FAZ, nimm das: Was die reichen Deutschen mit ihrem Ersparten tun sollten?
Vielleicht merkt es die FAZ auch einmal. Natürlich sind wir Deutschen gar nicht so arm, wie Wirtschaftsherausgeber Holger Steltzner uns weismachen will. Die Reichen in Deutschland sind einfach sehr viel reicher als die Reichen in Italien, Spanien oder Griechenland. Die aufgeheizte Debatte über die EZB-Vermögensumfrage lenkt nur davon ab, dass die Vermögenden Deutschlands (und vor allem die Banken, auf die sie vertraut haben) in den Jahren vor der Finanzkrise ihr Erspartes falsch angelegt haben. Nun ist das Gejammer groß, alle versuchen zu retten, was noch zu retten ist.
Das Dumme ist nur, früher haben es die Vermögenden nicht gemerkt, wie die Banken ihr Erspartes falsch anlegen. Und jetzt merken sie wieder nichts: Die Verluste dieser kolossalen Fehlinvestition an den Rändern Eurolands kann man natürlich so weit wie es geht auf die ärmeren Volkswirtschaften abwälzen. (Wenn wir alle, auch die Armen, schon Eure Verluste aus Amerika tragen müssen.) Nur braucht man sich dann aber nicht wundern, dass die Armen in den ärmeren Euro-Ländern rebellieren und gleich alle Deutschen zum Teufel jagen wollen.
Und dann traut sich ein Haufen gescheiter Wirtschaftsprofessoren aus seinem Elfenbeintürmchen und tischt den Reichen in Deutschland ein wunderschönes Märchen auf: Wenn Ihr Eurer Erspartes schon mit Euro-Anlagen verspekuliert habt, dann kann ja daran eigentlich nur der Euro Schuld sein. Ist der mal weg, ja, dann werdet Ihr endlich wieder vernünftig Euer Geld verleihen! Merkt Ihr selber, Ihr Wissenschaftler und Philosophen, dass das vielleicht nicht ganz reicht.
Wenn Ihr bei der AfD wirklich ein großes Rad drehen wollt, dann hört Euch doch einmal den neuen DIW-Präsidenten Marcel Fratzscher an. Und Herr Steltzner lässt am besten nur noch den Neu-Berliner Ökonom Leitartikel in seiner Zeitung schreiben. Im Verdacht ein Linker zu sein, steht der ja nun wahrlich nicht so sehr. Ungefähr so sollten ab sofort alle FAZ-Leitartikel lauten (Hervorhebung meine):
Deutschland braucht einen Investitionspakt. Wir müssen kräftig investieren: in Bildung, Infrastruktur und Energie, also in den Bereichen, in denen das Land eine große Investitionslücke hat. Das duldet keinen Aufschub, denn Investitionen wirken gesamtwirtschaftlich erst nach mehreren Jahren. Wenn wir in zehn Jahren gut dastehen wollen, müssen wir jetzt etwas tun.
(…)
Die erste Frage ist sicherlich, ob überhaupt Geld da ist, das wir in die Hand nehmen können. Da ist die Antwort eindeutig: Ja, denn Deutschland spart viel zu viel und legt das Geld viel zu schlecht an. Schauen Sie: Wir haben 2012 einen Leistungsbilanzüberschuss von etwa sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts verzeichnet. Das heißt, die inländischen Ersparnisse waren rund sieben Prozent höher als die inländischen Investitionen. Wenn wir aber zu wenig in die Zukunft investieren, rächt sich das irgendwann. Volkswirtschaftlich gesund wäre angesichts der wirtschaftlichen und demografischen Struktur des Landes unserer Einschätzung nach ein Leistungsbilanzüberschuss von ein bis zwei Prozent.
(…)
Als Gesellschaft, und damit meine ich staatliche und vor allem private Investoren gemeinsam, sollten wir einen Teil des Rests, also einen Teil der verbleibenden rund fünf Prozent des BIP oder umgerechnet einen Teil der 130 Milliarden Euro in Deutschland investieren, anstatt es wie bisher in Finanzprodukte im Ausland anzulegen, etwa in dubiose amerikanische Subprime- Immobilienkredite oder marode Banken. Wir sollten uns fragen, ob es nicht weiser ist, diese Gelder direkt in unsere eigene Zukunft zu stecken, sodass sie unser Wachstumspotenzial steigern und damit zu mehr Beschäftigung und höheren Löhnen führen können.
Bei uns investieren? Warum sollten wir? Den Unternehmen kommt das Geld nach der Umverteilung der letzten Jahre (primär und sekundär) zu den Ohren wieder raus (siehe deren Saldo in der VGR). Und obwohl die Gralshüter der Angebotsökonomie uns seit Jahrzehnten versprochen haben, dass höhere Gewinne zu mehr Investitionen führen ist davon nichts wesentliches zu merken.
Warum sollten sie auch investieren. Die Exportmöglichkeiten innerhalb der Euro-Zone kann man bis auf weiteres vergessen. Fragt sich wie lange unser Exportüberschuß in die Länder außerhalb der Währungunion noch von den anderen Euro-Ländern zu ertragen ist (unser Ausnutzen deren Schwäche auf dem Weltmarkt bedeutet schließlich einen zu hohen Euro-Kurs für Südeuropa).
In nennenswerten Umfang investieren werden die deutschen Unternehmen wohl erst wenn die Nachfrage auf dem Binnenmarkt steigt. Dafür müßte man dann aber höhere Löhne anstreben. Und DAS würde den neoklassischen Elfenbeinturm nunmal zum Einsturz bringen.
Also faselt man lieber weiterhin davon, dass alle europäischen Volkswirtschaften ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen sollen. Willkommen im Merkantilismus 2.0 – die politischen Folgen der ideologischen Verbortheit in Deutschland deuten sich bereits an…
Einmal ganz unabhängig von der Euro/DM Diskussion, halte ich den Hinweis auf einen Investitonspakt für sinnvoll. Es bestehen neben der Euro-Problematik ja hinreichend viele andere grundsätzliche Probleme: Niedrigzinsfalle, demografische Probleme, Schuldenproblematik und Umweltprobleme etc. Diskutieren wir nur die Euro/DM Problematik, so kann dies zwar berechtigt sein, aber die Lösung dieses Problems führt nicht automatisch in eine bessere Zukunft.
Eine wesentliche Ursache vieler Probleme scheint mir doch fehlendes Wachstum zu sein und dabei darf (und muss) gerne über nachhaltigesWachstum diskutiert werden.
Warum behandeln wir soviele wirtschaftlichen Fragen nur so oberflächlich und gehen den Problemen nicht tiefer auf den Grund? Und die zweite Frage lautet: Warum sehen wir nicht die Interdependenzen? Ich vermute einmal, nicht nur wirtschaftliche Fragestellungen sind zu klären, sondern auch gesellschaftliche und damit psychologische.