State of Swing

Negative Konjunkturimpulse sind ein Warnsignal für alle

Die ausgemachte Wachstumsschwäche im Währungsraum spricht gegen die Haushaltssanierung der Regierungen. Die EZB ist mit der Zinspolitik gefragt. Die Währungshüter in Europa und den USA verschieben derzeit den kurzfristigen Fokus ihrer Geldpolitik auf das Wirtschaftswachstum. Sie betonen zwar, dass die Risiken für einen anhaltenden Inflationsrückgang noch nicht ausgeräumt sind. Seit dem Sommer ist es aber nicht mehr zu überhören: In Reden und Interviews sprechen die Notenbanker verstärkt über ihre Konjunktursorgen. Diese werden bestätigt durch eine Analyseart, die in den Wirtschaftsblogs von «Finanz und Wirtschaft» schon länger angewandt wird: Dabei geht es um die wichtigsten Impulse, mit denen sich die Konjunkturzyklen beschreiben und erklären lassen. Damit lassen sich auch vorsichtige Hinweise darauf finden, ob zum Beispiel die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der US-Notenbank Federal Reserve dafür verantwortlich sind, dass sich die Wirtschaft abschwächt. Dabei sind in der US-Wirtschaft tatsächlich bislang erste Warnsignale vor allem am Arbeitsmarkt zu erkennen. Die Wirtschaftsleistung wird jedoch...

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Streit über die «konjunkturelle Notlage» in Deutschland

Ökonomen wie Lars Feld haben unrecht, wenn sie die Gründe der Stagnation in Deutschland allein in Strukturproblemen ausmachen. Die Regierung muss die Arbeits- und die Konsumnachfrage des Landes vorübergehend anschieben. So etwas passiert nicht oft. Da fordert «Finanz und Wirtschaft», dass sich der grosse Nachbar im Norden doch endlich entschliessen sollte, eine konjunkturelle Notlage auszurufen. Dies würde es der Berliner Regierung erlauben, nach fast drei Jahren Stagnation von den strengen Vorgaben der Schuldenbremse des Bundes abzuweichen. So könnte die regierende Koalition versuchen, einen Wachstumsimpuls auszulösen, ohne dass sie an anderer Stelle im Budget kürzen müsste – was alles konterkarieren würde. Nur wenige Tage nach der FuW-Forderung doppelt ein «Wirtschaftsweiser» nach. So heissen in Deutschland die Mitglieder des Sachverständigenrats für Wirtschaft der Bundesregierung, also eines ökonomischen Beratergremiums. «Wenn sich die Indikatoren in den nächsten Monaten nicht gravierend verbessern, ist ein erneutes Ausrufen der Notlage bei der Schuldenbremse angebracht», sagt Ökonom Achim Truger in...

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Eine Sahm-Regel für die deutsche Schuldenbremse

Die Arbeitslosenquote in den USA hat gerade eine kritische Schwelle gerissen. Für Deutschland gilt dies bereits seit 2022. Die Berliner Politik sollte dringend handeln. Wer wissen will, wie die Konjunktur eines Landes läuft, muss nur auf den Arbeitsmarkt schauen. Diese Erkenntnis gilt zwar besonders für die USA, wo die Unternehmen in Abschwungphasen schneller als in Europa ihre Jobs streichen. Doch auch hierzulande sollte niemand die Daten vom Arbeitsmarkt als nachrangig abtun, wenn es darum geht, die Konjunktursignale zu erkennen. Entgegen einem Vorurteil lässt sich nicht nur aus sozialen Gründen beim Blick auf den Stellenzuwachs und die Zahl der Arbeitslosen sehr viel über den künftigen Konjunkturverlauf ablesen. Er liefert auch wertvolle Erkenntnisse darüber, ob ein Land an mangelnder Strukturpolitik leidet oder ob nicht doch das zyklische Auf und Ab eine Volkswirtschaft zurückhält. Eine Frage, die seit Monaten die deutsche Wirtschaft plagt. Die ersten Tage im August haben es jetzt wieder einmal gezeigt: Viele Marktteilnehmer...

