State of Swing

Die Chartparade zur deutschen Wachstumsdelle

Seit unseren beiden vorherigen Beiträgen hier im Blog über die deutsche Wachstumsdelle hat sich nichts Grundlegendes geändert. Die April-Daten brachten durchweg eine weitere Abschwächung, auch in den Neuaufträgen, die wiederum das künftige Wachstumstempo bestimmen. Bis März schrumpfte der Umsatz bereits in klassischen Branchen der Vorleistungsproduzenten wie Chemie und Metall. Jetzt erfasst die Produktionsschwäche auch noch Investitionsgüterbranchen wie Elektro und Maschinenbau, die zuvor bereits langsamere Jahresraten gesehen hatten. Die Autobauer, die für Unternehmen und für Privathaushalte produzieren, halten sich noch besser, und das angesichts der Drohung von Strafzöllen aus den USA. Kurzum: Ablauf und Breite der Wachstumsdelle sprechen dafür, dass weniger Sonderfaktoren und Währungsschwankungen am Werk sind. Auch keine plötzliche Verunsicherung oder Furcht vor Handelskriegen erklären die Schwäche bisher – was allerdings noch kommen kann. Es spricht einiges dafür, dass es nach einem zyklischen Schwächeanfall aussieht. Für eine ernsthafte Rezessionsgefahr müsste die Produktion wohl noch stärker sinken und müssten die Unternehmen ihre...

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Richtungssuche in der deutschen Wachstumsdelle

Nun ist es also der starke Euro. Oder das teurer werdende Öl. Einige Volkswirte haben die wichtigsten Gründe dafür gefunden, was ihrer Ansicht nach das Wachstum in Deutschland von 0,6% im vierten Quartal 2017 auf 0,3% im ersten Quartal halbiert hat. Und warum die Schwäche im Frühjahr wohl noch anhalten dürfte. Natürlich sind dies sind nicht die einzigen Gründe, die wir in den Berichten zum schwachen Jahresstart der deutschen Volkswirtschaft finden. Wie wir gleich sehen werden, erinnern sie allerdings an einen bunten Blumenstrauss an Erklärungen, aus denen sich jeder etwas raussuchen darf. Eins scheint unter den Konjunkturbeobachtern in den Banken und Versicherungen immerhin klar zu sein: Wir haben nicht etwa den Beginn eines längeren Abwärtstrends gesehen, Deutschland durchschreite nur eine mehr oder weniger lange Wachstumsdelle – wie sie nach synchronen Erholungen der Weltwirtschaft (z.B. 2017) nicht ungewöhnlich ist. Verständlich ist zwar, dass die Fachleute im Zweifel immer den optimistischen Blickwinkel einnehmen,...

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Deutschlands platzende Auftragsblase – oft ein Vorbote für eine Rezession

Es gibt keine Zweifel mehr, in Deutschland ist das erste Quartal 2018 schlechter gelaufen als jedes Quartal im Vorjahr. In der Zeitung habe ich bereits über diese kleine Konjunkturdelle geschrieben, die wir allerdings noch nicht als Krisensignal interpretieren sollten. Es stimmt zwar, in den vergangenen Jahren konnten wir öfter beobachten, dass vor konjunkturellen Wendepunkten besonders viele Grossaufträge in der Industrie eingehen. Doch wir wissen noch nicht, ob die derzeit platzende Auftragsblase (die wir gleich genauer betrachten werden) direkt in die nächste Rezession führt. Wie für die US-Wirtschaft gilt für Deutschland: Auch diese Abkühlung kann immer noch eine neue Welle im Aufschwung einläuten. Das Rezessionsszenario wird allerdings immer wahrscheinlicher, je mehr solcher Wellen wir in diesem Konjunkturzyklus zählen. Ende des vergangenen Jahres zeigten die Konjunkturimpulse in der State-of-Swing-Taktiktafel jedenfalls noch eine leicht zunehmende Investitionsdynamik in Deutschland. Selbst die Gewinnquote des Standorts (also ohne operative Profite im Auslandgeschäft) schrumpfte langsamer. Damit könnte sich...

