Meine Stimme aus Wien

Meine Stimme aus Wien: Die Rückkehr des Kriegs-Keynesianismus

Mein Kommentar aus dem Wirtschaftsblatt vom 29.Juli 2014 - er fasst die Analyse im vorherigen Beitrag hier im Blog zusammen. Wir müssen uns in Europa Sorgen machen. Denn die USA stehen kurz davor, wieder in eine Rezession abzurutschen. Und das trifft Euroland hart, weil wir es immer noch nicht geschafft haben, die Arbeitslosigkeit merklich zu senken. Es sieht danach aus, als würde die nächste Konjunkturkrise zwischen diesem Sommer und nächstem Frühjahr ausbrechen. In den vergangenen vier Jahren hat die US-Notenbank es zwar immer wieder geschafft, die privaten Nettoinvestitionen dann anzutreiben, wenn sie kurz davor standen abzukippen. Doch das hört jetzt auf, denn jeder Aufschwung verliert einmal an Kraft - wogegen eine Notenbank am Ende machtlos bleibt. An den Börsen dürften wir derzeit die letzten Rückzugsgefechte erleben, bevor es richtig abwärts geht. Natürlich müssen die Regierungen die Misere im Euroraum auf ihre Kappe nehmen: Der Aufschwung blieb aus, weil die Staaten ihre Ausgaben zu...

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Glosse: Wie Joseph B. die Krim zurückholt

Aus dem WirtschaftsBlatt vom 13. Juni 2014: Foto: Flickr/Abode of Chaos/(CC BY 2.0) Zu Lachen haben die Halbinselbewohner auf der Krim kaum noch etwas. Die neuen Rubel-Löhne sind zwar wie versprochen gestiegen, dafür ziehen längst schon die Preise kräftig an. Lokale Unternehmer beschweren sich auch bitterlich über die Konkurrenten aus dem neuen „Mutterland“. Wir Außenstehende können uns da nur noch wundern, weshalb in der Ostukraine schwer bewaffnete Männer ihr Leben für so ein Schicksal riskieren. Weder „Putin-Versteher“ noch „Putin-Hasser“ auf der ganzen Welt haben bisher aber eine Lösung gefunden, wie sie dem russischen Bären die Krim wieder abluchsen können. Doch pünktlich zum Beginn der Weltmeisterschaft in Brasilien kommt jetzt der Weltfußballverband ins Spiel. Der perfekte Plan Überraschend hat die Fifa den perfekten Hebel gefunden, um Moskau unter Druck zu setzen: Fifa-Chef Joseph Blatter torpediert einfach die Pläne in Moskau, wonach die Klubmannschaften der Krim dem russischen Verband einverleibt werden sollen. Dann ist es nur noch eine...

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Meine Stimme aus Wien: Kiew muss auf den Osten eingehen

Mein Leitartikel aus dem Wirtschaftsblatt vom 27. Mai 2014: „Frieden ist nur möglich, wenn die Ukraine niemals der Nato beitritt“ Der voraussichtlich neue Präsident der Ukraine behauptet von sich, er sei kein Oligarch. Petro Poroschenko strebt das höchste Amt im Staat an – aber nicht, damit seine Geschäfte besser laufen, sagte er vor den Wahlen. Nachdem am Sonntag klar wurde, wer das Land die nächsten fünf Jahre führen wird, kündigte er umgehend an: Er werde so schnell wie möglich seine Unternehmungen verkaufen. „Nur“ seinen einflussreichen Fernsehkanal, den will er behalten. Doch kann der Milliardär das Land in eine friedliche Zukunft führen, ohne sich mit den Oligarchen abzustimmen? Schon die jetzige Regierung, deren Chef bis zu vorgezogenen Parlamentswahlen wohl im Amt bleibt, vertraute steinreichen Geschäftsleuten. Was in Dnjepropetrowsk leidlich klappte, ging im Donbass jedoch gründlich schief. Die östlichen Regionen kommen nicht zur Ruhe, und das Land driftet auseinander – maßgeblich gesteuert von der anderen...

