State of Swing

Der Ölpreis drückt Gewinne und Kurse in Deutschland

So richtig klar ist es noch nicht, warum die Gewinnmargen der Unternehmen in Deutschland zuletzt gesunken sind. Im Prinzip kommen dafür nur zwei Erklärungen in Frage: Die Unternehmen sind mittlerweile auf dem Binnenmarkt und im Exportgeschäft an einem zyklischen Höhepunkt angelangt, ab dem sich die Profitabilität durch Investitionen in Produktivität (Maschinen, Anlagen usw.) nicht mehr steigern lässt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Kostenbasis der Unternehmen gestiegen ist. Denn legen wir die Veränderung des Handelsbilanzsaldos über die der Gewinnquote, dann fällt auf, dass beide zuletzt einen bemerkenswerten Gleichlauf aufweisen. In den zwölf Monaten bis Juni lag der Leistungsbilanzüberschuss, der zum Grossteil aus dem Handelsbilanzüberschuss besteht, bei 7,8% des Bruttoinlandprodukts. Das war ein Prozentpunkt weniger als in den zwölf Monaten, die im Juni 2016 endeten. Das Ifo-Institut in München schätzt, dass sich der Leistungsbilanzsaldo im gesamten Jahr 2017 nun aber bei 7,9% einpendeln wird – was heissen würde, dass der Abbau des Überschusses damit...

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Wenn die Erholung der Weltwirtschaft doch nicht zum Aufschwung führt

Bislang ist die sinkende Profitabilität der Unternehmen nur eines von vielen Risiken für die Erholung in Deutschland. Die Wachstumszahlen im ersten Halbjahr sahen in vielen europäischen Volkswirtschaften sehr erfreulich aus, und die Hoffnung wuchs, dass gerade in den südlichen Euroländern und in Frankreich die Arbeitslosigkeit weiter sinken könnte. Doch bereits sind erste Signale erkennbar, dass diese Erholung eventuell ihren Zenit überschritten hat. Wie es weitergeht, lässt sich am besten erkennen, wenn wir uns die Neubestellungen von Investitionsgütern in Deutschland anschauen. Dank der starken Stellung der deutschen Exporteure auf dem Weltmarkt vermitteln diese Daten einen guten Eindruck davon, wie es nicht nur um die deutsche Wirtschaft steht, sondern auch um den Rest des Euroraums sowie die Weltwirtschaft. Gestern wurden die Juli-Daten veröffentlicht, sie lassen vorerst nicht wirklich Gutes hoffen. Dabei sieht es in Deutschland eigentlich noch nicht einmal so schlecht aus. Wie wir wissen, liefert das deutsche Geschäftsklima Monat für Monat ein recht...

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Meckern auf hohem Konjunkturniveau

In den vergangenen Wochen hat sich das konjunkturelle Weltbild kaum verändert. Deswegen ist es auch etwas ruhiger geworden hier im Blog. Mit den Veröffentlichungen der Quartalszahlen zum Bruttoinlandprodukt, gerade erst in Deutschland, sieht es nun aber wieder anders aus. Zwar erzählen uns die Daten eher etwas über das abgelaufene Frühjahr, doch können wir darin oft sehr interessante Details zu den Trends erkennen, die diesen Sommer bis zum Jahresende noch prägend sein werden. Keine Frage: Die grossen Zentren der Weltwirtschaft in Nordamerika, Europa und Ostasien schaukeln sich derzeit in einem synchronisierten Aufschwung gegenseitig nach oben. Und wie EZB-Direktor Benoît Cœuré in einer Rede Anfang Juli mit mehreren Grafiken (pdf) sehr ausführlich dargestellt hat, hatte das Anleihenaufkaufprogramm der EZB (QE) anscheinend seinen Anteil daran. Allerdings stellt sich die Frage, wie lange dieser schöne globale Aufschwung noch anhalten kann. Sinkende Exportüberschüsse drücken die Margen in Deutschland Nicht nur die extrem hohen Bewertungen an den Aktienmärkten lassen...

