Allgemein

US-Aufschwung steht weiterhin auf der Kippe

Die Rezessionsgefahr oder das Risiko, dass die US-Wirtschaft in eine Stagnation abrutscht, ist noch immer nicht gebannt. Das zeigt die zweite Schätzung zu den Wachstumszahlen in Amerika, mit der jetzt auch die Gewinne aus dem zweiten Quartal vorliegen. Bei nichtfinanziellen Unternehmen im Inlandsgeschäft sind sie im Frühjahr zwar kräftig angezogen. Nach drei Rückgängen in Folge stiegen die Profite um 10,6 Prozent im einfachen Quartalsvergleich – im Winter gab es noch einen Einbruch um 7,6 Prozent. Gleichwohl braucht jetzt niemand anfangen, von einem ewigen Aufschwung in den USA zu träumen – das sollte man sowieso nie. Bemerkenswert ist dennoch, dass mittlerweile die Gewinne wieder 1,4 Prozent über dem Niveau des zweiten Quartals 2013 liegen. Wie wir in den vergangenen Wochen (hier und hier) gesehen haben, sollten wir aber besser auf die durchschnittliche Gewinnquote oder –marge (vor Zinsen und Steuern) schauen. Denn die Veränderungen des Profitanteils am Gesamteinkommen (Bruttoinlandsprodukt) sagt mehr über die...

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Everybody knows the war is not over (Larry Summers’ secular stagnation edition)

Die Sorgen bei Politikern und Ökonomen wachsen von Tag zu Tag: Die große Industriestaaten könnten in eine „säkulare Stagnation“ geraten. Das heißt in eine Phase, in der kaum neue Jobs entstehen, - schlimme Jahre, die so nur einmal im Jahrhundert vorkommen. Die 1930er Jahre wären dann so eine Periode im 20. Jahrhundert gewesen und jetzt könnte ähnliches bevorstehen, so fürchten viele. Larry Summers macht dafür vor allem das niedrige Zinsniveau (nach Abzug der Inflation) verantwortlich, das nicht einmal ausreiche genügend Wachstum und neue Jobs zu schaffen. Bei einem Vortrag im Februar nannte er viele plausible Gründe dafür. Auch den, dass die Einkommensverteilung derzeit so ausfällt, wie sie nun mal ausfällt, und er präsentiert uns diese Grafik: Auch das Buch von Thomas Piketty enthält viele solcher Grafiken, die zeigen, wie die Ungleichverteilung der Einkommen und Vermögen wieder auf dem Niveau der 1930er Jahre angekommen ist. Komischerweise fragt sich aber kaum jemand, warum die Zinsen...

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Of course recessions are always unexpected, aren’t they?

For those of you who believe American manufacturing is currently experiencing a healthy recovery and the Federal Reserve could raise their interest rates at any point soon - please take a look at this chart: Usually profits always lead the business cycle, new orders for capital goods follow quickly and finally net investments run in the same direction. And if private net investments (as a share of income) turn negative (over a twelve months period) for a longer time, you can be quite sure that a recession begins within months. So it does not look good, neither for the US, Europe nor the global economy. But who or what can save the US recovery now?: A stock market boom, China's current account surpluses, massive new spending in construction or the Federal Reserve again? It is hard to see how this can happen now. In a previous post I described (in German) all...

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Warum Amerika dringend das neue iPhone braucht? Weil die Gewinne einbrechen

Seit voriger Woche wissen wir, dass neben dem Bau (wenig überraschend nach dem milden Winter) auch der Außenhandel das Frühjahrswachstum in Deutschland gebremst hat: „Die Exporte stiegen im Vorquartalsvergleich weniger stark als die Importe, sodass sich der Außenbeitrag (Exporte minus Importe) negativ auf die deutsche Wirtschaftsentwicklung auswirkte“, schreiben die Fachleute von Destatis. Und jetzt, im Sommer, wird es nicht besser geworden sein - daran gibt es keinen Zweifel. Denn bekannt ist, dass die Neubestellung in der deutschen Industrie aus dem Euro-Raum und von außerhalb gerade bei Investitionsgütern im Frühjahr regelrecht eingebrochen sind - was sich kaum mit dem Wetter oder Kriegen auf Welt erklären lässt. Und dann sinken seit Anfang Juli auch noch die Ölpreise – neben einem höheren Angebot ist vielleicht dann doch eher eine globale Konjunkturabkühlung unterwegs? Im vorherigen Beitrag habe ich grob verglichen wie es zuletzt mit der Nachfrage nach deutschen Waren aus Russland und den USA ausgesehen haben...

