Was eine halbe Million US-Jobs weniger ausmacht

Im Januar haben die amerikanischen Statistiker die Arbeitsmarktdaten in den USA nachträglich erheblich gesenkt. Stand Dezember 2019 gab es mit einem Schlag 422'000 Jobs weniger, die in der Trump-Ära entstanden sind. Zwischenzeitlich liegt die Differenz zwischen neuen und alten Daten sogar bei 520'000 Jobs. Und nicht zum ersten Mal fragen sich Beobachter, wie verlässlich die Jobzahlen sind, die jeden Monat die Finanzmärkte stark bewegen können. Doch wir wollen hier nicht in stumpfes Statistiker-Bashing einstimmen. Wichtiger ist, was uns die US-Daten vom Arbeitsmarkt dennoch über die Konjunkturdynamik sagen: wie fragil die Lage tatsächlich war, bevor die weltweite Coronapanik an den Finanzmärkten ihre Spuren auch in der US-Wirtschaft hinterlassen wird. Der Grossteil der Revisionen fand allerdings zwischen Ende 2017 und Winter 2019 statt: Genau in dieser Zeit, besonders Ende 2018, trübten sich die Konjunkturerwartungen unter Finanzmarktteilnehmern ein. Dies mündete schliesslich in den drei Zinssenkungen der US-Notenbank im vergangenen Jahr, während sie aufhörte, den Anleihenbestand...

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Mit der Taktiktafel durch die neuen Wachstumszahlen

Diese Woche beginnt der Reigen der Wachstumszahlen für das vierte Quartal in den USA und in Europa. Es wird das vorletzte Mal sein, dass Deutschland den grossen Volkswirtschaften um rund fünfzehn Tage hinterherhinkt. Ab diesem Sommer kommen die ersten Schätzungen aus dem Wiesbadener Statistikamt auch immer rund einen Monat nach dem Ende eines Quartals. Auf viele Details aus Europa müssen wir derzeit aber gleichwohl noch warten. Besser sieht es wie üblich in den USA aus, wo das BEA am Donnerstag, 30. Januar, die erste Schätzung vorlegt. Allerdings dauert es wie immer zu Beginn jedes Jahres bis zur dritten Schätzung Ende März, bis die Statistiker auch die Betriebsgewinne veröffentlichen. So oder so lohnt sich bei all den neuen Wachstumszahlen zunächst ein Blick auf die Taktiktafel der Konjunkturanalyse. Seit wenigen Tagen liegen endlich die Daten für die Taktiktafel fast vollständig bis zum dritten Quartal 2019 vor. In diesem Blog versuchen wir ohnehin die...

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Die Weltwirtschaft in der Gefahrenzone

Viel wurde 2019 über die Gefahren einer Rezession geredet. Viele Ökonomen und Anleger scheinen zum Jahreswechsel aber davon auszugehen, dass die Verunsicherung durch die Weltpolitik (Handelsstreit, Brexit) und damit die Krisensorgen wieder etwas schwinden. Schliesslich gab es bislang keine grossen Übertreibungen im globalen Kapitalaufbau. Und wenn damit kein Platz für private Kreditexzesse war, könne es auch keinen gravierenden Grund für eine Wirtschaftskrise geben. Diese weitverbreitete Sicht zum Jahreswechsel muss gar nicht so falsch sein. Doch werden wir hier in nur zwei Charts gleich sehen, was dieses Jahr gewesen ist und was nächstes Jahr sein wird – zumindest in den ersten Monaten 2020. Einer für Deutschland und einer für die USA. Tatsächlich könnte derzeit so etwas wie eine Bodenbildung (also noch kein Aufschwung) beginnen, oder aber: Es geht gerade erst los mit dem Abschwung. Wie die Überschrift bereits sagt, neige ich (durch die Brille der volkswirtschaftlichen Quotendynamik betrachtet) tatsächlich eher zur pessimistischen...

