Everybody knows the war is not over (Larry Summers’ secular stagnation edition)
Die Sorgen bei Politikern und Ökonomen wachsen von Tag zu Tag: Die große Industriestaaten könnten in eine „säkulare Stagnation“ geraten. Das heißt in eine Phase, in der kaum neue Jobs entstehen, – schlimme Jahre, die so nur einmal im Jahrhundert vorkommen. Die 1930er Jahre wären dann so eine Periode im 20. Jahrhundert gewesen und jetzt könnte ähnliches bevorstehen, so fürchten viele.
Larry Summers macht dafür vor allem das niedrige Zinsniveau (nach Abzug der Inflation) verantwortlich, das nicht einmal ausreiche genügend Wachstum und neue Jobs zu schaffen. Bei einem Vortrag im Februar nannte er viele plausible Gründe dafür. Auch den, dass die Einkommensverteilung derzeit so ausfällt, wie sie nun mal ausfällt, und er präsentiert uns diese Grafik:
Auch das Buch von Thomas Piketty enthält viele solcher Grafiken, die zeigen, wie die Ungleichverteilung der Einkommen und Vermögen wieder auf dem Niveau der 1930er Jahre angekommen ist.
Komischerweise fragt sich aber kaum jemand, warum die Zinsen an den Finanzmärkten und im Kreditgeschäft so niedrig sind, während zum Beispiel die nichtfinanziellen Unternehmen in Deutschland eine durchschnittliche Gewinnquote einfahren, die deutlich mehr ausmacht als die Verzinsung in der Finanzbranche:
Zuletzt waren es 10,2 Prozent im Jahr 2013 immerhin noch rund ein Prozentpunkt mehr als im Jahr 2000. Diese Marge ergibt sich – gemessen am Umsatz (oder genauer gesagt: am Produktionswert) – nachdem die Unternehmen ihre Kosten für Löhne, Abschreibungen und Vorleistungen gedeckt haben und bevor sie Zinsen bezahlt oder erhalten sowie Steuern und Abgaben gezahlt haben.
Ab September werden in der EU Forschungsausgaben nicht mehr als Vorleistungen gezählt sondern als Investitionen, dann fallen die Gewinnmargen sogar noch höher aus. Theoretisch könnten die deutschen Unternehmen jederzeit also neuen Kredit zu 2,5 Prozent aufnehmen und investieren wie die Weltmeister – bei den Gewinnmargen hätten sie im Prinzip die Zinskosten doch schnell verdient, könnte man meinen.
Aber so einfach ist natürlich nicht, denn Investitionen wachsen nur dann, wenn die Nachfrage mithält. Das tut sie aber nie ewig – kapitalistische Volkswirtschaften rutschen ohnehin alle paar Jahre in eine Krise. Aktuell zerstören aber die Regierungen vor allem in Europa noch immer die Nachfrage und damit auch die Möglichkeit, dass die Gewinnmargen steigen und neue Arbeitsplätze entstehen.
Nun hat die niedrige Verzinsung in der Tat damit zu tun, dass das Finanzvermögen auf der Welt (Summers nennt es in keynesianischer Tradition beschönigend die „Ersparnis“) in Privathaushalten und Unternehmen sehr groß geworden ist. Wie wir gesehen haben, macht es schon seit Jahren mehr als 300 Prozent des jährlichen Einkommens der Welt aus: bei 1 Prozent Verzinsung müsste der gesamte Einkommenszuwachs auf der Welt (von aktuell gut 3 Prozent) für die Verzinsung aufgebracht werden.
Die gesamten Finanzvermögen der Welt sind schon seit Jahren so groß geworden, dass es nicht mehr mit dem laufenden Einkommen verzinst werden kann. Das Geldvermögen stößt ständig an seine absolute und globale Profitschranke. Und das ist der eigentliche Grund, warum die Zinsen an den Finanzmärkten und für Kredit heute so niedrig sind – egal was die Notenbanken versuchen und noch weiterhin versuchen werden.
Nimmt zum Beispiel ein Unternehmen Kredit für Investitionen auf, kann es die Kreditzinsen nur aus dem Überschuss (also den Erlösen nach Abzug von Vorleistungen, dem Verbrauch des alten Sachkapitals – den Abschreibungen – und den Lohnkosten) bezahlen. Ein anderer Teil der Zinsen – ein eher kleinerer – zahlen die Beschäftigten, wenn sie Kredit für Konsumausgaben oder für den Bau eines eigenen Hauses bzw. den Kauf einer eigenen Wohnung aufgenommen haben. Dieser Teil der Zinsen muss also ebenfalls aus dem (Arbeits-)Einkommen beglichen werden. Vermögende, egal wie reich sie sind, können ihre eventuellen Zinsenverpflichtungen aus dem Einkommen bezahlen, das ihr Vermögen abwirft – egal ob es in Sachkapital oder (fiktiven) Finanzkapital angelegt wurde oder aus Arbeitseinkommen, wenn sie denn arbeiten gehen.
Zinsen müssen also immer aus Einkommen der Unternehmen (Gewinne) oder aus Löhnen und Gehältern bezahlt werden. Wenn das aber nicht mehr geht, entsteht nur die Illusion, als ob sich die Geldvermögen noch verzinsen könnten. Jeder der fürs Alter spart, ist heutzutage praktisch der Dumme – er wird auf kurz oder lang verlieren. Das nennt man dann Blasen an den Finanzmärkten – mittlerweile reden Summers & Co sogar von „rationalen Blasen“, die man wohl oder übel in Kauf nehmen müsse.
Die Vereinigten Staaten haben ihr mickriges Wachstum der vergangenen Jahre genau dadurch hinbekommen, indem die US-Notenbank den Besitzern des Geldvermögens etwas davon abgekauft hat, die wiederum das frische Geld in Aktien und Anleihen gesteckt haben: Die Kurse vieler Wertpapiere stiegen somit, was sich auch an wachsenden Gewinnen der Unternehmen ablesen ließ, die Bilanzen der Banken sanierte und so die Investitionen zumindest in Amerika anziehen ließ.
Jeder, der aber eins plus eins zusammenrechnen kann, der weiß, dass sich an den Finanzmärkten längst Blasen gebildet haben – egal, ob man sie nun rational oder irrational nennt. Es ist der Blase auch völlig egal, wie Ökonomen oder Notenbanker sie deklarieren. Warum sollen zum Beispiel Aktien mehr abwerfen als andere Finanzaktiva? Unterm Strich und am Ende null. Und jeder weiß, dass diese Blasen irgendwann platzen werden und die vorübergehende Illusion von Restverzinsung an den Finanzmärkten wieder verschwinden muss.
Wir wissen nur nicht, wann diese Blase platzen wird. Wir wissen nur, dass sie platzen oder auf anderem Weg das Vermögen vernichtet wird. Vielleicht bekommt ja die EZB tatsächlich noch die Chance, an dem Spiel teilzunehmen, wie es Mario Draghi gerade in Jackson Hole noch einmal bekräftigt hat. Was wir davon haben werden, bleibt aber sein Geheimnis.
Es wird sich nichts ändern daran, dass die Zinsforderungen nicht mehr erarbeitet werden können. Aber wie reagieren die Unternehmen darauf? Sie senken und drücken zumindest in den Industrieländern die Löhne – das versuchen sie ja immer, wenn eine Krise ausbricht. Die Frage ist nur, machen sie es in einem (leicht) inflationären oder in einem deflationären Umfeld.
Der erste Weg war das Konzept der keynesianischen Wirtschaftspolitik nach dem zweiten Weltkrieg und den zweiten erleben wir gerade jetzt – genau wie schon im Laissez-faire-Kapitalismus so werden auch heute wieder die Krisen gelöst. Denn die keynesianische Wirtschaftspolitik ist angesichts der absoluten und globalen Profitschranke der Geldvermögen an ihre Grenzen gestoßen worden.
Wir erleben derzeit keine Liquiditätsfalle, sondern wir stecken offensichtlch wie in den 1930er Jahren mitten in einer Vermögensfalle.
Unabhängig davon, ob es richtig und falsch ist, haben die Regierungen nichts besseres zu tun, als ihre Ausgaben zusammenzustreichen und somit die Nachfrage zu vernichten, die die Unternehmen bräuchten, um zu investieren. Wie schon in Deutschland zu Beginn des Jahrtausends wirken nicht einmal mehr die automatischen Stabilisatoren (Sozialausgaben, Steuern). Das passiert in Europa und auch in Amerika – allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Dahinter steckt wiederum die Idee, dass theoretisch die Gewinnmargen steigen und irgendwann die Investitonen anziehen könnten.
Wenn Unternehmen ihren Absatz wegen der wegbrechenden Nachfrage aber nicht mehr steigern können, senken sie nur die Löhne – was besonders einfach geht, wenn man vorher die Macht der Gewerkschaften gebrochen und die Arbeitsmärkte entsprechend flexibilisiert hat. Da aber dadurch die Nachfrage nochmals sinkt, geraten wir in eine Deflationsspirale – und die hat nicht einfach nur mit sinkenden Preisen (die sinken ja ständig) zu tun, wie uns der Herr Plickert in der FAZ weißmachen will – sondern mit sinkenden Löhnen.
Die Grafik stammt aus dem Kapital „A prolonged period of low real interest rates?“ (Olivier J Blanchard, Davide Furceri and Andrea Pescatori) im CEPR E-Book „Secular Stagnation: Facts, Causes and Cures„.
Kann eine Rückkehr zur Politik der leichten Inflationierung der Ausweg sein, wie sie Summers und anderen vorschebt? Die Idee dahinter: Damit würde die Verzinsung der Geldvermögen (nach Abzug der Inflation) noch mehr sinken, die Realzinsen noch weiter ins Minus abrutschen und die Geldvermögen samt ihrer Zinsansprüche langsam entwertet werden.
