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Die erste Draghi-Kugel ist wieder drin

So schnell kann es gehen. Die „Dicke Bertha“ ist zur Hälfte wieder eingesammelt. So hatte EZB-Chef Mario Draghi die beiden außerordentlich langen Geldleihegeschäfte mit den Banken im Dezember 2011 und Februar 2012 genannt, die auf seine Initiative aufgelegt worden waren. Und Draghi war es auch, der im vergangenen Sommer mit seiner Garantieerklärung für die Staatsanleihemärkte die Krise zumindest vorübergehend abklingen lassen hat.

Unterm Strich stieg Ende 2011 und Anfang 2012 die ausstehende EZB-Darlehenssumme an die Banken um rund 450 Mrd. Euro. Daraufhin stieg die Überschussliquidität (was das ist, habe ich hier erklärt) im Euro-System erst von rund 300 Mrd. Euro auf knapp 470 Mrd. Euro Anfang 2012 und dann ab März auf rund 770 Mrd. Euro. Aktuell liegt sie wieder bei gut 450 Mrd. Euro – nachdem die Banken seit dieser Woche die dreijährigen Darlehen erstmals vor Ende der Laufzeit wieder zurückzahlen dürfen.

Ueberschuss

Was lernen wie draus?

Erstens: Überschüssige Geldreserven wieder einzusammeln, kann durchaus sehr schnell gehen. Das ist besonders für die wichtig, denen angesichts der riesigen Milliardensummen schon ganz schwindlig geworden ist, und die deswegen überall bereits Inflationsgefahren wittern. Damit jedoch von den Geldreserven größere Risiken ausgehen, müssten die Banken erst einmal übermäßig Kredit an ihre Kunden vergeben. Denn dafür brauchen die Institute die Einlagen bei der Notenbank in erster Linie, sie müssen kurzfristige Einlagen (und damit auch Kredite) mit einer Reserve hinterlegen. So lange die Banken aber weiterhin vorsichtig sind im Kreditgeschäft und die Nachfrage schwach bleibt, sind auch die Inflationsgefahren eher gering.

Zweitens: Geldreserven dürften für die Rally auf den verschiedenen Finanzmärkten nur eine geringe Rolle gespielt haben. Denn auch hier gilt, Banken können nur begrenzt Risikopositionen eingehen, was vor allem vom Eigenkapital abhängt – egal wie hoch ihre Reserven sind, die bei der Notenbank schlummern. Einzig für die Anlage in Staatsanleihen müssen die Kreditinstitute bislang kein Eigenkapital vorhalten. Aber das hat wenig mit steigenden Notierungen von Aktien oder Rohstoffen zu tun. (Es gibt allerdings eine indirekte Wirkung, wenn die Aktienkurse steigen und Banken deswegen mehr Risiken eingehen). Investoren wie Fondsgesellschaften und Versicherungen legen wiederum nicht die EZB-Liquidität an, sondern die Ersparnisse ihrer Anleger und Kunden. Und wenn diese Mittel kräftig steigen, was die Kurse nach oben treibt, dürften wohl eher ein paar Kunden und Anleger mehr sparen als andere.

Drittens: Hatte die nachlassende Überschussliquidität einen Effekt auf die Zinsen? Gemessen an zehnjährigen Staatsanleihen in Deutschland stieg die Verzinsung von 1,4 Prozent Anfang September 2012 auf zuletzt 1,7 Prozent. Real (nach Abzug der aktuellen Inflationsrate) ist das noch immer null – also auch kein Grund zum Jammern, außer vielleicht für Fondsgesellschaften und Versicherungen und ihre Anleger und Kunden.

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