Negativzins – die neue Parkgebühr des Bundes

Kurzlaufende Schuldverschreibungen aus Deutschland sind so stark gefragt, weil Investoren ihr Geld nicht zu Banken tragen wollen. Anleger akzeptieren sogar eine negative Verzinsung, sie zahlen eine Gebühr, wenn sie die Papiere erwerben. Doch wie funktioniert das überhaupt, wie kommt ein Negativzins zustande und auf welchen Gewinn können Anleihezeichner dennoch hoffen? Eine Erklärung. Den 23. Januar wird sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) vermutlich rot im Kalender angestrichen haben. Denn dann steht die nächste Versteigerung unverzinslicher Schatzanweisungen an, mit der der Bund 3 Mrd. Euro hereinholen will – und bei der Schäuble womöglich erneut von den Anlegern noch Geld obendrauf bekommt. So wie vor knapp zwei Wochen, als der Bund über die Finanzagentur in Frankfurt Geld für sechs Monate einsammelte. 25 Banken zeichneten sechsmonatige Schuldverschreibungen, im Fachjargon „Bubills“ genannt, für 3,9 Mrd. Euro. Dabei überwiesen diese „Primärhändler“ – Banken, die direkt mit dem Bund Geschäfte machen – erstmals in der deutschen Geschichte Geld zusätzlich...

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Der Euro geht unter, wenn Griechenland austritt

Abwertung, Bankenkrise und Überschuldung: Einige Ökonomen und Politiker sehnen sich ein Ende mit Schecken für Hellas herbei, um den Rest der Eurolands zu schützen. Doch ein Austritt Griechenlands wäre das Ende der Gemeinschaftswährung – keine schönen Aussichten für viele Deutsche. Es war ein großer Fehler von Merkozy, damit öffentlich zu drohen.Ach wäre es doch nur so einfach, diese Schuldenkrise zu beenden. Nicht wenige stellen sich die Lösung ungefähr so vor: Griechenland  tritt freiwillig aus dem Euro aus, dann bräuchten wir viele Milliarden weniger für den Rettungsschirm, der halbwegs gesunde Banken und Länder wie Spanien und Italien vor der Krise abschirmen soll. Endlich wäre es vorbei mit den nervigen Euro-Gipfeln, die jedes Mal doch nur Katerstimmung hinterlassen. Doch leider haben diese Gedanken einen gefährlichen Haken – egal ob sie eher aus einem Bauchgefühl heraussprudeln oder ob jemand viele schöne Argumente findet, um ein Ende mit Schrecken für Griechenland zu begründen. Diese Szenarien...

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Mit flexiblen Regeln in die Fiskalunion

Gläubiger sollten ab einer bestimmten Schwelle über die Neuverschuldung von Euro-Staaten mit entscheiden. Dabei könnten deutlich flexiblere Regeln für eine Fiskalunion herauskommen als es sich so Mancher derzeit noch vorstellt. Die Staaten würden genügend Spielraum bekommen und gleichzeitig wären solide Staatsfinanzen gesichert. Ein Vorschlag. Auf den ersten Blick wagt sich die Bundesbank seit dieser Woche erstmals in die unsicheren Gefilde einer Fiskalunion mit Eurobonds vor. Doch bei genauerem Hinsehen, schwebt den Währungshütern dabei ein viel zu starres Korsett für die Gemeinschaft vor, deren Grenzen drohen schon nach kurzer Zeit von einem noch zu gründenden Euro-Parlament wieder aufgeweicht zu werden. Dabei reichen eigentlich ein paar einfache mehr oder weniger aufwendige Kniffe aus, um die sehr strengen Anforderungen unserer Währungshüter zu erfüllen und gleichzeitig den Staaten noch genügend Spielraum für eigenständiges Schuldenmanagement zu lassen. Bundesbankchef Jens Weidmann hat in seiner Rede vergangenen Dienstag vor dem aktuellen Durchwursteln in der Euro-Rettung gewarnt. Die Notenbanker fürchten...

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Die Eurobonds sind tot – es leben die Eurobonds!

