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Amerikas Profitabilität sinkt nicht nur relativ, die Gewinne schrumpfen jetzt auch absolut

Wie ich heute im WirtschaftsBlatt geschrieben habe, bekamen wir heute tatsächlich interessante Daten zur weiteren Konjunkturentwicklung in Amerika vorgelegt. Die Statistiker haben die Gewinne für das dritte Quartal veröffentlicht. Das interessanteste dabei war, dass die operative Gewinnsumme der nicht-finanziellen Unternehmen (nach Abschreibungen, vor Steuern, Zinsen und anderen Vermögensauszahlungen) jetzt auch wieder im Vorjahresvergleich sinkt. Es war das erst Mal seit dem ersten Halbjahr 2014, dass dies wieder passiert ist. Der Sondereffekt der gesunkenen Ölpreise, der die Kosten der Unternehmen entlastet und die Kaufkraft der Verbraucher vorübergehend gebessert hat, dieser Sondereffekt lässt nach. Die Investitionsdynamik aber auch.

Dabei dürfte der Rückgang der Gewinne diesmal nicht so schnell aufhören, denn die Profitabilität lässt eh wieder stärker nach, was unweigerlich bald in eine Rezession münden müsste, wie wir hier hergeleitet haben. In dieser Grafik sehen wir jetzt den Trend, also in laufenden Jahressummen. Vergessen wir dabei nicht: Wenn der Kapitalstock schneller wächst als die Lohnsumme, muss die Gewinnsumme schneller steigen als die Lohnsumme, damit die Profitabilität des Kapitalstocks und damit die Profitrate auch steigen kann. Hier sehen wir aber, dass genau das Gegenteil passiert.

Das lässt sich natürlich auch im Verhältnis der Gewinnsumme zur Lohnsumme (also der Mehrwertrate) erkennen. Die jetzt noch steiler abfällt.

Damit ist klar, dass die amerikanische Wirtschaft sich weiterhin auf Rezessionskurs befindet. Und von diesem Abwärtstrend kann sich auch die deutsche Wirtschaft natürlich nicht abkoppeln, wie wir heute aus den Zahlen des Statistikamtes Destatis erfahren haben. Da kann sich das Ifo-Institut noch so lange hinstellen und die Wirtschaftswelt mit dreisten Jubelmeldungen strapazieren, nur weil sie in München wohl glauben, ein Abschwung ließe sich durch gute Laune aufhalten. Unternehmer und Manager vergeht aber eh das Lachen, wenn sie in ihre Bilanzen schauen,  Beschäftigte und Arbeitslose werden bald noch weniger Grund zum Jubeln haben.

Das Erschreckende daran ist nur, dass Teile der Euro-Zone noch immer in der Depression stecken, der Euro-Raum kaum auf einem verlässlichen Fundament steht und die Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten hier reihenweise Leute um die Reste ihres Verstandes und ihrer Vernunft bringen. Ähnliches könnten wir natürlich auch über die traurigen Prognosen von Institutsökonomen (seltsamerweise auch aus den Gewerkschaften) sagen, die bei nachlassender Profitabilität sich noch immer im Aufschwung wähnen und lieber mit lustigen Ampelsystemen irgendwelche Rezessionswahrscheinlichkeiten ermitteln wollen. Die aber erst dann wirklich auf „Rot“ schalten, wenn sie denn auch da ist, die Krise. Tja, irgendwie muss man sich ja im Leben auch mal so richtig überraschen lassen.

Foto: Flickr/Thomas Quine/(CC BY-SA 2.0)
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