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Die Rezession beginnt in Amerika, nicht in Moskau („Georisiken“ sind die neuen „Gewinnmitnahmen“)

Warum kommt denn nur keiner darauf? Die deutsche Industrie hat in den vergangenen Jahren extrem vom Aufschwung in den USA profitiert, auch wenn der mickrig war. In Europa lag dagegen alles darnieder. Und nun brechen die Neuaufträge in der deutschen Industrie weg und vielen Analysten und Institutsökonomen fallen nur geopolitische Risiken ein, die dahinter stecken könnten. Jeder, der schon einmal einen Börsenbericht in der Zeitung gelesen oder geschrieben hat, kennt diese Floskel. Da wird ein Händler oder Analyst angerufen, der das Marktgeschehen kommentieren soll. Und wenn der ratlos ist und ihm nichts mehr einfällt, warum gerade an jenem bestimmten Tag die Kurse fallen, heißt es oft lapidar: Das waren Gewinnmitnahmen - irgendwas muss man ja sagen oder schreiben, selbst wenn einem nichts einfällt. Wer sich in letzter Zeit Konjunkturberichte oder Kommentare zum Aktienmarktgeschehen durchliest, wird dagegen häufig auf die Floskel stoßen, geopolitische Risiken hätten die Unternehmen oder die Anleger an den Börsen...

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Die absolute und globale Profitschranke des Kapitalismus

Es ist ein weitverbreiteter und beliebter Vorwurf an Politiker und Ökonomen: Der neoliberale Zeitgeist, der sich seit Beginn der 70er Jahre in der westlichen Welt ausgebreitet hat, sei dafür verantwortlich, dass die Vermögenden immer reicher werden und Einkommen der Beschäftigten kaum noch wachsen oder sinken. Deregulierung, Privatisierungen sowie Liberalisierung und Globalisierung der Finanzbranche, eine starke Fokussierung auf die Wettbewerbsfähigkeit der Lohnkosten – alles laufe nur in die eine Richtung, diesen Trend zu verstärken. Gerade linke (oder keynesianische) Ökonomen - und neuerdings auch die Bundesbank - glauben daran, dass bei Ausschöpfung des Verteilungsspielraums, viele Probleme in der Marktwirtschaft oder speziell im Euro-Raum gelöst werden könnten. Man will zurück zum guten alten „Klassenkompromiss“, der vorsah, dass die Einkommen der Beschäftigten und der Kapitalbesitzer gleich stark wachsen. Dafür gibt es die einfache Formel: Löhne und Gehälter in einer Volkswirtschaft sollten im Trend jedes Jahr mit der Inflationsrate (oder der Zielinflationsrate) plus Produktivitätswachstum steigen. So...

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Anatomie einer angekündigten Katastrophe (Teil 3): Amerika ist reif für die nächste Rezession (Anleiherätsel 2.0)

Voriges Wochenende versuchte der Chefökonom einer amerikanischen Großbank, eine Nuss zu knacken. In seinem Wochenausblick fragte er sich, warum die Verzinsung von Staatsanleihen aus den USA und Deutschland seit Anfang des Jahres so stark gesunken sei. Erst wenige Tage zuvor hatte sich die deutsche Bundesregierung ein paar Milliarden für rekordniedrige 1,2 Prozent für zehn Jahre von Investoren geliehen. Schnell wurden Erinnerungen wach an das Jahr 2005. Auch damals suchte US-Notenbankchef Alan Greenspan nach einer Erklärung: Die Anleihenverzinsung wollte einfach nicht steigen, obwohl die US-Notenbanker längst den Leitzins mehrmals erhöht hatten. Doch nichts passierte bei den langfristigen Zinsen am Markt, also den Anleihenrenditen. Auch heute noch versuchen Ökonomen das damalige „Bond Yield Conundrum“ („Anleihe-Rendite-Rätsel“) aufzuklären. Und heute also das „Bond Conundrum 2.0“? Geopolitische Risiken konnten dem Chefökonomen immer nur kurzfristig die Marktentwicklung erklären, auch aus den Inflationserwartungen ließe sich nichts ablesen, was die niedrigen Zinsen erkläre. Am Ende blieb dem Mann nur noch...

