müssen Banken in Europa unterm Strich maximal 1,140 Mrd. Euro nun für die ausgefallenen Anleihen aus Griechenland zahlen – das dürfte verkraftbar sein. Andere Häuser, die sich abgesichert hatten, bekommen maximal 0,596 Mrd. Euro ausgezahlt – egal ob sie die Anleihen besitzen oder nicht. Der Derivateverband ISDA muss jetzt noch am 19. März bestimmen, wie hoch der Restwert aus den Anleihen ist. Danach richtet sich, wie viel der versicherten Maximalsumme tatsächlich ausgezahlt wird.

Hier die Übersicht für die europäischen Banken aus dem Stresstest (zum Vergrößern auf das Bild klicken):

http://wirtschaftswunder.ftd.de/2012/03/10/cds-risiken-europa/

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