Noch ein ordentliches Konsumplus im Frühjahr und dann: Stagnation voraus?
Wer das GfK-Konsumklima noch ernst nimmt, ist selber schuld. Dieser Index aus Nürnberg hat null Aussagekraft. Also wenn wir wirklich wissen wollen, was mit den deutschen Konsumenten los ist. Zur Erinnerung: Wenn wir diesen Index durch 10 teilen, sollten wir irgendwie einen Schätzwert dafür bekommen, wie stark die Verbraucher mehr für Konsum ausgegeben haben als ein Jahr zuvor. Nun signalisiert das GfK-Barometer für August mittlerweile ein Konsumwachstum von 0,7 Prozent (Indexwert 7,0). Wahnsinn!
Einige Kollegen sind aus dem Häuschen, hatte doch das Konsumklima monatelang ein Wachstum von nur rund 0,6 Prozent angezeigt – im Vergleich zum Vorjahr wohlgemerkt. Daraus irgendetwas wie Optimismus und super Kauflaune der Deutschen abzuleiten, grenzt schon fast an Hellseherei (also noch mehr als typischerweise den Ökonomen bei ihren Prognosen so unterstellt wird). Hier stehen alle Gründe, warum wir die Meldungen aus Nürnberg in die Tonne hauen können. Natürlich nur diese eine monatliche Meldung zum GfK-Konsumklima.
Es geht auch besser, GfK!
Die Umfragen der GfK liefern durchaus auch bessere Ergebnisse, wenn sie nur richtig ausgewertet werden – von der EU-Kommission zum Beispiel. Und dabei zeigt sich, dass die Deutschen noch immer in der Depression verharren – die Pessimisten waren auch im Juli noch in der Mehrheit, die Optimisten in der Minderheit. Deswegen ist das EU-Konsumklima auch negativ: aktuell bei minus 2,3 Punkten. Aber – und das ist wichtig: Ende 2012 waren es noch minus 10 Punkte – seitdem geht stetig aufwärts. Die schlechte Stimmung der Deutschen verschwindet also langsam. Auch wenn von Konsumboom natürlich jede Spur fehlt – dafür sind die Lohnerhöhung auch viel zu gering.
Diese simple grafische Analyse zeigt auch, wie wir vom Konsumklima der EU-Kommission halbwegs einen Zusammenhang zum Privatkonsum konstruieren können. Achtung, jetzt wird es leicht technisch: Auch diese Werte dividieren wir durch 10 und addieren aber noch zusätzlich 1,25 Punkte. Vorher bilden wir aber noch die gleitenden Zwölfmonatsdurchschnitte. Egal, wem das jetzt zu technisch war. Eine vernünftige Begründung gibt es eh nicht dafür. Eher schon eine Grafik, die das alles zeigt:
Bemerkenswert ist jedoch, dass genau dieser modifizierte Indikator erstmals seit zwei Jahren im Juli wieder gestiegen ist. Und wenn das früher passiert war, dann kletterte er danach oftmals auch für längere Zeit – man könnte also durchaus von einer Trendwende sprechen.
Was auch interessant ist: Rückwärts gerechnet lässt sich daraus sogar eine Prognose für den Konsum ermitteln. Und die liegt bei recht ordentlichen 0,6 Prozent für das zweite Quartal – jetzt allerdings im Vergleich zum Vorquartal (real sowie saison- und kalenderbereinigt). Ein Ergebnis, das allein durch Rumprobiererei mit Excel enstanden ist – ich habe nämlich längst vergessen, was Ökonometrie- oder Statistikprogramme sind… Aber vielleicht gibt es Leser, die sogar noch wissen, was Prognosemodelle sind. Mag hier vielleicht jemand wetten, wie große die Rate im Frühjahr tatsächlich war?
Für den Sommer sagt mein Excel-Sheet allerdings dann wieder einen Rückprall von minus 0,5 Prozent voraus – selbst für den Fall, dasss sich das Konsumklima mit dem gleichen Tempo weiter verbessern sollte. Wenn ich richtig liege, wäre es aber im ersten Halbjahr – auf das Gesamtjahr hochgerechnet – zu einem Plus von 1,4 Prozent des Konsums gekommen. Was nicht schlecht ist, aber auch nicht berauschend. Es passt auch zu den Aussagen der Bundesbank, die für das Frühjahr einen kräftiges Plus und dann wieder ein Abschwächung für den Sommer erwartet.
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Und auch das zeigt die Auswertung der EU-Kommission (siehe oben): Während der Ifo-Index zuletzt noch leicht zulegte, sinkt das EU-Industriebarometer für Deutschland bereits (lustigerweise beruht es auch auf den Umfragen des Ifo-Instituts). Das gilt auch für die Stimmung im Bau. Einzig bei Dienstleistern, Einzelhändlern und Konsumenten hellte sich im Juli die Stimmung auf. Wie lange das noch so weiter geht, hängt davon ab, ob die vorsichtigen Hoffnungssignale für ein Ende der Rezession im Euro-Raum sich bestätigen. Aber dann geht das verlorene Jahrzehnt wohl erstmal in Stagnation über. Guten Morgen, Japan.
ps: Nach der oben skizzierten Regel für das GfK-Barometer dürfte der Privatkonsum im zweiten Quartal nur um 0,13 Prozent zum Vorquartal gewachsen sein – und falls das Konumklima sich vorerst nicht mehr ändert, sollten es im Sommer dann auch wieder 0,13 Prozent werden. Wir werden bald sehen, welcher der beiden Stimmungsindikatoren näher dran war am Endergebnis…