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Nimm die letzte Ausfahrt, EZB: Quantitative Lockerung!

Negative Zinsen gehen also nach hinten los. Zumindest solange die Banken in Euro-Raum auf mehr Reserven von der Notenbank angewiesen sind – mehr, als sie eigentlich für ihre täglichen Geschäfte brauchen. Befürworter negativer EZB-Einlagenzinsen bringen immer wieder einen interessanten Punkt an: Sie glauben, dass vor allem deutsche Banken Reserven im Euro-System der Notenbanken halten. Und das soll diesen Häusern verleidet werden – mit negativen Einlagenzinsen.

Die Logik geht so: Ausgeliehen im Süden und Westen des Eurolands von den dortigen Kreditinstituten gelangen die Gelder irgendwann nach Deutschland. Dort landen sie dann bei der Bundesbank, weil deutsche Banken in Liquidität ertrinken. So in etwa müsste man sich die Kapitalflucht vorstellen. Und so kommt zuweilen die Hoffnung auf, dass negative Einlagenzinsen bei der EZB die deutschen Institute wieder dazu verleiten könnten, überschüssige Gelder an spanische und italienische Häuser zu verborgen.

Die mehr als vage Hoffnung dabei ist, dass der Interbankenmarkt endlich wieder in Gang kommen möge. Also der Markt, wo sich die Institute gegenseitig Zentralbankgeld leihen und verleihen. (Dies läuft alles im „Ordner Zentralbank“ ab, wer sich an dieses Bild erinnern mag – die Summen werden allein dort hin- und hergeschoben.)

Es dürfte außer Frage stehen, dass es Kapitalflucht gegeben hat. Nur dürfte es weit weniger gewesen sein, als allgemein vermutet wird. Denn ein Großteil der Einlagen bei der Bundesbank kam (und kommt wohl noch immer) gar nicht von deutschen Banken. Sondern von Instituten im ausländischen Besitz oder von Zweigstellen ausländischer Banken, die ihren Sitz in Deutschland haben. Die haben es zuvor von ihren Müttern in den Krisenländern überwiesen bekommen, die zeitweise ihren eigenen Notenbanken nicht mehr trauten (aus der damaligen Furcht vor einem Euro-Austritt ihres Landes.)

Meine mehr als groben Schätzungen von Anfang des Jahres lassen vermuten, dass im zweiten Halbjahr 2012 wohl mehr als die Hälfte der Einlagen bei der Bundesbank ursprünglich von ausländischen Instituten kam. In der Spitze (im Frühjahr 2012) dürften deutsche Institute vielleicht gut 185 Mrd. Euro bei der Bundesbank hinterlegt haben (plus Mindestreserven von rund 28 Mrd. Euro). Und von ausländischen Häusern (mit Sitz in Deutschland) könnten es dann so um 240 Mrd. Euro gewesen sein.

Genaue Zahlen rückt die Bundesbank leider nicht heraus. Wahrscheinlich wissen es auch nur wenige Eingeweihte in der Bundesbank selber. Die offiziellen Statistiken sind jedenfalls wenig hilfreich. (Vermutlich haben solche konzerninternen Banktransfers im Euroland auch noch die Target-Forderungen der Bundesbank erheblich aufgebläht – soweit zur Verlässlichkeit des Krisenindikators namens „Target-Saldo“.)

Doch selbst wenn der Interbankenmarkt wieder anspringen sollte, ist es mehr als zweifelhaft, wie damit zugleich das Kreditgeschäft mit den Bankkunden wieder anspringen soll. Es ist auch schwer vorstellbar, wie dadurch die Kreditzinsen sinken könnten.

Wie man es dreht und wendet, am Ende bleibt der EZB nur die eine Option übrig, wenn sie noch irgendwie stützend ins Wirtschaftsgeschehen eingreifen will: eine Quantitative Lockerung wie in den USA oder Japan! Die Amerikaner haben jedenfalls schon bei weitaus weniger als 12 Prozent Arbeitslosigkeit losgelegt, Anleihen am Markt aufzukaufen. Nicht zu vergessen: Wir haben eine Miniinflation von aktuell nur 1,4 Prozent.

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