Impressum
WeitwinkelSubjektiv ist ein privates Weblog von André Kühnlenz. Er arbeitet seit Juni 2013 als Redakteur für Schwellenländer beim WirtschaftsBlatt in Wien. Davor schrieb er über Konjunktur, Finanzmarktthemen sowie internationale Geldpolitik ebenfalls als Redakteur seit 2007 bei der Financial Times Deutschland – bis zu ihrem traurigen Ende.
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Ahhh, endlich weiterer Lachslaich neben dem „Wirtschaftswunder“… Bitte weitermachen !!! Fische schwätzen nicht, und Lachs gehört zu den geistigen Grundnahrungsmitteln !
Uwigel
Ich hätte gern ein RSS-Feed, um nix zu verpassen.
Gerne doch: http://www.weitwinkelsubjektiv.com/feed/ :)
… und ich hätte gerne einen Flattr-Button.
Richtig gute und informative Seite bei der ich jedesmal was lerne. Gefällt mir.
…und ich fordere die Onlinepetition „André Kühnlenz for Ressortleiter FAZ Wirtschaftsteil“! Hier finde ich die kritischen Analysen welche ich dort und in anderen „Qualitätsmedien“ schmerzlich vermisse.
Den Blickwinkel ändern, Neues bemerken und Alternativen entdecken
Eigentlich habe ich ja nichts Neues zu berichten, alles ist bekannt, sollte den studierten Fachleuten
jedenfalls bekannt sein, das Rad muss nicht neu erfunden werden. Und es dürfte einem
Normalverbraucher keine Schwierigkeiten bereiten, das alles mit gesundem Menschenverstand zu
verstehen. Aber seltsam, fast keiner will davon etwas wissen. Ob es sich dabei um Linke oder
Rechte handelt, um Geldfachleute oder -reformer, um studierte Ökonomen oder Gewerkschaftler,
man will einfach nicht darüber nachdenken. Und veröffentlichen will man so etwas auf keinen Fall.
Bei Ökonomen und Normalsterblichen sind die Grundsätze von Buchhaltung und Bilanzierung
unbestritten, ebenso die darauf aufbauende volkswirtschaftliche Saldenmechanik. Da gibt es immer
zwei per def. gleiche Seiten wie Soll und Haben, Einnahmen und Ausgaben, Geldvermögen und
Geldschulden (wie immer abgegrenzt), Exporte und Importe global, die sich immer zu Null addieren.
Wenn man die Ausgaben an einer Stelle um einen bestimmten Betrag kürzt, dann sinken die
Einnahmen an anderer Stelle um mindestens denselben Betrag, wenn alle Geldschulden getilgt
werden, dann gibt es auch keine Geldvermögen mehr, und die Wirtschaft ist kollabiert. In der
öffentlichen und veröffentlichten Diskussion scheint man solche Banalitäten verdrängt zu haben.
Bei Ökonomen, jedenfalls solchen ohne ideologische Scheuklappen, gibt es auch keinen Streit
darüber, dass Wirtschaft nur dann funktionieren kann, wenn alle wirtschaftlich relevanten
Angelegenheiten gesetzlich geregelt sind. Und diese gesetzlichen Regelungen werden von Politikern
gemacht und durchgesetzt. Wenn eine solche gesetzliche Regelung ihren Zweck nicht erfüllt, nicht
zielführend ist, dann wird ein verantwortungsvoller Politiker sie modifizieren oder kassieren und
durch ein besseres Gesetz ersetzen. Nebenbei bemerkt: Politiker können und dürfen sich nicht wie
Theologen oder Juristen verhalten, die Gesetze auslegen und für deren Einhaltung Sorge tragen,
Politiker haben eben diese Gesetze zu verfassen, zu gestalten unter dem Gesichtspunkt, dass sie der
Wohlfahrt und Nachhaltigkeit der Gesellschaft dienen. Oberste Gerichte müssen Politiker an diese
Pflichten erinnern, sie in wichtigen Fällen dazu auffordern, notwendige gesetzliche Regelungen zu
beschließen. – Dieses Primat der Politik wird von allen Politikern in Sonntagsreden beschworen, es
wäre zu wünschen, dass es auch im Alltag gilt. Jedenfalls sollte der mündige Wahlbürger den
Politikern nicht erlauben, dass sie sich aus der Verantwortung stehlen, indem sie sich auf
Sachzwänge berufen. Bei solcher Betrachtung der Lage kann es solche Sachzwänge nämlich gar
nicht geben.
