Exporteuropameister oder wie Hans-Werner Sinn den Spaniern Wettbewerbsfähigkeit bescheinigt

Eine beliebte These von Hans-Werner Sinn geht so: „Spanien, Griechenland und Portugal müssen längerfristig im Vergleich zum Durchschnitt der Eurozone um etwa 30 Prozent billiger werden, um wieder wettbewerbsfähig zu werden und selbst Frankreichs Preise müssen um 20 Prozent gegenüber dem Durchschnitt fallen.“ Ein Satz, den auch der ahnungslose Herr Lucke von der AfD bei jeder Gelegenheit nachplappert. Als Sinn am 12. Oktober 2012 sein Buch „Die Target-Falle“ in  Berlin der Presse vorstellte, fragte ich ihn: Wie kann es dann aber sein, dass Spanien seit der Finanzkrise die Ausfuhr genau so stark steigert wie Deutschland? Nach meinen Audioaufzeichnungen antworte Sinn wie folgt: „Die sind ja gar nicht so stark gestiegen, die spanischen Exporte sind noch nicht wieder auf dem Trendniveau. Das war ja 2009 alles in den Keller gegangen. Beim Trend ist auch in Spanien noch nicht wieder angekommen. Wenn wirklich eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit dahinter stünde, würden wir mindestens doch mal...

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FöjetongSubjektiv: Neuigkeiten aus Gulag Sachs

Michael Lewis hat ein neues Stück erstklassigen Journalismus abgeliefert (und sich dazu auch noch interviewen lassen). Und mein erster Eindruck beim Lesen: Wie ähnlich wären doch die Vereinigten Staaten von Amerika dem heutigen, ach so demokratischen Russland, wenn Goldman Sachs dort das Land so richtig regieren würde. Es geht um den Fall des russischen Programmierers Alexej Alejnikow, der fatalerweise an Michail Chodorkowski in Putins Zarenreich erinnert. Alejnikow hat Quelltext der Software für den Hochfrequenzhandel bei Goldman kopiert. Es geht um sagenhafte 8 Megabyte. Erdnüsse, nennen wir Deutschen das. Der Russe hat sie viermal auf einem Server im Deutschland abgespeichert - kurz bevor er Goldmann Mitte 2009 verlassen hat. [Alejnikow (l) nachdem er vor einem Jahr erneut verhaftet worden war] Es ist der Fall, in dem die Investmentbank lustigerweise indirekt zugibt, die Märkte früher auf „faire Weise“ manipuliert zu haben: „Die Bank hat auch die Möglichkeit erwähnt, dass jemand, der weiß, wie man dieses...

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FöjetongSubjektiv: Der Überwachungsstaat

Alle regen sich zu Recht über die NSA und so auf. Vielleicht sollten wir uns auch daran erinnern, was bei uns zuhause los ist (Quelle: Klick aufs Bild): Hier zum Nachhören (53:38h) Mehr Material auf Archive.org...

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Und monatlich grüßt die Fata Morgana des deutschen Einzelhandels

Mitte der Woche gab es einiges zu grübeln. Am Dienstag erzählt uns das GfK etwas von einem Sommerhoch in Deutschland, die Kauflaune der Privathaushalte habe sich schön verbessert, hieß es. Und einen Tag später meldet Destatis, dass die Einzelhändler im Juni weniger verkauft haben als im Mai: um 1,5 Prozent sollen die Umsätze gesunken sein. Das wäre für einen Monat schon gewaltig - in etwa so, als ob im Gesamtjahr die Verkäufe um 16 Prozent gesunken wären. In eher kritischen Ecken des Internets wird hinter dieser Diskrepanz gerne etwas Schlimmes vermutet. Irgendwas mit diesem GfK-Indikator könne da wohl nicht stimmen. Die amtlichen Statistiker würden doch jeden Monat klar beweisen, wie schlecht es den deutschen Haushalten geht und wie wenig sie einkaufen. Nur die Nürnberger Konsumforscher hätten das noch nicht so richtig kapiert. Monatlich grüßt das Murmeltier, heißt es dann auch gern. (Oftmals folgt dem noch Kritik an den Medienmeldungen, die das GfK-Konsumklima...

