Author: André Kühnlenz

Konsequent ist anders, Herr Dijsselbloem: 40 Prozent Eigenkapital für Zyperns Banken!

Es gibt gerade viel Bohei um die Aussagen von Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem, um seine Blaupause für die künftige "Rettung" von Banken im Euroland. Wenn die Troika aber Zypern schon als Experimentierfeld für eine mehr oder weniger ungeordnete Bankenabwicklung missbraucht und für einen forcierten Euroaustritt auserkoren hat, dann sollte sie wenigstens auch konsequent vorgehen. Vielleicht hätten wir dann alle mehr Grund zum Jubeln und zusammen mit Herrn Dijsselbloem ein ruhigeres Osterfest. Spinnen wir ein bisschen rum: Konsequent wäre zum Beispiel, wenn in Zypern durchweg alle Einlagen mit Beträgen von mehr als 100000 € festgesetzt werden und nicht nur ein Teil davon. Konsequent wäre, wenn mit diesen Geldern das Eigenkapital etwa der übrig gebliebenen Bank of Cyprus nicht auf 9 sondern auf 30, 40 oder sogar 50 Prozent der Bilanzsumme hochgeschraubt würde - auch wenn die Einlagen dann mit einem Schlag erst einmal komplett flöten gehen. (Gewisse Freibeträge für zyprische Firmen sollten natürlich...

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Zyperns Selbstmord auf Raten – eine brutale Rettung Teil 2 (Update)

Bundesregierung und fast die gesamte Opposition im Bundestag feiern das Rettungspaket für Zypern. In vielen Medien wird berichtet, das Land habe in letzter Minute noch eine Staatspleite abgewendet. Ach ja, tatsächlich? Angeblich soll das jetzt beschlossene Paket so viel besser sein als das, was noch eine Woche zuvor verkündet worden war. Im Nachhinein stellt sich jedoch heraus, dass die berechtigte Kritik an den absurden Troika-Beschlüssen vom 16. März einfach nur den Blick auf die katastrophalen Folgen trüben, die nun den Zyprern bevorstehen. Die Insel steuert jetzt erst recht auf einen Staatsbankrott zu – es ist ein Selbstmord auf Raten. Bislang ist die Troika davon ausgegangen, dass die Banken 10 Mrd. € Kapital brauchen. Das deckt sich mit jüngsten Schätzungen von Morgan Stanley, die Analysten gehen von 8 bis 12 Mrd. € aus. Dieser Betrag soll jetzt allein durch die Kontoinhaber und die Aufspaltung der zweitgrößten Bank (Laiki Bank) aufgebracht werden. Ursprünglich...

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Perfektes PR-Schauspiel zur brutalstmöglichen Zypernrettung

In ganz Europa wächst die Kritik an Deutschlands Rolle in der Zypern-Rettung. Zunächst einmal muss aber gesagt werden, dass Bundesregierung und IWF völlig richtig damit liegen, dass Zypern keinen vollen Kredit über 17 Mrd. Euro bekommen hat – so klein dieser Betrag relativ für die Euro-Staaten und den IWF auch sein mag. Die Staatsschuld Zyperns hätte sich auf 180 Prozent des BIP verdoppelt, eine spätere Umschuldung wäre damit unausweichlich geworden. Irgendeine Form von Beteiligung der Bankkunden in Zypern lag also auf der Hand – denn bei den Aktionären und Anleihegläubigern der Banken war und ist wenig zu holen. Soweit können wir also noch etwas Verständnis für das Rettungskonzept aufbringen, das sie da in Berlin ausgetüftelt haben. Doch die Art und Weise, wie es durchgedrückt wurde, das wird dem deutschen Steuerzahler noch schwer zu schaffen machen. Nicht zu vergessen, dass Zypern wie damals Ostdeutschland ökonomisch in eine Trümmerlandschaft verwandelt wird – nur...