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Deutschland sollte eine lange Lähmung vermeiden

Es gibt Beobachter der deutschen Konjunktur, bei denen steigert sich der Optimismus fast schon in Überschwang. Zumindest im Vergleich zum mickrigen Ausgangsniveau, von dem sich das Land jetzt aufmachen soll, um endlich den ersehnten Aufschwung zu beginnen. Die jüngste Rückkehr zum Wachstum im ersten Quartal sowie die Umfragen unter den Unternehmen lassen einige erwarten, dass es jetzt endlich für länger aufwärtsgeht. Ein schönes Beispiel für den Überschwang liefern die Ökonomen der Deutschen Bank. Sie haben Anfang Mai ihre Prognosen für dieses Jahr erheblich angehoben. Nach einem bereits gemeldeten (vorläufigen) Plus von 0,2% im ersten sollen es im zweiten Quartal bereits 0,3% werden – eine Verdreifachung der Wachstumsprognose vom Herbst. Im zweiten Halbjahr sollten sich die erwarteten Quartalsraten des Bruttoinlandprodukts dann jeweils noch von 0,2 auf 0,4% verdoppeln. Das wären auf das Jahr hoch gerechnet also 1,6% Wachstum (2023 gab es ein Minus von 0,1%, kalender- und saisonbereinigt). Das ist schon ein gewaltiges...

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Die US-Notenbank wird noch zum Brandbeschleuniger

Es gibt diese Zeiten, da wird Konjunkturbeobachtung endlich wieder spannend. Meist dann, wenn sich wie derzeit eine neue Krise anbahnt. Noch weiss niemand, wie schwer sie ausfallen wird und was letztlich die Gründe sein werden. So fragen sich viele Leute heute zu Recht, ob nicht sogar eine lähmende Wachstumsschwäche droht, die mit den stark steigenden Preisen zusammenfällt, hochgeschaukelt auch durch Putins verdammten Krieg. Oder sind es am Ende tatsächlich die Notenbanken, die mit den harschen Zinserhöhungen die Wirtschaft abwürgen? Springen sie vielleicht nur auf den fahrenden Zug des unabwendbaren Abschwungs auf? Klar ist nur eins: Lange vorbei sind die Monate wie zu Beginn der Pandemie oder in der Finanzkrise, als die Wirtschaftsleistung einfach nur wie ein Stein in die Tiefe fiel. Wir alle merken die Einschnitte starker Konjunktureinbrüche oft drastisch, wenn die Einkommen sinken und viele Leute ihren Job verlieren. Für Konjunkturinteressierte sind solche Phasen aber ehrlich gesagt eher langweilig, also wenn...

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Was eine halbe Million US-Jobs weniger ausmacht

Im Januar haben die amerikanischen Statistiker die Arbeitsmarktdaten in den USA nachträglich erheblich gesenkt. Stand Dezember 2019 gab es mit einem Schlag 422'000 Jobs weniger, die in der Trump-Ära entstanden sind. Zwischenzeitlich liegt die Differenz zwischen neuen und alten Daten sogar bei 520'000 Jobs. Und nicht zum ersten Mal fragen sich Beobachter, wie verlässlich die Jobzahlen sind, die jeden Monat die Finanzmärkte stark bewegen können. Doch wir wollen hier nicht in stumpfes Statistiker-Bashing einstimmen. Wichtiger ist, was uns die US-Daten vom Arbeitsmarkt dennoch über die Konjunkturdynamik sagen: wie fragil die Lage tatsächlich war, bevor die weltweite Coronapanik an den Finanzmärkten ihre Spuren auch in der US-Wirtschaft hinterlassen wird. Der Grossteil der Revisionen fand allerdings zwischen Ende 2017 und Winter 2019 statt: Genau in dieser Zeit, besonders Ende 2018, trübten sich die Konjunkturerwartungen unter Finanzmarktteilnehmern ein. Dies mündete schliesslich in den drei Zinssenkungen der US-Notenbank im vergangenen Jahr, während sie aufhörte, den Anleihenbestand...

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Mit der Taktiktafel durch die neuen Wachstumszahlen

Diese Woche beginnt der Reigen der Wachstumszahlen für das vierte Quartal in den USA und in Europa. Es wird das vorletzte Mal sein, dass Deutschland den grossen Volkswirtschaften um rund fünfzehn Tage hinterherhinkt. Ab diesem Sommer kommen die ersten Schätzungen aus dem Wiesbadener Statistikamt auch immer rund einen Monat nach dem Ende eines Quartals. Auf viele Details aus Europa müssen wir derzeit aber gleichwohl noch warten. Besser sieht es wie üblich in den USA aus, wo das BEA am Donnerstag, 30. Januar, die erste Schätzung vorlegt. Allerdings dauert es wie immer zu Beginn jedes Jahres bis zur dritten Schätzung Ende März, bis die Statistiker auch die Betriebsgewinne veröffentlichen. So oder so lohnt sich bei all den neuen Wachstumszahlen zunächst ein Blick auf die Taktiktafel der Konjunkturanalyse. Seit wenigen Tagen liegen endlich die Daten für die Taktiktafel fast vollständig bis zum dritten Quartal 2019 vor. In diesem Blog versuchen wir ohnehin die...