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Noch ein ordentliches Konsumplus im Frühjahr und dann: Stagnation voraus?

Wer das GfK-Konsumklima noch ernst nimmt, ist selber schuld. Dieser Index aus Nürnberg hat null Aussagekraft. Also wenn wir wirklich wissen wollen, was mit den deutschen Konsumenten los ist. Zur Erinnerung: Wenn wir diesen Index durch 10 teilen, sollten wir irgendwie einen Schätzwert dafür bekommen, wie stark die Verbraucher mehr für Konsum ausgegeben haben als ein Jahr zuvor. Nun signalisiert das GfK-Barometer für August mittlerweile ein Konsumwachstum von 0,7 Prozent (Indexwert 7,0). Wahnsinn! Einige Kollegen sind aus dem Häuschen, hatte doch das Konsumklima monatelang ein Wachstum von nur rund 0,6 Prozent angezeigt – im Vergleich zum Vorjahr wohlgemerkt. Daraus irgendetwas wie Optimismus und super Kauflaune der Deutschen abzuleiten, grenzt schon fast an Hellseherei (also noch mehr als typischerweise den Ökonomen bei ihren Prognosen so unterstellt wird). Hier stehen alle Gründe, warum wir die Meldungen aus Nürnberg in die Tonne hauen können. Natürlich nur diese eine monatliche Meldung zum GfK-Konsumklima. Es geht auch...

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Wer fürchtet den chinesischen Abschwung?

Wie deutsche Autokonzerne ihr Geld in China verdienen ist klar. Kfz-Ausfuhr aus Deutschland nach China – die würde nicht einmal die NSA und all die anderen Überwachungsfreunde auf Radarschirmen entdecken. Geschweige denn, ob es sie überhaupt interessieren würde. 0,76 Prozent des deutschen Warenexports – soviel waren es im Mai oder 673,624 Mio. Euro. Fast schon Peanuts. Vermutlich ist es deswegen auch so langweillig, dass es 2013 bislang rund 40 Prozent* weniger sind als vor einem Jahr. Viel interessanter ist dann auch eher die Frage, wie deutsche Autokonzerne überhaupt diesen Abschwung in der Volksrepublik gerade miterleben? Und so sieht er aus, der Abschwung Chinas in deutschen Absatzbilanzen: Mit ihren Joint Ventures sind die Wolfsburger größter Autoverkäufer und –produzent in der Volksrepublik, Hongkong und Macao - nach eigenen Angaben. Unter den deutschen Herstellern hatten sie im ersten Halbjahr einen Marktanteil von um die 85 Prozent. Und sie wachsen noch immer - mit 18 Prozent....

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Wir verkaufen mehr Autos in China als wir Waren nach Frankreich exportieren

Ein kleines (gewagtes) Gedankenexperiment: Hier hatte ich es schon erwähnt. Die drei großen deutschen Autokonzerne verkaufen Kraftfahrzeuge in China, wovon nach Unternehmensangaben fast 90 Prozent in der Volksrepublik hergestellt werden. Das war im Gesamtjahr 2012 nicht viel anders - obwohl BMW Mitte vergangenes Jahres seine Produktionskapazitäten verdoppelt hatte – auf 200.000 Fahrzeuge. Allerdings produzierte Volkswagen 2012 allein in seinen Joint Ventures 2,6 Mio. Fahrzeuge. (Alle anderen Quellen finden sich hier.) Nun einmal so rein hypothetisch angenommen, dass 10 Prozent der ausgelieferten Fahrzeuge aus Deutschland importiert wurden. Bei Destatis* wiederum können wir herausfinden, dass der deutsche Autoexport nach China 2012 bei 12 Mrd. Euro lag. Dann lässt sich doch ganz unwissenschaftlich und grob schätzen: Dass alle Autos deutscher Konzerne einen Exportwert von rund 120 Mrd. Euro gehabt haben dürften. Und nun vergleichen wir diese 120 Mrd. Euro einmal mit folgender Tabelle von Destatis: Das würde doch bedeuten: Wenn die Autos in China im...

