Gut so: Frau Merkel reicht Russland die Hand (und was macht Amerika?)

 

Gut so: Frau Merkel reicht Russland die Hand (und was macht Amerika?)

Der EU-Gipfel zur Ukraine ist ohne Sanktionen ausgegangen. („Die EU setzt deshalb in einem ersten Schritt die Verhandlungen über Visa-Erleichterungen sowie über ein neues Grundlagenabkommen der EU mit Russland aus“ – wie gesagt, das sind keine Sanktionen!). Die Krise soll noch immer diplomatisch gelöst werden – doch falls sie noch mehr eskaliert, hat die EU auch weitere Mittel im Köcher. Die Amerikaner sind schon weiter. Noch vor dem Ende des EU-Gipfels hatte Obama gegen einzelne Regierungsbeamte in Moskau Visabeschränkungen verhängt und Vermögen von „Einzelpersonen und Einheiten“ eingefroren. Wer genau darunter fällt, das ist aber noch immer unklar, Putin ist es nicht. Zuvor hatte das Parlament der Halbinsel Krim angeblich einstimmig für einen Anschluss an Russland gestimmt. Es bleibt schwierig jede Wendung in der Krise nachzuvollziehen und wer hier wie seine Machtposition ausbaut. Klar ist nur: Es gab eine völkerrechtswidrige Okkupation der Krim durch Russland. Und es gibt jede Menge Propagandalügen…

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Meine Stimme aus Wien: Zwei Leitartikel zur Ukraine

Vor wenigen Tagen hatte ich schnell ein paar Gedanken zur Ukraine auf Tumblr runtergeschrieben. Hier noch zwei Leitartikel von mir aus dem WirtschaftsBlatt der vergangenen Tage. Noch ist unklar, was Putin wirklich auf der Krim und im Osten der Ukraine vorhat – das wird sich wohl erst in den nächsten Tagen und Wochen abzeichnen. Zu einem Krieg muss es aber nicht kommen, wenn die EU russische Interessen beachtet. Gleichwohl braucht das Land dringend Finanzhilfe wobei Übergangsministerpräsident Arseni Jazenjuk das Land bereits auf harte Einschnitte vorbereitet, die ein IWF-Programm mit sich bringt. Ein WirtschaftsBlatt-Leser kritisierte mich für den unteren der beiden Leitartikel (vom 28. Februar) – dafür, dass ich dort von den „Revolutionären des Maidans“ spreche. Er fragt in seiner Mail, was die Ziele der rechtsnationalistischen Gruppen in der Ukraine seien, ob sie sich bereithalten, „um jeden Widerstand gegen eine brutale ‚Sparpolitik‘ der weiteren Verarmung der Bevölkerung auszuschalten?“ Soweit möchte ich…

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WikiSubjektiv: Wie sich der Leistungsbilanzüberschuss komplett aus Ersparnis ergibt und warum das so gefährlich sein kann

Die Deutschen sammeln aktuell jährliche Leistungsbilanzüberschüsse von rund 190 Mrd. Euro an. Hier im Blog wurde schon öfter be- und geschrieben, was sich dahinter verbirgt: An der Zahl können wir die Ersparnis der Deutschen ablesen, die sie nicht daheim anlegen, sondern im Ausland. Leicht zugespitzt kann man auch sagen, dass sind die Milliarden, mit denen wir die Welt fluten und mit denen wir beitragen, gefährliche Kreditblasen anzuheizen. Seit Ende 2001 kam dabei eine Anlagesumme von rund 1550 Mrd. Euro zusammen. Wie in den Kommentaren schon öfter diskutiert, scheint aber nicht jeder Leser diese Auffassung zu teilen. Ich glaube, ein etwas längerer volkswirtschaftlicher Exkurs könnte daher vielleicht nicht schaden. In den Blogkommentaren schreibt Edmund, dass der Leistungsbilanzüberschuss (der im Kern aus dem Exportüberschuss mit Gütern und Dienstleistungen besteht) nur wenig mit dem Ersparten zu tun haben könne. Vor allem deshalb, weil die Statistiker beim Export und Import der Umsatz erfassen und…

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Deutsche, macht mehr Schulden und investiert endlich!

