Niemand weiss, wie schön dieser Konjunktursommer in der Schweiz wird

In den vergangenen Wochen haben viele Ökonomen ihre Prognose für die Eurozone leicht angehoben. Dies bestätigt die Tendenz, die wir seit Monaten im Auftragseingang für deutsche Investitionsgüter (Maschinen, Ausrüstung, Geräte usw.) aus dem Rest des Euroraums ablesen können. Und noch scheint Europas Aufschwung nicht vorbei. Auch wenn Frederik Ducrozet von Pictet Wealth Management seinen Ausblick (pdf) mit der Überschrift «Besser geht’s nicht» auf den Punkt bringt. Der IWF fasst den Tenor vieler Ausblicke so zusammen: Wir erleben gerade den breitesten synchronisierten Aufschwung der Weltwirtschaft seit einem Jahrzehnt. Kein Wunder, waren zuletzt die deutschen, die Schweizer und die österreichischen Exportfirmen wahrscheinlich bis in den Sommer hinein wichtige Stützen ihrer Volkswirtschaft. Selbst in Deutschland sind die Investitionen seit Beginn des Jahres wieder gestiegen, nachdem sie zur Jahreswende noch auf der Kippe standen. Und zumindest die Erfahrung – hier im Blog schon öfter (z.B. hier) gesehen – lehrt uns, dass wir einen Aufschwung immer daran...

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Im permanenten Ungleichgewicht zählen nur neue Investitionen

Heute werde ich mich einmal am täglichen Schwarzbrotjob vieler Volkswirte versuchen. An der seriösen Kaffeesatzleserei, aus wichtigen Indikatoren die künftige Entwicklung abzuschätzen. Natürlich mache ich das ohne hochkomplizierte Statistikdiskussionen oder Prognosen. Wenn, dann verlasse ich mich allein auf die Korrelationsfunktion von Excel und auf Grafiken. Grafiken oder Tabellen reichen völlig, um zu erkennen, dass die Schwankungen der Neuinvestitionen nicht nur einer von vielen Faktoren sind, die den Konjunkturverlauf beeinflussen. Hand in Hand mit den operativen Gewinnen machen sie überhaupt erst das Wesen der konjunkturellen Schwankungen aus: Alles, was im Aufschwung schneller wächst als das gesamte Einkommen eines Landes, bestimmt Angebot und Nachfrage. Und was Mark Dittli gerade sehr schön für den Boom am chinesischen Fahrradmarkt beschrieben hat, gilt eigentlich immer und überall für alle Marktwirtschaften. Unsere Bedürfnisse spielen nur eine untergeordnete Rolle Und wenn ich mich nicht irre, erfüllen Stellenaufbau, unsere privaten Konsumausgaben und die Gehälter, die wir überwiesen bekommen, nur einen einzigen...

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Deutscher Aktienmarkt schwebt fast 50% über der Realwirtschaft

Es ist eine wichtige Beobachtung, die wir immer wieder in Konjunkturzyklen machen können: Wenn wir einen Aufschwung erleben, die Unternehmen also neue Jobs schaffen, wächst meistens die operative Gewinnsumme schneller als die Lohnsumme – bevor der Wohlfahrtsstaat also umverteilend eingreift. Das Schöne an solchen ökonomischen Erfahrungen ist, dass wir dafür keine aufwendigen statistischen Methoden brauchen, wie die Volkswirte sie so gerne benutzen. Es lässt sich in der Regel immer wieder zuverlässig beobachten: Die Schwankungen der Gewinne sind der eigentliche Grund für die Schwankung des Gesamteinkommens, für Aufschwung und Abschwung. Unternehmen passen zwar in der Rezession ihre Lohnsumme an – meist wächst sie dabei deutlich langsamer –, wenn sie Beschäftigte entlassen. Doch geht es mit der Lohnsumme über die Jahre betrachtet deutlich weniger auf und ab als mit der Gewinnsumme. Das Anstrengende für Ökonomen, die aus solchen Beobachtungen eine Konjunkturtheorie basteln sollen: Wenn sie uns erklären wollen, ob diese Beobachtungen systematisch entstehen oder...