Inflation entsteht aber nur dann, wenn bei gegebenen Angebot ständig mehr Nachfrage dazu kommt: Also entweder durch starke Gewerkschaften, die deutlich höhere Löhne durchsetzen als die Produktivität nahelegen würde oder durch die Regierungen, die ihre Ausgaben laufend hochfahren und damit dazu beitragen, dass die Löhne direkt und indirekt anziehen könnten. Da erster Punkt illusorisch ist (da können Postkeynesianer noch so sehr mahnen), bleiben nur noch die Regierungen.
Was passiert aber, wenn die Regierung ihre Ausgaben so weit wieder hochfahren würden, dass die Inflation anzieht und die Notenbanken es auch noch zulassen würden? Dann sinkt die Profitabilität in den Unternehmen. Denn auch die Staatsausgaben müssen immer aus Einkommen finanziert werden: also aus Gewinnen sowie Löhnen und zwar über Steuern oder neue Schulden.
Das würde aber nur dazu führen, dass Unternehmen die Löhne noch mehr drücken würden (sie erhöhen einfach die Preise stärker als die Löhne), denn sie müssen ja den Großteil der Zinsforderungen auf der Welt bezahlen bzw. verdienen sie daran, um sie als Gewinne auszuschütten. Eine Inflationierungspolitik (also eine Ende der Austerität, wie Draghi sie jetzt in Jackson Hole gefordert hat) wird kaum etwas bringen.
Es bleibt mehr als fraglich, ob heute ein Inflationspolitik wie im New Deal der 1930 Jahre in den USA ausreichen würde, dass sich die Lage am Arbeitmarkt zumindest stabiliert. Der Jobaufbau blieb damals verhalten, auch nachdem die zivilen Staatsausgaben in den USA 1933 und 1934 um 52 und 60 Prozent pro Jahr stiegen. Erst in der beginnenden Rüstungskonjunktur 1940 wurden die Jobzahlen des Jahres 1929 merklich übertroffen.
Doch wie hoch müsste die Inflation sein, die einerseits verhindert, dass neue Gewinne als Erspartes die riesigen Geldvermögen auf der Welt noch weiter aufblähen und zugleich die verhandenen Geldvermögen entwertet werden: Im Fall von Deutschland wohl mindestens 10 Prozent – und das über Jahre. Nur welche Regierung und welche Notenbank kriegt das heute noch hin, selbst wenn sie es wollte.
Als Alternative bleiben Finanzkrisen, bei den die Besitzer der Geldvermögen, ihre Forderungen verlieren oder eben Kriege, wo beides zerstört wird: Geldkapital und Sachkapital. Beides läuft aber nicht auf ein Ende des Kapitalismus hinaus, sondern die sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen dürften eher dazu führen, dass ein Land nachdem anderen in Richtung Staatskapitalismus chinesischer, türkischer, Putinscher oder Orbanscher Prägung marschiert – mit entsprechenden Folgen für die Demokratie und Meinungsfreiheit. Keine rosigen Aussichten.
Eine weitere extrem unrealistische aber sozialere Alternative wäre ein globaler Vermögens- und Schuldenschnitt (zum Beispiel um 90 Prozent, wobei man auch gestaffelte Freibeträge berücksichtigen könnte). Zu diesen Schnitt müssten aber alle zustimmen oder die Notenbanken agieren als globaler Diktator. Es scheint also keinen vernüftigen Ausweg zu geben.
Und diesen Pessmismus hat selbst Larry Summers befallen, wenn er in dem neuen E-Book des CEPR zum Thema säkulare Stagnation schreibt:
„It is certainly possible that some major exogenous event will occur that raises spending or lowers saving in a way that raises the [full-employment real interest rate] FERIR in the industrial world and renders the concerns I have expressed irrelevant. Short of war, it is not obvious what such events might be. Moreover, most of the reasons adduced for falling FERIRs are likely to continue for at least the next decade.“
Es muss natürlich kein neuer Weltkrieg ausbrechen (der wie in den 30er Jahren die Stagnationsphase beendete), aber die kriegerischen Auseinandersetzungen werden wohl sicherlich weltweit zunehmen. Und wenn es jeder weiß, was jetzt kommt, dann fühlt man sich unwirkürlich an Karl Marx erinnert, der einmal schrieb: „Hegel bemerkt irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Thatsachen und Personen sich so zu sagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce.“
Und Leonard Cohen mag zwar in seinem Song „Everybody Knows“ recht behalten, dass jeder weiß, die Armen bleiben arm und die Reichen werden reicher. Nur mit folgender Zeile hat er wohl vorerst leider unrecht: „Everybody knows that the war is over“. It is obviously not. Hoffen wir, dass Marx am Ende recht behält und die Menschheit irgendwie noch rechtzeitig die Kurve kriegt in der „lumpigen Farce“, die wir heute erleben.
Da sind viele spannende Gedanken drin, lieber André! Ich teile deine Diagnose, dass das Geldvermögen nicht mehr in gutem Zusammenhang zur Produktionskapazität steht. Ob das ein Nachfrageproblem ist, da bin ich mir nicht so sicher. Die Nachfrage ist in letzter Zeit noch immer gekommen, wenn nur das Angebot innovativ genug war (siehe z.B. das iPhone).
Die Frage bleibt: Was tun? Wahrscheinlich ist es zumindest der falsche Weg, auf Teufel komm raus die Geldmenge zum Wachsen zu treiben.
Patrick, die Nachfrage ist vielleicht nicht der einzige Grund für die niedrigen Wachstumsraten. In meinen Augen aber der wichtigste. Im Euro-Raum sollte daran kein Zweifel bestehen, wir merken doch die bremsende Wirkung der Austerität auch in Deutschland – unabhängig davon, wie die Politik begründet wird.
Aber in den USA war der Nachfrageentzug durch den Staat auch enorm. In diesem Aufschwung 3 Prozentpunkte des BIP – so groß war die bremsende Wirkung durch den Staat noch nie in einem Aufschwung mindestens seit Anfang 70er Jahre, wenn nicht sogar seit dem zweiten Weltkrieg. Der keynesianische Regulierungsstaat (worunter ich auch die Wirkung automatischer Stabilisatoren zählen würde) zerstört sich eben selbst.
Gemessen am Einkommen wurde dagegen in den USA ordentlich investiert – auch Dank der Fed – wie auch immer man QE heute bewertet und später noch beurteilen wird. Nur hat früher 1$ Nettoinvestition im US-Aufschwung zu 10$ Nachfrage geführt. Im jetzigen sind es nur 5$. Und einen Ausgleich durch den Export hat in den USA nicht stattgefunden. Der Schuldenabbau der Privathaushalte wird natürlich auch eine Rolle gespielt haben.
Und sicher folgt zu Beginn eines Aufschwungs die Nachfrage immer dem neuen (innovativeren oder kostengünstigeren) Angebot – getrieben durch steigende Profitquoten. Nur diesmal ist es viel weniger als in früheren Aufschwüngen gewesen. Das ist doch das Problem.
Siehe auch hier: http://www.weitwinkelsubjektiv.com/2014/07/26/katastrophen-anatomie-3/
In erster Näherung läuft das hier geschilderte Problem auf die alte Formel „Autos kaufen keine Autos“ hinaus. Denn logischerweise kann es kein Wachstum (und auch keine Inflation) geben, wenn bei Gehältern und Investitionen nur noch gespart wird.
Dementsprechend lässt sich die Konjunktur durch einen neuen Investitionsschub und mehr Geld für die Konsumenten ankurbeln.
Was mir bei diesem Beitrag (wie auch bei anderen zu diesem Thema) allerdings grundsätzlich stört, ist die grundsätzliche Frage, welches Ziel eigentlich in der Volkswirtschaft angestrebt werden soll: Ist „mehr Wachstum“ wirklich das endgültige Ziel?
Oder geht es nicht um viel grundlegendere Ziele – zum Beispiel: „Dass Alle dauerhaft zufrieden Leben können“. Aus einem solchen Ziel ergeben sich allerdings ganz andere Unterziele, die gar nicht unbedingt bedeuten müssen, dass wir ständig immer mehr Ressourcen verbrauchen, was in etwa dem Prinzip der klassischen Wachstumsidee entspricht. Vielmehr geht es dann darum, dass Jeder seine (noch zu definierenden) Bedürfnisse erfüllen kann – und das sind interessanterweise auch ganz andere als die, die vom klassischen Wachstumsprinzip abgedeckt werden: Neben den Grundbedürfnissen (Nahrung, Kleidung, Wohnung usw.) gehören dazu auch Aspekte wie Sicherheit, Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Anerkennung usw.
Die Disziplin der „Glücklichkeitsforschung“ (die eigentlich besser „Zufriedenheitsforschung“ heißen sollte) hat dazu einiges Interessantes herausgefunden.
Bevor wir uns weiter abmühen, verzweifelt wieder höhere Wachstumsraten (und Inflationsraten) hinzubekommen, die möglicherweise ziemlich sinnlos sind, wird es eigentlich höchste Zeit, einmal grundsätzlich zu überlegen wo wir eigentlich hin wollen.