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Trump wird noch ein genialer Konjunkturpolitiker – vielleicht

So schnell kann es gehen. Vor Monaten hätte ich mich noch fast darüber beklagt, wie der globale und synchronisierte Aufschwung mich einlullt. Und schon ist es vorbei mit der Ruhe. Dabei muss man natürlich wissen, dass immer, wenn sich Konjunkturbeobachter langweilen, es der Wirtschaft, den Unternehmen und ihren Beschäftigten, eigentlich prima geht. Und tatsächlich deutet sich derzeit nach einem ordentlichen Schlussquartal auch für den Jahresanfang solides Wachstum in den grossen Wirtschaftsräumen wie den USA und Euroland an. Von Rezessionsgefahr bislang keine Spur. Selbst Europas Wirtschaft hat den kleinen Durchhänger Mitte 2017 offensichtlich überwunden. Weniger ruhig dürfte es dennoch werden, wenn wir uns die Neuaufträge der Investitionsgüterhersteller anschauen. Wie hier im Blog schon öfter gesehen, sind Investitionen in Kapital (vor allem Maschinen und andere Ausrüstung) die wichtigste Triebkraft eines jeden Aufschwungs. Durch Investitionen entstehen neue Jobs, und die Produktivität verbessert sich – in der Regel. Was wiederum positiv für die Kapitaleigentümer wirkt,...

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Die Taktiktafel der Konjunkturanalyse

Wirtschaftskrisen kommen selten unvorhergesehen. Klar, der genaue Zeitpunkt lässt sich eigentlich niemals voraussagen, auch nicht, wie lange eine Rezession dauert. Selbst die meisten ökonomischen Modelle taugen da recht wenig, wenn es darum geht, die Gründe für die periodischen Schwankungen der Wirtschaftsleistung zu erklären. In diesem Blog verfolge ich dagegen den Ansatz, dass Konjunkturkrisen deswegen ausbrechen, weil sich zuvor immer Übertreibungen in der Realwirtschaft herausbilden. Die Unternehmen investieren im Aufschwung fortlaufend in den Kapitalstock. Da ihnen in einer Marktwirtschaft aber niemand vorschreiben kann, wie viel sie in neue Maschinen und Anlagen investieren können oder sollten, damit die Gewinne weiterhin wachsen, passiert im Aufschwung Folgendes: Die Neuinvestitionen wachsen schneller und nochmals schneller als die Einkommen. Was nichts anderes heisst, als dass die privaten Konsumausgaben langsamer zulegen. Kapitalimpuls, Profitimpuls und Kreditimpuls Zugleich wächst regelmässig die Gewinnsumme schneller als die Lohnsumme – bevor der Staat über Steuern und Abgaben die Einkommen umverteilt. Genau diese Konjunkturdynamik lässt sich...

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Lebt Deutschland in einer Auftragsblase?

Ach, wenn doch dieses Konjunkturjahr nur genauso verlaufen würde wie das vorige. 2017 sind die Investitionen zum Beispiel in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren sehr stark gestiegen. Von Boom oder Überhitzung fehlt allerdings weiterhin jede Spur, wenn wir die Konjunkturzyklen seit der Jahrtausendwende als Vergleich heranziehen. Wie das deutsche Statistikamt Destatis mitteilt, sind die Ausrüstungsinvestitionen um 3,5% gestiegen. Da Destatis die eigenartige Tradition pflegt, die jährlichen Daten nicht um die unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen zu bereinigen, müssen wir das selbst tun. Mit bestem Dank an die Bundesbank, die mir die Daten dafür zugeschickt hat, komme ich auf ein Plus von 4,2% – 2017 wurde schliesslich ein paar Tage weniger gearbeitet als 2016. Zuletzt war der Zuwachs 2014 mit 5,8% stärker, 2016 lag er im Jahresdurchschnitt bei 2%. Von einem Boom kann man in Deutschland aber erst ab Wachstumsraten der Ausrüstungsinvestitionen von rund 10% sprechen, wie wir gleich noch sehen werden....

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Die wahre Blase kommt immer aus der Realwirtschaft

In Deutschland geht wieder einmal die Furcht um, die Wirtschaft könne überhitzen. Für Zeitungen wie die FAZ ist das bereits seit mehr als einem Jahr klar – was aber eher mit dem Begehren nach einer strafferen Geldpolitik zu tun haben dürfte als mit Fakten. Fakt ist, dass die Daten derzeit die Konjunkturbeobachter eher zu verwirren scheinen, denn die Inflationsrate hält sich weiterhin im Rahmen – zwischen 1,5% und 2%, was eigentlich nach landläufiger Meinung gegen eine Überhitzung spricht. Auf der anderen Seite lasten aber vor allem die Industrieunternehmen ihre Kapazitäten (also Maschinen, Geräte, usw.) stärker aus, was wiederum tatsächlich eine heisslaufende Konjunktur signalisieren könnte. Ein Blick auf die Dienstleister zeigt allerdings bereits nachlassenden Schwung. Die Verwirrung scheint komplett. Aber was stimmt denn nun? Kommt der Boom jetzt noch, oder läuft der Aufschwung bereits langsam aus? ...

