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Keine Panik: Die Türkei muss Liquiditätsschock fürchten!

Der Ausverkauf bei Wertpapieren aus den Schwellenländern scheint sich heute etwas beruhigt zu haben. Grund für die starke Verkaufswelle seit Mitte Mai: Anleger spekulieren darauf, dass die US-Notenbank Federal Reserve im späteren Jahresverlauf ihre Anleihekäufe zurückfahren könnte. Die Folge ist eine Umschichtung aus den Schwellenländern zurück zum Beispiel in US-Staatsanleihen.

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Auch wenn der Kapitalabfluss vorerst etwas abebbt. Eine gute Gelegenheit darüber nachzudenken, wer von den aufstrebenden Volkswirschaften am anfälligsten gegenüber höheren Zinsen in den Industrieländern sein dürfte? Et voilà: Es ist die Türkei. Das ist das Ergebnis einer interessanten Studie von Markus Jaeger, Volkswirt bei Deutsche Bank Research. Er schreibt:

„Die zehn wichtigsten Emerging Markets scheinen gut vorbereitet, einer signifikanten Verschärfung der externen Finanzierungsbedingungen zu begegnen. Die Türkei ist das Schwellenland, das am anfälligsten für eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen ist. Dies ist auf die hohe kurzfristige Auslandsverschuldung und das hohe Leistungsbilanzdefizit zurückzuführen.“

Und was würde ein Liquiditätsschock, also ein plötzlicher Stopp ausländicher Kapitalzuflüsse, bewirken?

„Aufgrund der begrenzten währungsbedingten Ungleichgewichte im staatlichen Bereich sowie im Bankensektor würde ein negativer externer Liquiditätsschock ‚lediglich‘ zu einer Währungsabwertung und einer potenziell starken wirtschaftlichen Abschwächung à la 2008-09 führen.“

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Das gesamte Währungsrisiko sei ohnehin bei den Unternehmen konzentriert. Jaeger hält die systemischen Risiken dank der guten Kapitalisierung der Banken in der Türkei derzeit zwar noch „tragbar“. Dies hänge jedoch auch davon ab, inwieweit der Geldhäuser durch ihre Fremdwährungskredite an inländische Unternehmen noch belastet würden. Aber dies wiederum hängt zum Teil davon ab, schreibt Jaeger, wie lange die Währungsschwäche und die konjunkturelle Verlangsamung anhielten.

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Passend dazu hat Goldman Sachs berechnet, dass das durchschnittliche Zinsniveau in allen Schwellenländern allein seit Mai um rund 0,4 Prozentpunkte gestiegen sei. Davor seien es gerade einmal 0,2 Prozentpunkte seit Jahresbeginn gewesen. Um die Straffung der Finanzierungsbedingungen zu messen, greifen die Goldman-Leute auf verschiedene Größen zurück: Handelsgewichtete Wechselkurse (TWI), Swapsätze (5 Jahre), CDS-Prämien (5 Jahre), Aktienkurse sowie kurzfristige Zinssätze (3 Monate).

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  • Hardy

    “ Jaeger hält die systemischen Risiken dank der guten Kapitalisierung der Banken in der Türkei derzeit zwar noch “tragbar”. Dies hänge jedoch auch davon ab, inwieweit der Geldhäuser durch ihre Fremdwährungskredite an inländische Unternehmen belastet noch würden.“

    Himmelschreiender Unsinn. Dieser Spezialexperte sollte etwas machen, was er wohl schon länger nicht mehr gemacht hat: Eine Reise durch die Türkei.
    Dort wächst gerade die Mutter aller Immobilienblasen (TM) heran. Alles finanziert durch türkische Banken. Es spielt daher gar keine Rolle, ob die Kredite auf TYL lauten oder irgendeine andere Währung: Wenn niemand diese Immobilien füllt (Kauf oder Miete), sind die Banken platt. In spätestens 5 Jahren wird es soweit sein.
    Aber wie gesagt: Dafür müsste man seinen Elfenbeinturm ja verlassen, um zu lernen was auf der Welt so vor sich geht.

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