Gute Zinsen, schlechte Zinsen

Irgendwie mag wohl niemand so richtig glauben, was gerade in Euroland vor sich geht. Soll das plötzlich alles vorbei sein mit der Schuldenkrise - überall reden alle nur noch von Entspannung oder sogar von einer "EURphoria". Höchstens noch eine ungezügelte Euro-Aufwertung erscheint als Schreckgespenst am Horizont. Sonst haben sich die Anleger an den Anleihemärkten beruhigt, und auch die Unternehmen in einigen Krisenländern fassen langsam wieder Tritt. Dabei hat EZB-Chef Mario Draghi eigentlich noch eins drauf zu setzen, wenn er am Donnerstag nach der EZB-Ratssitzung vor der Presse tritt: Endlich kommt seine Londoner Garantieerklärung vom Sommer 2012 auch in der Realwirtschaft an - also bei den Unternehmen. Besonders in Spanien dürften die Firmen sehr erleichtert sein, dass sie wieder deutlich günstiger an frische Kredite kommen. Schauen wir uns - wie schon im Januar - die Lieblingszinsen von EZB-Direktor Jörg Asmussen an. Die hat er immer dann hervorgeholt, wenn er seinen Zuhörern zeigen...

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Die erste Draghi-Kugel ist wieder drin

So schnell kann es gehen. Die "Dicke Bertha" ist zur Hälfte wieder eingesammelt. So hatte EZB-Chef Mario Draghi die beiden außerordentlich langen Geldleihegeschäfte mit den Banken im Dezember 2011 und Februar 2012 genannt, die auf seine Initiative aufgelegt worden waren. Und Draghi war es auch, der im vergangenen Sommer mit seiner Garantieerklärung für die Staatsanleihemärkte die Krise zumindest vorübergehend abklingen lassen hat. Unterm Strich stieg Ende 2011 und Anfang 2012 die ausstehende EZB-Darlehenssumme an die Banken um rund 450 Mrd. Euro. Daraufhin stieg die Überschussliquidität (was das ist, habe ich hier erklärt) im Euro-System erst von rund 300 Mrd. Euro auf knapp 470 Mrd. Euro Anfang 2012 und dann ab März auf rund 770 Mrd. Euro. Aktuell liegt sie wieder bei gut 450 Mrd. Euro - nachdem die Banken seit dieser Woche die dreijährigen Darlehen erstmals vor Ende der Laufzeit wieder zurückzahlen dürfen. Was lernen wie draus? Erstens: Überschüssige Geldreserven wieder einzusammeln, kann...

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Deutschlands Exportboom im Kriegsgebiet

Die halbe Welt redet mal wieder über Währungskrieg. Notenbanken stopfen ihre Banken mit sinnlosen Geldreserven voll, indem sie ihnen Anleihen abkaufen. Wenn sie Glück haben, drücken sie damit nicht nur die Zinsen sondern auch den Wert ihrer Währungen. Das ist allerdings gar nicht ausgemacht, und ob sich die Exporteure dieser Länder über frischen Wind im Geschäft freuen können, ist doch eher zweifelhaft. Wer sich aber so was von freut, das sind ausgerechnet die Ausfuhrfirmen aus Deutschland. Ausgerechnet aus dem Land, wo die größten Inflationshysteriker in der Notenbank sitzen - und nicht nur da. Ausgerechnet aus dem Land, wo die Regierung stolz vor steigenden Steuereinnahmen berichtet und sich darauf vorbereitet, nie wieder neue Darlehen aufnehmen zu wollen. Ausgerechnet das Land, wo der Staat es sich leisten kann, seine Zukunftsinvestitionen um ein Zehntel zu streichen. Ausgerechnet dieses Land bekommt einen kräftigen Wachstumsschub via Geld(reserve)-Drucken der Währungshüter. Um ganze 20 Prozent stiegen im ersten Dreivierteljahr 2012...

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Oh Deutschland, Deine Janusköpfe!

