Wer wird das nächste Opfer unserer Geldflut? #WWDNOUG
In einem aktuellen Kommentar hat Daniel Gros bereits darauf hingewiesen. Die amerikanischen Sparer können gar nicht für die globale Geldflut der vergangenen Jahre verantwortlich gemacht werden. (Für unser Börsenmilchmädchen Anja Kohl von der ARD wird diese Neuigkeit sicherlich ein Schock sein.) Die US-Notenbank kann soviel Reservegeld schaffen und die US-Banken damit zuschütten, wie sie will. Am Ende haben die Amerikaner – also die gesamte Volkswirtschaft der USA – seit 2009 immer noch Jahr für Jahr mehr Kredit im Ausland aufgenommen.
Gemessen an der Leistungsbilanz sind zwischen 2009 und 2013 netto rund 2240 Mrd. Dollar in die USA geflossen. Nächstes Jahr werden es nach IWF-Prognose noch einmal 500 Mrd. Dollar mehr. Die Quelle für die globale Geldflut muss also woanders zu finden sein, sagt Daniel Gros. Sie kann nur in Europa liegen. Italien und Spanien sammeln bereits fleißig Leistungsbilanzüberschüsse – nachdem dort die Binnennachfrage (und somit auch die Importnachfrage) eingebrochen ist.
Dieses Jahr werden es 300 Mrd. Dollar werden, die aus dem Euro-Raum kommen, sagt der IWF voraus. Europa überholt damit China deutlich, von wo es nur 240 Mrd. Dollar sein werden. In den 15 größten Öl exportierenden Ländern sinkt die Summe für alle Staaten zusammen dagegen in diesem Jahr: um 100 Mrd. auf 600 Mrd. Dollar.
Deutschland sammelt ohnehin so viele Exportüberschüsse an – als hätten wir noch nie einen Cent verloren im Ausland. Die Erlöse legen wir natürlich weiter im Ausland: In den zwölf Monaten bis Juli waren es laut Kapitalbilanz der Bundesbank bereits 250 Mrd. Euro – das sind 70 Prozent mehr als in den zwölf Monaten bis Juli 2012. Das sind sagenhafte 9 Prozent unserer Wirtschaftsleistung oder 50mal die Kosten für den neuen Flughafen in Berlin.
Selbst wenn die Deutschen, Italiener oder Spanier ihre Ersparnisse komplett in US-Staatsanleihen angelegt hätten: Am Ende sind wir Europäer es, die für Geldflut in die Schwellenländer verantwortlich sind – auch wenn der letzte Dollar, der in Brasilien, Indien oder Indonesien gelandet ist, vielleicht von einem Pensionsfonds aus den USA investiert wurde. Wir haben mit unserer Austerität und den Lohnsenkungen erst den Währungskrieg ausgelöst, den Brasilien schon 2010 beklagt hat.
Und wir sind es auch, die jetzt für die Kapitalflucht in letzter Instanz verantwortlich sind, die die Währungen der Schwellenländer abstürzen lässt. Auch wenn der Auslöser dafür die Pläne der US-Notenbank sind, die Anleihekäufe zu reduzieren. „Thus, if anything, emerging-market leaders should have complained about European austerity, not about US quantitative easing”, schreibt Daniel Gros. Und weiter schreibt er:
„As capital withdraws from emerging markets, these countries soon will be forced to adopt their own austerity measures and run current-account surpluses, much like the eurozone periphery today. But who will then be able – and willing – to run deficits?
Two of the world’s three largest economies come to mind: China, given the strength of its balance sheet, and the eurozone, given the euro’s status as a reserve currency. But both appear committed to running large surpluses (indeed, the two largest in the world). This implies that, unless the US resumes its role as consumer of last resort, the latest bout of financial-market jitters will weaken the global economy again. And any global recovery promises to be unbalanced – that is, if it materializes at all.“
Auf kurze Sicht fallen einem auch noch andere Länder als die USA ein, die von unserer Geldflut getroffen werden: Osteuropa ist in der aktuellen Schwellenländerwährungskrise erstaunlich standhaft geblieben – einige Währungen haben sogar deutlich aufgewertet im Vergleich zum Dollar. Auch Überschussländer wie Korea sollten wachsam sein. Die Schweiz hat zwar eine Mauer gebaut mit ihrer Untergrenze an den Euro – die Interventionen der SNB wirken aber nur wie ein Staubsauger, der Kapitalansturm landet am Ende wieder bei der EZB oder den Euro-Staaten.
Was ist mit Großbritannien oder Frankreich, das einzig verbliebene Tangoland im Euro-Raum, das bislang noch nennenswerten Kapitalimport (=Leistungsbilanzdefizite) aus dem Ausland bekommt? Schaffen wir hier Dank OMT-Programm vielleicht sogar die nächste Mörderblase? Angesichts der Lawine an Ersparnissen aus Deutschland sollten wir aber auf jeden Fall glücklich sein, dass wir so ein OMT-Programm der EZB haben. Für die Zeit nach dem Platzen der Blase. Die Planungsphantasien in Frankfurt und Berlin bleiben natürlich nur Phantasien. Noch regieren sie uns nicht, die Volkskaiser aus China.
Wenn die Öl-Länder schlau wären, würden sie jetzt riesige Investitionsprogramme starten, um weniger abhängig vom Öl zu werden. Ungefähr so wie es das DIW für Deutschland vorgeschlagen hat. Mexiko geht bereits mit bestem Beispiel voran. Wir können aber auch alle in Deutschland einmal aufwachen, danke!