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Euro-Krise bringt dem Bund bereits 30 Mrd. Euro Ersparnis

Die Bundesregierung darf sich auch zu Beginn dieses Jahres über rekordniedrige Zinsen freuen. Während der Schuldendienst des Bundes in den nächsten Jahren immer geringer ausfällt, geraten gemeinnützige Stiftungen oder auch Versicherungen tiefer in den Schlamassel. Gerade im Wahljahr bietet sich eine gute Gelegenheit, die gesparten Milliarden unter’s Volk zu bringen, statt nur über neue Sparpakete nachzudenken. Bereits jetzt ist klar, dass Berlin wohl um die 30 Mrd. Euro zwischen 2011 und 2017 einspart.

In seiner aktuellen Ausgabe berichtet der „Spiegel“ (02/2013) davon, dass fast die Hälfte der Stiftungen, die mit Bundesmitteln gestützt werden, unter dem niedrigen Zinsniveau leiden. Demnach würden 6 der 14 vom Bund geförderten gemeinnützigen Organisationen Schwierigkeiten haben, ihr Jahresbudget zu erwirtschaften. Die Stiftung Warentest rechnet erstmals sogar mit einem negativen Jahresergebnis.

Ein Problem, das nicht nur die Stiftungen kennen, sondern vor allem auch viele Versicherungen. Sie alle haben gemeinsam, dass sie ein Großteil ihrer verwalteten Gelder in sicheren Papieren anlegen, also oftmals Bundesanleihen, um daraus Erträge zu erwirtschaften. Der Grund für die niedrigen Zinsen liegt zum einen daran, dass sich viele Marktteilnehmer auf ein eher maues Wachstum in den nächsten Jahren einstellen zum anderen auch daran, dass sehr viele Investoren, also auch die Versicherungen und Stiftungen, den Krisenstaaten im Euro-Raum nicht mehr vertrauen.

So bleibt vielen nichts anderes übrig, als Bundesanleihen zu kaufen. Das treibt die Kurse der sicheren deutschen Staatspapiere nach oben. Umgekehrt bleibt dann aber nur noch wenig an jährlicher Rendite übrig, wenn die Anleger zu sehr hohen Preisen sich die Anleihen ins Depot legen.

Natürlich ist es schwierig abzuschätzen, wo die Verzinsung zehnjähriger Bundesanleihen heute liegen würde, wenn es die Krise nicht gegeben hätte. Aktuell sind es rund 1,5 Prozent. Im zweiten Halbjahr 2005, als das (nominale) Wachstum ähnlich mau war wie derzeit, musste der Bund den Anlegern noch mehr als 3 Prozent bieten.

Gehen wir aber einfach davon aus, dass ohne Krise die Rendite dieser Papiere seit Anfang 2010 im Schnitt mindestens einen Prozentpunkt höher ausgefallen wäre. Gehen wir ebenso davon aus, dass die Zinsabstände zu 2-, 5- und 30-jährigen Anleihen seitdem ungefähr auf dem Niveau wie vor acht Jahren gelegen hätten. Dann zeigt sich, dass der Bund seit 2011 rund 40 Mrd. Euro weniger an Zinszahlungen bis 2041 einplanen muss.

Dies lässt sich sehr leicht ausrechnen, wenn man sich die Auktionsergebnisse der Bundesfinanzagentur seit 2010 anschaut und die entsprechende Ersparnis bei den fälligen Kuponzahlungen (Zinszahlungen) für die folgenden Jahre berücksichtigt. Daraus lässt sich dann auch sehr einfach ermitteln, dass der Bund bereits rund 9 Mrd. Euro 2011 und 2012 eingespart hat – immerhin 0,2 Prozent des BIP.

Hier die Ersparnis des Bundes, die bereits heute feststeht, wenn man die zuvor geschilderten Annahmen zugrunde legt (alle Angaben in Mrd. Euro):

2011 -3,1
2012 -5,7
2013 -6,6
2014 -5,3
2015 -4,1
2016 -3,4
2017 -2,7
Summe -30,9

Klar ist es verständlich, dass sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit seinen Sparplänen für künftige Ausfälle wegen der Euro-Krise wappnen will. Aber warum vom Bund geförderte Organisationen in Schieflage geraten sollen, weil der Bund zuvor weniger Zinsen an die Stiftungen gezahlt hat, das bleibt am Ende doch eher rätselhaft.

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