Grundsätzlich gibt es drei Varianten, wie Gemeinschaftsanleihen eingeführt werden können. Eine ist sehr teuer und bekommt wohl ein schlechtes Rating. Eine andere bräuchte Verfassungs- und Vertragsänderungen im Euro-Raum, was lange dauert. Die dritte wurde vom Bundesverfassungsgericht vergangene Woche ausdrücklich bestätigt, ließe sich sehr schnell starten und wäre zudem auch gar nicht so teuer. Herr Kraemer von S&P verwies darauf, dass Eurobonds, bei denen jedes Land mit seinem EZB-Kapital haftet, das Rating des schwächsten Mitgliedstaates bekommen würden - also aktuell Griechenlands "CC". Auf diese Konstruktion bezog sich auch das Ifo-Institut, als es Mehrkosten für Deutschland von 33 bis 47 Mrd. Euro im Jahr errechnet hatte. Diese Variante können wir also schon einmal streichen, vielen Dank an die Ifo-Leute für die Berechnungen. Für die Konstruktion, in der alle Staaten für alles haften, also gesamtschuldnerische Eurobonds, braucht es eine EU-Vertragsänderung (No-Bailout-Klausel) sowie zumindest in Deutschland eine Grundgesetzänderung. Dieses Modell braucht somit Jahre, um eingeführt zu...

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Schön, Deutschland beschleunigt gerade den Weg zu Eurobonds

Erst hat die von Deutschland vorangetriebene softe Umschuldung Griechenlands (die noch gar nicht in trocknen Tüchern ist) dazu geführt, dass sich die Krise auf Italien und Spanien und deren Banken ausbreitet. Längst zweifelt der Markt an Frankreichs Banken. Nun reden sie hier von einer harten Umschuldung Griechenlands, das zwar zweifellos insolvent ist. Allerdings könnte man an diesem Wochenende auch den Eindruck gewinnen, dass es in Deutschland ein paar Politiker gibt, die mit ihrer „Prinzipientreue“ die Krise gerade auf den ultimativen Höhepunkt treiben. Blöd nur, dass es einige wohl gar nicht so richtig mitbekommen - Jürgen Stark scheint es dagegen bestens verstanden zu haben. Spätestens wenn die EZB französische Staatsanleihen aufkaufen wird, wird auch dem Letzten klar sein: Der einzige Ausweg aus dem Schlamassel liegt in einer gemeinsamen Schuldenaufnahme im Euro-Raum, falls dann noch jemand den Euro retten will. Erst dann kann man wirklich über einen Schuldenschnitt für Griechenland nachdenken. Es ist eigentlich nur...

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Ein kleiner Tabubrecher

Staatsbankrott ist keine schöne Sache – wie Herr Martenstein am Sonntag sehr schön aufgeschrieben hat. Ein Lesetipp für all diejenigen, die Martin Blessing, den Chef der Commerzbank, vergangene Woche als den großen Tabubrecher feierten. Endlich ein Banker, der ausspricht, was sowieso alle wüssten: Nur ein Schuldenschnitt und zwar so schnell wie möglich könne Griechenland und den Euro-Raum noch retten. Ein Blick auf die Stresstestergebnisse zeigt allerdings, was Blessing am meisten umtreibt. Blessing schlug vor, allen Gläubigern Athens anzubieten, ihre Staatsanleihen mit einem 30-Prozent-Abschlag in 30 Jahre laufende Papiere mit einem Zinssatz von 3,5 Prozent zu tauschen. Die neuen Schuldverschreibungen sollten zudem von den Euro-Ländern garantiert werden. Nicht alle feierten den Vorschlag. Die Zweifel an den Absichten Blessings sollten sich erhärten, wie die Stresstestergebnisse zeigen. Hier die Positionen der Deutschen Bank und Commerzbank gegenüber dem griechischen Staat in Mio. EUR, Ende 2010: Deutsche Bank Commerzbank Bruttoposition Nettoposition Bruttoposition Nettoposition 1 2 1 2 3M 305 304 0 0 1J. 214 203 1 0 2J. 482 443 38 31 3J. 257 222 7 0 5J. 163 109 100 94 10J. 84 65 21 21 15J. 270 164 2.898 2.898 1773 1510 3065 3043 (Buchwert inkl. Einzelwertberichtigungen) (1) - (Cash-Short-Positionen) (Buchwert inkl. Einzelwertberichtigungen) (1) - (Cash-Short-Positionen) Die Commerzbank hält...