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat soeben ihren Jahresbericht veröffentlicht. Beim ersten Durchblättern bin ich gleich auf eine sehr interessante Grafik zum Schuldendienst der Unternehmen (ohne Finanzsektor) und der Privathaushalte gestoßen. Mit Schuldendienst sind Zins- und Tilgungszahlungen für Kredite und Anleihen gemeint – dividiert durch das BIP. Er gibt uns ganz gut Auskunft darüber, ob einer Volkswirtschaft schon bald ihre Schulden über den Kopf zu wachsen könnten. (In einer ersten Version war hier eine Grafik, bei der die Skala nur bis 8 ging, darauf bezieht sich der Kommentar unten von egghat. Die Grafik ist jetzt geändert.) Es geht also um eine Art Krisenfrühwarnsystem. Die BIZ schreibt, „Abweichung der Schuldendienstquote von ihrem historischen Durchschnitt hat sich bei der Vorhersage des Ausmaßes von Rezessionen und als Frühwarnsignal für Bankenkrisen bewährt.“ Auffällig sei Schweden mit der höchsten Schuldendienstquote von 31 Prozent, die auch noch 6 Prozentpunkte über dem Durchschnitt liegt. In Portugal und…

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Deutschlands Standortpropheten, sucht Euch für den Sommer einen ganz ruhigen Berg!

Der Economist träumt noch immer davon, Deutschland möge zur Hegemonialmacht Europas aufsteigen. Also so richtig, mit Strategie und Konzept und so… Nicht einfach nur den Europäern sagen, was sie tun sollen. Vielleicht mit ein bisschen mehr Verstand. Etwas ratlos verdrehen konservative Journalisten die Augen. Eher ahnungslose Kollegen behaupten sogar, Deutschland hätte doch niemals Kredite oder ähnliches Zeug in die Welt exportiert. Denn: „Wir schicken lieber ein ordentliches Auto in die Welt als ein Derivat, einen Kredit oder einen Hebel auf Optionsscheine.“ Nein, niemals. Aus Deutschland kommen doch nur Autos und Maschinen – und zwar höchster Qualität! Solche Sprüche aus Düsseldorf, wo öffentlich-rechtliche Sparkassen-Banker sich jahrelang vom größten deutschen Geldkonzern über den Tisch haben ziehen lassen. Wo man so fleißig dabei war, das Ersparte der Deutschen in den Wind zu schießen. In Düsseldorf sind sie bestimmt noch immer stolz darauf, auf unsere Exporterfolge. Obwohl wir es an dieser Stelle schon einmal…

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Die Türken machen es wie Deutschland

Blenden wir die Brutalität der türkischen Polizei kurz einmal aus. Für alle Fans des deutschen Wachstumsmodells könnte es gleich sehr interessant werden. Viele reden davon, dass die Türken ihren (noch immer) leichten Aufschwung zum Teil auf Pump finanzieren. Was jetzt keine falsche Diagnose ist. Die Türken leben immer noch – bei allen politischen Rückfällen in feudale Zeiten – in einem aufstrebenden Schwellenland. Sie können den Import von Kapital also ganz gut gebrauchen. Nicht zuletzt zeigt sich das in den jährlichen Leistungsbilanzen. Nur kurz zur Erinnerung: Die Leistungsbilanz misst den Zufluss (es gibt ein Bilanzdefizit) oder Abfluss (dann ist es ein Überschuss) an Kapital. Ein Defizit in der Leistungsbilanz sagt uns also, wie viele neue Schulden ein Land im Ausland aufnimmt. Damit kann es – vereinfacht gesagt – mehr Güter und Dienstleistungen importieren als es exportiert. Nun befürchten einige Analysten, dass dieser stetige Zustrom an Auslandsgeldern abreißen könnte – wegen der…

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(Wenig) Glanz und Elend der Konsumenten

Die Deutschen sind ein depressives Volk. Ja, die Stimmung ist hier gar nicht gut. Schon seit 20 Jahren weiß das gemeine Volk nicht mehr, was Optimismus heißt – so „rein“ ökonomisch gesehen. Woher ich das weiß? Es mag für viele etwas komisch klingen, aber dies können wir den Stimmungsumfragen der GfK entnehmen. Die Konsumforscher fragen jeden Monat rund 2000 Verbraucher oder Konsumenten – wie Ökonomen das gemeine Volk vornehm nennen. Dabei geht es darum, wie die Haushalte die Konjunktur einschätzen oder ob sie größere Anschaffungen planen; es geht um Ängste, den Job zu verlieren oder welche Inflation sie künftig erwarten und noch viel mehr. Wahrscheinlich wundern sich jetzt einige, warum sie von der schlechten Stimmung selten etwas hören oder lesen. Regelmäßig erklären uns einige Medien, wie eine Stimmungsaufhellung der anderen folgt – gerade in diesen Zeiten. Optimismus allenthalben – und das obwohl seit Jahren die Löhne inflationsbereinigt stagnieren und sinken?…

