Lebt Deutschland in einer Auftragsblase?

Ach, wenn doch dieses Konjunkturjahr nur genauso verlaufen würde wie das vorige. 2017 sind die Investitionen zum Beispiel in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren sehr stark gestiegen. Von Boom oder Überhitzung fehlt allerdings weiterhin jede Spur, wenn wir die Konjunkturzyklen seit der Jahrtausendwende als Vergleich heranziehen. Wie das deutsche Statistikamt Destatis mitteilt, sind die Ausrüstungsinvestitionen um 3,5% gestiegen. Da Destatis die eigenartige Tradition pflegt, die jährlichen Daten nicht um die unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen zu bereinigen, müssen wir das selbst tun. Mit bestem Dank an die Bundesbank, die mir die Daten dafür zugeschickt hat, komme ich auf ein Plus von 4,2% – 2017 wurde schliesslich ein paar Tage weniger gearbeitet als 2016. Zuletzt war der Zuwachs 2014 mit 5,8% stärker, 2016 lag er im Jahresdurchschnitt bei 2%. Von einem Boom kann man in Deutschland aber erst ab Wachstumsraten der Ausrüstungsinvestitionen von rund 10% sprechen, wie wir gleich noch sehen werden....

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Die wahre Blase kommt immer aus der Realwirtschaft

In Deutschland geht wieder einmal die Furcht um, die Wirtschaft könne überhitzen. Für Zeitungen wie die FAZ ist das bereits seit mehr als einem Jahr klar – was aber eher mit dem Begehren nach einer strafferen Geldpolitik zu tun haben dürfte als mit Fakten. Fakt ist, dass die Daten derzeit die Konjunkturbeobachter eher zu verwirren scheinen, denn die Inflationsrate hält sich weiterhin im Rahmen – zwischen 1,5% und 2%, was eigentlich nach landläufiger Meinung gegen eine Überhitzung spricht. Auf der anderen Seite lasten aber vor allem die Industrieunternehmen ihre Kapazitäten (also Maschinen, Geräte, usw.) stärker aus, was wiederum tatsächlich eine heisslaufende Konjunktur signalisieren könnte. Ein Blick auf die Dienstleister zeigt allerdings bereits nachlassenden Schwung. Die Verwirrung scheint komplett. Aber was stimmt denn nun? Kommt der Boom jetzt noch, oder läuft der Aufschwung bereits langsam aus? ...

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Trump hat verdammtes Glück mit dem Wachstum

Wenn allem Anschein nach alles gut läuft in der Weltwirtschaft, könnte es für Konjunkturbeobachter fast schon langweilig werden. Die erfreulichen Wirtschaftsdaten der vergangenen Monate – besonders aus Europa – fangen an, mich einzulullen. Worüber ich mir noch vor einem Jahr Sorgen gemacht habe, daran kann ich mich heute kaum noch erinnern. Aber das soll hier keine Rolle spielen, vielleicht gehört das zu einem globalen Aufschwung dazu, genau wie die überbewerteten Aktienmärkte oder andere lustige Blasen. Der letzte synchrone Aufschwung der Weltwirtschaft liegt nun auch schon rund zehn Jahre zurück. Wer kann sich daran noch erinnern? Auf jeden Fall eine gute Gelegenheit, dass wir uns in einer Miniserie die Anatomie der amerikanischen Aufschwünge etwas genauer anschauen. Ein Grund, warum wir uns heute alle vielleicht etwas weniger Sorgen machen können: Die USA haben die Wachstumsdelle, die 2015 begonnen hatte, überwunden. Doch so richtig mag das schöne Szenario einer Rückkehr zur Normalität noch nicht überzeugen....

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Eine Konjunktur-Enttäuschung bahnt sich an

Und dann haben wir noch den Rest des Währungsgebietes. Wie wir gleich sehen werden, hat der jüngste Investitionsschub hier zuletzt eine kleine Pause eingelegt. Die Bestellungen von Investitionsgütern aus Deutschland sinken schon etwas länger, was allerdings nach einem starken Anstieg nicht ungewöhnlich ist. Zuvor hatten die übrigen Euroländer im Jahr 2016 noch eine schöne Konjunkturerholung hingelegt und es endlich geschafft, den Einbruch nach der Finanzkrise zu überwinden. Doch jetzt wird es mit der Investitionspause wieder spannend, wenn wir davon ausgehen, dass die Bestellungen bei den deutschen Produzenten tatsächlich ein gutes Konjunkturbild vom Rest des Eurolands zeichnen – denn was wir derzeit noch nicht wissen ist, ob dieser Stopp bei den Neubestellungen nur eine kurze Verschnaufpause ist. Sollte dem so sein, würden die Euroländer bald eine neue Aufwärtswelle starten, die dann auch den Aufschwung in die Länge zieht. Dies wäre die positive Sichtweise. Die negative Sichtweise ergibt sich aus der folgenden Beobachtung: In...