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General Marshall und die Zyniker unter uns

Barry Eichengreen drängt auf Project Syndicate die EU zu einem Marshall-Plan für Griechenland. Während auf Euro-Ebene über freiwillige Schuldenschnitte fabuliert wird, wäre ein Aufbauprogramm in der Tat die dringendste Aufgabe, die sich derzeit stellt. Ein Schuldenschnitt bedeutet dagegen immer eine Vernichtung von Ressourcen. Er wäre aktuell absolut sinnlos. Was soll ein Marshall-Plan für Athen bringen? Eichengreen schreibt dazu: "The Greek government and donors would decide together the projects that it financed. These could range from building new solar and wind power-generating facilities, in order to turn Greece into a major energy exporter, to updating its ports to help make it a commercial hub for the eastern Mediterranean. Foreign aid and expertise could be used to modernize the property-registration and tax-collection systems. Funds could be used for recapitalizing the banks and retiring some debt. They could help finance government support for the unemployed, indigent, and elderly, who are among the principal victims of the...

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Eine KfW für Griechenland

Es braucht nur einen kleinen Gedankensprung bei allen Beteiligten: Statt neuer griechischer Anleihen sollten die Gläubiger Athens Anteile einer Investitionsbank zeichnen. Es wäre eine wahrhafte Beteiligung der Banken und Versicherungen an der Rettung Griechenlands, die sich Berlin so dringend wünscht. Sie würde kein Ratingevent auslösen und die Gefahr eines Schuldenschnitts würde sinken. Hier mein Kommentar aus der heutigen Printausgabe. (Kursiv dazu ein paar ergänzende Anmerkungen.) Die Rettung schien schon so nah. Eigentlich hatten die Regierungen in Berlin und Paris die Lösung gefunden. Banken und Versicherungen würden sich am neuen Rettungspaket für Griechenland beteiligen. Einen fast perfekten Plan hatten sich Frankreichs Banken da ausgedacht. Doch es dauerte nicht lange, und die Öffentlichkeit erkannte den gravierenden Schönheitsfehler im Modell, bei dem die Gläubiger Anleihen Griechenlands – im Tausch gegen neue – um 30 Jahre verlängern wollten. Schnell stellte sich heraus, dass die Institute nur geringe Einbußen zu fürchten brauchten. Selbst bei einem späteren Schuldenschnitt...

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Eine wahre Bankbeteiligung an der Griechen-Rettung

Zinsen auf „AAA“-Niveau um die 4% und keine Zinsen solange die griechische Wirtschaft schrumpft. „Nur unter diesem Bedingungen könnte man davon sprechen, dass sich die Banken an der Rettung Griechenlands beteiligen und nicht mit ihren Forderungen das Land der Insolvenz näher bringen“, sagt Daniel Gros, Direktor des Centre for European Policy Studies (CEPS), des einflussreichen Brüsseler Think Tanks. Bei einem Zahlungsausfall wäre die Belastung der Banken und Versicherungen im Vergleich zu aktuellen Marktpreisen gleich null. Dafür können die Institute ihre Verluste reduzieren, wenn es nicht zum Zahlungsausfall kommt. Wenn sich morgen in Paris Banken zu neuen Verhandlungen treffen, sollten sie lieber über diesen Vorschlag reden. Auch sollte eine Zinsaussetzung bei schrumpfender Wirtschaftsleistung in Griechenland zudem für die staatlichen Hilfen gelten. Gros hat heute im Handelsblatt (leider nicht online) ebenfalls das französische Modell kritisiert. Seine Linie folgt im Wesentlichen der Kritik, die hier bereits vertreten wurde: Dass das Paket für Griechenland einfach zu...

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Was die Banken an der Griechenrettung verdienen?

Für alte Papiere, die heute bei 75% notieren, bekommen die Banken und Versicherungen nach dem franz. Vorschlag der Gläubigerbeteiligung neue Staatsanleihen Griechenlands. Nach dem geplanten Umtausch werden die alten Anleihen für die Investoren somit aber einen Gegenwartswert von gut 120 bis 150% haben. Ein feines Geschäft für die Geldhäuser. Selbst wenn wir einen Schuldenschnitt etwa im Jahr 2014 erwarten, kann die Finanzwirtschaft ihre möglichen Verluste reduzieren. (siehe auch: S&P zerpflückt Pariser Rettungsplan zu Recht und Ein Hoch auf Standard & Poor’s) Die FAS hat einen schönen Artikel, der noch mal erklärt, wie die Banken um ihre Beteiligung am zweiten Rettungspaket für Griechenland davon kommen (h/t egghat). Darin zitiert die Autorin eine Studie der Deutschen Bank: „Würden die Banken sie (die bis 2014 auslaufenden Anleihen) jetzt verkaufen, würden sie nur etwa 74,7 Prozent des Ursprungswerts erhalten, rechnen die Analysten vor. Der Transfer des Geldes in das französische Modell macht das besser. Denn...

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