Der perfekte Plan, wie der Bund alle Sparer befriedigen sollte
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Achtung liebe Sparer, der Bund will nächstes Jahr tatsächlich keine Schulden mehr machen. Und das sollte Euch echt nicht freuen. Denn wer keine neuen Schulden macht, der zahlt auch weniger Zinsen. Und wer weniger Zinsen zahlt, lässt die Versicherungen und Banken aushungern, die Euer hart Erspartes einsammeln und die doch so gerne dem deutschen Staat Geld pumpen würden.
Dabei könnte unsere Regierung nächstes Jahr einfach mal so, sagen wir, 42 Milliarden Euro neue Schulden machen – ohne dass es weh tun würde. Angenommen der Bund bekommt von Versicherungen und Banken Kredit, den er erst nach zehn Jahren zurückzahlen muss. Jedes Jahr würde der Staat den Versicherungen und Banken Zinsen zahlen, die sie natürlich gerne mit Euch teilen oder so ähnlich.
Könnte Berlin sich diese 42 Milliarden Euro heute in einer Summe leihen, würden unsere künftigen Regierungen dafür zum Beispiel nur rund 1,3 Prozent Zinsen zahlen – und das bis 2024 jedes einzelne Jahr. Dies macht dann jährlich rund 550 Millionen Euro an zusätzlichen Ausgaben für diese Zinsen aus.
Klingt viel, ist es aber nicht. Denn das sind gerade einmal 0,02 Prozent des gesamten Jahreseinkommens der deutschen Volkswirtschaft – so wie es die EU für nächstes Jahr erwartet. Niemand merkt das. Es sei denn wir würden die Promille-Tester der Verkehrspolizei in das Bundesfinanzministerium in der Wilhelm-Straße vorbeischicken.
Was in diesem Land aber jeder merken würde: Wenn der Staat einfach mal so 42 Milliarden Euro für die Reparatur von Straßen, Schienen, Brücken usw. ausgeben würde. Natürlich müsste die Bundesregierung dieses Geld irgendwie am ehesten den Kommunen zuschustern, denen fehlt das Geld ja am meisten.
Alle öffentlichen Haushalte, also Bund, Länder und Kommunen, verpassen es nämlich schon seit 2003 jedes Jahr, unsere Straßen, Schienen und Gebäude ausreichend zu erneuern. Die Investitionsausgaben sind kleiner als die Abschreibungen, heißt das. Oder: Die Nettoinvestitionen sind negativ. Oder: Der Staat lässt einfach so unsere Infrastruktur verrotten.
Nächstes Jahr wird der Investitionsstau auf sagenhafte 42 Milliarden Euro steigen, sagt die EU voraus. Diese Summe hat der deutsche Staat einfach so „vergessen“ auszugeben.
Es kommt aber noch besser: Wenn wir diese Lücke von 42 Milliarden Euro also mit einem Schlag schließen, könnte der Bund eigentlich gleich noch mehr investieren, um dieses Land fit für die Zukunft machen – zumindest solange die Zinsen so niedrig sind wie derzeit. (Beispiele kann sich ja jeder selber denken oder wir starten einfach einen Ideenwettbewerb…)
Das wäre dann ungefähr so, wie es die Regierungen noch in den 70er Jahren taten. Dann könnte der Staat vielleicht noch einmal rund 70 Milliarden Euro drauf packen – im nächsten Jahr und dann schauen wir mal. Er muss ja nicht gleich sieben Hauptstadtflughäfen damit finanzieren und effizienter geht es sowieso immer.
Eine Summe von 110 Milliarden Euro also. Und jetzt werden einige sagen: Ja, dann werden doch aber die Zinsen steigen, die der Bund unseren Banken und Versicherungen zahlen muss. Klar werden die steigen, aber genau das wünscht sich die heilige Nation der Sparer doch so dringend herbei.
Vielleicht sind es dann nicht mehr 1,3 Prozent pro Jahr für die nächste Dekade, sondern sagen wir einfach 3 Prozent. 3 Prozent Zinsen, wenn das Gesamteinkommen um jeweils 3,5 Prozent (inklusive Inflation) 2014 und 2015 wachsen soll – das ist echt nicht viel!
(Zur Not hört der Bund eben einfach wieder auf mit der Neuverschuldung, wenn die Zinsen tatsächlich extrem steigen sollten – kein Ding. Aber das ließe sich ja austesten. Oder vielleicht einmal eine intelligente Regel für den Staatshaushalt erfinden.)
Und das Gute wäre immer noch, dass diese 3 Prozent Zinsen in Berlin niemand wirklich merken würde. Zwar müsste unsere Regierung 3,3 Milliarden Euro mehr Zinsen pro Jahr allein wegen der neuen Schulden von 110 Milliarden Euro blechen (also an Euch Sparer) – das wären aber auch nur 0,1 Prozent unserer Wirtschaftsleistung im nächsten Jahr. Hallo, wo ist gleich noch mein Promille-Tester…?
Wenn alles gut geht, sinken dabei 2015 sogar immer noch die gesamten Zinslasten des Bundes. Denn wie die EU-Kommission erwartet, soll der Zinsdienst nächstes Jahr auf nur noch 1,8 Prozent der Wirtschaftsleistung fallen. Vergangenes Jahr waren es übrigens auch nur 2,2 Prozent.
Gefährlicher Schuldenberg in Deutschland? Pustekuchen! Wäre unser Land ein Beschäftigter mit einem Nettoeinkommen von 1500 Euro im Monat, dann müsste es nächstes Jahr also knapp 30 Euro an Zinsen monatlich zahlen. Also weniger als 1 Euro am Tag. Das nur für Liebhaber schiefer Vergleiche: Klar hat Staat im Verhältnis viel mehr Vermögen als der erwähnte Beschäftigte und zudem darf der Bund künftig tatsächlich mit steigenden Einkommen rechnen.
Und so liebe Sparer, würdet Ihr Euch nicht auch freuen wie die Weltmeister, wenn der Staat endlich wieder mehr Zinsen zahlt? Also hört einfach auf zu jammern und sagt den Schlaumeiern in Berlin, sie sollen unser Land nicht verrotten lassen und endlich an die Zukunft Eurer Kinder und Enkelkinder denken.
Und lasst die Notenbanker in Ruhe, denn die können für den Unsinn der Politik rein gar nichts. Natürlich könnte der Bund auch noch Eure Steuern erhöhen, aber dann jammert Ihr ja auch wieder alle. Ach, es ist alles so traurig, liebe Sparer…