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Wie der Ölpreisschock doch keine US-Rezession auslöste

Es ist schon beeindruckend, wie die Investitionen in den USA seit Ende 2016 zurückkommen. Seit Sommer 2015 hatte sich zuvor in der amerikanischen Volkswirtschaft ein markanter Abwärtstrend im Kapitalaufbau abgezeichnet: Die Ausgaben der Amerikaner für neue Maschinen und Anlagen sowie Wirtschaftsgebäude oder Patente stiegen langsamer als die Gesamtausgaben. Einige Volkswirte und Konjunkturbeobachter (wie zum Beispiel ich) sahen auch deswegen bereits die nächste Rezession am Horizont heraufziehen. Doch nichts passierte. Im Gegenteil: Die US-Unternehmen schufen weiterhin neue Stellen, was die Nachfrage nach amerikanischen sowie importierten Gütern und Dienstleistungen in den USA immerfort wachsen liess. Der Stellenaufbau schwächt sich seitdem zwar ab – die Jahresrate ist von 2,1% Anfang 2015 auf zuletzt nur noch 1,4% im September (Durchschnitt der beiden Erhebungen) gesunken –, dennoch trug er mit dazu bei, dass die Weltwirtschaft diese schöne synchronisierte Erholung in diesem Jahr erlebt. Ob daraus tatsächlich ein längerer Aufschwung wird, ist derzeit noch unklar – zumindest die...

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Der Ölpreis drückt Gewinne und Kurse in Deutschland

So richtig klar ist es noch nicht, warum die Gewinnmargen der Unternehmen in Deutschland zuletzt gesunken sind. Im Prinzip kommen dafür nur zwei Erklärungen in Frage: Die Unternehmen sind mittlerweile auf dem Binnenmarkt und im Exportgeschäft an einem zyklischen Höhepunkt angelangt, ab dem sich die Profitabilität durch Investitionen in Produktivität (Maschinen, Anlagen usw.) nicht mehr steigern lässt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Kostenbasis der Unternehmen gestiegen ist. Denn legen wir die Veränderung des Handelsbilanzsaldos über die der Gewinnquote, dann fällt auf, dass beide zuletzt einen bemerkenswerten Gleichlauf aufweisen. In den zwölf Monaten bis Juni lag der Leistungsbilanzüberschuss, der zum Grossteil aus dem Handelsbilanzüberschuss besteht, bei 7,8% des Bruttoinlandprodukts. Das war ein Prozentpunkt weniger als in den zwölf Monaten, die im Juni 2016 endeten. Das Ifo-Institut in München schätzt, dass sich der Leistungsbilanzsaldo im gesamten Jahr 2017 nun aber bei 7,9% einpendeln wird – was heissen würde, dass der Abbau des Überschusses damit...

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Wenn die Erholung der Weltwirtschaft doch nicht zum Aufschwung führt

Bislang ist die sinkende Profitabilität der Unternehmen nur eines von vielen Risiken für die Erholung in Deutschland. Die Wachstumszahlen im ersten Halbjahr sahen in vielen europäischen Volkswirtschaften sehr erfreulich aus, und die Hoffnung wuchs, dass gerade in den südlichen Euroländern und in Frankreich die Arbeitslosigkeit weiter sinken könnte. Doch bereits sind erste Signale erkennbar, dass diese Erholung eventuell ihren Zenit überschritten hat. Wie es weitergeht, lässt sich am besten erkennen, wenn wir uns die Neubestellungen von Investitionsgütern in Deutschland anschauen. Dank der starken Stellung der deutschen Exporteure auf dem Weltmarkt vermitteln diese Daten einen guten Eindruck davon, wie es nicht nur um die deutsche Wirtschaft steht, sondern auch um den Rest des Euroraums sowie die Weltwirtschaft. Gestern wurden die Juli-Daten veröffentlicht, sie lassen vorerst nicht wirklich Gutes hoffen. Dabei sieht es in Deutschland eigentlich noch nicht einmal so schlecht aus. Wie wir wissen, liefert das deutsche Geschäftsklima Monat für Monat ein recht...