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Meine Stimme aus Wien: Die Mitschuld des Westens am Ukraine-Konflikt

Aus dem WirtschaftsBlatt vom 5. Mai 2014: Für viele Kommentatoren ist eins völlig klar: Das "neoimperialistische" Russland strebt in der Ukraine äußerst aggressiv danach, die Sowjetunion wieder auferstehen zu lassen. Garniert werden die "Annexion der Krim" und die Destabilisierung der Südostukraine mit "völkischem Nationalismus",wie es so oft heißt. Putin müsse daher unbedingt gestoppt werden. Jedoch spricht einiges dafür, dass diese Sichtweise zu kurz greift. Wir dürfen nicht nur Propaganda und Lügen des Kremls benennen. Wir sollten auch nach Fehlern suchen, die der Westen begangen hat. Angesichts der blutigen Verschärfung mit vielen Todesopfern am Wochenende in Odessa müssen wir alle sehr schnell zur Besinnung kommen. Wackliger EU-Pakt. Mag sein, dass die EU einmal ihre Strategie gegenüber Russland überdenken wird. Natürlich war es naiv zu glauben, dass mit den Milliarden auch die Demokratie in Russland einkehrt. Doch bei der Fehlersuche dürfen wir hier nicht haltmachen. Wer nur selbstgerecht Russlands Bruch des Völkerrechts brandmarkt, leistet keinen...

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Lasst die Ukrainer über ihre Verfassung abstimmen, Ihr Kiewer Hobbydemokraten!

Hinweis: Zu diesem Beitrag gibt es auch eine stark gekürzte Version als Leitartikel im WirtschaftsBlatt. *** Was passiert eigentlich gerade in der Ostukraine? Sehen wir hier tatsächlich schon die „bösen“ Russen am Werk, die gezielt die Ukraine zerschlagen wollen? Wohl eher nicht. Wir erleben stattdessen, wie Wladimir Putin reagiert, wenn er mit seiner ultimativen Forderungen nach einer Förderalisierung der Ukraine nicht weit kommt. Denn bisher lehnt die Kiewer Regierung noch immer alles ab, was in Moskau vorgeschlagen wird. Natürlich fehlen Beweise, dass Russland hinter den Besetzungen der Verwaltungsgebäude und den Tumulten steckt, die sich derzeit in den großen Städten im Osten des Landes abspielen. Sicher ist nur eins, Moskau verschärft den Wirtschaftskrieg gegen seinen Nachbarn. Erst vorgestern verhängte Russland ein Einfuhrverbot für Milchprodukte aus der Ukraine. Wie absurd: Feinde wollen Freundschaftspreis aus Moskau Dies mag zwar wie das russische Schweinefleischembargo gegen Polen und Litauen nicht ganz den WTO-Regeln entsprechen – die EU klagt jetzt...

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Meine Stimme aus Wien: Ein Sargnagel für den Petro-Dollar

Ein Leitartikel aus dem Wirtschaftsblatt vom 4. April 2014. *** Die Meldung hat das Potenzial, das Weltfinanzsystem durcheinanderzuwirbeln: Russlands große staatliche Exporteure wie Rosneft, Gazprom oder Rosoboronexport könnten bald ihr Gas, Öl und ihre Waffensysteme in Rubel verkaufen und nicht mehr in US-Dollar. Diese drei Unternehmen stehen für fast die Hälfte des russischen Exports. Der Übergang zur Rubel-Abrechnung im Außenhandel dürfte indes nicht einfach werden. So genießt die russische Devise bislang kaum den Status einer Reservewährung, in der Notenbanken ihre Devisenvorräte parken. Doch das kann sich schnell ändern und der Verfall des Rubels könnte gestoppt werden, wenn die Handelspartner mehr von Russlands Valuta brauchen. Unklar ist aber, ob die Abnehmer in Westeuropa oder China überhaupt gewillt sind, die Verträge auf Rubel umzustellen. Aber immerhin weist Russland noch Jahr für Jahr einen Exportüberschuss aus. Solange dies so bleibt, dürften die Russen auch künftig problemlos Euro oder Dollar für ihre Rubel tauschen können, um ihre Importrechnung...

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Meine Stimme aus Wien: Ein wichtiges Friedenssignal

Ein Leitartikel von mir aus dem WirtschaftsBlatt vom 28. März 2014 - stark beeindruckt von der sehr guten Kolumne von Theo Sommer auf Zeit-Online geschrieben: In Österreich und Deutschland tobt ein Schlagabtausch um die Ukraine-Krise. Transatlantische Falken warnen vor einem Expansionsfeldzug Moskaus: „Russlandfreunde“ und „Putinversteher“ seien dem russischen Präsidenten auf den Leim gegangen. Jetzt müssten Geschäftsinteressen hiesiger Unternehmen hintanstehen, denn es geht um die Durchsetzung von Völkerrecht, so lesen wir in den Meinungsspalten. Tatsächlich spricht einiges dafür, dass Russland mit dem Anschluss der Krim gegen Völkerrecht verstoßen hat. Aber vergessen wir nicht: Putin verhinderte damit, dass die Ukraine der Nato beitreten kann. Auslöser für den Schritt Moskaus war ein Assoziierungsabkommen, das auch eine Kooperation in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik zwischen EU und Ukraine vorsieht. Harte Wirtschaftssanktionen wären jetzt der falsche Weg. Helfen wird nur ein gemeinsamer Wirtschaftsraum, von dem EU, die Ukraine und Russland gleichermaßen profitieren. Am besten verbunden mit einer Sicherheitspartnerschaft, die...

