Allgemein

Eine Sahm-Regel für die deutsche Schuldenbremse

Die Arbeitslosenquote in den USA hat gerade eine kritische Schwelle gerissen. Für Deutschland gilt dies bereits seit 2022. Die Berliner Politik sollte dringend handeln. Wer wissen will, wie die Konjunktur eines Landes läuft, muss nur auf den Arbeitsmarkt schauen. Diese Erkenntnis gilt zwar besonders für die USA, wo die Unternehmen in Abschwungphasen schneller als in Europa ihre Jobs streichen. Doch auch hierzulande sollte niemand die Daten vom Arbeitsmarkt als nachrangig abtun, wenn es darum geht, die Konjunktursignale zu erkennen. Entgegen einem Vorurteil lässt sich nicht nur aus sozialen Gründen beim Blick auf den Stellenzuwachs und die Zahl der Arbeitslosen sehr viel über den künftigen Konjunkturverlauf ablesen. Er liefert auch wertvolle Erkenntnisse darüber, ob ein Land an mangelnder Strukturpolitik leidet oder ob nicht doch das zyklische Auf und Ab eine Volkswirtschaft zurückhält. Eine Frage, die seit Monaten die deutsche Wirtschaft plagt. Die ersten Tage im August haben es jetzt wieder einmal gezeigt: Viele Marktteilnehmer...

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Deutschland sollte eine lange Lähmung vermeiden

Es gibt Beobachter der deutschen Konjunktur, bei denen steigert sich der Optimismus fast schon in Überschwang. Zumindest im Vergleich zum mickrigen Ausgangsniveau, von dem sich das Land jetzt aufmachen soll, um endlich den ersehnten Aufschwung zu beginnen. Die jüngste Rückkehr zum Wachstum im ersten Quartal sowie die Umfragen unter den Unternehmen lassen einige erwarten, dass es jetzt endlich für länger aufwärtsgeht. Ein schönes Beispiel für den Überschwang liefern die Ökonomen der Deutschen Bank. Sie haben Anfang Mai ihre Prognosen für dieses Jahr erheblich angehoben. Nach einem bereits gemeldeten (vorläufigen) Plus von 0,2% im ersten sollen es im zweiten Quartal bereits 0,3% werden – eine Verdreifachung der Wachstumsprognose vom Herbst. Im zweiten Halbjahr sollten sich die erwarteten Quartalsraten des Bruttoinlandprodukts dann jeweils noch von 0,2 auf 0,4% verdoppeln. Das wären auf das Jahr hoch gerechnet also 1,6% Wachstum (2023 gab es ein Minus von 0,1%, kalender- und saisonbereinigt). Das ist schon ein gewaltiges...

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Meine Stimme aus Zürich: Das Echo der Befreiung

Wer die Entschlossenheit der Ukrainer im Winter 2023 sehen will, muss über die Glasbrücke von Kyjiw gehen. Fussgänger laufen über diesen Steg, der zwei Hügel nicht weit vom Fluss Dnipro verbindet. Es ist die Altstadtseite am rechten Ufer, da wo die alten orthodoxen Kirchen und Klöster über der Stadt thronen. Die Bewohner der Hauptstadt nennen sie auch «Klitschkos Brücke». Denn Bürgermeister Vitali hat sie 2019 eröffnet. Der Ex-Boxer war es auch, der in einem selbstgedrehten Video am 10. Oktober über die Brücke schreitet: «Unsere Fussgängerbrücke mit dem fantastischen Blick über den Fluss Dnipro wurde von den Barbaren beschädigt», sagt Klitschko. Wer die Barbaren sind, das braucht er keinem seiner Landsleute zu erklären. Längst bestätigen Umfragen, was lange nur durch Hören und Sagen bekannt war: Seit Beginn des Totalangriffs Russlands vor einem Jahr rücken auch die letzten Ukrainer vom Nachbarn ab. Alte Sentimentalitäten haben keinen Platz mehr. Wenn man so will, hat der...

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Meine Stimme aus Zürich: Habt keine Angst mehr, die Ukraine zu verteidigen

Seit zehn Jahren wehren sich die Ukrainer heldenhaft gegen die Übermacht aus dem Osten. Das Land braucht dringend neue Hilfen, um die Totalinvasion zu stoppen. Auf der Sicherheitskonferenz in München spüren alle die düstere Stimmung. Da, wo jedes Jahr im Februar das wichtigste Treffen zu Krieg und Frieden stattfindet, ist allen Teilnehmern vergangenes Wochenende klar: Die Ukrainer stehen mit dem Rücken zur Wand im Krieg gegen die Invasion aus dem Osten. Was für ein Kontrast zur grossen Zuversicht ein Jahr zuvor auf den Hotelfluren des «Bayerischen Hofs». Nun dämmert es vielen Unterstützern der Ukraine: Sie haben die Stärke der russischen Streitkräfte unterschätzt, wie anpassungsfähig sie sind und wie viele unschuldige Soldatenleben der Kreml zu opfern bereit ist – in den Fleischmühlen des Krieges. Heute steht die Ukraine wieder davor, dass sie Land und Leute an die russischen Besatzer verliert. In der Okkupation droht jedem, der sich nicht zum angeblichen Bruderstaat bekennt, Folter und...