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Zwei negative Konjunkturimpulse in den USA

Die Rezessionssorgen in den Vereinigten Staaten kommen nicht von ungefähr. Bereits zu Beginn des Jahres sendete der private Kapitalaufbau in den USA ein Alarmsignal: Nach der Logik der drei typischen Konjunkturimpulse, die im Zentrum dieses Blogs stehen, hatte sich bereits gezeigt, dass die Investitionen in zusätzlichen Kapitalstock (Maschinen, Anlagen, Gebäude, Patente usw.) stagniert sind. Mittlerweile sinken die privaten Nettoinvestitionen so stark, dass ihr Anteil am Nettoeinkommen in den USA sinkt. Das heisst: Der Kapitalimpuls ist negativ. Genau wie der Profitimpuls, wie wir gleich sehen werden. Nun kommt noch etwas hinzu, was in den Sommermonaten untergegangen ist. Die Statistiker des Bureau of Economic Analysis (BEA) haben die Gewinndaten seit 2014 erheblich revidiert, sodass ein komplett neues Konjunkturbild entsteht. In meiner Berechnungsweise sind die operativen Gewinne grösser als die vom BEA veröffentlichten (die wir in der Zeitung analysiert haben): Demnach sinkt die Gewinnquote gemessen am Bruttoinlandprodukt bereits länger als in den Jahren vor...

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Deutschland in der Autokrise 0.5

Im Internet kursiert ein Chart, auf dem wir sehen, wie die Pkw-Produktion in Deutschland zuletzt eingebrochen ist. Nach Zahlen des Automobilverbands VDA ist die Produktion in den zwölf Monaten (Excel) bis Juli sogar unter das Krisenniveau von 2008/2009 gesunken. Doch Vorsicht mit Schnellschüssen: Der gesamte Kraftfahrzeugbau war auf dem Höhepunkt der Krise Anfang 2009 um 40% eingebrochen, aktuell liegt das Minus aber «nur» bei rund 15% im Vergleich zum Jahr 2017. Beim «gesamten Kraftfahrzeugbau» zählen Statistiker neben den Pkw auch Busse und Lkw und Motoren mit. Bislang haben wir also keine «Autokrise 2.0», sondern noch nicht einmal eine «Autokrise 0.5», keine halbe Autokrise – wenn wir die Finanzkrise als Massstab nehmen. Am 27. August veröffentlicht das Statistikamt Destatis die Details zum Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal, dabei werden auch frühere Daten revidiert, besonders der Umsatz bei Investitionsgütern, zu denen teilweise auch Kraftwagen gehören, dürfte dabei interessant werden. Vielleicht bekommen...

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Wann kippt der US-Arbeitsmarkt?

Die Zinsstrukturkurve in den USA ist nur so semiinteressant – auch in Zeiten wachsender Rezessionsgefahr. Zumindest wenn wir uns aktuell ein Bild von der Konjunkturentwicklung machen wollen. Klar lassen sich immer Gründe finden, warum Monate vor einer Rezession in den USA die 10-jährige Rendite der Staatsanleihen regelmässig unter den Dreimonatszins rutscht. Aber das war es dann auch schon. Tatsächlich sagt die Zinsstrukturkurve wenig darüber aus, was in der Wirtschaft passiert. Interessant ist nur, dass der Zinsabstand im Mai noch gar nicht negativ war, wenn man ihn so berechnet wie die Notenbank von New York. Dies könnte sich nun im Juni geändert haben – neue Daten gibt es Anfang Juli. Spannender als der Blick auf die Zinskurve sind der Kapitalimpuls und der Profitimpuls in den USA, beide interessieren uns ohnehin in diesem Blog am meisten. Sie sagen uns, ob die Investitionen in neuen Kapitalstock (Maschinen, Gebäude, Patente usw.) und die operativen Gewinne...

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Ein Alarmsignal im privaten Kapitalaufbau Amerikas

Viel wurde bereits geschrieben, dass die neuesten Zahlen zum Wirtschaftswachstum in den USA auf den zweiten Blick nicht gut aussehen. Das erste Quartal ist auch aus der Taktiksicht dieses Blogs alarmierend. Wenn wir uns auf das Wesentliche im Konjunkturzyklus konzentrieren wollen, können wir uns derzeit allerdings nur den privaten Kapitalaufbau der Amerikaner etwas genauer anschauen. Für die Profitabilität des US-Standorts müssen wir uns noch etwas gedulden, denn die Statistiker veröffentlichen die Profitdaten traditionell erst jeweils einen Monat nach den ersten Quartalsraten zum Bruttoinlandprodukt – also jetzt Ende Mai. Wesentlich heisst hier im Blog, dass der Kapitalaufbau (also die Investitionen) und die Profitabilität entscheidend für den Konjunkturverlauf sind – Hand in Hand mit der Kreditentwicklung. Handelskriege, Brexit oder andere Unsicherheiten rücken dabei in den Hintergrund. Der Grund ist einfach: Jeder Konjunkturzyklus prägt seinen eigenen Charakter aus, verläuft am Ende aber doch typischerweise so, dass die Muster in jedem Aufschwung und Abschwung gleich...