@Patrick Bernau
„Ob das ein Nachfrageproblem ist, da bin ich mir nicht so sicher.“
Nach mehr als 20 Jahren Reallohnstagnation in Deutschland aber mehr als naheliegend. Zudem zeigt sich, dass Europa „trotz“ (nein, wegen) 5 Jahren Austerität immer mehr an Boden verliert. Reicht das nicht, um endlich etwas anderes auszuprobieren? Die Nobelpreisträger haben Merkel ja auch mal richtig den Kopf gewaschen, aber das Trio Infernale Merkel/Schäuble/Weidmann wird die Situation vermutlich erst dann verstehen, wenn der Bürgerkrieg da ist. Sich bei nominal fast Nullzinsen nicht zu verschulden um die verrottende Infrastruktur in Stand zu setzen, DAS ist die eigentliche Sünde an unseren Kindern.
„Die Nachfrage ist in letzter Zeit noch immer gekommen, wenn nur das Angebot innovativ genug war (siehe z.B. das iPhone).“
Typische Missinterpretation von Angebotsanhängern: Es wird „Angebot“ mit „Innovation“ verwechselt. Mehr konsumiert wird dadurch nicht, nur anders.
„Wahrscheinlich ist es zumindest der falsche Weg, auf Teufel komm raus die Geldmenge zum Wachsen zu treiben.“
Wir gehen seit 5 Jahren den falschen Weg, Resultat: extrem hohe und persistente Arbeitslosigkeit in Europa und eine Inflation die seit der Krise sinkt. Zudem sollte man hier sehr viel genauer herausarbeiten, was mit „Geldmenge“ gemeint ist – zu kaum einem Thema wird mehr Unsinn geschrieben. Wenn die Zentralbank-Geldmenge steigt und die Umlaufgeschwindigkeit sinkt – genau den Zustand haben wir in Europa! – ändert sich die Geldmenge nicht.
–> http://acemaxx-analytics-dispinar.blogspot.de/2011/08/schweizer-geldmultiplikator-deutet-auf.html
@ Patrick Bernau, Nachtrag
Ich nehme ja an dass es nur ein dummer Zufall ist, dass über die extreme Kritik der Nobelpreisträger an Merkel – „Europa ist intellektuell und in Sachen Einfallsreichtum bankrott“, „Merkel scheint den Ernst der Lage nicht kapiert zu haben, „Nur eines scheint klar: Merkel hat die falschen ökonomischen Berater.“ – ausgerechnet in der FAZ nicht berichtet wurde, oder?
„Glaubt“ hier wirklich noch jemand an Monetarismus? Dann bitte mal http://fixingtheeconomists.wordpress.com/2014/08/04/inflation-is-not-always-and-everywhere-a-monetary-phenomenon/ zu Gemüte führen.
Aus der Identität(!) von M*V und P*Q eine „normale“ Gleichung zu basteln und damit zu versuchen, kausale Zusammenhänge herzuleiten, führt im Besten Fall in die Irre. Allein schon das Kunstprodukt „Umlaufgeschwindigkeit“. Niemand kann diese messen, der Term ergibt sich schlicht aus den restlichen messbaren Größen, so dass die Gleichung „immer wahr“ ist – eben eine Identität.
Nochmal ganz allgemein gesprochen: Wenn (Wachstums-)Gewinne sich nur bei einigen Wenigen konzentrieren und damit dem großen Rest vorenthalten werden, steigt der Druck im Kessel, um einen Ausgleich herbeizuführen. Dann sieht man plötzlich wieder Mistgabeln auf einen zukommen…
Wirtschaft muss allen Beteiligten zugute kommen, sonst ist das System nicht zu halten.
Oh, und wer annimmt, wir müssten bloß wieder Gerechtigkeit herstellen und der Laden läuft wieder – so einfach ist das nicht (mehr). Geld ist eine Voraussetzung um Arbeit zu verrichten / verrichten zu lassen. Die wichtigere Komponente ist „für Arbeit nutzbare“ Energie. Mit dem unwiederbringlichen Verbrennen von fossilen Energieträgern haben wir eventuell längst eine systemische Grenze überschritten. Die einfach zu erschließenden Vorkommen sind jedenfalls nahezu ausgebeutet. Technischer Fortschritt (z.B in Gestalt von höherer Effizienz) wirkt „lediglich“ als Katalysator, beschleunigt die Entwicklung: http://www.paecon.net/PAEReview/issue68/RammeltCrisp68.pdf
Zu H Bernau:
Im Aufsatz von Summers in dem Band des Institutes, auf den sich Kühnlenz bezieht, CEPR, ist der Kerngedanke: Nachfrage. Summers hat bei seinen Auftritten der letzten Monate das jedem Zuhörer verständliche Beispiel gebracht, dass sich jeder Amerikaner und sonstige Reisende doch einmal den skandalösen Zustand des John F. Kennedy Airports ansehen soll. Mehrere Milliarden wären sofort nötig für eine öffentliche Investition, die keinen Aufschub verträgt.
Und gegen das Saysche Theorem, das H. Bernau im Beitrag vorbringt, schreibt Summers: „Perhaps Say’s dubious law has a more legitimate corollary – „Lack of Demand creates Lack of Supply“. Man sieht, Summers hat sich seit langem von der Neoklassik verabschiedet, bei der FAZ wird das noch dauern.
Ulrich Bange
@Ulrich Bange:
Vielleicht wird selbst Say die ganze Zeit mißverstanden? Meint Joerg Lipinski:
http://www.joerglipinski.de/blog/says-law-der-grosse-irrglaube-der-angebotstheoretiker/
Danach wird klar, dass Say ursprünglich etwas ganz anderes ausagen wollte, als ihm später von den Anhängern der klassischen Lehre in den Mund gelegt wurde.
Richtigerweise müßte die Generalaussage seines Theorems nämlich lauten:
“Jedes Angebot will sich seine Nachfrage schaffen”
Die Wirtschaftsredaktion der FAZ ist allerdings auch bei anderen Dingen nicht aktuell – der niedrige Zins wird nach wie vor nicht als (funktionierendes!) Spiel von Ersparnissen (Angebot) und Kredit (Nachfrage) wahrgenommen; da das Angebot (relativ) groß und wachsend ist, die Nachfrage (relativ) klein und sinkend, muss der Preis des Geldes, der Zins, sinken. Bei der großen FAZ ist an all dem nur Weichwährungs-Draghi schuld.
@Hardy
Danke für den Link.
Ist es nicht bezeichnend, dass man über einen Stuss wie „jedes Angebot erschafft sich seine Nachfrage“ ernsthaft diskutieren muss? Komischerweise hat damit jeder ökonomisch Unbedarfte „Verständnisprobleme“, bei den VWL- und BWLern sitzt diese Info aber irgendwann, nachdem man es im Studium nur oft genug eingetrichtert bekommen hat.
Wenn das nur das einzige ideologische Dogma wäre… Mit Adam Smiths unsichtbarer Hand gehts ja weiter.
Das ist moderne Religion, man greift sich Stellen aus „der heiligen Schrift“ raus und interpretiert die dann nach eigenem Gusto. Wiederholung ist die Mutter aller Weisheit :-)
Einige Anmerkungen zum Kühnlenz Beitrag:
1.
Die „durchschnittliche Gewinnquote“ deutlich höher als die Verzinsung in der Finanzbranche, sagt der Autor. Und kaum jemand frage sich warum. Die Frage steht im Raum und man wartet auf die Erklärung für die hohen EBIT Zahlen – und? Fehlanzeige.
2.
Zinsen müssen immer aus Einkommen der Unternehmen (Gewinne)… bezahlt werden. Das ist nun eine klitzekleine Sache, aber Zinsen sind Aufwand so wie Löhne und Vorleistungen und sind Bestandteil der Gewinnermittlung. Der Gewinn gehört einzig den Eigentümern. Wenn der Zinsaufwand eines Unternehmen steigt, dann sinkt der Gewinn. Das meint Kühnlenz bestimmt, aber er sagt etwas anderes. Nicht schlimm.
3.
„Die keynesianische Wirtschaftspolitik ist angesichts der absoluten und globalen Profitschranke der Geldvermögen an ihre Grenzen gestoßen“. Das ist leicht dahin gesagt. Aber nirgendwo gibt es seit 30 Jahren eine keynesianische Wirtschaftspolitik, und es hat doch nicht viel Sinn, darüber zu debattieren, was sie an welche Schranken getrieben hätte, wenn sie wieder auferstanden wäre nach dem Kinnhaken der Siebziger Jahre. Wir haben die mainstream Ökonomie seit Jahrzehnten, und die Gedanken von Kühnlenz lassen sich nur in diesem Rahmen diskutieren. Und da ist ein solcher Seitenhieb gegen Keynesianische Wirtschaftspolitik nicht am Platz, sie trägt auch nicht zu einer Erkenntnis bei.
4.
Thema Illusion: „durch starke Gewerkschaften, die deutlich höhere Löhne durchsetzen als die Produktivität nahelegen würde“, das also ist die Illusion. Wenn ich alle Vorschläge des WeitwinkelSubjektiv danach beurteilen würde, ob es illusorisch ist, dann könnten Sie diesen Blog schließen. Alle Überlegungen zur Geldpolitik, fest unter Kontrolle einer mainstream Ökonomie, wäre im Sinne einer Konjunktur- und Wachstumsmobilisierung selbstverständlich illusorisch. In Frankfurt, in den Köpfen der Fachleute der Bank, herrscht der Geist der Neoklassik. Und Gleiches gilt für die Fiskalpolitik. In Deutschland, in ganz Europa. Ich plädiere für die umgekehrte Einstellung, auch bei den Journalisten und Bloggern: es kommt nur auf die Gewerkschaften an. Egal wie groß die Schwierigkeiten sind und wie lange es dauert, nur die Gewerkschaften können Macht entfalten, nur sie und ihre Mitglieder und die Lohn- und Gehaltsemfänger profitieren auf Dauer, und nur sie haben an einer Politik der deutlich höheren Löhne ein elementares Interesse. Wegen ihrer Einkommen und gleichrangig wegen ihrer Arbeitsplätze. Daran anzuknüpfen ist keine Illusion. Sie meinen vermutlich nur, dass es schwer ist, das Spitzenpersonal der Gewerkschaften von einer „vernünftigen“ Lohnpolitik zu überzeugen. Das ist wahr. Dennoch.