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Meine Stimme aus Zürich: Lichtblick in Sachen Inflationssorgen

Die Notenbanker sorgen sich wieder stärker, dass Löhne und Gewinne die Preise noch länger nach oben treiben. Hoffnungsvoll stimmt dagegen die Entspannung auf Europas Gasmarkt. Anleger verlieren die Zuversicht, dass die Leitzinserhöhungen im Sommer enden. Der oberste Notenbanker in den USA, Jerome Powell, bereitet die Märkte darauf vor, dass die Zinsen stärker steigen, als viele dachten. Am Freitag warnte EZB-Direktorin Isabel Schnabel, die Inflation könnte sich als hartnäckiger erweisen, als es die Finanzmärkte vorwegnehmen. Ein breites Nachlassen der Teuerung habe im Euroraum noch nicht einmal begonnen. Kein Wunder also stehen Aktien unter Druck und steigen die Zinsen. Tatsächlich enttäuschten diese Woche die Inflationsdaten aus den USA die Erwartung von Ökonomen. In Europa stochert die Europäische Zentralbank noch im Nebel, bis nächste Woche bessere Daten für Januar vorliegen. Klar ist aber, dass die Notenbanker wieder stärker fürchten, dass Löhne und Gewinne die Preise für Güter und Dienstleistungen für länger nach oben treiben. Doch gibt es...

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Meine Stimme aus Zürich: Ein EU-Einkaufskartell für Gas muss her

Europa zahlt horrende Preise für Alternativen zum russischen Gas. Mit mehr Geschick in den Preisverhandlungen lässt sich das aber vermeiden. Jetzt dürfte auch der Letzte es gemerkt haben: Der Kreml provoziert um jeden Preis eine Energiekrise in Europa. Ganz offen redet Russlands Präsidentensprecher Dmitri Peskow davon, dass die Ostseegasleitung Nord Stream 1 erst wieder mit der vollen Kapazität in den Betrieb geht, wenn die Sanktionen aufgehoben sind. Ob wenigstens die stark reduzierten Mengen von Ende August wieder strömen werden, ist derzeit noch komplett offen. Teure Bezugsquellen Den europäischen Ländern bleibt daher nur eins: Sie müssen andere, leider sehr teure Bezugsquellen finden und den Verbrauch senken. Letzterer ist in Deutschland in der Industrie bereits erheblich gefallen – hoffentlich nicht nur deswegen, weil Produktionsstätten stillstehen. Andere Grossabnehmer wie Italien hinken aber noch deutlich hinterher. Bei den Privathaushalten versucht die Politik es oft nur mit Sparappellen. Andere, auch finanzielle Anreize werden schon gar nicht erst erwogen. Was...

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Die US-Notenbank wird noch zum Brandbeschleuniger

Es gibt diese Zeiten, da wird Konjunkturbeobachtung endlich wieder spannend. Meist dann, wenn sich wie derzeit eine neue Krise anbahnt. Noch weiss niemand, wie schwer sie ausfallen wird und was letztlich die Gründe sein werden. So fragen sich viele Leute heute zu Recht, ob nicht sogar eine lähmende Wachstumsschwäche droht, die mit den stark steigenden Preisen zusammenfällt, hochgeschaukelt auch durch Putins verdammten Krieg. Oder sind es am Ende tatsächlich die Notenbanken, die mit den harschen Zinserhöhungen die Wirtschaft abwürgen? Springen sie vielleicht nur auf den fahrenden Zug des unabwendbaren Abschwungs auf? Klar ist nur eins: Lange vorbei sind die Monate wie zu Beginn der Pandemie oder in der Finanzkrise, als die Wirtschaftsleistung einfach nur wie ein Stein in die Tiefe fiel. Wir alle merken die Einschnitte starker Konjunktureinbrüche oft drastisch, wenn die Einkommen sinken und viele Leute ihren Job verlieren. Für Konjunkturinteressierte sind solche Phasen aber ehrlich gesagt eher langweilig, also wenn...

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Blanchard führt uns auf den falschen Weg

Schon der erste Punkt von Olivier Blanchards neuer Warnung vor einem Inflationsflächenbrand in der amerikanischen Wirtschaft in diesem Jahr führt uns auf einen falschen Weg. Eine spannende Debatte in den USA, ein paar Notizen dazu...

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Darum wird jede Standortdebatte in diesem Wahlkampf spurlos versickern

Gestern hat ein Tweet von Michael Hüther, Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, mich dazu gebracht eine ältere Grafik hervorzukramen. Sie stammt noch aus dem Jahr 2013 - gleich sehen wir eine aktualisierte Version. Sie zeigt den Zusammenhang, den viele für die soziale Marktwirtschaft der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit noch immer als fundmental erachten: Wenn die Arbeitnehmer entsprechend der Entwicklung der Arbeitsproduktivität entlohnt werden und dazu noch einen Inflationsausgleich bekommen, sei der Verteilungsspielraum zwischen Kapital und Arbeit ausgeschöpft - alle Seiten partizipieren gleichmässig am wachsenden Wohlstand. Wobei allerdings ausgeblendet wird, dass auf der Kapitalseite weniger Menschen Einkommen beziehen als auf der Seite der Arbeit. Aber egal. Genau dieser gesellschaftliche Konsens gilt seit 1996 nicht mehr. Damals versuchte Helmut Kohl ein „Bündnis für Arbeit“ zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu schmieden, das allerdings scheiterte. Nichtsdestotrotz wichen die Tarifparteien seitdem vom Konsens ab, der die alte Bundesrepublik so lange geprägt hatte. Wie auch...

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