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Meine Stimme aus Wien: Gefährliche Steuersenkungsfantasien

Was für Unternehmen gilt, stimmt mitunter auch für ganze Standorte.

Nur wer in zukunftsfähige Geschäfte investiert, wird im Wettbewerb bestehen können. Das, was gerade in Deutschland abläuft, erinnert fatalerweise aber an manches Unternehmen, das alle Warnrufe von Branchenkennern oder sogar aus der eigenen Belegschaft einfach mir nichts, dir nichts in den Wind schlägt und fröhlich weiter in bereits gescheiterte Geschäftsmodelle investiert. Bitter natürlich für so manche Belegschaft.

Bitter für die Kinder und Kindeskinder der berufstätigen Deutschen ist das Versagen ihrer öffentlichen Haushalte. Investruinen in Berlin und Hamburg verschlingen Milliarden. Gleichwohl feiert Finanzminister Schäuble munter Überschüsse, schließlich will er der Enkelgeneration weniger Schulden hinterlassen. Doch während viele die schwarze Null bejubeln, verrotten überall im Land Brücken, Straßen und Schulen. Der Wertverlust durch ausgebliebene Ersatzinvestitionen in die öffentliche Infrastruktur summiert sich bereits auf gewaltige 67 Milliarden €. (Anmerkung: Nach neuesten Zahlen sind es bereits 69 Mrd. €).

Da mutet die Steuersenkungsdebatte im Nachbarland geradezu grotesk an. Und gefährlich für Österreich: Denn die tatsächliche Steuerlast deutscher Unternehmen liegt bereits rund zehn Prozentpunkte (gemessen an den Nettoüberschüssen) unter dem Eurodurchschnitt. Österreich kommt auf erheblich mehr. Wenn jetzt aber ausgerechnet Wien als Vorreiter für die Maschinensteuer auftritt, die auf genau diese Nettoüberschüsse Abgaben erheben will, kann das auch für dieses Land wie bei so manchem Unternehmen nur nach hinten losgehen.

Dieser Beitrag erschien als Leitartikel im WirtschaftsBlatt vom 26. August 2016.

Foto: Flickr/Alan Cleaver/(CC BY 2.0)

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  • Klaus-Dieter Heise

    Eine techn. Anmerkung:
    Bei mir läßt sich beim besten Willen kein PDF aus vorliegendem Text erzeugen.
    Ergebnis ist immer verstümmelt.
    Auch Text-Dateien lassen sich mit bestimmten Grafiken nicht erzeugen.
    Können Sie das fertige PDF-Dokument nicht erzeugen und als Download zur
    Verfügung stellen? Wäre schön.
    Manches ist ja aufhebenswert.

    Übrigens, hatten DIW und andere nicht ein deutlich höheres Infrastrukturdefizit
    für DE errechnet?

  • André Kühnlenz

    Danke für den Hinweis. Ich habe mal schnell ein Plugin installiert, dass erstmal helfen sollte (siehe Button unter dem Text). Ich bin noch auf der Suche nach einem Plugin, das auch interaktive Grafiken exportiert.

    Zu den Berechnungen des DIW: Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, berücksichtigen die auch die entgangenen Neuinvestitionen (gemessen am Durchschnitt der Euro-Zone in % des BIP). Entsprechend gibt es natürlich ein weitaus höheres Infrastrukturdefizit.

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