Wer sich jetzt in Deutschland über angebliche Währungskriege aufregt und sich so sehr davor fürchtet, der sollte sich einmal anschauen, woher die deutschen Exporterfolge der jüngsten Zeit kommen. Den Einbruch im restlichen Euroland machten die Ausfuhrunternehmen mit kräftigen Zuwächsen überall dorthin wett, wo Notenbanken und Regierungen ihre Wirtschaft in Gang bringen und der Trend wird anhalten. Auch wenn man lange darüber streiten kann, wie effektiv etwa die Anleihekäufe durch die US-Notenbank sind, eins ist Fakt: Deutschland steuert im Außenhandel längst wieder in gefährlichen Gefilden, wie die Ifo-Forscher vor wenigen Tagen verraten haben. Wie es scheint, ist vielen Deutschen durchaus klar, dass Leistungsbilanzungleichgewichte die riesigen Kreditblasen mit verursacht haben, deren Folgen wir noch immer ausbaden. Doch wenn es hart auf hart kommt und es darum geht, Ungleichgewichte abzubauen, dann stecken hier noch immer viele Menschen lieber ihren Kopf in den Sand oder sie stellen sich sonst wie taub und stumm. Leistungsbilanzungleichgewichte haben immer...

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Die haben den Schuss noch nicht gehört – Staat fährt ein Zehntel seiner Bauinvestitionen zurück

Was ist nur mit dieser Bundesregierung los. Fast ganz Europa ächzt unter Sparprogrammen, die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien oder Griechenland steigt von Rekord zu Rekord. Selbst die deutsche Wirtschaft spürt es längst, dass Familien und Singles im Süden und Westen Eurolands mit ihren leeren Haushaltskassen keine deutsche Autos kaufen. Doch die Bundesregierung hatte 2012 nichts besseres zu tun, als die Staatsausgaben zusammenzustreichen, so als gäbe es kein Morgen mehr. Berlin sonnt sich als europäischer Musterschüler im mittlerweile dritten Euro-Krisenwinter. Am Ende gingen die Schatzmeister in Bund, Ländern, Kommunen und den Sozialversicherungen 2012 mit einem kleinen Überschuss von 2,2 Mrd. Euro aus dem Jahr. Das Bittere daran ist nur: Dafür mussten die staatlichen Investitionen um 3 Mrd. Euro sinken, wie gut versteckte und bisher unbeachtete Zahlen des Statistikamtes zeigen. Das ist nicht nur peinlich, die Bundesregierung stellt damit die Zukunft Deutschlands und Eurolands aufs Spiel. Wer dieses Blog vergangene Woche besucht hat, erinnert sich vielleicht noch...

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Das Nichtwährungssystem, die niedrigen Zinsen und was Deutschland tun kann

Also sind es doch nicht nur die extrem niedrigen Leitzinsen der Zentralbanken, die die Welt ins Verderben stoßen? Vergangenen Sommer kurz vor der jährlichen Notenbankertagung in Jackson Hole war es mal wieder soweit: William White, Ex-Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, legte seine neueste Generalabrechnung mit der ultralockeren Geldpolitik in so vielen Regionen der Welt vor. Während es schon sehr merkwürdig ist, die Ursachen für die Große Finanzkrise allein auf die niedrigen Zinsen zurückzuführen, lässt das heutige Interview mit White in der NZZ aufhorchen. Bemerkenswert ist auch, welche Ratschläge er den Deutschen gibt. Das Ausmaß der Finanzkrise wäre wohl niemals so groß gewesen, hätten nicht die Chinesen und die Öl exportierenden Länder mit ihren Exportüberschüssen den gefährlichen Kreditboom in den USA erst angeheizt. Allein seit der Jahrtausendwende sind aus diesen Ländern rund 5000 Mrd. Dollar nach Amerika geflossen, die dort vor allem in angeblich „risikolosen“ Wertpapieren angelegt wurden. Diese Billionenströme drückten die...

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Chinas Devisenfeldzug versandet in der Wüste Gobi

Es soll Leute in Banken oder Fondsgesellschaften geben, denen die China-Euphorie nie vergeht. Besonders, wenn es um den Aufstieg des Renminbi zur Weltwährung geht. Mit exponentiellen Wachstumskurven zogen sie 2011 durchs Land und priesen all die vielen schönen neuen Anlageprodukte, die jetzt in der „Währung des Volkes“ aufgelegt werden. Dabei ist klar, dass Chinas Führung den Kapitalmarkt künftig nur vorsichtig und langsam öffnen wird. Pekings Eroberungsfeldzug in die Welt der Devisen steckt noch immer fest. Nach explosionsartigen Zuwächsen in den Jahren 2010 und 2011 (mehr als 500% Wachstum in den ersten Monaten) stagniert das Wachstum der Renminbi (RMB)-Liquidität - vorallem in Hongkong. Die Deutsche Bank hat folgende schöne Übersichten zusammen gestellt, wobei sie dort nicht allein die RMB-Konten betrachten sondern auch Geldmarktpapiere wie Einlagenzertifikate (Certificate of Deposit, CD) berücksichtigen: Und hier die Wachstumsraten - seit dem Frühjahr 2012 praktisch bei null: Nimmt man noch andere Offshore-Zentren für Renminbi-Geschäfte dazu (Singapore, Taiwan und London)...