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Meckern auf hohem Konjunkturniveau

In den vergangenen Wochen hat sich das konjunkturelle Weltbild kaum verändert. Deswegen ist es auch etwas ruhiger geworden hier im Blog. Mit den Veröffentlichungen der Quartalszahlen zum Bruttoinlandprodukt, gerade erst in Deutschland, sieht es nun aber wieder anders aus. Zwar erzählen uns die Daten eher etwas über das abgelaufene Frühjahr, doch können wir darin oft sehr interessante Details zu den Trends erkennen, die diesen Sommer bis zum Jahresende noch prägend sein werden. Keine Frage: Die grossen Zentren der Weltwirtschaft in Nordamerika, Europa und Ostasien schaukeln sich derzeit in einem synchronisierten Aufschwung gegenseitig nach oben. Und wie EZB-Direktor Benoît Cœuré in einer Rede Anfang Juli mit mehreren Grafiken (pdf) sehr ausführlich dargestellt hat, hatte das Anleihenaufkaufprogramm der EZB (QE) anscheinend seinen Anteil daran. Allerdings stellt sich die Frage, wie lange dieser schöne globale Aufschwung noch anhalten kann. Sinkende Exportüberschüsse drücken die Margen in Deutschland Nicht nur die extrem hohen Bewertungen an den Aktienmärkten lassen...

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Real- und Geldwirtschaft: Wenn jetzt Aktien korrigieren, wird es weh tun

Vor einem Monat haben wir hier im Blog das State-of-Swing-Aktienbewertungsmodell vorgestellt. Es zeigt, an welchen volkswirtschaftlichen Grössen sich die Marktkapitalisierung in Deutschland (praktisch wie durch eine unsichtbare Hand geleitet) orientiert. Die Idee dazu kommt aus den USA, wo der Grossinvestor Warren Buffett vor Jahren einmal die Marktkapitalisierung mit dem Bruttoinlandsprodukt verglichen und dieses Verhältnis als vielleicht besten Bewertungsindikator des Gesamtmarktes ausgemacht hat. Die Marktkapitalisierung (Kurs mal Anzahl der Aktien) ist zunächst nur ein fiktiver Wert. Wenn in Deutschland die neuesten Bundesbankzahlen zeigen, dass im Juni 33 Mrd. € an Börsenwert der nichtfinanziellen Unternehmen vernichtet wurde, hat das im Prinzip noch keinen allgemeinen Negativeffekt gehabt – eben nur für die Anleger, die mit Verlusten verkauft haben. Da wir hier aber monatliche Schwankungen glätten, ist der fiktive Kapitalverlust im Dreimonatsdurchschnitt noch nicht so gut erkennbar. Die unterschiedliche Grösse der Marktkapitalisierung in den USA und in Deutschland hängt von verschiedenen Faktoren ab, die wir hier...

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Aufwärts wird die Luft zwar dünner, nur heisser wird es nimmer

Wer in Deutschland vor einer Überhitzung warnt, will damit eigentlich die EZB für ihre angeblich zu lockere Geldpolitik kritisieren. Andere rechtfertigen damit seit fast einem Jahr, dass deutsche Politiker es nicht auf die Reihe kriegen, den Verfall der öffentlichen Infrastruktur aufzuhalten. Schliesslich dürfe der Staat nicht noch eine heisslaufende Wirtschaft anheizen. Zugleich wissen aber selbst die Warner (z.B. der Sachverständigenrat, pdf - Seite 17, oder das Kieler Institut für Weltwirtschaft, pdf - Seite 18) nicht, wann wir in Deutschland wieder einmal Preiszuwächse von dauerhaft um die zwei Prozent erwarten könnten. Das wirkt unfreiwillig komisch. Leiten diese Ökonomen doch die angeblichen Überhitzungs- und Inflationsgefahren gerne aus dem Potenzialwachstum ab. Damit meinen sie allerdings nichts, was sich unmittelbar messen und beobachten lässt. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine gedankliche Konstruktion, wonach eine Volkswirtschaft wachsen kann, ohne dass dabei Inflations- noch Deflationsgefahren aufkommen. So definieren es zumindest die Fachleute der Bundesbank. Die Mehrheit im...

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