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So warnt das Institut für Weltwirtschaft heimlich vor einer Rezession

Wer sich gelegentlich die Prognosen der Forschungsinstitute durchliest, wird erstaunt sein. Erstaunt darüber, wie wenig bis gar nichts wir dort über die Gewinne der Unternehmen lesen können. Für Wirtschaftsjournalisten, die wie ich in einem Unternehmensressort arbeiten, sicherlich auch für viele Bankanalysten wirken solche Blankostellen nur verwunderlich. Beschäftigen wir uns doch ständig (die Analysten natürlich ausführlicher) mit den erwarteten Gewinnmargen oder damit, welche Rendite das investierte Kapital bei einem Unternehmen abwirft – im Vergleich etwa zu den Renditeforderungen der Fremdkapitalgeber (Zinsen) und der Eigenkapitalgeber (Dividendenerwartungen). Das jüngste Beispiel ist die Prognose des gewerkschaftsnahen Instituts IMK aus Deutschland. [Korrekterweise müssen wir hier ergänzen, dass das IMK ein unabhängiges Institut ist, das von Tantiemen der gewerkschaftlichen Aufsichtsratsmitglieder finanziert wird. Ursprünglich stand hier in einer früheren Version "Gewerkschaftsinstitut", was nicht richtig ist.] In irgendeiner Tabelle finden wir dort zwar die Vorhersage für das Unternehmens- und Vermögenseinkommen. Doch die Ökonomen verlieren nur einen Nebensatz darauf, um...

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Wie der lange, mickrige Aufschwung die Hirne der Deutschen aufweicht

Wenn wir jetzt weiterhin nach Deutschland schauen, können uns die jüngsten Konjunkturdaten noch aus einem anderen Grund etwas verwirren. Meine FuW-Kollegen haben in den vergangenen Monaten immer wieder dasselbe Phänomen beschrieben: Weiche Daten wie Umfrageergebnisse zeichnen weltweit ein viel zu rosiges Bild vom Konjunkturverlauf. Was bei einigen deutschen Volkswirten schon länger regelrechte Überhitzungsfantasien aufblühen lässt. Hier soll die erfreuliche Entwicklung in Deutschland natürlich nicht schlechtgeredet werden, das zweite Quartal brachte nach den kurzfristigen Prognosen der Forschungsinstitute wie des DIW wohl wieder einen Zuwachs von 0,5% im Quartalsvergleich. Die Unternehmen stellen weiterhin ein, auch wenn eines der besten Arbeitsmarktbarometer für Deutschland bereits erste Kratzer im Jobboom signalisiert. Keine Spur von Investitionsboom Hier geht es um das grössere Bild. Und wie wir gesehen haben, ist die deutsche Volkswirtschaft weit von einem Investitionsboom entfernt. Die Unternehmen investieren zwar in den Ausbau ihres Kapitalstocks (Maschinen, Anlagen, Geräte usw.) – sonst würden die Deutschen auch keinen Aufschwung erleben....

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Wenn Deutschland überhitzt, merkt es keiner

In Deutschland erleben wir alle paar Monate ein bizarres Schauspiel. Volkswirte legen ihre neuesten Prognosen vor und diejenigen, die die EZB-Politik besonders kritisch sehen, warnen uns davor, dass die Volkswirtschaft bereits überhitzt. Oder zumindest kurz davor steht und deswegen ein abrupter Absturz aus dem längsten Aufschwung seit der Einheit droht. «Die Zeit» hat das neulich schön beschrieben, wie die deutschen Volkswirte über diese Frage streiten. Wir wollen uns hier nicht weiter mit den Methoden der Warner und Mahner beschäftigen. Meist läuft es darauf hinaus, langjährige Durchschnitte (Kapazitätsauslastung, Produktionspotenzial) zu berechnen und zu schauen, wie die tatsächliche Entwicklung davon abweicht. Dies mag mitunter durchaus nützlich sein, kann aber vielleicht auch in die Irre führen, wenn man zum Beispiel Lohn- und Preisentwicklung dabei ausser Acht lässt. Für ein «Taktikblog» der Konjunkturbeobachtung, wie dieses hier, ergibt diese Methode ohnehin nur wenig Sinn. Wollen wir doch zunächst jeden Zyklus konkret anschauen, und dann vielleicht Gemeinsamkeiten und...