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Trump hat verdammtes Glück mit dem Wachstum

Wenn allem Anschein nach alles gut läuft in der Weltwirtschaft, könnte es für Konjunkturbeobachter fast schon langweilig werden. Die erfreulichen Wirtschaftsdaten der vergangenen Monate – besonders aus Europa – fangen an, mich einzulullen. Worüber ich mir noch vor einem Jahr Sorgen gemacht habe, daran kann ich mich heute kaum noch erinnern. Aber das soll hier keine Rolle spielen, vielleicht gehört das zu einem globalen Aufschwung dazu, genau wie die überbewerteten Aktienmärkte oder andere lustige Blasen. Der letzte synchrone Aufschwung der Weltwirtschaft liegt nun auch schon rund zehn Jahre zurück. Wer kann sich daran noch erinnern? Auf jeden Fall eine gute Gelegenheit, dass wir uns in einer Miniserie die Anatomie der amerikanischen Aufschwünge etwas genauer anschauen. Ein Grund, warum wir uns heute alle vielleicht etwas weniger Sorgen machen können: Die USA haben die Wachstumsdelle, die 2015 begonnen hatte, überwunden. Doch so richtig mag das schöne Szenario einer Rückkehr zur Normalität noch nicht überzeugen....

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Eine Konjunktur-Enttäuschung bahnt sich an

Und dann haben wir noch den Rest des Währungsgebietes. Wie wir gleich sehen werden, hat der jüngste Investitionsschub hier zuletzt eine kleine Pause eingelegt. Die Bestellungen von Investitionsgütern aus Deutschland sinken schon etwas länger, was allerdings nach einem starken Anstieg nicht ungewöhnlich ist. Zuvor hatten die übrigen Euroländer im Jahr 2016 noch eine schöne Konjunkturerholung hingelegt und es endlich geschafft, den Einbruch nach der Finanzkrise zu überwinden. Doch jetzt wird es mit der Investitionspause wieder spannend, wenn wir davon ausgehen, dass die Bestellungen bei den deutschen Produzenten tatsächlich ein gutes Konjunkturbild vom Rest des Eurolands zeichnen – denn was wir derzeit noch nicht wissen ist, ob dieser Stopp bei den Neubestellungen nur eine kurze Verschnaufpause ist. Sollte dem so sein, würden die Euroländer bald eine neue Aufwärtswelle starten, die dann auch den Aufschwung in die Länge zieht. Dies wäre die positive Sichtweise. Die negative Sichtweise ergibt sich aus der folgenden Beobachtung: In...

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Wie der Ölpreisschock doch keine US-Rezession auslöste

Es ist schon beeindruckend, wie die Investitionen in den USA seit Ende 2016 zurückkommen. Seit Sommer 2015 hatte sich zuvor in der amerikanischen Volkswirtschaft ein markanter Abwärtstrend im Kapitalaufbau abgezeichnet: Die Ausgaben der Amerikaner für neue Maschinen und Anlagen sowie Wirtschaftsgebäude oder Patente stiegen langsamer als die Gesamtausgaben. Einige Volkswirte und Konjunkturbeobachter (wie zum Beispiel ich) sahen auch deswegen bereits die nächste Rezession am Horizont heraufziehen. Doch nichts passierte. Im Gegenteil: Die US-Unternehmen schufen weiterhin neue Stellen, was die Nachfrage nach amerikanischen sowie importierten Gütern und Dienstleistungen in den USA immerfort wachsen liess. Der Stellenaufbau schwächt sich seitdem zwar ab – die Jahresrate ist von 2,1% Anfang 2015 auf zuletzt nur noch 1,4% im September (Durchschnitt der beiden Erhebungen) gesunken –, dennoch trug er mit dazu bei, dass die Weltwirtschaft diese schöne synchronisierte Erholung in diesem Jahr erlebt. Ob daraus tatsächlich ein längerer Aufschwung wird, ist derzeit noch unklar – zumindest die...

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