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SpiegelOnline und die russische Schwarzgeldlüge

Vergangenen Herbst machte der angeblich geheime Bericht des BND über russische Schwarzgelder die Runde. Seitdem bestimmt er die öffentliche Diskussion in Deutschland: „Wenn wir Zypern retten, retten wir vor allem russische Verbrecher“, so der Tenor vieler Berichte nachdem das Magazin „DER SPIEGEL“ davon berichtet hatte. Allerdings gibt es zwei Versionen des Artikels – eine in Print und eine Online. Sie erinnern, milde gesprochen, an das Spiel „Stille Post“ – aber vielleicht steckt doch Absicht dahinter? In der Ausgabe 45/2012 schreibt der "DER SPIEGEL": "(I)n einem geheimen Bericht legt der Bundesnachrichtendienst (BND) dar, wer vor allem von den europäischen Steuermilliarden profitieren wird: russische Oligarchen, Geschäftsleute und Mafiosi, die ihr Schwarzgeld in Zypern angelegt haben." Soweit so gut, soweit auch alles seriös und nicht gerade überraschend. Kein Wort findet sich im Magazinbericht darüber, wie viel von dem Geld illegal sein könnte. Etwas später heißt es weiter, "26 Milliarden Dollar Vermögen hätten Russen bei Banken...

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Ein perfekter Plan für Zypern

Felix Salmon macht sich stark für einen Vorschlag von Lee Buchheit, dem weltweit wohl besten Fachmann für Staatsschuldenkrisen. Das Geniale daran wäre, dass die Rettungssumme um deutlich mehr als die anvisierten 5,8 Mrd. Euro gesenkt werden könnte: um 6,6 Mrd. Euro. Und der deutsche Steuerzahler und die anderen Euroländer müssten via ESM für keinen Cent mehr aufkommen als beim am Wochenende beschlossenen Plan. Kleinsparer und -kontoinhaber würden komplett verschont und Großsparer (mehr als 100.000 Euro) müssten fünf oder zehn Jahre ihre angelegten Beträge einfrieren. Wenn sie früher an die Summen ran wollen, müssten sie allerdings Abschläge hinnehmen. (h/t @StephanEwald) Wie das geht? Felix fasst zusammen (siehe auch): "First, leave all deposits under €100,000 untouched. Hitting those deposits was by far the biggest mistake of the Cyprus plan as originally envisaged, and everybody would be extremely happy if guaranteed depositors could be kept whole. Second, term out everybody else by five years, or ten...

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Sollen Banken in Zypern verschont werden?

Anscheinend weiß niemand so genau, wie man einen Schnitt der Spar- und Kontoguthaben in Zypern sauber hinbekommt. Wie das Wall Street Journal Deutschland berichtet, kann nicht einmal Zyperns Zentralbank genaue Zahlen vorlegen, wie viele Einlagen eine Summe von weniger als 100.000 Euro ausweisen: "Vertreter, die über das Rettungspaket verhandelt haben, berichten, Zyperns Zentralbank habe keine Aufschlüsselung von Einkommen unter 100.000 Euro liefern können. Deshalb sei es unmöglich, zu berechnen, wie viel es kosten würde, wenn Kleinsparer ausgenommen würden." Wenn die Aussagen stimmen, ist es schon bezeichnend, auf welcher Grundlage am Wochenende Beschlüsse gefasst wurden. Hinzu kommt, dass in der Presse und unter Analysten Zahlen zu den Gesamteinlagen kursieren, die so nicht stimmen können. Unter Berufung auf Daten der Central Bank of Cyprus wird dabei immer wieder eine Summe von 68,4 Mrd. Euro per Ende Januar 2013 genannt. Jedoch weisen Zyperns Zentralbanker keine Einlagen von Banken bei den zyprischen Kreditinstituten aus – egal,...

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Zypern-„Rettung“: Wenn es nicht so zynisch wär, wünscht ich mir ein Blutbad her

Zynisch sind zum Glück ja immer die anderen, aber wenn eine krasse Marktreaktion am Montag den Bundestag noch zum Einlenken bewegen könnte...