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Die Wende am deutschen Arbeitsmarkt

Eigentlich wäre es an der Zeit, einen Blick nach Amerika zu werfen. Die Kapitalnachfrage hat sich aber seit Jahresanfang stabilisiert – genau wie auch die amerikanische Zinskurve (ja, hat sie wirklich). Es scheint, dass der Rüstungsschub, ausgelöst durch Trumps Fiskalpaket, tatsächlich gewirkt hat. Was als Konjunkturprogramm eher nicht so intelligent war, weil es dann zu früh gekommen wäre. Wie in der europäischen Wirtschaft steht somit auch in den USA eine Richtungsentscheidung an. Wobei noch niemand so genau sagen kann, wann und ob die Stützungsschritte der chinesischen Regierung auch in der westlichen Wirtschaftswelt wirken oder ob sie vielleicht wie in den USA irgendwann verpuffen werden. So soll der Blick in diesem Beitrag doch wieder (Februar-Thread auf Twitter) nach Deutschland gehen. Denn hier könnte es demnächst spannender werden für die europäische Wirtschaft. Wie Jeromin Zettelmeyer hier schreibt, sind die bisherigen Prognosesenkungen für Deutschland noch grossteils auf die Sondereffekte (neuer Kfz-Abgastest und niedrige Rheinpegel)...

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Deutschland könnte Europa in die Rezession stürzen

Auch wenn es schwerfällt, ich bleibe dabei: Anders als 2014/15 halte ich mich diesmal mit Rezessionsvorhersagen zurück. Wenn alle über eine nahende Wirtschaftskrise reden, ist es vielleicht eh besser, etwas nüchterner auf den Konjunkturverlauf zu blicken und keine Panik zu verbreiten. Anderseits wird jedoch auch Zweckoptimismus einen Abwärtssog kaum aufhalten können, wenn er einmal begonnen hat. Fakt ist zumindest auch: Bislang gibt es kaum Anzeichen, dass sich die Stimmung im Frühjahr in Europa drehen könnte. Es bleibt alles dunkelgrau. Wie stark konkret Handelskriege, EU-Austrittsverhandlungen oder eben auch sinkende Aktienkurse das Wirtschaftsgeschehen bestimmen, lässt sich wahrscheinlich niemals mit Modellen ermitteln, die akademische Volkswirte so gerne mögen. Aber zumindest lässt sich aus der Entwicklung der Betriebsüberschüsse und des Kapitalaufbaus sowie der Kreditaufnahme die Grunddynamik erkennen, die eine Volkswirtschaft voran oder abwärts treibt. So geht die Grundthese dieses Blogs, in dem wir uns die typischen Muster eines Konjunkturzyklus anschauen. Für die monatlichen Konjunkturindikatoren aus Deutschland...

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Tiefgraue Weihnachten in Deutschland

Nach einer kleinen Pause wollte ich eigentlich schon länger wieder einen Beitrag zur deutschen Konjunktur schreiben. Doch mit jedem Monat, der verging, wenn die Statistiker die neuesten Zahlen zur Auftragslage und zur Produktion in der Industrie veröffentlichten, mit jeder neuen Umfrage des Ifo-Instituts oder neuen Frühindikatoren zum Arbeitsmarkt schwand meine Hoffnung. Nein, nicht die Hoffnung auf eine konjunkturelle Besserung, sondern die Hoffnung, endlich etwas klarer zu sehen. Mit Blick (hier der Twitter-Thread von Ende November) auf die jüngsten Daten kommt mir nur ein komisches Wort in den Sinn: *PaintItExtremDunkelGrau*. Bei all der Indikatorschau und Kaffeesatzleserei auf Twitter fällt mir dann doch noch mein Lieblingsfrühindikator auf. Der hat nur einen Nachteil: Die Google-Suchanfragen nach «konjunktureller Kurzarbeit» schwanken sehr stark. Und wenn Weihnachten ansteht, wird eben weniger nach solchen Wörtern gesucht. Hier brauchen wir also noch eine Bestätigung im Januar. Stand heute zeichnet sich immerhin eine Entspannung im März und April ab. Gleichwohl steht...

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