1,5 Billionen Geldflut deutscher Sparer oder Herr Weidmann will ernsthaft mit weniger Leistungsbilanzüberschuss Europa retten!
Wer es ist immer noch nicht glaubt, sollte sich folgende Grafik anschauen. Deutschland überflutet die Welt mit billigem Geld. Mitte 2001, kurz nach Platzen der New Economy Blase, ging es los. Wir exportieren seitdem unaufhörlich unsere Ersparnisse in die weite Welt. In zwölf Jahren ist eine Summe von mehr als 1,5 Billionen Euro aufgelaufen (rote Linie). Und ein Ende ist nicht abzusehen. Wie das kommt und welche Gefahr dies bedeutet, ist hier beschrieben. Klar ist auch, dass der leichtfertige (und hoffentlich vorläufige) Tot des Sozialstaates das alles entscheidend ausgelöst hat.
Diese 1,5 Billionen Euro hätten zwar nicht alle in Deutschland investiert werden können. Denn die Ausländer kaufen ja auch deswegen unsere Autos, weil wir ihnen Kredit gegeben. Und das erhöht wiederum unsere Einnahmen, die wir zur Seite legen. Fatalerweise haben wir die anderen aber so lange gedopt, dass wir selber abhängig geworden sind.
Das ist bei den Chinesen ganz ähnlich, die haben sich ein schönes Gleichgewicht des Schreckens mit den Amerikanern aufgebaut. Aber die sorgen sich wenigstens um ihre 3 Billionen Dollar und mehr an Devisenreserven. Davon war bisher hierzulande selten etwas zu hören. Da hieß es, wir dürften nur nicht unsere Wettbewerbfähigkeit verlieren. Und Leistungsbilanzüberschüsse seien ja wohl ein Ausdruck dessen. Bisher!
(Zur kurzen Erinnerung: Die Leistungsbilanz misst einerseits, wie viel unsere Volkswirtschaft mehr im Ausland verdient, als Ausländer bei uns – zu einem Großteil im Export. Zugleich misst sie aber auch unsere Kapitalausfuhr in die weite Welt. Also die Geldflut, die da oben im Chart zu sehen ist… Mehr Details hier.)
Neue Töne aus der Bundesbank?
Doch sind da etwa neue Töne zu hören? Oder habe ich sie in jüngster Zeit nur überhört. Gestern gestand es Jens Weidmann in Paris doch tatsächlich ein: Wir könnten mit weniger Leistungsbilanzüberschuss, also mit weniger Geldflut, das Euroland retten! Wann hat man das schon einmal aus Berlin oder Frankfurt gehört?
Natürlich sagt es Weidmann nicht direkt, er ist ja immer noch Chef der Bundesbank. Es müssen natürlich noch Strukturreformen bei Dienstleistern her und unsere Exportwirtschaft darf bloß nicht mit höheren Löhnen behelligt werden. Aber schauen wir uns einmal nur die von mir fett markierten Satzteile aus dem Redemanuskript an:
„Der Leistungsbilanzüberschuss würde hingegen zurückgehen, wenn sich die Reformen auf den Bereich der nicht-handelbaren Dienstleistungen konzentrieren. Damit wären Strukturreformen im Dienstleistungssektor ein Beitrag Deutschlands, damit der Anpassungsprozess im Euro-Raum vorankommt.“
Keine Frage, der Vorschlag klingt nicht schlecht – auch wenn er noch sehr vage bleibt. Vor allem, wenn am Ende tatsächlich mehr Wettbewerb zu höheren Löhnen führen sollte. Also macht man sich jetzt tatsächlich (noch ganz zaghaft und in der Tradition der Bundesbank) Gedanken darüber, wie wir aufhören könnten, uns als Drogendealer aufzuführen?
Das ist schon bemerkenswert… Aber vergessen wir nicht, diesen Berg an deutschen Auslandskrediten – den bauen wir so schnell nicht ab. Doch könnten wir ja etwas unternehmen, damit er endlich aufhört zu wachsen. Vielleicht ein erster Schritt in die richtige Richtung in den Köpfen der Bundesbank! Immerhin!
Keine Blaupause für das Euroland
Apropos die Deutschen und wie „gut wir durch diese Krise gekommen sind“: Vielleicht liegt es ja gar nicht so sehr an den so flexiblen Arbeitszeitkonten, dem Kurzarbeitergeld oder zweifelhaften Verschrottungs-Konjunkturprogrammen. Mag alles geholfen haben, keine Frage. Doch der Spruch mit dem Drogendealer, dem es in der Krise immer noch besser geht als seinen Opfern – das war kein Scherz. Vielleicht haben uns doch eher die Reserven gerettet, die unsere Unternehmen in all den Jahren angesammelt haben.
Nur: Dann wäre unser Modell erst recht keine Blaupause für das Euroland! Warum? Weil das nur klappt, wenn sich nur einer wie der Arsch in der WG benimmt. Wenn es alle tun, gibt es die WG bald nicht mehr…
Mehr Mut bitte, Deutschland!
Ein weiterer Grund, warum dieser Berg an Auslandskrediten schädlich ist: Weil wir längst einiges davon verloren haben. In der Grafik ist auch das Auslandsvermögen von Banken, Unternehmen und Privatpersonen zu sehen (blaue Linie) – also das was noch übrig ist von all unseren Auslandsinvestments. Es ist zwar nicht so einfach vergleichbar mit den aufgelaufenen Kapitalexporten. (Was daran liegt, dass im Auslandsvermögen auch Bewertungseffekte berücksichtigt sind, wie zum Beispiel Wechselkursbewegungen… )
Ich denke aber, wir können mit gutem Recht davon ausgehen, dass wir bisher in der Finanzkrise gut 400 Mrd. Euro unseres Ersparten verloren haben. Das entspricht rund 15 Prozent unserer jährlichen Wirtschaftleistung. Und das ist nur die vorläufige Bilanz. Schöne neue Welt der kapitalgedeckten Altersversorge. Um das Verlustrisiko zu senken, hat Marcel Fratzscher jüngst ein Investitionsprogramm über 130 Mrd. Euro ins Spiel gebracht. Warum eigentlich nicht mehr? Wir brauchen mehr davon, mehr mutige Ideen. Egal, ob sie von Weidmann oder Fratzscher kommen.
Wieso sollte mehr Wettbewerb zu höheren Löhnen führen? Irgendwie verstehe ich den Vorschlag von Weidmann nicht.
Wirres Geschreibsel, mangelnde Sachkenntnis und logische Fehler: Herr Kühnlenz, beim Lesen Ihres Artikelchens fiel mir ein Zitat von Dieter Nuhr ein.
@zitator: Gehts auch konkreter?