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Die Weltwirtschaft in der Gefahrenzone

Viel wurde 2019 über die Gefahren einer Rezession geredet. Viele Ökonomen und Anleger scheinen zum Jahreswechsel aber davon auszugehen, dass die Verunsicherung durch die Weltpolitik (Handelsstreit, Brexit) und damit die Krisensorgen wieder etwas schwinden. Schliesslich gab es bislang keine grossen Übertreibungen im globalen Kapitalaufbau. Und wenn damit kein Platz für private Kreditexzesse war, könne es auch keinen gravierenden Grund für eine Wirtschaftskrise geben. Diese weitverbreitete Sicht zum Jahreswechsel muss gar nicht so falsch sein. Doch werden wir hier in nur zwei Charts gleich sehen, was dieses Jahr gewesen ist und was nächstes Jahr sein wird – zumindest in den ersten Monaten 2020. Einer für Deutschland und einer für die USA. Tatsächlich könnte derzeit so etwas wie eine Bodenbildung (also noch kein Aufschwung) beginnen, oder aber: Es geht gerade erst los mit dem Abschwung. Wie die Überschrift bereits sagt, neige ich (durch die Brille der volkswirtschaftlichen Quotendynamik betrachtet) tatsächlich eher zur pessimistischen...

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Zwei negative Konjunkturimpulse in den USA

Die Rezessionssorgen in den Vereinigten Staaten kommen nicht von ungefähr. Bereits zu Beginn des Jahres sendete der private Kapitalaufbau in den USA ein Alarmsignal: Nach der Logik der drei typischen Konjunkturimpulse, die im Zentrum dieses Blogs stehen, hatte sich bereits gezeigt, dass die Investitionen in zusätzlichen Kapitalstock (Maschinen, Anlagen, Gebäude, Patente usw.) stagniert sind. Mittlerweile sinken die privaten Nettoinvestitionen so stark, dass ihr Anteil am Nettoeinkommen in den USA sinkt. Das heisst: Der Kapitalimpuls ist negativ. Genau wie der Profitimpuls, wie wir gleich sehen werden. Nun kommt noch etwas hinzu, was in den Sommermonaten untergegangen ist. Die Statistiker des Bureau of Economic Analysis (BEA) haben die Gewinndaten seit 2014 erheblich revidiert, sodass ein komplett neues Konjunkturbild entsteht. In meiner Berechnungsweise sind die operativen Gewinne grösser als die vom BEA veröffentlichten (die wir in der Zeitung analysiert haben): Demnach sinkt die Gewinnquote gemessen am Bruttoinlandprodukt bereits länger als in den Jahren vor...

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Deutschland in der Autokrise 0.5

Im Internet kursiert ein Chart, auf dem wir sehen, wie die Pkw-Produktion in Deutschland zuletzt eingebrochen ist. Nach Zahlen des Automobilverbands VDA ist die Produktion in den zwölf Monaten (Excel) bis Juli sogar unter das Krisenniveau von 2008/2009 gesunken. Doch Vorsicht mit Schnellschüssen: Der gesamte Kraftfahrzeugbau war auf dem Höhepunkt der Krise Anfang 2009 um 40% eingebrochen, aktuell liegt das Minus aber «nur» bei rund 15% im Vergleich zum Jahr 2017. Beim «gesamten Kraftfahrzeugbau» zählen Statistiker neben den Pkw auch Busse und Lkw und Motoren mit. Bislang haben wir also keine «Autokrise 2.0», sondern noch nicht einmal eine «Autokrise 0.5», keine halbe Autokrise – wenn wir die Finanzkrise als Massstab nehmen. Am 27. August veröffentlicht das Statistikamt Destatis die Details zum Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal, dabei werden auch frühere Daten revidiert, besonders der Umsatz bei Investitionsgütern, zu denen teilweise auch Kraftwagen gehören, dürfte dabei interessant werden. Vielleicht bekommen...

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