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Real- und Geldwirtschaft: Wenn jetzt Aktien korrigieren, wird es weh tun

Vor einem Monat haben wir hier im Blog das State-of-Swing-Aktienbewertungsmodell vorgestellt. Es zeigt, an welchen volkswirtschaftlichen Grössen sich die Marktkapitalisierung in Deutschland (praktisch wie durch eine unsichtbare Hand geleitet) orientiert. Die Idee dazu kommt aus den USA, wo der Grossinvestor Warren Buffett vor Jahren einmal die Marktkapitalisierung mit dem Bruttoinlandsprodukt verglichen und dieses Verhältnis als vielleicht besten Bewertungsindikator des Gesamtmarktes ausgemacht hat. Die Marktkapitalisierung (Kurs mal Anzahl der Aktien) ist zunächst nur ein fiktiver Wert. Wenn in Deutschland die neuesten Bundesbankzahlen zeigen, dass im Juni 33 Mrd. € an Börsenwert der nichtfinanziellen Unternehmen vernichtet wurde, hat das im Prinzip noch keinen allgemeinen Negativeffekt gehabt – eben nur für die Anleger, die mit Verlusten verkauft haben. Da wir hier aber monatliche Schwankungen glätten, ist der fiktive Kapitalverlust im Dreimonatsdurchschnitt noch nicht so gut erkennbar. Die unterschiedliche Grösse der Marktkapitalisierung in den USA und in Deutschland hängt von verschiedenen Faktoren ab, die wir hier...

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Aufwärts wird die Luft zwar dünner, nur heisser wird es nimmer

Wer in Deutschland vor einer Überhitzung warnt, will damit eigentlich die EZB für ihre angeblich zu lockere Geldpolitik kritisieren. Andere rechtfertigen damit seit fast einem Jahr, dass deutsche Politiker es nicht auf die Reihe kriegen, den Verfall der öffentlichen Infrastruktur aufzuhalten. Schliesslich dürfe der Staat nicht noch eine heisslaufende Wirtschaft anheizen. Zugleich wissen aber selbst die Warner (z.B. der Sachverständigenrat, pdf - Seite 17, oder das Kieler Institut für Weltwirtschaft, pdf - Seite 18) nicht, wann wir in Deutschland wieder einmal Preiszuwächse von dauerhaft um die zwei Prozent erwarten könnten. Das wirkt unfreiwillig komisch. Leiten diese Ökonomen doch die angeblichen Überhitzungs- und Inflationsgefahren gerne aus dem Potenzialwachstum ab. Damit meinen sie allerdings nichts, was sich unmittelbar messen und beobachten lässt. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine gedankliche Konstruktion, wonach eine Volkswirtschaft wachsen kann, ohne dass dabei Inflations- noch Deflationsgefahren aufkommen. So definieren es zumindest die Fachleute der Bundesbank. Die Mehrheit im...

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Es gibt keinen richtigen Aufschwung im falschen

Die Wirtschaftsleistung in den USA ist im zweiten Quartal um 0,6% gewachsen (nach US-Rechnung sind das 2,6% auf das Jahr hochgerechnet). Damit wuchs die amerikanische Wirtschaft also langsamer als die Spaniens oder Österreichs, wo der Zuwachs jeweils bei ausserordentlich starken 0,9% lag. Deutschland veröffentlicht erst in gut zwei Wochen eine erste Schätzung, und die Schweiz kommt noch später. Aber die Wachstumsraten, über die wir heute in allen Nachrichtenkanälen lesen können, interessieren uns hier im Taktikblog der Konjunkturanalyse ohnehin weniger. Hier geht es um die tieferliegenden Trends, die den Konjunkturverlauf bestimmen: also wie entwickeln sich die Neuinvestitionen relativ zum Rest der Ausgaben eines Landes. Denn Neuinvestitionen oder die Nettoinvestitionen messen, was eine Volkswirtschaft für den Aufbau des Kapitalstocks (Maschinen, Anlagen, Geräte, Patente usw.) ausgibt. Besonders gut können wir immer wieder in den USA beobachten, wie die Neuinvestitionen im Aufschwung schneller wachsen als die Gesamtausgaben, besonders der Konsum. Wachsen die Neuinvestitionen schneller, so beschleunigt...

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Niemand weiss, wie schön dieser Konjunktursommer in der Schweiz wird

In den vergangenen Wochen haben viele Ökonomen ihre Prognose für die Eurozone leicht angehoben. Dies bestätigt die Tendenz, die wir seit Monaten im Auftragseingang für deutsche Investitionsgüter (Maschinen, Ausrüstung, Geräte usw.) aus dem Rest des Euroraums ablesen können. Und noch scheint Europas Aufschwung nicht vorbei. Auch wenn Frederik Ducrozet von Pictet Wealth Management seinen Ausblick (pdf) mit der Überschrift «Besser geht’s nicht» auf den Punkt bringt. Der IWF fasst den Tenor vieler Ausblicke so zusammen: Wir erleben gerade den breitesten synchronisierten Aufschwung der Weltwirtschaft seit einem Jahrzehnt. Kein Wunder, waren zuletzt die deutschen, die Schweizer und die österreichischen Exportfirmen wahrscheinlich bis in den Sommer hinein wichtige Stützen ihrer Volkswirtschaft. Selbst in Deutschland sind die Investitionen seit Beginn des Jahres wieder gestiegen, nachdem sie zur Jahreswende noch auf der Kippe standen. Und zumindest die Erfahrung – hier im Blog schon öfter (z.B. hier) gesehen – lehrt uns, dass wir einen Aufschwung immer daran...

