Paul De Grauwes empirischer Beweis für den zynischen Reformdruck der Märkte…
… und die EZB, die Bundesbank, die Bundesregierung.
In der Währungsunion haben sich die Märkte komplett von den Fundamentaldaten wie den Schuldenstand (im Vergleich zum BIP) abgekoppelt. Haben Anleger bis zur Finanzkrise den Ausfallwahrscheinlichkeiten der Staaten kaum Beachtung geschenkt, reagieren sie seitdem extrem über. Zu diesem Schluss kommen Paul De Grauwe und Yuemei Ji in einer ökonometrischen Analyse.
In allen großen Industrieländern, die ihre Schulden in eigener Währung aufnehmen und über eine eigene Notenbank verfügen, sei die Überreaktion nicht zu beobachten – obwohl die Schuldenstände teilweise viele höher und eher vergleichbar sind mit den denen im Euro-Raum. „We interpreted this evidence as validating the hypothesis (…) according to which government bond markets in a monetary union are more fragile and more susceptible to self-fulfilling liquidity crises than in stand-alone countries“, schreiben die beiden Ökonomen.
Die Folgerung daraus: Wer, wie die Bundesbank und Teile der EZB und der deutschen Politik darauf setzt, dass nur die hohen (ungerechtfertigten) Risikoprämien für die südlichen Euro-Staaten dort die Regierungen zu Reformen zwingt, agiert zwar bereits hochgradig zynisch. Das Schlimme ist nur, weil diejenigen auch das Risiko einer selbsterfüllenden Krisenverschärfung leichtfertig billigend in Kauf nehmen, kann man sie eigentlich nur als „zynisch zum Quadrat“ bezeichnen.