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Herr Weidmann wandelt auf den Pfaden Heiner Flassbecks, weil wir Euroland destabilisieren

Wie wir im vorherigen Beitrag bereits gesehen haben, verdient Bundesbankchef Jens Weidmann für folgenden Satz eigentlich den Preis des „Tapeten-Kurt des Jahres“:

„Die steigende Nachfrage nach deutschen Produkten kommt also vor allem aus Drittstaaten und diese Exporte stabilisieren die Partnerländer aus dem Euro-Raum auch über eine höhere deutsche Importnachfrage.“

Halten wir einen Moment inne und lassen diese Worte etwas wirken. Kann es vielleicht sein, dass wir Herrn Weidmann einfach nur missverstanden haben. Vielleicht wollte er die Öffentlichkeit gar nicht verwirren, vielleicht bereitet er ja nur klammheimlich einen intellektuellen Sinneswandel in der Bundesbank vor?: Mit einer höheren Nachfrage nach Importen aus dem Euro-Raum stabilisieren wir die Partnerländer im Währungsraum! Und umgekehrt: Mit weniger Nachfrage destabilisieren wir logischerweise also den Euro-Raum!

131116 DE EXPORTIMPORTANTEILEWie bemerkenswert ist das denn? Solche Sätze lesen wir doch bislang fast täglich vor allem auf Flassbeck-Economics.de und anderen kritischen Webseiten, oder bei den Gewerkschaften. Nun so was, aus der Bundesbank. Eine Revolution deutet sich an in Frankfurt-Bockenheim. Klar, noch sinkt der Anteil unserer Euroland-Importe an den Gesamteinfuhren. Noch destabilisieren die Deutschen mit ihrem Außenhandel das Euroland – also genau das Gegenteil dessen, was sich Herr Weidmann offenbar so sehnlich herbei wünscht. Nur das mit den Exporten in die Drittländer, das müssen ihm seine Leute noch erklären, die helfen dann irgendwie doch nicht so richtig, den Euro-Raum zu retten.

Also ich bin schon gespannt, was jetzt kommt. Was wird Herr Weidmann in seinen nächsten Reden vorschlagen?: Vielleicht doch Mindestlöhne, Lohnerhöhungen, Investitionsprogramme, Subventionen für Einfuhren aus dem Euroland, Konsumchecks für Produkte aus dem Euroland oder Urlaubschecks, die wir nur in Spanien, Italien, Portugal und Griechenland ausgeben dürfen. Wie wäre es gleich mit zehn Tagen mehr Urlaub, die wir nur in den Krisenländern Eurolands verbringen dürfen – ja richtig, auch Mallorca gehört dazu. Planwirtschaft bis die Arbeitslosenquoten in Spanien oder Griechenland auf weniger als 10 Prozent sinken. Frau Merkel und Präsident Hollande könnten sich all die schönen PR-Gipfel zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit sparen.

Naja, wahrscheinlich doch alles etwas unrealistisch. Vielleicht dann doch lieber ein neues Bündnis für Arbeit

  • sirop

    Es soll ein folgendes Argument geben:

    Aufgrund der Altesstruktur Deutschlands muss Deutschland
    mehr exportieren als importieren.

    Was ist damit?

  • Michael Stöcker

    Dieses Argument kann man getrost in den Skat drücken. Wir unterlassen heute die notwendigen Investitionen in Infrastruktur und Bildung, damit der mit automobilen Blechträumen beglückte Rest der Welt zukünftig die demografischen Probleme Deutschlands kompensiert. Da muss man aber schon sehr viel Gottvertrauen in fremde Währungen oder in die Leistungsfähigkeit und Leistungswilligkeit der vor Jugendlichkeit strotzenden Südperipherie inkl. Frankreich haben.

  • Fritz

    Könnten Sie vllt noch einmal die Graphik erklären? Da werden Export in nicht-urupäische Länder mit Importen aus Europa ineinandergespiegelt – was soll das sagen? Wenn ich micht nicht irre, sagt das nicht. Jeder weiß, dass sich da Anteile verschoben haben (auch in anderen Ländern), seit Osteuropa, Asien und auch Südmerika als Handelspartner wichtiger geworden sind. Folglich verschieben sich die Prozentanteile. Ja und?

  • André Kühnlenz

    @Fritz

    Diese Grafik ist als Ergänzung gedacht zu den beiden im oben verlinkten Beitrag. Diese zeigen, dass es gerade in den letzten Monaten eben keine steigende Importnachfrage gab. Seit Anfang 2012 stagniert die Nachfrage nominal, inflationsbereinigt sinkt sie real vermutlich sogar. Ich kann im Rest des Euro-Raums keine stabilisierende Wirkung unserer Exporte in die Drittländer erkennen….

  • Fritz

    Ach so, verstehe: Deutschland müsste durch Exporte nach Asien und USA so viel Kohle hereinholen, dass wir in Spanien, Italien und Frankreich groß einkaufen gehen könnten.
    Wenn „die Deutschen“ das nicht tun, wäre das aber vielleicht ein Hinweis darauf, dass „die Deutschen“ für ihr Geld dort zu wenig Lohnendes finden? Ich wollte mir gestern im Kaufhof ein Hemd kaufen, aber die hatten nicht das, wonach ich suchte, da hat ein anderer Laden das Geschäft gemacht … die Lage ist vertrackt.

    Die inoffizielle Linie heißt wohl „Binnenabwertung“ – also Inflation in Ländern wie D mit Lohn-Inflation und eine leichte Deflation in den Südländern einschließlich Frankreichs.

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