Eine wahre Bankbeteiligung an der Griechen-Rettung
Zinsen auf „AAA“-Niveau um die 4% und keine Zinsen solange die griechische Wirtschaft schrumpft. „Nur unter diesem Bedingungen könnte man davon sprechen, dass sich die Banken an der Rettung Griechenlands beteiligen und nicht mit ihren Forderungen das Land der Insolvenz näher bringen“, sagt Daniel Gros, Direktor des Centre for European Policy Studies (CEPS), des einflussreichen Brüsseler Think Tanks.
Bei einem Zahlungsausfall wäre die Belastung der Banken und Versicherungen im Vergleich zu aktuellen Marktpreisen gleich null. Dafür können die Institute ihre Verluste reduzieren, wenn es nicht zum Zahlungsausfall kommt. Wenn sich morgen in Paris Banken zu neuen Verhandlungen treffen, sollten sie lieber über diesen Vorschlag reden. Auch sollte eine Zinsaussetzung bei schrumpfender Wirtschaftsleistung in Griechenland zudem für die staatlichen Hilfen gelten.
Gros hat heute im Handelsblatt (leider nicht online) ebenfalls das französische Modell kritisiert. Seine Linie folgt im Wesentlichen der Kritik, die hier bereits vertreten wurde: Dass das Paket für Griechenland einfach zu teuer ist.
Bemerkenswerterweise bietet Gros auch Vorschläge, was an dem Modell geändert werden sollte. Diese dürften die Banken zwar mehr belasten als im französischen Modell. Da der Pariser Vorschlag aber bereits bei S&P durchgefallen ist, können sich EU und EZB also gleich für eine strengere Beteiligung einsetzen, falls sie es noch irgendwie schaffen sollten, eine für die EZB akzeptable Lösung zu finden – oder gerade deswegen.
Gros schreibt: „Um den öffentlichen Interessen gerecht zu werden, müssten also zwei Änderungen vorgenommen werden: Der Zinssatz müsste auf ‚AAA’-Niveau gesenkt werden, damit die Garantie nicht zu teuer für die griechische Regierung wird. Zweitens müsste die Bindung des Zinssatzes an das reale Wirtschaftswachstum geändert werden. (…) Die Zinszahlungen werden so lange ausgesetzt, bis die Wirtschaft real wieder wächst.“
Die Idee ist sinnvoll, denn die Banken bekommen Papiere, die so sicher sind wie „AAA“-Anleihen. Also sollen sie auch nur den entsprechenden Zins bekommen – aktuell gut 4% (eine weitere Möglichkeit wäre eine variable Verzinsung zum 30-jährigen Swapsatz). Zur Erinnerung: Die Griechen zahlen mehr Zinsen, als die Banken bekommen, weil sie 30% der neu aufgenommen Summe 30 Jahre lang weglegen sollen. Von getilgten 100 Euro bekommen die Banken auf 70 Euro Zinsen und die Griechen zahlen aber auf 49 Euro Zinsen. Für die laufenden Zinslasten Athens ergibt sich somit folgende Übersicht:
Franz. Modell |
jährliches reales Wirtschaftswachstum |
jährliche Zinseinnahmen der Banken |
jährliche Zinslast Griechenlands |
0.0% |
5.5% |
7.9% |
|
0.5% |
6.0% |
8.6% |
|
1.0% |
6.5% |
9.3% |
|
1.5% |
7.0% |
10.0% |
|
2.0% |
7.5% |
10.7% |
|
2.5% |
8.0% |
11.4% |
Folgen wir dem Vorschlag von Gros und setzen für die Zinsen der Banken aktuell 4% im Jahr an, kommen wir zu diesen Zinslasten der Griechen:
Modell modifiziert |
jährliches Wirtschaftswachstum |
jährliche Zinseinnahmen der Banken |
jährliche Zinslast Griechenlands |
0% und weniger |
0.0% |
0% |
|
mehr als 0% |
4.0% |
5.7% |
Daraus ergibt sich in Gegenwartswerten gerechnet ein Vergleich der beiden Modelle – die Formeln sind hier zu finden. 100 Euro ausstehende Anleihen, die aktuell bei rund 75% des Nennwerts notieren, wären nach einem Schuldentausch wert:
Schuldenschnitt 2014 um 60% und danach 2,5% Wachstum |
Kein Schuldenschnitt und kein Wachstum |
Kein Schuldenschnitt und 2,5 % Wachstum |
|
Franz. Modell |
95% |
118% |
148% |
Modell modifiziert |
76% |
52% |
100% |
Das wäre mal wirklich eine Beteiligung der Banken und Versicherungen an der Rettung der Griechen. Die Zinsaussetzung wäre zudem ein Vorbild für die Darlehen der Euro-Staaten. Diese könnten bisher gezahlte Zinsen schon mal zurück nach Athen überweisen.