Allgemein

 

Die Schwalbe und der Sommer (Teil 1 – Die Binnennachfrage)

Gut, es ist Wahlkampf. Da kann man schon einmal Sachen durcheinanderbringen. Alles nicht weiter schlimm. Morgen haben wir eh schon wieder vergessen, was unser Wirtschaftsminister den lieben langen Tag rumerzählt. So wie das, was er am Mittwoch gesagt hat: „Das Wirtschaftswachstum in Deutschland gewinnt derzeit neuen Schwung. Damit tragen wir dazu bei, dass nun auch der Euroraum insgesamt aus der eineinhalb Jahre dauernden Rezession herauskommt. Das Wachstum der deutschen Wirtschaft wird immer stärker von der Binnennachfrage getragen.“ Wir stoppen hier, aus der Pressemitteilung der Bundesregierung zu zitieren. Wer jetzt schon weiterlesen möchte – hier geht’s lang. Wir kommen gleich noch einmal darauf zurück. Schauen wir uns stattdessen die Zahlen des deutschen Bruttoinlandsprodukts etwas genauer an. Das ist wegen ein paar Sondereffekten im Frühjahr wieder gestiegen, nachdem es im Winter noch stagniert war. Der Winter war aber sehr, sehr, sehr kalt und viele Bauarbeiter mussten ihre Arbeiten deswegen auf das Frühjahr…

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Es drohen neue Fiskalschocks!

Eine zwiespältige Stimmung ist zuletzt aufgekommen im Euroland – zumindest aus konjunktureller Sicht. In den großen Euro-Ländern schrumpft die Wirtschaftleistung zwar noch. Zugleich scheint es aber so, als würden sich die Krisenländer langsam an eine Wachstumswende heranschleichen: In Italien lag das Minus nur noch bei minus 0,2 Prozent und in Spanien waren es sogar nur noch minus 0,1 Prozent im Frühjahr. Die aufgehellten Krisenzahlen des Frühjahrs zeigen zwar eins: Die Regierungen kürzten ihre Ausgaben weniger rabiat und sie erhöhten weniger harsch ihr Einnahmen. Und schon stellte der moderate „Sparkurs“ die Weichen dafür, dass es bald wieder aufwärts gehen könnte. Doch was auf den ersten Blick erfreulich stimmt, dürfte bald schon wieder verfliegen. Denn im Herbst droht eine neue Austeritätswelle. Wie wir gleich sehen werden, haben sich die Regierungen in Madrid und Rom offensichtlich bewusst über die Vorgaben aus Brüssel hinwegsetzt. Wahrscheinlich nur deswegen konnten überhaupt die ersten vorsichtigen Hoffnungsschimmer aufkommen….

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Wo bleibt nur der spanische Schlendrian, nachdem die EZB und Frau Merkel die Austeritätspolitik beendet haben?

Die Austeritätspolitik war bitter für Spanien, sie war aber nie das größte Problem. Es war schon schlimm als die Regierung in Madrid Mitte 2011 anfing, rabiat Ausgaben zu streichen und Einnahmen zu erhöhen (die Betonung liegt auf „rabiat“ – alles andere ist keine Austerität!): Die Arbeitslosenquote war zuvor von gut 8 Prozent Mitte 2007 – dem Beginn der Finanzkrise – auf 21 Prozent hochgeschnellt. Die geplatzte Immobilienblase hat Privathaushalte, aber vor allem Unternehmen überschuldet zurückgelassen. Ein Desaster, das keinen Deutschen zu Übermut verleiten sollte. Denn wir waren es, die diesen Boom zuvor finanziert haben – auch wir Kleinsparer. Die wenigsten Deutschen waren sich der historischen Verantwortung für die spanische Katastrophe bewusst. Und so haben wir mit dazu beigetragen, dass alles noch viel schlimmer wird. Irgendwann werden Ökonomen die Wirkung der Austerität genauer untersuchen. Wahrscheinlich werden sie dann feststellen, dass genau diese Politik die Arbeitslosigkeit noch einmal um mehr als 5…

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Nachtrag Exporteuropameister: Ist die Welt so dumm und kauft überteuerte spanische Güter?