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Die Münze ist tot, es lebe die Münze

Schade um die 1-Billionen-Dollar-Münze. Nun soll sie wohl doch nicht kommen, wenn es bei der ersten Stellungnahme des US-Finanzministeriums zum Thema bleibt. Das Internet ist voll von der Idee der Platin-Münze. Es sei deswegen nur auf den Beitrag meines Lieblings-MMTlers im deutschsprachigen Raum, Stephan Ewald, und die Diskussionen beim Wirtschaftsphilosophen verwiesen. Es wäre jedoch schön, wenn die Demokraten in den USA allein die Idee der Münze weiterhin als Druckmittel nutzen könnten, um endlich die absurde Schuldenobergrenze abzuschaffen. Wir sollten nicht vergessen, worum es bei der Schuldenobergrenze überhaupt geht. Zuerst verabschiedet der Kongress den Haushalt der Bundesregierung. Dann muss das Parlament aber noch diese gesetzliche Schwelle anheben, falls die Budgetpläne dazu führen, dass die Obergrenze gerissen wird – was in den vergangenen Jahren immer wieder zu nervenaufreibenden Verhandlungen zwischen den Parteien führte. Die Absurdität dieses Verfahrens liegt auf der Hand. Was die Münze oder auch die vor Wochen diskutierte Idee einer Schuldenstreichung (Notenbanken...

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Banken schieben Milliarden zur EZB zurück

Nun soll hier nicht nur der Eindruck vermittelt werden, als ob die EZB überhaupt nichts zur Beruhigung im Euroland beigetragen hat. Während die Unternehmen in den Krisenländern von der Ankündigung unbegrenzter Anleihekäufe bisher nur wenig profitiert haben dürften, sieht es bei den Banken ganz anders aus. Sie horten bereits deutlich weniger Geldreserven bei der Notenbank als noch in den Sommermonaten. Wie bereits erwähnt, sind die Renditeaufschläge der Staatsanleihen aus Spanien oder Italien bereits deutlich gesunken. Dabei lohnt auch ein Blick auf die sogenannte Überschussliquidität der Banken. Das sind all die Gelder, die das gesamte Bankensystem eigentlich gar nicht wirklich bräuchte, um seinen Geschäften nachzugehen – sie landen am Ende immer auf den Konten der Banken bei der EZB. Lagen die Überschussreserven von März bis August 2012 im Schnitt bei 770 Mrd. Euro, sind es aktuell nur noch rund 630 Mrd. Euro. Den ersten Drei-Jahrestender (dreijährige EZB-Darlehen an die Banken) vom Dezember...

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Wenn doch diese fiesen Zinsen nicht wären…

…dann könnten die Damen und Herren im Frankfurter EZB-Tower wahrscheinlich nachts etwas besser schlafen. Was hatten sie doch damals gehofft im Sommer, als sie unbegrenzte Notkäufe von Staatsanleihen ankündigten. Die Fliehkräfte könnten gebändigt werden, die das Euro-Finanzsystem auseinanderreißen. Neueste EZB-Daten zeigen jedoch eine bittere Wahrheit: Die kurzfristigen Kreditzinsen für Mittelständler driften mittlerweile so stark auseinander wie noch nie seit Start des Euro – kein ermutigendes Signal für die EZB! Wir erinnern uns. Im Sommer klagten Mario Draghi, der EZB-Chef, und Jörg Asmussen, sein deutscher Kollege im EZB-Direktorium, fast schon wöchentlich, wie gefährlich die großen Lücken bei den Kreditzinsen im Euro-Raum seien. So komme die Geldpolitik der EZB eben nicht mehr überall an. Oder wie es die Währungshüter kryptisch ausdrücken: Es gäbe „Fehlfunktionen im geldpolitischen Transmissionsmechanismus“, der Euro-Raum zersplittere mehr und mehr. In der Tat ist dies ein enormes Risiko. Zum Beispiel dann, wenn die Notenbanker irgendwann wieder die Leitzinsen steigen lassen wollen...

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