5.
Say Theorem: siehe die Kommentare Nr. 8 und 9: es ist verdienstvoll, ein wenig Exegese voranzustellen, aber dabei sollte man sich nicht lange aufhalten. Denn im Vordergrund (auch in einigen Abschnitten von Kühnlenz) steht der Kampf zwischen Angebots- und Nachfragepolitik. Für die herrschenden Angebotstheoretiker ist es nicht sonderlich wichtig, was Say zu sagen hatte, man kann ihn nur so schön leicht einflechten in einen meist ganz anders begründeten Gedankengang. Z.B. den, dass Löhne und Lohnnebenkosten noch immer zu hoch waren, dass sie die Gewinne schmälern und somit Investitionen behindern. (Als ob Investitionen von Gewinnen abhingen: das können sie gar nicht, denn die Gewinne eines Geschäftsjahres gehören nicht dem Unter-nehmern, vielmehr den Eigentümern, die ein Recht auf Ausschüttung haben; Investitionen haben etwas mit Krediten zu tun). Oder generell die Politik der Lohnsenkung nach Maßgabe der Agenda 2010. Alles schon x-mal an dieser Stelle gesagt, aber nun in diesem Kontext. Auch Summers im e-Book Aufsatz hat alles andere im Sinn als eine Debatte über die Äußerungen eines Ökonomen aus früheren Jahrhunderten. Er benutzt das Saysche Theorem und seine Umkehrung (mit dem sehr treffenden Ausdruck „create“ versehen) als Metapher, die, weil überall bekannt, auch in die entgegengesetzte Richtung Kraft entfalten kann. Schon allein den altebekannten (oder missverstanden Satz, wie Hardy sagt) umzudrehen, hat schon heuristischen Wert. Summers immerhin war Politiker und Finanzminister unter Clinton und weiß, wovon er redet.
Ulrich Bange
1. Ich wollte ich nur sagen, dass die Zinsen an den Finanzmärkten bzw. für Kredite kaum etwas mit der Rendite von Unternehmen zu tun haben, sondern eher mit der Summe des Geldvermögen relativ zum gesamten Einkommen auf der Welt.
2. Schon klar, dass Zinsen als Kosten verrechnet werden. Exakter wäre zu sagen, dass Zinsen aus dem Überschuss bezahlt werden müssen. Nach Steuern gehört dieser Überschuss den Eigentümern – schon klar.
3. Guter Punkt. Aber verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe nichts gegen keynesianische Wirtschaftspolitik. Ich glaube nur, dass der heutige Mainstream einfach die Folge des wachsenden Verzinsungsdrucks der Geldvermögen war. Der aktuelle Mainstream erfüllte diese Bedürfnisse nur und auch er ist an sein Ende gekommen.
4. Alles was Keynsianer heute aber vorschlagen, würde Jahre dauern, bis die Vermögensverteilung halbwegs ins Lot gerät. Solange wird der Druck auf die Löhne bestehen bleiben und alle keynesiansichen Vorschläge z.B. von Flassbeck sind gar nicht durchsetzbar.
5. Sie zitieren Summers: „Perhaps Say’s dubious law has a more legitimate corollary – „Lack of Demand creates Lack of Supply“. Da sind wir auch schon bei der Marx’schen Konjunkturtheorie. Extrem verkürzt: Im Aufschwung schafft sich das Angebot die Nachfrage, es kann nur expandieren wenn auch die Nachfrage mitzieht – also das was in Europa in den vergangenen Jahr unterbunden wurde. Irgendwann kommt der Punkt aber in jedem Zyklus, wo die Gewinnquote/Profitrate erst langsamer steigt und schlussendlich sinkt.
Unternehmen geben in der Krise weniger für Arbeit aus bis die Gewinnquote wieder steigt und alles fängt von vorne an. Der normale zyklische Gang der kapitalistischen Geschichte, der durch Staatsausgaben seit dem zweiten Weltrieg in Krisenzeiten abgefedert wurde. Empirisch ist es im Kern aber noch genauso wie vor 150 Jahren, wie ich in den vergangenen Wochen hier im Blog versucht habe darzustellen – wie auch immer man das Sinken der Profitrate erklären mag.
Mein Punkt ist nur, dass auch die Gewinnquote oder die Rendite der Geldvermögen (oder des fiktiven Kapitals) langfristig sinkt, einfach weil es immer mehr wird (die Ungleichverteilung hat schon in den 50er und 60er Jahren begonnen – da war sie nur noch nicht so gravierend). Schauen Sie sich die Nominalzinsen der Staatsanleihen an – seit Anfang der 80er Jahre sinken sie. Und ich bin davon überzeugt, es wäre auch ohne die falsche Lohnpolitik in den 70er Jahren und der folgenden Hochzinspolitik passiert – Neoliberalismus hätten wir so oder so bekommen – er wäre nur durch andere Ereignisse ausgelöst worden.
Wenn aber die Gewinnquote der Geldvermögen sinkt und das Geldvermögen gleichzeitig aber immer mehr wird, sind die Unternehmen gezwungen in der Realwirtschaft ihre Löhne senken – oder an Arbeit sparen, wie in jedem kurzfristigen Konjunkturzyklus auch. Das passiert nicht überall gleich schnell. Es beginnen wohl erst diejenigen, die am meisten Zinsen zahlen.
Dann müssen auch die folgen, die weniger Zinsen zahlen, denn sonst bekommen sie einen Lohnkostennachteil. Der Rest Europas ist heute genau diesem Druck ausgesetzt, den die Regierung mit ihrer Austeritätspolitik nur folgen und damit die Nachkriegsordnung komplett zerstören.
Daher bin ich überzeugt davon, dass höhere Staatsausgaben wie schon in den 30er Jahren in den USA nichts bringen werden. Natürlich werden die Regierungen in der nächsten Krise wieder zu mehr Ausgaben gezwungen werden, doch der Verzinsungsdruck/Lohndruck bleibt doch. Deswegen haben Keynesianer erst wieder eine Chance, wenn ein Großteil des Geldvermögen vernichtet werden – auf welchem Weg auch immer.
Das mit den Zinsen in Bezug auf die Geldvermögensmenge und den Einkommen hatte ich erst beim zweiten Lesen richtig verstanden. Wenn ich aber überlege, wie die Zinsen in wenigen Jahren stark gesunken sind, während die Geldvermögen seit etwa 2010 nicht mehr weiter gestiegen sind, dann können die Zinsen eigentlich nicht als wesentliche Komponente des heutigen Zustandes gesehen werden. Eher ist m.E. wesentlich, dass die Zinsen nicht mehr „linear“ mit der Anlagedauer von Geldguthaben steigen. Der ist ja praktsich null -von gewöhnlichen Bankkonten bis hin zu Sparkonten mit Anlagedauer von 1-2 Jahren. Gerade dieses Fehlen einer „Zinstreppe“ führt zur Liquitätsfalle. Deshalb ist es auch so wichtig, den „Zero-Bound“ zu durchbrechen, und wenn es durch Inflationierung begünstigt wird.
Wenn Summers vor allem das niedrige Zinsniveau für die Krise verantwortlich macht, erscheint mir dies nur plausibel im Anbetracht des mangelnden Zinsverlaufes nach Anlagedauer.
Nun zum zentralen Satz des Artikels: „Es wird sich nichts ändern daran, dass die Zinsforderungen nicht mehr erarbeitet werden können“. Zumindest erscheint mir den zentral.
Um dann aber zu sagen, dass die Unternehmen darauf reagieren, indem die Löhne gesenkt werden, passt nicht zum soeben zitierten Satz. Nicht einmal, weil der logisch richtige Schluss wäre: mehr Einkommen, damit die Zinsforderungen bedient werden können!
Die einzige Gründe, weshalb Unternehmen Löhne senken sind erstens weniger Nachfrage aufgrund erhöhter Zinsaufwendungen und zweitens ganz einfach einzelwirtschaftlichem Denken. Das muss man denen nicht verübeln. Deshalb sind Gewerkschaften auch so wichtig. Schließlich ist es im Aggregat so, dass die Unternehmer nicht mehr Geld aus dem Markt ziehen können als sie an Löhnen verausgaben. Das führt letztlich zum Schluss, dass Zinsen faktisch nur aus Krediten bedient werden, und somit die ständige Kreditausweitung mitverursacht.
Interessanter Gedanke, dass Unternehmensgewinnen bei staatsinduzierter Inflationszunahme sinken würden. Das kann ich mir aber kaum vorstellen. Wenn, wie Bange schreibt, Unternehmensgewinnen zugunsten der Eigentümer ausgeschüttet werden, dann leihen sich die Staaten dieses Geld (weil es sonst wirtschaftsschädigend gehortet bleibt), und dadurch können wieder neue Gewinne entstehen. Oder die Staaten erheben darauf z.B. Vermögenssteuer, und daraus werden ebenfalls Gewinnen, ohne Schuldenzunahme.
Nur die Schuldenbremse verringert Gewinnmöglichkeiten, wenn Gewinnen aus abgelaufenen Jahren stattdessen nicht abgeschöpft werden.
Die keynesianische Wirtschaftspolitik ist NICHT angesichts der absoluten und globalen Profitschranke der Geldvermögen an ihre Grenzen gestoßen worden, sondern angesichts des Erreichens des keynesianischen Endpunktes (gemeint sind die Schuldenstände).