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Kieler Katastrophe

Mein Ex-Kollege bei der FTD, Martin Kaelble, hat den Rauswurf des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) aus dem Prognose-Kreis der Bundesregierung kommentiert: „Manch einer dürfte sich am Montag ungläubig die Augen gerieben haben: Medienberichten zufolge wird das renommierte Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Zukunft nicht mehr bei der Gemeinschaftsdiagnose der Bundesregierung dabei sein. Dafür rückt angeblich das Berliner DIW-Institut nach sechs Jahren wieder hinein in den vom Wirtschaftsministerium ausgewählten Elitekreis der deutschen Wirtschaftsforscher. Für die Ökonomenzunft ist das ein ziemlicher Hammer. Und es ist eine mehr als gewagte Entscheidung. Seit der ersten Konjunkturprognose im Jahr 1950 gehörte das Kieler IfW zum Kreis der Institute, die zweimal jährlich das Gutachten erstellen. Angeblich war das Angebot des Instituts zu teuer. Eine ziemlich dünne Begründung für einen solchen Schritt! Tatsächlich zeigt das Wirtschaftsministerium erneut kein besonderes Fingerspitzengefühl bei seiner Institutsauswahl.“ Weiterlesen auf Capital.de Und ich frage mich, warum nicht das RWI wegen Lobbyismus…

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Es war alles für die Katz! – Die kolossale Dummheit der deutschen Wirtschaftspolitik

Jörg Asmussen sorgt sich darum, dass Deutschland wieder zum „Kranken Mann“ Europas wird. Wie recht der Mann doch hat! Mit seinen Rezepten, naja… Schauen wir uns die OECD-Prognose (Annex Table 45) unseres Marktanteils am Weltexport an: Die überwettbewerbsfähigen Firmen dieses Landes werden demnach nächstes Jahr so wenig ausführen wie noch nie seit 1970… Was tun? Noch mehr Niedriglöhner, noch mehr Leiharbeit, noch weniger Sozialleistungen und noch weniger Geld für Arbeiter und Angestellte? Oder warten wir einfach ab, bis unsere verbliebenen Reserven verfrühstückt sind? Glaubt eigentlich jemand daran, dass hier jemals in unsere Zukunft investiert wird? „Was, wir sollen nicht mehr ins Casino gehen, oh nein?!“- „Ach, geht doch sterben!“ Gott, gib diesem Land nur einen Hauch an Vernuft! Nachdem der Liberalismus 1933 gestorben ist, gab es gute Gründe für das sozialdemokratische Halbjahrhundert der Nachkriegszeit. Es ist nur leider 1996 untergegangen. Ändern wir nichts, behalten die alten Marxisten am Ende also…

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Ein Stützelianer namens Flassbeck

Zum Wochenende könnte man sich einmal Michael Pettis’ Excess German Savings, not Thrift, Caused the European Crisis durchlesen. (h/t @StephanEwald) Und dann denken wir einmal kurz darüber nach, was wohl gewesen wäre, wenn Lafontaine mit seinem Adjutanten Flassbeck noch länger an der Macht geblieben wäre. Egal was man heute über Lafontaine denkt (über seinen Charakter, über seine politischen Vorstellungen)… Wie beschämend ist es eigenlich für seine alte Partei, einen früheren Vorsitzenden nicht einmal zum Festakt von 150 Jahren SPD einzuladen? Und wenn Wirtschaft immer Krieg ist, kann man auch einmal darüber nachdenken, dass ein missglücktes Attentat im Leben wohl mehr als genug ist. Und dann kann man auch mal seinen Frieden mit einem Abtrünnigen finden – wenigstens für zwei Stunden… Aber zurück zu Flassbeck, wenn wir uns seinen Text aus dem Jahr 2000 durchlesen, können wir uns ganz gut vorstellen, dass in diesem Land in den vergangenen Jahren vielleicht etwas…

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