Am Wochenende fand eine interessante Diskussion zum vorherigen Beitrag hier im Blog statt. Zwischen Thorsten Hild von der sehr lesenswerten Seite www.wirtschaftundgesellschaft.de (da sollte man ruhig regelmäßig vorbeischauen) und mir. Konkret schrieb Thorsten auf seiner Seite und später diskutierten wir auf Facebook. Seine Meinung war – kurz zusammengefasst -, dass erst die Entwicklung seit 1999 zeigen würde, wie die Länder im Euroraum auseinander gedriftet sind. Womit er natürlich völlig recht hat. Aber er meint auch, das würde dann erklären, warum Länder wie Spanien ihre Preise und Löhne senken müssen (abwerten) und Deutschland umgekehrt aufwerten müsse. Daran zweifle ich jedoch weiterhin – zumindest mit Blick auf Spanien oder auch Portugal. Am Wochenende fand eine interessante Diskussion zum vorherigen Beitrag hier im Blog statt. Zwischen Thorsten Hild von der sehr lesenswerten Seite www.wirtschaftundgesellschaft.de (da sollte man ruhig regelmäßig vorbeischauen) und mir….

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Exporteuropameister oder wie Hans-Werner Sinn den Spaniern Wettbewerbsfähigkeit bescheinigt

Eine beliebte These von Hans-Werner Sinn geht so: „Spanien, Griechenland und Portugal müssen längerfristig im Vergleich zum Durchschnitt der Eurozone um etwa 30 Prozent billiger werden, um wieder wettbewerbsfähig zu werden und selbst Frankreichs Preise müssen um 20 Prozent gegenüber dem Durchschnitt fallen.“ Ein Satz, den auch der ahnungslose Herr Lucke von der AfD bei jeder Gelegenheit nachplappert. Als Sinn am 12. Oktober 2012 sein Buch „Die Target-Falle“ in  Berlin der Presse vorstellte, fragte ich ihn: Wie kann es dann aber sein, dass Spanien seit der Finanzkrise die Ausfuhr genau so stark steigert wie Deutschland? Nach meinen Audioaufzeichnungen antworte Sinn wie folgt: „Die sind ja gar nicht so stark gestiegen, die spanischen Exporte sind noch nicht wieder auf dem Trendniveau. Das war ja 2009 alles in den Keller gegangen. Beim Trend ist auch in Spanien noch nicht wieder angekommen. Wenn wirklich eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit dahinter stünde, würden wir mindestens…

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FöjetongSubjektiv: Neuigkeiten aus Gulag Sachs

Michael Lewis hat ein neues Stück erstklassigen Journalismus abgeliefert (und sich dazu auch noch interviewen lassen). Und mein erster Eindruck beim Lesen: Wie ähnlich wären doch die Vereinigten Staaten von Amerika dem heutigen, ach so demokratischen Russland, wenn Goldman Sachs dort das Land so richtig regieren würde. Es geht um den Fall des russischen Programmierers Alexej Alejnikow, der fatalerweise an Michail Chodorkowski in Putins Zarenreich erinnert. Alejnikow hat Quelltext der Software für den Hochfrequenzhandel bei Goldman kopiert. Es geht um sagenhafte 8 Megabyte. Erdnüsse, nennen wir Deutschen das. Der Russe hat sie viermal auf einem Server im Deutschland abgespeichert – kurz bevor er Goldmann Mitte 2009 verlassen hat. [Alejnikow (l) nachdem er vor einem Jahr erneut verhaftet worden war] Es ist der Fall, in dem die Investmentbank lustigerweise indirekt zugibt, die Märkte früher auf „faire Weise“ manipuliert zu haben: „Die Bank hat auch die Möglichkeit erwähnt, dass jemand, der weiß,…

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Und monatlich grüßt die Fata Morgana des deutschen Einzelhandels

Mitte der Woche gab es einiges zu grübeln. Am Dienstag erzählt uns das GfK etwas von einem Sommerhoch in Deutschland, die Kauflaune der Privathaushalte habe sich schön verbessert, hieß es. Und einen Tag später meldet Destatis, dass die Einzelhändler im Juni weniger verkauft haben als im Mai: um 1,5 Prozent sollen die Umsätze gesunken sein. Das wäre für einen Monat schon gewaltig – in etwa so, als ob im Gesamtjahr die Verkäufe um 16 Prozent gesunken wären. In eher kritischen Ecken des Internets wird hinter dieser Diskrepanz gerne etwas Schlimmes vermutet. Irgendwas mit diesem GfK-Indikator könne da wohl nicht stimmen. Die amtlichen Statistiker würden doch jeden Monat klar beweisen, wie schlecht es den deutschen Haushalten geht und wie wenig sie einkaufen. Nur die Nürnberger Konsumforscher hätten das noch nicht so richtig kapiert. Monatlich grüßt das Murmeltier, heißt es dann auch gern. (Oftmals folgt dem noch Kritik an den Medienmeldungen, die…

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Noch ein ordentliches Konsumplus im Frühjahr und dann: Stagnation voraus?

