Siehst Du Deutschland, so wird das gemacht!
Gut 242 Mrd. € will das Land von 2013 bis 2018 in neue Straßen, Schienen, Mobilfunknetze oder Häfen stecken. Diese Summe entspricht knapp 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das der Internationale Währungsfonds für die Jahre vorhersagt. Die Mittel sollen auch von privaten Investoren kommen. Wer sich jetzt irgendwie an ein Investitionsprogramm erinnert fühlt, das das DIW neulich vorgeschlagen hat, der irrt sich aber leider gewaltig. Nein, die Deutschen sind nicht aufgewacht und wollen plötzlich in ihre Zukunft investieren.
Wir reden von einem Land – ganz weit weg von hier. Es heißt Mexiko. Der seit Dezember amtierende Präsident Enrique Peña Nieto „brings out the big bazooka„, schreiben die Leute bei der FT euphorisch. Er trimmt sein Land gerade ganz schön schnell auf Marktwirtschaft, aber so was von. Und höchst wahrscheinlich auch zu Recht! Erst Anfang Juni unterzeichnete Peña Nieto ein Gesetz, das eine kleine Revolution für das Land bedeutet. Es könne die Monopolstellung von America Movil, dem großen lateinamerikanischen Mobilfunkkonzern, auf dem Heimatmarkt brechen.
An dem Konzern hält Carlos Slim und seine Familie 44 Prozent. Slim war jahrelang der reichste Mann der Welt – dank satter Monopolgewinne. Ingesamt haben sich die Parteien des Landes auf einen „Pakt für Mexiko“ verständigt, der 95 Reformenprojekte enthält – darunter auch die Öffnung des staatlich kontrollieren Energiesektors. So soll der Ölkonzern Pemex für Privatinvestoren geöffnet werden. Sofern sich Mexiko dabei nicht komplett von den Einnahmen aus dem Ölgeschäft verabschiedet, kann auch dies ein richtiger Schritt sein – wenn dadurch die Produktivität steigt. Auch hierher sollen Investitionen gehen.
Nachdem also die wichtigsten Reformen auf den Weg gebracht wurden, soll jetzt das Geld fließen. Tja, die Mexikaner glauben wenigstens noch an so was wie „Marcelonomics“. Und bald werden sie sogar schneller wachsen als die Chinesen. Dann redet von den Deutschen eh keiner mehr.
So gefallen Sie mir, Herr Kühnlenz, munter und mit einem Schuss Ironie gegen das „allgemeine Gesundsparen“ anzugehen. Dann mache ich mal auf dieser Linie weiter: Wie wird dann die Antwort lauten? Straßen, Schienen, Häfen … ja das haben wir doch schon alles! Und wer wird denn schon in dieser unsicheren Welt „Neuland“ betreten wollen? Erfolgreiche Wachstumsprogramme könnten ja zusätzlich zu Strukturwandel führen (müssten sie sogar, wenn sie langfristig erfolgreich sein wollen). Ohje da haben wir dann aber einen argen Zielkonflikt mit dem „Supergrundrecht Sicherheit“
Es gibt eben Maßnahmen, die passen nach Mexiko, aber …
Es soll ja OECD Berechnungen geben, nach denen die vielfältigen Monopole von Carlos Slim das Land jährlich einige volle Prozente des Wachstums kosten.
Sich komplett von den Öleinnahmen zu verabschieden ist natürlich Quatsch.
Den Staatshaushalt von den Öleinnahmen unabhängiger zu machen wäre aber
nachahmenswert auch für andere Öl fördernde Länder.
@Wolfgang Gierls
„Straßen, Schienen, Häfen … ja das haben wir doch schon alles!“
Aber in welchem Zustand?
@Wolfgang Gierls
„Den Staatshaushalt von den Öleinnahmen unabhängiger zu machen wäre aber
nachahmenswert auch für andere Öl fördernde Länder.“
Dies gilt nicht nur für Öl fördernde Länder, sondern auch für Öl verbrauchende Länder!
Die Wirtschaft und die Verbraucher von Öl unabhängiger machen, das wäre doch mal ein erstrebenswertes Ziel und würde einem gewalltigen Innovationsschub auslösen und mitunter sogar den Weltfrieden fördern.
Aber hierzulande wird, wenn überhaupt, nur noch in Krieg, Mord und Todschlag investiert.
@Hardy 100% richtig. Weil ich die Ironie von Herrn Kühnlenz fortsetzen wollte, habe ich pointiert geschrieben. „Pointierte“ Aussagen sind/ müssen m.M. nach zugespitzt sein und sind daher nicht ausgewogen und umfassend. Aber noch mal Sie haben recht. @Zentralschwabe: Den zitierten Satz habe nicht ich, sondern Herr Kühnlenz hat ihn geschrieben. Mit den Chancen der Subsitution von Öl haben Sie recht, ähnliches habe ich mit „Strukturwandel“ angedeutet.Wut und Verärgung, die im letzten Satz zum Ausdruck kommen kann ich grundsätzlich verstehen, in dieser Form würde ich Ihren letzten Satz so allerdings nicht unterschreiben.