Eine Inflation würde die Lage ganz sicher verbessern, vorausgesetzt, die Realzinsen werden negativer. Die Zinstreppe kann dadurch wiederhergestellt werden (Sparzinsen etwa gleich Inflationsrate).
Dass sich das Geldvermögen nicht mehr verzinsen kann, das ist natürlich ein dynamischer Prozess. Schon heute sehen wir, dass die Geldvermögen in vielen Teil des Eurolands nicht mehr so stark steigen (oder sinken) im Vergleich zum Beispiel zu Deutschland, China oder den USA. Oder sie sogar direkt vernichtet werden wie in Griechenland. Die USA und China haben seit 2009 wenigstens so etwas wie einen Aufschwung erlebt.
Wir können also davon ausgehen, dass Teile dieser Welt zuletzt weiterhin Geldvermögen angehäuft haben, was durch die Entwicklung der Aktien- und Anleihemärkte in den vergangenen Jahren sogar noch (fiktiv) aufgebläht wurde. Sicher nicht als Folge der Verzinsung, sondern in Folge von Kurssteigerungen. Das ist doch genau das, was Summers damit meint, dass wir nur noch mit „rationalen Blasen“ an den Finanzmärkten wirtschaften können – so rational, dass sie in den USA von der Fed ausgelöst wurden.
Steigen aber die Kurse von Anleihen, sinken die Zinsen und die Zinskurve oder -treppe wird flacher. Wenn die Kurse der Anleihen und Aktien aber noch irgendwie Bezug haben sollen zur Realität, werden die Kurse irgendwann in der nächsten Krise einbrechen. Was dann auch mit plötzlich steigenden Zinsen einhergehen kann, was aber nichts anderes heißt, dass Anlagen vernichtet werden, weil dann auch die Kurse sinken.
Nicht umsonst fürchten doch einige Beobachter, dass die nächste Krise bei High Yield Anleihen ausbricht – erst kürzlich hat Raghuram Rajan, Indiens Notenbankchef, davor gewarnt. Wollen wir gar nicht daran denken, was passiert, wenn plötzlich die Renditen deutscher und amerikanischer Staatsanleihen empor schnellen… Wer wird dann noch Schulden aufnehmen?
Aber das muss natürlich kein Weltuntergang sein, so ein Crash… Irgendwann beruhigt sich die Lage wieder und es geht wieder von vorne los… Aber bis dahin wird das Geldvermögen nur so weit vernichtet sein, damit die Weltwirtschaft im nächsten Aufschwung wieder an die absolute und globale Privatschranke des Geldvermögens stößt… Der deutsche Privatsektor allein hat in der letzten Finanzkrise 400 Mrd. Euro an Forderungen verloren… Und das wird auch in der nächsten Finanzkrise sicherlich auch passieren, wir wissen nur nicht wieviel er verlieren wird…
Aber werden die Notenbanken überhaupt noch Wachstum hinbekommen nach der nächsten Krise und welche Folgen wird diese Krise haben vor allem gesellschaftlich, es reicht ja schon wenn wir da nur an Frankreich und Italien denken?
Wie gesagt, dass in so einem dynamischen Prozess am Anfang, also im mickrigen Aufschwung, immer noch Einkommen entsteht, ist auch klar – aber nie für ewig… In jeder Krise muss jetzt kräftig Geldvermögen vernichtet werden, damit es weitergeht… Und dann muss man auch bedenken, dass es gerade die viele Unternehmen sind, die netto gar keine Zinsen mehr zahlen zum Beispiel in Deutschland. Die Gewinne bestehen hier in der Summe in wachsendem Maße aus Vermögenseinkommen.
Global muss es aber immer Unternehmen geben, die am Ende die Zinsen zahlen müssen. Die werden weiterhin ihre Löhne drücken und damit auch die Unternehmen unter Druck setzen, die gar keine Zinsen mehr netto zahlen… Schon klar, dass Unternehmen nur einzelwirtschaftlich denken – das müssen sie sogar, denn sie müssen ja Gewinne erwirtschaften…
Zu Komm 11 A. Kühnlenz:
Zu Punkt 2: sorry, nein, Zinsen sind Aufwand ebenso wie Löhne, Abschreibungen und Rückstellungen und anderes. Zinsaufwand kommt für ein Unternehmen zustande aus Kreditverträgen (oder Kontokorrentkrediten), es sind fest vereinbarte Ansprüche von fremden Vertragspartnern, das Unternehmen kann sie genau planen. Sie sind ein Faktor der Gewinner-mittlung, die Gegenüberstellung von Erträgen und Aufwendungen ergeben den Saldo Gewinn., meinetwegen können sie das umgangssprachlich auch Überschuss nennen. Zuerst also stellt das Unternehmen den Gewinn fest. Danach hat die Finanzwelt oder haben die Geldvermögensbesitzer der Welt damit nichts mehr zu tun – keine Ansprüche von diesen Akteuren mehr. Nur der Staat hat Anspruch über die Gewinnsteuern, wie Sie sagen. Verzeihen Sie diese Erläuterung eines Bilanzanalytikers.
Zu Punkt 3: mainstream = Folge des Verzinsungsdrucks? Meine Vorstellung war bisher, dass sich der Druck aus der wissenschaftlichen Ecke (Monetarismus und Chicago Schule – 60er Jahre) rasend schnell zunächst in den USA verbreitet und die Universitäten in aller Welt in seinen Bann gezogen hat; übergegriffen hat auf das Währungssystem (Abschaffung von Bretton Woods und free floating auf wiederum vieljährigen Drucks der Monetaristen hin); die beiden Ölpreiskrisen mit ihren Turbulenzen bei Preisen und Löhnen (in dem falschen Verständnis der Tarifparteien begründet, es ginge um einen Kampf zwischen Unternehmen und Arbeitern, statt um einen Einkommenstransfer an die Ölförderländer); der plötzlich von allen Ökonomen angenommenen Behaup-tung, dass man, siehe Phillips Kurve, ja nun sehen könne, dass eine nachfrageorientierte Politik damit auf den Misthaufen gehöre. Darum also Monetarismus, gemischt mit vielen anderen Versatzstücken aus der Neoklassik, getestet in Chile, dann in Großbritannien und unter Reagan in den USA. Und nun also soll diese Geschichtsschreibung nicht mehr gelten, nun soll der Verzinsungsdruck den mainstream erklären. Eine interessante Idee schon, aber doch in hohem Maße spekulativ. Und es fehlt mir ganz eine Begründung auf dem Hintergrund der Folie, die ich gerade nur mit dicken Strichen skizziert habe.
Zu Punkt 4: Sie übergehen leider mein Argument. Dass etwas dauern wird, jahrelang dauern wird, insbesondere die Vermögensverteilung über die Lohnpolitik, ist doch kein Argument gegen diesen Weg. Druck auf die Löhne führen Sie an, warum keynesianische Vorschläge nicht durchsetzbar seien. Ihre Meinung in Ehren, aber da fängt es erst an interessant zu werden. Diesen Druck haben wir seit 100 Jahren und mehr. Und gerade dagegen geht es nun um die auf viele Jahre hin angelegte expanisve Lohnpolitik (also um den Kampf der Gewerk-schaften – ich setze das dem Theoretisieren darüber entgegen). Die Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung hat von Beginn an, sicherlich 100 Jahre lang, für den Acht-Stunden-Tag gekämpft, es schien lange Zeit nicht durchsetzbar (Ihr Begriff), aber der Kampf dafür hatte am Ende Erfolg. Beispiel Mindestlohn: in Deutschland haben die Gewerkschaften mindestens 20 Jahre dafür gekämpft, die mainstream Ökonomen haben ein paar Tausend Gutachten dagegen geschrieben, die FAZ hat bei dieser Oppostion kräftig mitgemischt, und u.a. deswegen blieb der Kampf lange Jahre erfolglos, und Sie würden vielleicht sagen: war nicht „durchsetzbar“. Es ist aber doch gelungen. Und nun argumentieren Sie gegen die Lohnpolitik als Mittel, die Vermögensverteilung zu ändern, wieder mit dem Begriff „nicht durchsetzbar“. Doch, es ist durchsetzbar, man muss den Kampf um die Löhne eben nicht auf die kurze Frist beschränken, man muss sie langfristig anlegen. Und es ist ein Kampf. Und man muss die Theorien aus der Welt schaffen, die das behindern und die Argumente popularisieren.
Punkt 5 überschlage ich, dafür zu dem Abschnitt: „Wenn aber die Gewinnquote…“. Sie setzen wieder, wie oben schon zu Punkt 2, Realwirtschaft und Verzinsungsdruck der Geldvermögensbesitzer in ein fragwürdiges Verhältnis zueinander. Der Verzinsungsdruck der Geldvermögensbesitzer spielt für ein Unternehmen der Realwirtschaft keine Rolle. Ich will erläutern, wie ich es meine. Das Unternehmen nimmt einen Kredit auf, zahlt fest vereinbarte Zinsen und muss Kredite der Vorjahre zu festen Zinsen bedienen. Die damit finanzierten Investitionen führen in den Folgejahren zu Gewinnen (oder eben nicht). Niedrige Löhne helfen dabei, aber nur einzelwirtschaftlich. Die Nachfrage lebt von „hohen“ Löhnen auf Dauer. Sie sagen das ja immer wieder. Wie meldet sich nun der Druck der Geldvermögensbesitzer mit ihrem Gewinnquotenanspruch an? Gar nicht tut er das, er dringt gar nicht vor bis ins Innere der Unternehmensvorgänge. Und wenn die Zinsen in den nächsten 10 Jahren auf ca dem Niveau von heute bleiben, meinetwegen auf 3% ansteigen weltweit, dann kann das Unternehmen der Realwirtschaft weiterarbeiten und sich um tausend Dinge kümmern, aber um die Ansprüche der Geldvermögensbesitzer muss es sich nicht scheren. – Vielleicht habe ich etwas ganz falsch verstanden an Ihrer Auffassung, dann würde ich es gern hören.