Nach der Aufgabe des Goldstandards wurde von Ökonomen zur Kenntnis genommen, dass es
weltweit nur noch fiat money gibt, dass sich die staatliche Theorie des Geldes in der Realität
durchgesetzt hat, nach der Geld ein staatliches Konstrukt ohne eigenen Wert ist. Diese staatliche
Theorie des Geldes (Chartalismus) wurde von Modern Monetary Theory unter Einbeziehung der
Einsichten von Keynes, Lerner, Minsky u.a. weiterentwickelt und mit dem Konzept von Jobgarantie
verbunden. MMT kam dabei schlüssig und logisch einwandfrei zu der Feststellung: Ein souveräner
Staat mit eigener Währung hat bei der Finanzierung seiner Ausgaben und Aufgaben keine
Schwierigkeiten, wenn er sich nicht in fremder Währung verschuldet; als Herausgeber der eigenen
Währung durch die staatliche Institution Zentralbank ist er im Prinzip nicht auf Einnahmen durch
Steuern, Abgaben oder Anleihen angewiesen, diese dienen vielmehr politischen Zielen wie der
Korrektur von Marktergebnissen, der Verhinderung von Inflation usw. Wenn nun ein solcher Staat
zwecks Bezahlung seiner Ausgaben sein eigenes Geld direkt in den Wirtschaftskreislauf einschleust,
in den Privatsektor (Privathaushalte und Unternehmen des Inlandes) einspeist, dann kann es keine
Forderung nach Zinszahlung oder Schuldentilgung seitens des Privatsektors oder Auslandes geben,
da der Staat ja nur bei sich selbst verschuldet ist. In der Realität und Realwirtschaft verwandeln sich
diese virtuellen Schulden in öffentliches Vermögen, in Infrastruktur im weitesten Sinne. Natürlich
lassen sich diese fiktiven Schulden rein theoretisch tilgen, wenn der Staat dieses öffentliche
Vermögen zu Herstellungspreisen an den Privatsektor verkauft (privatisiert) und die dabei erzielten
Einnahmen an die Zentralbank zwecks Tilgung der „Schulden“ weiterreicht. Dann fehlt das Geld
allerdings im Privatsektor und in der Privatwirtschaft.
Um es klar und deutlich zu wiederholen: Es muss klar unterschieden werden zwischen dem
Staatssektor und dem Privatsektor, es muss demzufolge auch ein zweistufiges Bankensystem geben:
die Zentralbank ist als staatliche Institution dem Staatssektor zugeordnet, im Privatsektor gibt es ein
zweites Bankensystem, das mit dem Privileg ausgestattet ist, dass es Geld „schöpfen“ darf und
Kredite vergeben , und das sorgfältig reguliert und beaufsichtigt werden muss. Eine staatliche
Finanzierung, die zu virtuellen Schulden führt, ist bislang verboten, weil das starken wirtschaftlichen
Interessen widerspricht, und ist entsprechend gesetzlich geregelt ist. Diese virtuellen Schulden
müssen gedanklich scharf unterschieden werden von den Schulden, die ein Staat macht, wenn er
Anleihen auflegt und diese an den Privatsektor verkauft zwecks Erzielung von Einnahmen; solche
staatlichen Anleihen werden im Privatsektor gehandelt, dafür müssen Zinsen gezahlt werden, diese
Schulden müssen auch getilgt werden.
Angesichts des riesigen Investitionsstaus gerade im öffentlichen Bereich sollte es an der Zeit sein,
auf diesem Wege (mittels virtueller Schulden) öffentliches Vermögen aufzubauen, zu investieren und
mit der Manie von Privatisierung aufzuhören, mit dieser Verschleuderung des öffentlichen
Vermögens. Denn mangels Gewinnaussichten wird ja von den Privatunternehmen seit längerer Zeit
nicht mehr in die Realwirtschaft investiert, entsteht also auch da eine Investitionslücke.
Sicher, ein gewöhnungsbedürftiger Denkansatz, aber das ist kein hinreichender Grund, um jede
Diskussion darüber zu verweigern. Und mir geht es zunächst einmal darum, dass so etwas ernsthaft
diskutiert wird. In diesem Falle könnte man nämlich dank besserer Diagnose die Banken- und
Finanzkrise von ihren Ursachen her angehen und sogar lösen. Und das ewige Gerede über die
Staatsschulden könnte ad acta gelegt werden, weil es schlichter Aberglaube ist. Natürlich ist mir auch
klar, dass es erhebliche Schwierigkeiten geben wird bei der Regelung des Finanzbereichs im
Privatsektor, wo es vornehmlich um Privilegien geht und deren Verteidigung. Aber vielleicht würde
die Finanzkrise dann nicht mehr alle anderen Probleme aus den Blickwinkel verdrängen, könnte sich
die Politik ernsthaft mit den wirklich wichtigen Themen der Nachhaltigkeit beschäftigen. Ich gebe
die Hoffnung jedenfalls nicht auf, vielleicht ist der Mensch ja kein Irrläufer der Natur, wie A.
