Die Logik negativer EZB-Zinsen
Fangen wir mit einem Beispiel aus der Flugwelt an und stellen uns folgendes vor: Alle Fluggesellschaften Europas müssen plötzlich neue Steuern zahlen und zwar nur auf das Volumen in den Reserve(!)-Tanks ihrer Transatlantikflieger… Werden Flugtickets nach Amerika danach teurer oder günstiger? Die meisten von uns werden wahrscheinlich sofort sagen: Natürlich verteuern sich die Tickets!
Gut, Zweifler werden noch anmerken, dass wir den Wettbewerb nicht vergessen sollten. Die eine oder andere Fluggesellschaft nimmt sicherlich lieber weniger Gewinnmarge in Kauf anstatt die höhere Kosten komplett ihren Kunden aufzudrücken.
Aber kann sich jemand vorstellen, dass die Flugtickets bei allen Airlines durch diese Steuer wenigstens günstiger werden?
Und nun übertragen wir das Ganze in die Welt der Notenbanken: Wir stellen uns vor, die EZB würde plötzlich Zinsen auf (Überschuss)-Reserven verlangen, die Geschäftsbanken bei ihr hinterlegen. Glaubt jemand daran, dass die Banken dann den Preis (also den Zins) für den Kredit senken werden, den sie an ihre Kunden vergeben?
Gut, Zweifler könnten anmerken, dass die Banken auch heute eine Art von Steuer zahlen müssen. Denn die Geldleihe kostet sie immerhin noch 0,5 Prozent – und seit Mitte 2012 bekommen sie 0 Prozent für die Reserven, die sie bei der EZB parken… (Mindestreserven ausgenommen). Ein Schritt hin zu negativen Einlagenzinsen bedeutet dann also „nur“ eine Steuererhöhung für die Banken.
Kann sich also jemand vorstellen, dass das Kreditgeschäft im Euro-Raum durch negative EZB-Einlagenzinsen auch nur einen Hauch angeschoben wird? Oder ist es vielleicht doch eher so, dass die Kreditzinsen mit größter Wahrscheinlichkeit steigen werden – gerade in Ländern wie Spanien oder Italien?