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Meine Stimme aus Wien: „Herr Putin, nehmen Sie sich die Krim!“

Mein Kommentar aus dem Wirtschaftsblatt vom 19. März 2014: Die scheinlegitime Führung der Krim hat mit Wladimir Putin die Aufnahme in die Russische Föderation besiegelt. Nur noch wenige Hürden sind zu überwinden, und der Anschluss kann vollzogen werden. Die Sanktionen des Westens sind ein Witz – nicht nur aus ökonomischen Gründen. Denn es war schon lange klar: Solange Putin fürchten muss, die Ukraine könne nach der EU auch der Nato beitreten, wird Moskau die strategisch wichtige Halbinsel bis zum Äußersten verteidigen. Allerdings spricht einiges dafür, dass die Eskalation auf der Krim mit Ansage erfolgte. Niemand kann davon überrascht gewesen sein. Bereits 2008 warnte Putin auf dem Nato-Gipfel in Bukarest, die Nato an den Grenzen Russlands werde als direkte Bedrohung wahrgenommen. Schon damals sagte Putin, für ihn sei die Ukraine gar kein richtiger Staat, er umfasse sogar Boden, der eigentlich zu Russland gehöre. Jeder im Westen, der die Proteste (und die Gewalt) auf...

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Meine Stimme aus Wien: Zwei Leitartikel zur Ukraine

Vor wenigen Tagen hatte ich schnell ein paar Gedanken zur Ukraine auf Tumblr runtergeschrieben. Hier noch zwei Leitartikel von mir aus dem WirtschaftsBlatt der vergangenen Tage. Noch ist unklar, was Putin wirklich auf der Krim und im Osten der Ukraine vorhat - das wird sich wohl erst in den nächsten Tagen und Wochen abzeichnen. Zu einem Krieg muss es aber nicht kommen, wenn die EU russische Interessen beachtet. Gleichwohl braucht das Land dringend Finanzhilfe wobei Übergangsministerpräsident Arseni Jazenjuk das Land bereits auf harte Einschnitte vorbereitet, die ein IWF-Programm mit sich bringt. Ein WirtschaftsBlatt-Leser kritisierte mich für den unteren der beiden Leitartikel (vom 28. Februar) – dafür, dass ich dort von den „Revolutionären des Maidans“ spreche. Er fragt in seiner Mail, was die Ziele der rechtsnationalistischen Gruppen in der Ukraine seien, ob sie sich bereithalten, „um jeden Widerstand gegen eine brutale ‚Sparpolitik‘ der weiteren Verarmung der Bevölkerung auszuschalten?“ Soweit möchte ich...

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Meine Stimme aus Wien: Es wird sehr viel Blut fließen

Morgen erscheint im WirtschaftsBlatt aus Wien ein Leitartikel - von mir geschrieben - und nach dem Cartoon geht's los: Cartoon mit freundlicher Genehmigung von OL (http://webseite.ol-cartoon.de) Die kriegerische Eskalation in Syrien kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Nicht genug, dass fast alle wichtigen Schwellenländer mit Kapitalabflüssen und Währungskrisen kämpfen. Die militärischen Drohungen aus Washington verschärfen bereits die Turbulenzen: Die Ölpreise schießen nach oben und die Aktienkurse gehen in den Keller. Auch Europa wird die Schockwellen spüren. Natürlich stehen in einem Krieg immer die Toten und das Leiden der Opfer im Mittelpunkt. Und sollte es sich bewahrheiten, dass Syriens Führung hinter dem Giftgasangriff steht, so ist dies ein abscheuliches Verbrechen. Doch die Frage, wie die Amerikaner damit umgehen sollen, bleibt heikel: Eine Destabilisierung des Nahen Ostens wird gravierende Folgen haben. Vieles, was sich derzeit in Syrien abspielt, erinnert an den Beginn des Irak-Kriegs 2003. Beweise über Massenvernichtungswaffen bei Saddam Hussein stellten sich Jahre später als Lug und Trug heraus. ...

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