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Ein perfekter Plan für Zypern

Felix Salmon macht sich stark für einen Vorschlag von Lee Buchheit, dem weltweit wohl besten Fachmann für Staatsschuldenkrisen. Das Geniale daran wäre, dass die Rettungssumme um deutlich mehr als die anvisierten 5,8 Mrd. Euro gesenkt werden könnte: um 6,6 Mrd. Euro. Und der deutsche Steuerzahler und die anderen Euroländer müssten via ESM für keinen Cent mehr aufkommen als beim am Wochenende beschlossenen Plan. Kleinsparer und -kontoinhaber würden komplett verschont und Großsparer (mehr als 100.000 Euro) müssten fünf oder zehn Jahre ihre angelegten Beträge einfrieren. Wenn sie früher an die Summen ran wollen, müssten sie allerdings Abschläge hinnehmen. (h/t @StephanEwald)

Wie das geht? Felix fasst zusammen (siehe auch):

„First, leave all deposits under €100,000 untouched. Hitting those deposits was by far the biggest mistake of the Cyprus plan as originally envisaged, and everybody would be extremely happy if guaranteed depositors could be kept whole.

Second, term out everybody else by five years, or ten if they prefer.

That’s it! That’s the whole plan, and it’s kinda genius. If you have bank deposits of more than €100,000, they will be converted into bank CDs, with a maturity of either five years or 10 years — your choice. If you pick the longer maturity, then your CD will be secured by future Cypriot gas revenues, which could amount to hundreds of billions of dollars.“

And if you have sovereign bonds, they too will be termed out by five years, giving Cyprus a bit of breathing room to get its act together.“

Bei CDs handelt sich nicht um Kreditausfallabsicherungen (CDS), wie man vielleicht zunächst vermuten könnte. Sondern dabei geht es um Certificate of deposit (CD) – auf Deutsch auch Sparbrief genannt. Leider ist ausgerechnet jetzt das Dreiseiten-Papier von Buchheit und Mitu Gulati nicht online verfügbar. Ein besseres Timing für ein „updating our site“ des Download-Anbieters konnte es nicht geben. Hoffen wir, dass das Parlament in Zypern trotzdem an das Papier kommt. Update: Hier gibt es eine Alternative zum Download.

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  • Thomas Müller

    Sehe ich das richtig, dass mit dem Vorschlag lediglich die Zahlungsströme in die Zukunft verschoben werden? Sprich reine Liquiditätshilfe? Bei einem klaren Solvenzproblem? Gambling for Resurrection mit Joker zukünftige Gaseinnahmen?
    Ein Vorschlag, der den Schuldenüberhang über Jahre zementiert und auf unsichere zukünftige Einnahmen setzt, klingt nicht nach einer Traumlösung. Oder übersehe ich hier was?

  • milos

    André, was sagst du zu dem Einwand in den Kommentaren unter dem original Salmon-Blogeintrag:

    Comments
    6 comments so far | RSS Comments RSS
    Mar 19, 2013
    7:27 am UTC

    It does not work because a restructuring of maturity of deposits is not equal to cash to boost the capital of the banks. The banks would still be short capital and the CDs would still count as liabilities on the banks’ balance sheets.

    I guess the authors did not fully take in the enormity of what is proposed. We are talking about fresh, clean and crisp cash which flows from the saver into the coffers of the banks as fresh capital. It is like a monster capital increase with fresh cash and new shares.
    Posted by lisandro | Report as abusive

  • André Kühnlenz

    @Thomas Müller @milos

    Hat Zypern einen Schuldenüberhang oder einen riesigen Rekapitalisierungsbedarf der Banken?

    In diesem Sinne bin ich bei Buchheit und Gulati, wenn sie schreiben:

    “ ‚The banks still need to be recapitalized.‘ Answer — true. But an institution, one-half of whose funding has been locked in at a fixed rate for a decade, is a whole lot easier and cheaper to stabilize than one whose funding (or at least 90.1% of it) is hourly at risk of departure.“

    Die Zinsen müssten natürlich deutlich runter… Und die Gaseinnahmen sollen nur ein zusätzliches Incentive sein, dass auch Anleger auf zehn Jahre gehen…

  • milos

    Ok. Danke für die schnelle Antwort. Werde mir nachher das Paper für eine Zugfahrt ausdrucken (Danke auch für den alternativen Link).

  • egghat

    Ich verstehe bis heute nicht, warum die EU nie besicherte Kredite vergibt. OK, am Anfang war das eine Benachteiligung der normalen Gläubiger und damit ein Tabubruch. Aber heute kann *das* kein Argument mehr sein, Tabu sind genügend gebrochen. Dann gibt die EU einfach einen Kredit an Zypern und besichert den mit den 5 oder 10%, um die die Unternehmenssteuer erhöht wird und/oder die Einnahmen aus dem Erdgas.

    Aber man wollte wohl vermeiden, dass die Staatsschulden Zypern in griechische Höhen steigen. Also regelt man das Problem innerhalb der Banken. Aus Guthaben der Kunden wird Eigenkapital der Bank. Banken refinanziert. Problem gelöst.

    Hmmm.

  • Thomas Müller

    Danke fuer die rasche Antwort. Gutes Gegenargument. Dann sind aber, wenn die Restrukturierung fuer die Staatsanleihen neutral erfolgen soll, die Konditionen der CDs (Zins und Maturity) das alles entscheidende. Und wir sollten nicht vergessen: Es ist die zyprische Regierung die sich vehement dagegen wehrt, Einlagen ueber 100.000 Euro hoeher zu besteuern. Und effektiv schlagen Buchheit Gulati – wenn sich der Rekapitalisierungsbedarf so verringern soll, dass die Institute wieder auf soliden Beinen mit einer geringeren direkten Rekapitalisierung – genau das vor. Ich glaube nicht, dass die Regierung davon sehr angetan waere.

  • 9mary

    Erstens heißt der Mann Felix Salmon – und zweitens ist das Paper sehrwohl verfügbar: http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2235359

  • André Kühnlenz

    Danke… geändert. Und danke auch für den neuen Link.

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