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Die US-Wirtschaft flirtet noch immer mit einem schwarzen Schwan

Zuvor haben wir (hier und hier) gesehen, wie wichtig es ist, vor allem die Neuinvestitionen einer Volkswirtschaft zu beobachten. Ausgaben, die den Kapitalstock eines Landes erweitern, Ausgaben für Maschinen, Anlagen, Geräte, Wirtschaftsgebäude usw. Da wir frische Daten aber nur alle Quartale von den amtlichen Statistikern geliefert bekommen, werden wir uns hier im Blog auch auf monatliche Zahlen stürzen. Wie viele Volkswirte in den Banken, bei Vermögensverwaltern und Forschungsinstituten beobachten wir dabei Frühindikatoren: Am beliebtesten sind Umfragen unter Managern und Verbrauchern sowie der Auftragseingang in der Industrie. So können wir frühzeitig Hinweise finden, wohin sich die Produktion künftig bewegen wird, ob neue Jobs entstehen oder Unternehmen Stellen streichen. Jobaufbau hängt an der Geschwindigkeit der Investitionen Es reicht aber nicht, wenn wir eine Ahnung davon bekommen, ob die Investitionsausgaben künftig wachsen oder schrumpfen werden. Ganz wesentlich ist auch die Geschwindigkeit. Für die USA haben wir es bereits gesehen: Die Unternehmen bauen in der Regel erst...

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Amerikas Krisentendenzen mit leicht freundlicher Note

Bevor uns hier gleich die Jobaussichten der US-Amerikaner interessieren sollen, möchte ich doch kurz etwas ausholen. Wenn wir regelmässig die Konjunktur beobachten, lohnt es sich immer, Statistiken anzuschauen, die über das Offensichtliche hinaus Erkenntnisse liefern. Ökonomen in den Banken oder den Instituten haben die ausgefeiltesten Methoden entwickelt, auf kurze Sicht recht gute Prognosen zu liefern, auf die wir alle irgendwie angewiesen sind. Selten finden wir jedoch in solchen Prognosen Hinweise, warum sich eine Volkswirtschaft im Aufschwung befindet, oder warum sie sich auf einen Abschwung zubewegt. Wer sagt, die Unternehmen stellen vermehrt ein und der Konsum der Beschäftigten steigt mit ihrem wachsenden Arbeitseinkommen, der sagt eben auch nur mit anderen Worten, dass wir uns im Aufschwung befinden. Aber nicht warum. Wer dann auch noch sagt, neue Jobs entstehen nur dann, wenn Unternehmen mehr investieren als zuvor – in neue Maschinen, Geräte, Anlagen oder Betriebsgebäude –, der sagt genau das Gleiche. Gerne untermauert mit...

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Konjunkturanalyse geht alle an

Konjunkturzyklen treten erst seit rund 200 Jahren in den entwickelten kapitalistischen Marktwirtschaften auf. Einige Historiker datieren die Wirtschaftskrise von 1825 in England als die erste Rezession überhaupt in der Geschichte, die ein gesamtes Land erfasst hat. Da war gerade einmal ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem Adam Smith über die unsichtbare Hand geschrieben hatte: Das Volkseinkommen eines Landes werde zwangsläufig und unbewusst (d.h. ohne Eingriffe des damaligen feudalen Staates) so gross wie möglich, wenn doch nur alle Geschäftsleute allein ihre eigenen Gewinninteressen verfolgen. Rund fünfzig Jahre später begann aber in England das regelmässige Auf und Ab, das wir als Konjunkturentwicklung kennen und das wir noch heute in fast allen modernen Volkswirtschaften beobachten können: Wie aus heiterem Himmel scheinen plötzlich, alle paar Jahre, die Gewinne zu schrumpfen, und die Unternehmen fahren schlagartig ihre Investitionen in neuen Kapitalstock zurück, also ihre Ausgaben für neue Maschinen, Anlagen oder für den Bau von Geschäftsgebäuden. Der Zusammenhalt ganzer...

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