Ulrich Bange
André – danke daran, erinnert zu haben an das Prinzip der steigenden Kursen von Wertpapieren wenn die Zinsen niedrig sind. Das leuchtet ein.
Das hilft mir beim näheren Einordnen der Folgen von niedrigen Zinsen.
„Aber das muss natürlich kein Weltuntergang sein, so ein Crash… Irgendwann beruhigt sich die Lage wieder und es geht wieder von vorne los… Aber bis dahin wird das Geldvermögen nur so weit vernichtet sein, damit die Weltwirtschaft im nächsten Aufschwung wieder an die absolute und globale Privatschranke des Geldvermögens stößt“
Generell sprichst du hier die zyklische Illusion an, die dem Kapitalismus innewohnt. Ich habe schon mal auf einem Papier von Bruun/Heyn-Johnsen “Paradox of Monetary Profits” hingewiesen. Ein Satz daraus:
“Economics has not been able to capture what, at least Marx and Keynes, regarded as the most fundamental fact of capitalist economies – that firms produce in order to gain a monetary profit. If we accept this dictum, we must conclude that production rests on an illusion – an illusion that is created, maintained and destroyed on financial markets. […] We cannot grow unless we create the illusion“.
Betreffend Geldvermögensvernichtung: Wenn Wertpapiere in Wert so stark sinken, ist natürlich von Vermögensvernichtung die Rede (und das Risiko bei dieser Art Vermögensvernichtung obliegt voll den Inhabern der Papiere). Dabei wird die Buchgeldmenge natürlich nicht verringert. Und das ist m.E. das größere Problem das wir haben, gerade bei geringen Zinsen, weil die Präferenzen der Depositeninhaber dann die ist, möglichst viele Wertpapiere zu erwerben. Aber im Aggregat können die kein Geld gegen Wertpapiere tauschen: „Mechanically, they have absolutely no ability to redeem the deposits for other assets. The only way that deposits in aggregate are reduced is when loans are repaid to the banking system.“, sagt Steve Waldman – http://www.interfluidity.com/v2/4522.html.
Dieses „repaid“ passiert viel zu selten (das begründet er auch), deshalb geht jeder Nehmer von Bankrediten systembedingt das Risiko ein, den Kredit nicht bedienen zu können. Dies klingt absurd, ich weiß. In der Praxis gibt es z.B. Umschuldungen und neue Kredite in größeren Umfang als Tilgungen, weshalb es im Regelfall „dank“ Geldmengenzuwachs zu Tilgungen kommt.
Fazit: den Umfang des Buchgeldvermögens zu verringern ist eine schwierige, aber m.E. entscheidende Aufgabe, im Vergleich zu Wertpapiervernichtung über Wertverfall. Beim Buchgeld gibt es die „Option“ des Wertverfalls normalerweise gar nicht, nur die Tilgung.
„Global muss es aber immer Unternehmen geben, die am Ende die Zinsen zahlen müssen. Die werden weiterhin ihre Löhne drücken und damit auch die Unternehmen unter Druck setzen, die gar keine Zinsen mehr netto zahlen… Schon klar, dass Unternehmen nur einzelwirtschaftlich denken – das müssen sie sogar, denn sie müssen ja Gewinne erwirtschaften…“
Und da kommen eben die Gewerkschaften entscheidenderweise im Bilde. Die haben die Aufgabe, für einen Lohnkartell zu sorgen, sodass die einzelwirtschaftliche Denkweise (die jedes Unternehmen klarerweise verfolgt) nich in einem Gesamtschaden mit Nachfrageschwäche verkehrt.
Ich darf auf einen Aufsatz von Wolfgang Stützel verweisen, der 1981 in „Marktpreis und Menschenwürde“ genau die Rolle der Gewerktschaften definiert hat, ja sogar als Pflocke im Papiergeldsystem. Ich habe das betreffende Kapitel digitalisiert: http://rjmaris.de/papers/Stuetzel-Gewerkschaften.pdf (22 Seiten A5).
@Ulrich Bange
„Beispiel Mindestlohn: in Deutschland haben die Gewerkschaften mindestens 20 Jahre dafür gekämpft“
Ganz ehrlich: Die hätten in dieser Zeit ihre Energie besser darauf verwandt, die Goldene Lohnregel umzusetzen, dann bräuchte es heute keinen Mindestlohn.
Grundsätzlich stimme ich aber zu – wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass die Schwarzgeldverwahrer wie die Schweiz die Daten ihrer Kunden preisgeben? Und wenn der Staat kein Geld mehr hat, wird auch irgendwann eine nennenswerte Erbschaftssteuer erhoben werden – heute undenkbar. Irgendwann geht es aber nicht mehr anders. Der pure Zwang diszipliniert die Politiker.
Allerdings sehe ich ein ganz großes Problem: Die absolute Unfähigkeit und völlige Unbelehrbarkeit von Gewerkschaften und SPD. Die SPD bekommt zweimal hintereinander voll auf die Fresse, und jeweils das allererste was sie sagen: „Die Agenda 2010 war richtig!“. Keine Lehren aus 20+ bei Bundestagswahlen, nichts (*). Die SPD ist in diesem Spiel der allergrößte Versager. Kurz danach kommen die Gewerkschaften – keine großen Streiks mehr, bißchen warnen, 3h bei Bosch, 4h bei VW oder Mercedes, es gibt 1,7% dieses Jahr und 1,2% nächstes Jahr. Daraus macht der dämliche Spiegel 2,9% – Grundschulmathematik der Schmierfinken. Genauso wie die SPD ihre Wähler und Mitglieder verraten hat, haben es die Gewerkschaften getan. Auf diese beiden Gruppen braucht niemand mehr zu zählen.
Ein Wort abschließend zur FAZ: Diese Blatt wird es in 10 Jahren nicht mehr geben. Dann können die dortigen großen Weltökonomen die Früchte des auch von ihnen (mit-)zertrümmerten Sozialsystems ernten. Leider können sie dann nicht mehr darüber berichten. Allzu schade.
Die Medien gehen eben den gleichen Weg wie Gewerkschaften, SPD und die bereits verblichene FDP: Etwas, was seinen Zweck nicht mehr erfüllt, kommt weg. So ist der Lauf der Dinge. Aber auch hier: Völlig unbelehrbar.
(*) http://blog.zeit.de/herdentrieb/2014/08/28/der-wirtschaftsminister-plant-milliardengeschenk-fuer-versicherungen-und-banken_7698
Nichts gelernt, im Gegenteil: Dieser Weltökonom beschleunigt noch, wenn er die Mauer schon sieht. Nächste Bundestagswahl will der wohl als erster SPD-Spitzenkandidat U20 landen. Ausgezeichnet!
a propos unbelehrbar – das Trio Infernale Merkel/Schäuble/Weidmann ist nicht besser:
„…the Eurozone is making exactly the same mistakes that were made in the Great Depression of the 1920s/30s“
„Monetary policy is either unable or unwilling to do much about this, so fiscal stimulus is required. This is the first lesson from the Great Depression that is being ignored. Instead of stimulus we have austerity imposed by the Stability and Growth Pact (SGP).“
„Within the Eurozone, we have a problem created by Germany undercutting pretty well every other economy in the 2000-2007 period.“
–> Bernau, lesen und verstehen!! Aber da Flassbeck das gleiche sagt, ist das ja mindestens Kommunismus. Allermindestens.
„The Eurozone has failed to learn either lesson. “
Das gilt für nahezu alle Meinungsbildner (auch die selbsternannten) analog.
Alles aus http://mainlymacro.blogspot.ch/2014/08/lessons-of-great-depression-for-eurozone.html
(Ein ganz linker Sozialisten-Kommunist, glaube ich)
Nachtrag zu meinem >>Dieses “repaid” passiert viel zu selten (das begründet er auch), deshalb geht jeder Nehmer von Bankrediten systembedingt das Risiko ein, den Kredit nicht bedienen zu können. Dies klingt absurd, ich weiß.<<.
Von Erhard Glötzl stammt folgender Passus: "Man muss verstehen, dass sich das Schuldenproblem so schwer begreifen lässt, weil es sich um ein Paradoxon handelt: „Das Fundamentalparadoxon der Geldwirtschaft: Die Ohnmacht der Schuldner“. Was für den einzelnen Schuldner gilt, nämlich dass er seine Schulden durch Fleiß und Sparsamkeit zurückzahlen kann, gilt für die Gesamtheit der Schuldner in Summe leider nicht."