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Anatomie einer angekündigten Katastrophe (Teil 2): Die nächste Krise kommt immer!

Im vorigen Teil dieser kleinen Serie haben wir gesehen, was in Euroland derzeit einzig und alleine wächst. Es ist unsere Kreditvergabe an das Ausland. Fremde Volkswirtschaften finanzieren damit einen Teil ihrer Investitionen und des Konsums – vor allem die Amerikaner könnten sich dafür bedanken, weil es dort auch mit deutscher Hilfe jetzt mühsam aber immerhin noch aufwärtsgeht. Bei uns im Euroland aber wird immer weniger unseres Einkommens ausgegeben für neue Arbeitsplätze, Maschinen, Gebäude und Geräte. Selbst abgenutztes Kapital wird mittlerweile weniger ersetzt – im Vergleich zum Einkommen vernichten wir damit Kapitalstock. (Man beachte bitte das Update zur Grafik im vorigen Beitrag, wo die Abschreibung zunächst falsch eingezeichnet waren). Damit könnten wir natürlich gerade die Grundlage legen für einen gewaltigen Investitionsboom in Europa - aber der kommt erst nach der absehbaren Katastrophe. Was dann zu vergleichen wäre mit dem Wiederaufbau nach einem Krieg. Zunächst gilt es aber, diese Katastrophe zu verhindern. Und...

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Meine Stimme aus Wien: Das Imperium schlägt zurück

Ein Leitartikel aus dem Wirtschaftsblatt vom 18. Juli 2014 Wer gehofft hatte, nach der Präsidentenwahl würde in der Ukraine endlich Ruhe einkehren, wurde enttäuscht. Jeden Tag sterben noch immer Menschen in den Kämpfen – tragisch ist jeder Tote, egal, welche Sprache er gesprochen hat. Und für Geschäftsleute aus Österreich wird es immer schwieriger zu erkennen, wie die Großmächte im Hintergrund die Fäden ziehen. Dies gilt auch für Journalisten, die sich aus nah und fern ein Bild machen wollen. Aus Sicht der neutralen Österreicher sind alle gut beraten, weiterhin auf eine Verhandlungslösung zu drängen – nicht nur wegen der Interessen der Austro-Wirtschaft in Russland. Eine verstärkte Isolation und härtere Sanktionen führen am Ziel einer friedlichen Zukunft für die Region vorbei. Doch die Falken behaupten, dass Moskau erst bestraft werden müsse, damit es auch einknickt. Am Gerede der Scharfmacher mutet vieles falsch an. Nicht nur, dass Sanktionen, die gerade von den USA (under EU)...

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Anatomie einer angekündigten Katastrophe (Teil 1): Alles läuft in die falsche Richtung

Die Minierholung in Europa steht auf der Kippe. Für Heiner Flassbeck ist klar, die jüngsten Konjunkturdaten sind, „ohne jede Übertreibung, eine Katastrophe“. Liest man dagegen die neuesten Reports der Bankvolkswirte, herrscht ein anderer Tenor vor. Ja, es schwächt sich gerade ab, heißt es da (auch wenn man alle Sondereinflüsse beachtet, die nur vorübergehend die Industrie nach unten ziehen). Schon bald soll es aber weitergehen mit dem angeblichen Aufschwung. So sagen sie: Die USA, China und die EZB werden Europa schon wieder etwas nach oben pushen. Vielleicht wollen die Ökonomen bei ihren Kunden nur keine Panik schüren, wenn doch irgendwo Hoffnung besteht, dass die Euro-Wirtschaft noch den Dreh finden kann und weiter so dahin dümpeln darf wie bisher. Wie wir aber gleich sehen werden, sind die Hoffnungen doch sehr vage und könnten, wenn sie sich erfüllen sollten, früher oder später ebenfalls in eine Katastrophe münden. Schier unbegreiflich bleibt nur, warum den Kollegen...

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