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Kein Ende in Sicht: Der brutale Abbau europäischer Ungleichgewichte

Vorige Woche waren wir noch etwas verwirrt wegen dieser fehlenden Fußnoten. Es ging um die vorläufigen Zahlen zum Warenhandel mit dem Euroland - und zwar die vom Mai. Am Freitag nun haben die Statistiker von Destatis die richtigen Werte aktualisiert – in ihrer Genesis-Datenbank. Und natürlich haben wir noch Überschuss mit den übrigen Euroländern. Wenngleich er auch deutlich gesunken ist. Mit 2,7 Mrd. Euro hatte Deutschland im Mai so einen geringen monatlichen Überschuss wie seit Dezember 2000 nicht mehr. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sank er um ein Fünftel von 32 Mrd. Euro auf 26 Mrd. Euro – im Vergleich zum Jahr 2012. Stand Frankreich vor einem Jahr noch für gut die Hälfte des Überschusses, waren es in den drei Monaten bis Mai bereits 61 Prozent. (Nur falls sich noch jemand über die ständigen Attacken aus Berlin und Frankfurt in Richtung des Nachbarn wundert.) Die aussagekräftigen Zwölfmonatssummen (die sind besser, weil...

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Siehst Du Deutschland, so wird das gemacht!

Gut 242 Mrd. € will das Land von 2013 bis 2018 in neue Straßen, Schienen, Mobilfunknetze oder Häfen stecken. Diese Summe entspricht knapp 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das der Internationale Währungsfonds für die Jahre vorhersagt. Die Mittel sollen auch von privaten Investoren kommen. Wer sich jetzt irgendwie an ein Investitionsprogramm erinnert fühlt, das das DIW neulich vorgeschlagen hat, der irrt sich aber leider gewaltig. Nein, die Deutschen sind nicht aufgewacht und wollen plötzlich in ihre Zukunft investieren. Wir reden von einem Land - ganz weit weg von hier. Es heißt Mexiko. Der seit Dezember amtierende Präsident Enrique Peña Nieto "brings out the big bazooka", schreiben die Leute bei der FT euphorisch. Er trimmt sein Land gerade ganz schön schnell auf Marktwirtschaft, aber so was von. Und höchst wahrscheinlich auch zu Recht! Erst Anfang Juni unterzeichnete Peña Nieto ein Gesetz, das eine kleine Revolution für das Land bedeutet. Es könne die Monopolstellung von America...

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Den Chinesen ihr „Likonomics“ – uns mehr von „Marcelonomics“

Der vorherige Beitrag hat sich am Ende eher zu einer Lehrstunde für Statistikliebhaber entwickelt. Hoffen wir einfach, dass Destatis beim nächsten Mal noch Platz findet für so etwas wie Fußnoten. Schauen wir uns jetzt lieber halbwegs verlässliche Daten zum deutschen Außenhandel an – und zwar zum Handel mit China. Hier können wir besonders schön beobachten, was unsere Standortpropheten garantiert nicht so gerne sehen: Deutschlands Exportmodell ist auf Sand gebaut. Nein, damit sind nicht nur die Verluste von 600 Mrd. Euro gemeint, die wir alle in der Finanzkrise verloren haben (also diejenigen, die noch was zu verlieren haben und hatten). Es geht auch darum, wie extrem anfällig unsere Wirtschaft geworden ist gegenüber den aberwitzigen Launen der Weltwirtschaft. Kein Wunder bei einem Exportanteil von 52 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wobei… Sollen wir es wirklich eine Laune nennen, was gerade in China passiert. Die Führung in Peking versucht doch tatsächlich ihre Binnenwirtschaft zu stärken. Weg vom Export-...

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