Ich hätte es selbst bedenken können. Dieser Passus entstammt folgender Beitrag, den ich übrigens warm empfehle, auch weil Glötzl ein Auge für die Nebenwirkungen seiner vorschläge hat: http://fbkfinanzwirtschaft.wordpress.com/2011/12/10/ja-zur-guthabenbremse-nein-zur-schuldenbremse/
(der österreichische Föhrenbergkreis scheint ein seriös besetzter Kreis zu sein)
Oh, gerade reingerauscht: die Kommunisten von der FuW schreiben folgendes (auch hier wieder: aufgepasst und mitgedacht, Bernau!):
„Mir ist schleierhaft, weshalb nach sechs Jahren Depression weite Teile der nordeuropäischen Classe Politique immer noch überzeugt ist, man könne sich aus dieser Falle befreien, wenn man nur eine genügend harte Austeritätspolitik betreibt.“
Dazu könnte sich doch die große FAZ und deren Weltökonomen äußern?
http://blog.fuw.ch/nevermindthemarkets/index.php/35507/die-zweite-grosse-depression/
Herr Bange, was passiert denn mit dem Bilanzgewinn, wenn ein Unternehmen bei gleichbleibendem Zins mehr Kredit aufnimmt relativ zu seinem Umsatz. Es muss eine höhere Summe aus seinem Umsatz für Zinsen zahlen und der Bilanzgewinn sinkt oder es kann weniger Rückstellungen bilden. Überschuss ist keine umgangssprachliche Kategorie sondern eine ökonomische: Eigen- und Fremdkapitalgeber teilen sich immer den Überschuss egal wie er verbucht wird. Will das Unternehmen bei steigendem Zinsdienst aber keine sinkenden Bilanzgewinne hinnehmen, wird es versuchen, die Lohnsumme zu drücken.
Im globalisierten Finanzsystem richtet sich die Höhe des Zinses aber nach der Größe des Geldvermögens – regionale und entwicklungsspezifische Besonderheiten eingeschlossen. Vermittelt wird dies über den Kapitalmarkt oder das Kreditsystem. Heute sind wir in einer Situation wo der Leitzins in den USA, Europa, Japan und UK selbst im Aufschwung (den es nur in den USA und UK gab) praktisch bei null verbleibt – kurzfristige Schwankungen bei allen anderen Zinsen sind immer möglich. Das ist aber die Folge dessen, dass es zu viel Geldvermögen gibt oder zu viel Ersparnis.
Der keynesianische Regulierungsstaat nach dem zweiten Weltkrieg war natürlich auch aus der weit verbreiteten Einsicht in der Gesellschaft geboren, dass sich eine ökonomische Katastrophe wie vor dem zweiten Weltkrieg nicht wiederholen sollte. Eine Einsicht, die heute fehlt, die aber auch deshalb fehlt, weil es sich für die entscheidenden Teile der Gesellschaft lange Zeit als Zwang dargestellt hat, diesen Regulierungsstaat abzubauen.
Eine Zeitlang hat diese Einsicht den keynesianischen Regulierungsstaat getragen, weil es zwei außerordentliche Jahrzehnte gab: die 50er und 60er Jahre. Die waren geprägt durch den Wiederaufbau, kaum wahrnehmbaren Konjunkturkrisen, allerdings schon damals durch Kriege der Amerikaner in Korea und Vietnam. Doch schon mit der ersten schweren Krise der Nachkriegszeit in den 70er Jahren begann das Fundament des keynesianischen Regulierungsstaats an zu wackeln
Die Ölpreisschocks waren ja nicht Ursache der damaligen Konjunkturkrise, die begann in Form sinkender Gewinn- und Investitionsquoten in der Realwirtschaft bereits viel früher. Die Ölpreisschocks und damit auch die Fehler der Gewerkschaften darauf „vernünftig“ im gesamtwirtschaftlichen Sinne zu reagieren – waren die Folge der Konjunkturkrise Mitte der 70er Jahre.
Dass daraufhin ideologische Strömungen an Einfluss gewannen, denen der keynesianische Regulierungsstaat schon immer ein Dorn im Auge war, ist auch damit zu erklären, dass die Vermögensbesitzer (keine homogene Schicht – schon klar) ihr Vermögen und dessen Verzinsung absichern wollten.
Genau deshalb setzte die US-Notenbank die Hochzinspolitik Anfang der 80er Jahre durch. Einerseits dämmte dies die Inflation ein, die das Vermögen sonst aufgefressen hätte – und zwar auf Kosten von Wachstum und Jobs, anderseits gab diese Geldpolitik dem Geldvermögen den Startschuss zu einem exponentiellen Wachstum im Vergleich zu allen anderen Einkommen. (Die Bundesbank wiederholte das ja dann Anfang 90er Jahre, wenn auch nicht so krass…) Die Begleiterscheinungen sind bekannt: Seitdem häufen sich weltweit Finanzkrisen (in den Finanzvermögen vernichtet wird) und parallel dazu sinken die Zinsen im langfristigen Trend – Schwankungen eingeschlossen – und heute liegen sie bei null.
Dass der Druck auf die Löhne sich seit Ende der 70er Jahre nicht überall gleichmäßig herausbildet hat – ist auch klar. Es gab immer Länder, die voran geprescht sind – und zwar die Länder, wo die Schulden enorm stiegen. Das waren vor allem die USA, die es sich Dank des Dollar als Weltwährung leisten können, überall auf der Welt Kredit zu bekommen. Bei sinkenden Zinsen (im Trend) und steigenden Schulden, kommt es natürlich auf die Summe an, die schlussendlich für den Zinsdienst aufgebracht wird. Steigt diese Summe, was man noch einmal genauer empirisch untersuchen müsste, geht das natürlich nur auf Kosten der Lohnsumme. In Deutschland zahlen die Unternehmen seit 2000 netto keine Zinsen mehr (Vermögenseinkommen – minus gezahlte Zinsen).
Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären, Zinsen und Bilanzgewinne speisen sich aus dem Überschuss. Wenn bei einer wachsenden Zinssumme die Gewinne wachsen sollen, dürfen die Löhne nicht übermäßig steigen, was wiederum die Nachfrage drückt und was, wie in den USA gesehen, nur über neue Schulden der Privathaushalte im Konsum und Hausbau ausgeglichen werden konnte. Soll aber die Zinssumme abgebaut werden (um die Gewinne zu steigern), was die Unternehmen und der Staat in Deutschland seit Mitte der 90er Jahre und noch immer versuchen oder seit der letzten Finanzkrise auch im Rest Europas (mit weniger Erfolg) – geht das auch nur wieder über die Löhne. Zumindest in Deutschland sind die Gewinne gestiegen, die wiederum vor allem im Ausland angelegt wurden. Klar, wenn die Nachfrage weg bricht, ergeben sich neue Investitionschancen für deutsche Unternehmen nur auf dem Kapitalmarkt (bis zur Finanzkrise im Euroland) oder direkt in ausländischen Märkten wie in China und zuletzt in den USA… oder wenn die Exportkonjunktur eine Ausweitung der Kapazitäten notwendig macht… (In Deutschland 2006/2007)…
Aber angesichts von Nullzinsen heute – ist es wohl eher müßig zu erkunden, wie es hätte seit den 70er Jahren hätte besser laufen können für den keynesianischen Regulierungsstaat. Klar ist, dass auch der neoliberale Regulierungsstaat gerade direkt in den Abgrund rutscht und niemand weiß, wie er das aufhalten kann. Wenn hier so gerne über die FAZ hergezogen wird, muss man auch beachten, dass selbst die Wirtschaftsredaktion – die einzelnen Teile der FAZ sind ja schon sehr autonom – gar nicht so homogen ist, wie vermutet. Wenn aber Herr Plickert uns die Vorzüge der Deflation anpreist, bereitet er damit geistig den Weg in den autoritären Staatskapitalismus vor – das ist sonnenklar.
Wenn wir aber einen „guten Kapitalismus“ wollen, einen postneoliberalen Wandel, muss der aus der Gesellschaft kommen, da gebe ich Ihnen ja schon recht, Herr Bange. Das Unbehagen gegenüber dem Wirtschaftssystem der letzten Jahrzehnte wächst doch von Tag zu Tag und zwar auch in den Eliten. Nur wenn wir so einen Wandel wollen, können wir nicht nur darauf hoffen, dass die Löhne mal wieder stärker in Deutschland steigen oder der Staat ein paar Investitionsprogramme auflegen wird und dann über negative Realzinsen im Laufe von 10 oder 20 Jahren die Vermögen verschmelzen. Unabhängig davon, ob das überhaupt funktionieren kann, so viel Zeit haben wir doch gar nicht. Denn es werden Finanzkrisen und Kriege dazwischen kommen, die wiederum nur den Weg zum autoritären Staatskapitalismus ebnen.
Deshalb müssen wir radikal die Vermögensfrage stellen – nicht die Eigentumsfrage, wie die Kommunisten vor 100 Jahren. Spätestens in der nächsten Krise (aber auch schon bei einer längeren Depressionsphase) wird diese Frage akut werden – gehen wir Richtung autoritären Staatskapitalismus (und die Kräfte, die dorthin wollen, gewinnen ja schon überall an Macht) oder bleiben wir bei einer Demokratie in einer postneoliberalen Marktwirtschaft?
@ak
„…was passiert denn mit dem Bilanzgewinn, wenn ein Unternehmen bei gleichbleibendem Zins mehr Kredit aufnimmt relativ zu seinem Umsatz.“
In einem gut geführten Unternehmen sollte die kreditfinanzierte Investition zu mehr Umsatz führen. Dadurch bleibt der Anteil der Zinszahlungen am Umsatz mehr oder weniger gleich.
Ganz ehrlich: Das war sie wieder, die statische Denke.
Ein anderer, auch gut geführter, Unternehmer, mag meinetwegen sogar den Kreditanteil ohne Investitionen erhöhen – er nutzt eben den niedrigen Zins aus und bunkert Geld, beispielsweise um damit später höherverzinste Kredite abzulösen.
„Nur wenn wir so einen Wandel wollen, können wir nicht nur darauf hoffen, dass die Löhne mal wieder stärker in Deutschland steigen oder der Staat ein paar Investitionsprogramme auflegen wird und dann über negative Realzinsen im Laufe von 10 oder 20 Jahren die Vermögen verschmelzen. Unabhängig davon, ob das überhaupt funktionieren kann, so viel Zeit haben wir doch gar nicht.“
Wir haben seit der Krise schon fast 6 Jahre verschlafen.- Wie wäre es, wenn wir einfach anfingen?