Koestler meinte, der scheitert, weil er seine Lebensgrundlagen vernichtet.
Falls man übrigens an einer gut lesbaren und mit historischen Fakten gespickten Darstellung der
gegenwärtigen Wirtschaftslage interessiert sind, dann kann ich ohne Vorbehalt empfehlen „Der Sieg
des Kapitals“ von Ulrike Herrmann; ich habe bei der Lektüre eine Menge gelernt. Und falls man
einen logischen Fehler in meiner Argumentation entdeckt, dann teile man mir das bitte mit; ich falle
anderen nämlich nicht gern mit Unsinn auf den Wecker.
PS 1: Financial debt is a debt, but government debt is financial wealth to the private sector
(jedenfalls bei keiner Auslandsverschuldung in fremder Währung und außenwirtschaftlichem
Gleichgewicht; R. Wray, einer der Pioniere von MMT)
PS 2: Den USA gelingt es bislang immer noch, sich auch im Ausland in eigener Währung zu
verschulden, so dass sie keine Schwierigkeiten bei der Zinszahlung haben; die
Staatshaushaltsprobleme und die Schuldenobergrenze sind hausgemacht; der Gesetzgeber könnte
diese gesetzliche und finanzielle Selbstfesselung der Politik per Gesetz auflösen, falls Wall Street das
erlauben würde, was unwahrscheinlich ist. Es müsste ein zweistufiges Bankensystem installiert
werden mit der Zentralbank als staatlicher Institution einerseits, dem Bankensektor im Privatsektor
andererseits, wie von MMT vorgeschlagen.
Die Frau Golineh Atai als eine der besten Reporterinnen zu bezeichen, halte ich sehr, sehr schmeichelhaft. Sie erzählt gern, was alle hören wollen und das wird dann als „Kompetenz“ erkannt, denn da spiegeln sich die eigenen Ansichten. Die alte journalistische Tugend, These, Gegenthese ist bei ihr auch nicht mehr zu finden und da ist sie nicht allein.
warum überhaupt in Österreich sein Namen nennen auf einem Blog. zu schnell ermittelt wer wegen irgendwas. Das ist alles privat und ohne Gewinnabsicht. Da macht man doch kein Impressum oder wenn, dann eines in Südamerika.
Man denke an SOS Österreich .. 9 Jahre Haft
Die wesentlichen Probleme in Griechenland werden nicht determiniert durch Troika & Co, sondern durch jahrelange Versäumnisse in der Grundstruktur der Organisation des Staates, insbesondere in seiner Wirtschafts- und Steuerpolitik. Darüber hinaus darf man auch die kulturhistorische Komponente nicht vergessen: Die Griechen sind ein stolzes, sehr emotionales Volk, mit einem ähnlichen Hang wie der gelernte Österreicher, nur nix verändern….Ich habe im Rahmen meiner langjährigen beruflichen Tätigkeit in Athen immer wieder die Erfahrung machen müssen, daß eine gängige Meinung vorherrscht, es herrsche eine 2 Klassengesellschaft – diejenigen die viel arbeiten und wenig dafür erhalten und andere, welche den Nutzen daraus ziehen und sich ihrer Verpflichtungen gezielt und sehr geschickt entziehen. Aktuell gibt es Außenstände von € 75 Mrd aus Steuern und Sozialabgaben, und seit Q4 2014 eine monatliche Kapitalflucht in einer Größenordnung von € 3 – 4 Mrd. Gewonnen haben in GR nur jene Parteien, welche versprochen haben, dem Land zumindest einen Teil des Nationalstolzes zurückzugeben, allen ökonomischen Rahmenbedingungen zum Trotz. Ob sich Tzipras & Co länger als ein Jahr an der Regierung halten werden, bleibt vorerst offen. Die EU Granden werden sicherlich die Fristen verlängern um Athen nicht komplett abzuwürgen, Athen wird aber nicht herumkommen, seine Hausaufgaben endlich in Angriff zu nehmen