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Deutsche Banken flüchten aus der ganzen Welt

Da ist den deutschen Kreditinstituten wohl die Lust am Geldfluten vergangen. Noch nie seit Anfang 2002 haben Deutschlands Banken weltweit so wenig Kredit im Ausland vergeben wie im Dezember 2012: 2033,257 Mrd. Euro, so "gering" waren ihre Forderungen - Negativrekord seit Beginn der Datenaufzeichnungen, wie die in dieser Woche aktualisierten Bundesbankzahlen zeigen. Bekannt ist, dass die deutschen Geldhäuser sich aus der Finanzierung im Euroland zurückziehen, auch wie es ganz konkret in Italien und Spanien aussieht. Die neuen Zahlen sind deswegen so bemerkenswert, weil sie zeigen, dass der Rückzug der Banken auch weltweit stattfindet (sogar stärker als aus dem Euro-Raum) - und das bei einem globalen Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands von mehr als 6 Prozent des BIP im vergangenen Jahr. Der Überschuss misst nämlich auch, wie viel Kredit Deutschland jedes Jahr ans Ausland gibt - allerdings netto. Was machen die deutschen Banken eigentlich? Einzig bei privaten Immobiliendarlehen daheim ist derzeit überhaupt noch ein Kreditwachstum...

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Beppe Grillo irrt: Deutsche Banken geben Italienern wieder mehr Kredit

Ein bemerkenswertes Interview hat Handelsblatt-Korrespondentin Katharina Kort mit Beppe Grillo geführt. Die Zeitung hat es gestern gedruckt - darin sagt der Gründer der „Fünf-Sterne-Bewegung“ so schöne verschwörerische Sachen wie die hier: „(D)e facto ist Italien doch schon aus dem Euro raus. Das Land ist am Boden. Die nordeuropäischen Staaten halten uns noch so lange, bis sie die Investitionen ihrer Banken in italienischen Staatsanleihen wieder reingeholt haben. Dann werden sie uns fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.“ Doch wie sieht es tatsächlich aus mit den Forderungen der deutschen Banken (also hauptsächlich Anleihebeständen) in Italien? Die Bundesbank-Zahlen zeigen, dass die deutschen Institute ihren Rückzug weitgehend beendet haben. Nach einem Minus von 15 Prozent 2011, bauten die Institute vergangenes Jahr ihre Forderungen nur noch um 5 Prozent ab. Grafisch sieht es allerdings so aus, als wäre der Abwärtstrend sogar nahezu gestoppt worden. Und tatsächlich: Deutsche Banken gaben den Italienern zuletzt sogar wieder merklich mehr Kredit (plus...

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Erst die Förderbanken, dann die EZB? – Weidmann und die Kreditklemme

Auf der Jahresbilanzpressekonferenz der Bundesbank hat Michael Steen von der FT die wichtigste und interessanteste Frage gestellt. Dabei ging es darum, ob die EZB angesichts der schwierigen Finanzierungsbedingungen für kleinere und mittlere Unternehmen etwa in Italien und Spanien aktiv werden sollte. Deswegen schauen wir einmal genauer (oder hören es uns an), was Jens Weidmann darauf zu antworten hatte: Die Finanzierungskosten, das haben Sie richtig beschrieben, aber auch die Kreditvergabe im Euro-Raum ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, was mit verschiedenen Faktoren zusammenhängt. Es ist sicherlich so, dass die notwendigen Deleveraging-Prozesse, die in den einzelnen Ländern auch stattfinden und stattfinden müssen, die sind ja auch politisch gewollt, einen Einfluss auf das Kreditangebot ausüben. Okay, dass Regierungen ihre Verschuldung abbauen, ist politisch gewollt. Streit gibt es nur darüber, wie schnell der Schuldenabbau vorangehen sollte. Aber wie sieht es mit dem Privatsektor aus, also den Unternehmen und den Haushalten: Dass die Italiener keine Darlehen mehr...

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