1. Die Gewerkschaften setzen, rhetorisch unterstützt von der Regierung (ok, ok – illusorisch) mehrere Jahre deutlich höhere Lohnforderungen durch.
2. Die BRD legt Infrastrukturfonds auf. Monatlich 5-10 Milliarden werden zu 1% nominal an Investoren für 10 Jahre ausgereicht und sofort in Straßen, Universitäten (1) Kindergärten, Kanalisation investiert.
3. Der Soli wird zumindest ausgesetzt, besser gestrichen.
4. ALG2 wird erhöht.
5. Einführung einer Erbschaftssteuer die diesen Namen verdient.
6. Zurück zu Unternehmenssteuern und Steuersätzen vor Eichel.
Während also 3. und 4. eine sofortige konsumptive Wirkung auf die Volkswirtschaft haben, führen 1+2 zu mittel- bis langfristiger Wirkung. Zudem wirken sie in erheblichem Maß auch auf das Ausland. 5 und 6 belasten die, die das Geld haben und sorgen auch langfristig für Generationengerechtigkeit.
Hört sich zumindest besser an als „wir sind geliefert, es gibt bald Krieg und Keynes (Was ist überhaupt ein „keynesianischer Regulierungsstaat?? Bitte Quelle angeben, Danke) ist schuld!“.
(1) http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/uni-hamburg-als-ruine-dieter-lenzen-ueber-den-campus-von-melle-park-a-988747.html
@Hardy
Unter dem keynesianischen Regulierungsstaat verstehe ich die Ordnung seit dem zweiten Weltkrieg, wo der Staat mit seinen Ausgaben Konjunkturkrisen abfedert und lange Zeit Arbeitnehmer und Arbeitgeber sich am Verteilungsspielraum orientiert haben, ohne dass der Staat mit einer sinkenden Ausgabenquote im Abschwung Druck auf die Löhne ausübt.
Diese Zeit ist in Deutschland bereits Mitte der 90er Jahre zu Ende gegangen. Seitdem greift der Staat nur noch krisendämpfend ein, wenn es so richtig dicke kommt wie 2009. Seit Mitte der 90er Jahre lässt der deutsche Staat nicht einmal mehr die automatischen Stabilisatoren wirken… (Ich muss das mal als Grafik bringen, damit es deutlicher wird.)
Das heißt nichts anderes, dass bei sinkenden Privatinvestitionen, der Staat trotzdem seine Aufgabenquote zurückgefahren hat und noch immer zurückfährt, was dann in Deutschland zu einer Arbeitslosigkeit von 5 Millionen 2005 geführt hat.
Natürlich könnten alle diese Punkte helfen – theoretisch. Nur werden sie wohl auf Kosten der Gewinne gehen, sinkt aber die Gewinnquote gibt es keinen Aufschwung, sondern Stagnation mit steigender Arbeitslosigkeit auch in Deutschland. Keynes ist schuld, hab ich nie gesagt.
@ak
„…wo der Staat mit seinen Ausgaben Konjunkturkrisen abfedert…“
…was ja nach Lucas eh‘ nicht möglich ist/war…
„…und lange Zeit Arbeitnehmer und Arbeitgeber sich am Verteilungsspielraum orientiert haben…“
…wieso ist das denn heute nicht mehr möglich?
„…ohne dass der Staat mit einer sinkenden Ausgabenquote im Abschwung Druck auf die Löhne ausübt. “
Was eh weltweit (außer bei Schäuble, Weidmann, Beise (SZ) und der FAZ) bekannt ist.
„Seitdem greift der Staat nur noch krisendämpfend ein, wenn es so richtig dicke kommt wie 2009. “
Widerspruch: Neben der „Abwrackprämie“ – einem ökologischer Irrsinn – war die einzige Großtat Infrastrukturmaßnahmen, die genau kein Keynesianisches Rezept sind da zu langsam wirkend. Der Rest war Bankenrettung (so 100 Mrd., plus/minus…) unter tätiger Mithilfe der Brandstifter (Asmussen et al).
„Natürlich könnten alle diese Punkte helfen – theoretisch.“
Immer noch besser eine theoretische Chance als das oben skizzierte.
„Nur werden sie wohl auf Kosten der Gewinne gehen, sinkt aber die Gewinnquote gibt es keinen Aufschwung, sondern Stagnation mit steigender Arbeitslosigkeit auch in Deutschland.“
Sagt wer? Doch nur die neoklassische Theorie. Denn fraglos steigt der Umsatz über die erheblich (!) steigende Nachfrage. Und es ist zweifelhaft, ob man sich das als Unternehmer wirklich entgehen lassen will – im Rest der Welt sieht es ja auch nicht gerade rosig aus. Und ganz ehrlich: Bei de fakto Nullzins sind auch kleinere Gewinne eher ein nachrangiges Problem für die Unternehmen. Leute entlassen oder Umsatz verlieren tut denen im Zweifel mehr weh.
Naja, Hardy… Ich hab den keynesianischen Regulierungsstaat doch schon sehr weit gefasst und automatische Stabilisatoren in meine Definition mit eingeschlossen…
Wie auch immer man 2009 bewertet, klar ist aber, dass die Staatsausgabenquote nach oben ging. Während das nominale BIP um 100 Mrd. Euro sank, gingen die Staatsausgaben um 26 Mrd. Euro rauf. (Dass da die Bankrettungskosten enthalten sind, denke ich nicht…) Das war halt 2005 noch ganz anders und bei 5 Mio. Arbeitslosen kann zu Recht von einem Krisenjahr reden. Das BIP stieg um mickrige 29 Mrd. Euro und der Staat erhöhte seine Ausgaben nur um 2 Mrd. Euro. Unfassbar.
Und das ist doch der Punkt: Die Staaten üben mit ihren Ausgaben Druck auf die Löhne aus. Ich werde nächste Woche mal die Grafik für Deutschland bringen, damit das besser klar wird. Natürlich hätten 2005 höhere Staatsausgaben zu steigender Nachfrage, mehr Jobs, und höheren Löhne geführt. Aber das wollte doch die deutsche Wirtschaft damals eben gar nicht. Und sie werden es auch heute nicht wollen, besonders wo doch die Gewinnquoten längst wieder sinken…
Klar werden die Staaten schon bald anfangen müssen, ihre Ausgaben hochzufahren. Das wird auch Frau Merkel und Herr Schäuble irgendwann kapieren. Spätestens wenn die deutschen Unternehmen Jobs abbauen oder wir werden ganz schnell wieder 5 Mio. Arbeitslose in Deutschland haben. Aber die Ausgaben würden dann auch nur ein stabilisierende Wirkung haben – und klar: Besser die Unternehmen kürzen Löhne in einem inflationären Umfeld als in einem deflationären…
Aber ich verstehe nicht, wie jemand bei sinkenden Gewinnen auf das Wunder hoffen kann, dass man dann nur die Löhne erhöhen müsste und könnte, daraufhin die Nachfrage steigt und alles wird wieder gut… Ja, 2011 oder 2012 wäre vielleicht die Chance dazu da gewesen, genau diese Politik zu machen, wo die Unternehmen noch investiert haben. Aber jetzt ist doch alles vorbei…
Und wenn ich mit meinem Pessimismus falsch liege, um so besser… Ich würde mir ja nichts mehr wünschen als das.
@ak
„Aber das wollte doch die deutsche Wirtschaft damals eben gar nicht. Und sie werden es auch heute nicht wollen, besonders wo doch die Gewinnquoten längst wieder sinken… “
Seit wann hat „die deutsche Wirtschaft“ Ahnung von Makro, seit wann denkt diese langfristig, seit wann hat die sich überhaupt einzumischen? Man sieht doch fast tagtäglich, dass sowas furchtbar schief geht. (Geil jetzt auch wieder, dass die ganzen Schwachköpfe in der Politik wieder von PPP plappern, was ja wirklich überall furchtbar in die Hose ging; außer vielleicht bei „Toll Collect“, wo der Staat so richtig über den Tisch gezogen wurde, trotz der vielen teuren englischen Anwälte. Dumm bleibt dumm, da helfen keine Pillen.)
„Das wird auch Frau Merkel und Herr Schäuble irgendwann kapieren.“
Bei den beiden, speziell bei diesem völlig verknöcherten &$%§$% Schäuble, bin ich da eher pessimistisch. Der Typ hat nichts verstanden und wird aufgrund seines Alters auch nichts mehr verstehen. Strukturkonservativ bis in die Haarspitzen. Ein Elend, dieser Mensch.
„Aber ich verstehe nicht, wie jemand bei sinkenden Gewinnen auf das Wunder hoffen kann, dass man dann nur die Löhne erhöhen müsste und könnte, daraufhin die Nachfrage steigt und alles wird wieder gut“
Und ich kann nicht verstehen, dass man, nachdem man alles andere bereits völlig erfolglos versucht hat, nicht ausgerechnet das mal ausprobiert. Immerhin lagen die, die das propagieren, in den letzten Jahren mit ihren Vorhersagen deutlich besser als die anderen. Oder?
Zudem auch hier die Erwartung eine wichtige Rolle spielt: Mehr Umsatz (oder die Aussicht darauf), auch wenn er nicht unmittelbar gewinnsteigernd wirkt, wird auf jeden Fall die Firmen von Entlassungen abhalten. Soo dick ist das Polster an qualifiziertem (!) Personal nämlich nicht, wie die AG immer tun, im Gegenteil. Da wirds noch quietschen, aber das ist ein anderes Thema.