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Im permanenten Ungleichgewicht zählen nur neue Investitionen

Heute werde ich mich einmal am täglichen Schwarzbrotjob vieler Volkswirte versuchen. An der seriösen Kaffeesatzleserei, aus wichtigen Indikatoren die künftige Entwicklung abzuschätzen. Natürlich mache ich das ohne hochkomplizierte Statistikdiskussionen oder Prognosen. Wenn, dann verlasse ich mich allein auf die Korrelationsfunktion von Excel und auf Grafiken. Grafiken oder Tabellen reichen völlig, um zu erkennen, dass die Schwankungen der Neuinvestitionen nicht nur einer von vielen Faktoren sind, die den Konjunkturverlauf beeinflussen. Hand in Hand mit den operativen Gewinnen machen sie überhaupt erst das Wesen der konjunkturellen Schwankungen aus: Alles, was im Aufschwung schneller wächst als das gesamte Einkommen eines Landes, bestimmt Angebot und Nachfrage. Und was Mark Dittli gerade sehr schön für den Boom am chinesischen Fahrradmarkt beschrieben hat, gilt eigentlich immer und überall für alle Marktwirtschaften. Unsere Bedürfnisse spielen nur eine untergeordnete Rolle Und wenn ich mich nicht irre, erfüllen Stellenaufbau, unsere privaten Konsumausgaben und die Gehälter, die wir überwiesen bekommen, nur einen einzigen...

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Deutscher Aktienmarkt schwebt fast 50% über der Realwirtschaft

Es ist eine wichtige Beobachtung, die wir immer wieder in Konjunkturzyklen machen können: Wenn wir einen Aufschwung erleben, die Unternehmen also neue Jobs schaffen, wächst meistens die operative Gewinnsumme schneller als die Lohnsumme – bevor der Wohlfahrtsstaat also umverteilend eingreift. Das Schöne an solchen ökonomischen Erfahrungen ist, dass wir dafür keine aufwendigen statistischen Methoden brauchen, wie die Volkswirte sie so gerne benutzen. Es lässt sich in der Regel immer wieder zuverlässig beobachten: Die Schwankungen der Gewinne sind der eigentliche Grund für die Schwankung des Gesamteinkommens, für Aufschwung und Abschwung. Unternehmen passen zwar in der Rezession ihre Lohnsumme an – meist wächst sie dabei deutlich langsamer –, wenn sie Beschäftigte entlassen. Doch geht es mit der Lohnsumme über die Jahre betrachtet deutlich weniger auf und ab als mit der Gewinnsumme. Das Anstrengende für Ökonomen, die aus solchen Beobachtungen eine Konjunkturtheorie basteln sollen: Wenn sie uns erklären wollen, ob diese Beobachtungen systematisch entstehen oder...

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So warnt das Institut für Weltwirtschaft heimlich vor einer Rezession

Wer sich gelegentlich die Prognosen der Forschungsinstitute durchliest, wird erstaunt sein. Erstaunt darüber, wie wenig bis gar nichts wir dort über die Gewinne der Unternehmen lesen können. Für Wirtschaftsjournalisten, die wie ich in einem Unternehmensressort arbeiten, sicherlich auch für viele Bankanalysten wirken solche Blankostellen nur verwunderlich. Beschäftigen wir uns doch ständig (die Analysten natürlich ausführlicher) mit den erwarteten Gewinnmargen oder damit, welche Rendite das investierte Kapital bei einem Unternehmen abwirft – im Vergleich etwa zu den Renditeforderungen der Fremdkapitalgeber (Zinsen) und der Eigenkapitalgeber (Dividendenerwartungen). Das jüngste Beispiel ist die Prognose des gewerkschaftsnahen Instituts IMK aus Deutschland. [Korrekterweise müssen wir hier ergänzen, dass das IMK ein unabhängiges Institut ist, das von Tantiemen der gewerkschaftlichen Aufsichtsratsmitglieder finanziert wird. Ursprünglich stand hier in einer früheren Version "Gewerkschaftsinstitut", was nicht richtig ist.] In irgendeiner Tabelle finden wir dort zwar die Vorhersage für das Unternehmens- und Vermögenseinkommen. Doch die Ökonomen verlieren nur einen Nebensatz darauf, um...

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