Wer das GfK-Konsumklima noch ernst nimmt, ist selber schuld. Dieser Index aus Nürnberg hat null Aussagekraft. Also wenn wir wirklich wissen wollen, was mit den deutschen Konsumenten los ist. Zur Erinnerung: Wenn wir diesen Index durch 10 teilen, sollten wir irgendwie einen Schätzwert dafür bekommen, wie stark die Verbraucher mehr für Konsum ausgegeben haben als ein Jahr zuvor. Nun signalisiert das GfK-Barometer für August mittlerweile ein Konsumwachstum von 0,7 Prozent (Indexwert 7,0). Wahnsinn! Einige Kollegen sind aus dem Häuschen, hatte doch das Konsumklima monatelang ein Wachstum von nur rund 0,6 Prozent angezeigt – im Vergleich zum Vorjahr wohlgemerkt. Daraus irgendetwas wie Optimismus und super Kauflaune der Deutschen abzuleiten, grenzt schon fast an Hellseherei (also noch mehr als typischerweise den Ökonomen bei ihren Prognosen so unterstellt wird). Hier stehen alle Gründe, warum wir die Meldungen aus Nürnberg in die Tonne hauen können. Natürlich nur diese eine monatliche Meldung zum GfK-Konsumklima. Es…

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Wer fürchtet den chinesischen Abschwung?

Wie deutsche Autokonzerne ihr Geld in China verdienen ist klar. Kfz-Ausfuhr aus Deutschland nach China – die würde nicht einmal die NSA und all die anderen Überwachungsfreunde auf Radarschirmen entdecken. Geschweige denn, ob es sie überhaupt interessieren würde. 0,76 Prozent des deutschen Warenexports – soviel waren es im Mai oder 673,624 Mio. Euro. Fast schon Peanuts. Vermutlich ist es deswegen auch so langweillig, dass es 2013 bislang rund 40 Prozent* weniger sind als vor einem Jahr. Viel interessanter ist dann auch eher die Frage, wie deutsche Autokonzerne überhaupt diesen Abschwung in der Volksrepublik gerade miterleben? Und so sieht er aus, der Abschwung Chinas in deutschen Absatzbilanzen: Mit ihren Joint Ventures sind die Wolfsburger größter Autoverkäufer und –produzent in der Volksrepublik, Hongkong und Macao – nach eigenen Angaben. Unter den deutschen Herstellern hatten sie im ersten Halbjahr einen Marktanteil von um die 85 Prozent. Und sie wachsen noch immer – mit…

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Wir verkaufen mehr Autos in China als wir Waren nach Frankreich exportieren

Ein kleines (gewagtes) Gedankenexperiment: Hier hatte ich es schon erwähnt. Die drei großen deutschen Autokonzerne verkaufen Kraftfahrzeuge in China, wovon nach Unternehmensangaben fast 90 Prozent in der Volksrepublik hergestellt werden. Das war im Gesamtjahr 2012 nicht viel anders – obwohl BMW Mitte vergangenes Jahres seine Produktionskapazitäten verdoppelt hatte – auf 200.000 Fahrzeuge. Allerdings produzierte Volkswagen 2012 allein in seinen Joint Ventures 2,6 Mio. Fahrzeuge. (Alle anderen Quellen finden sich hier.) Nun einmal so rein hypothetisch angenommen, dass 10 Prozent der ausgelieferten Fahrzeuge aus Deutschland importiert wurden. Bei Destatis* wiederum können wir herausfinden, dass der deutsche Autoexport nach China 2012 bei 12 Mrd. Euro lag. Dann lässt sich doch ganz unwissenschaftlich und grob schätzen: Dass alle Autos deutscher Konzerne einen Exportwert von rund 120 Mrd. Euro gehabt haben dürften. Und nun vergleichen wir diese 120 Mrd. Euro einmal mit folgender Tabelle von Destatis: Das würde doch bedeuten: Wenn die Autos in…

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