EZB Tag

Schön den Ball flach halten, Frau Merkel: Deutschland braucht noch lange keine höheren Zinsen! #AngstOfTheWeek

Mario Draghi würde wohl mit seinem trockenen Humor sagen, diese Rede von Angela Merkel sei wieder so etwas wie die „Angst of the Week“. Nach einer Woche Aufregung weiß keiner mehr, was eigentlich der Grund für den ganzen Bohei war: Deutschland brauche angeblich höhere Zinsen, sonst droht das Land erneut zu überhitzen. Es ist schon erstaunlich, wer der Bundeskanzlerin solch eigenartige Reden schreibt. (Eric Bonse fürchtet, dass es sich hier um eine gezielte Attacke auf die EZB aus Deutschland handelt, was es nur noch schlimmer machen würde, wenn es stimmen sollte). Nun soll hier nicht behauptet werden, dass die Sorgen vor neuen Kreditexzessen in Deutschland – möglicherweise wegen zu niedriger Zinsen – unbegründet sind. Welche Folgen eine zu starke Kreditaufnahme von Unternehmen und Haushalten haben können, werden wir gleich noch sehen. Doch wäre es schön, wenn wir alle versuchen würden, weniger Panik und Verwirrung zu verbreiten, wenn es um das richtige...

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Die dreiste Hobbyökonomin

Irgendwie ist das ja ganz witzig - die Vorstellung, wie sich unsere Kanzlerin auf dem Sparkassentag auf die Bühne stellt und bei einem dialektischen Kurzvortrag mal eben die Interessenkonflikte in der aktuellen Euro-Geldpolitik erklärt. Und im Publikum mit Mario Draghi der in Europa dafür zuständige Fachmann andächtig lauscht. In Wahrheit ist dieser Vorstoß aber unverfroren. Und die Aussagen von Merkel in Dresden noch nicht einmal richtig. Die EZB "müsste für Deutschland im Augenblick die Zinsen im Grunde wahrscheinlich etwas erhöhen", wird sie in verschiedenen Medien zitiert (etwa hier). Gleichzeitig, so Merkel demnach, müsse die EZB für andere Länder aber eigentlich noch mehr tun, dass noch mehr Liquidität zur Verfügung gestellt werde und dass diese vor allem für die Unternehmensfinanzierung ankomme. Wie kommt Merkel auf die Idee zu behaupten, dass Deutschland höhere Zinsen brauchen könnte? Jetzt mal abgesehen davon, dass sich die im Saal sitzende 2600-köpfige Sparkassentruppe eine solche Zinswende von der EZB...

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Interpretationsschwierigkeiten in Spanien

Noch ein Nachtrag zum Kreditimpuls in Spanien. Ich hatte schon darauf hingewiesen, dass aus dem starken Einbruch, der hier zu sehen ist, keine direkten Schlussfolgerungen auf die Binnennachfrage gezogen werden dürfen. Hinzu kommt aber noch eine Besonderheit, auf die mich am Wochenende freundlicherweise David Milleker, Chefvolkswirt bei Union Investment, hingewiesen hat. Er schreibt: "Die spanischen Zahlen lassen sich am aktuellen Rand nicht vernünftig interpretieren. Der Grund dafür ist, dass die Zahlen für Kreditbestand wie auch -ströme durch die Übertragung auf die staatliche Bad Bank reduziert worden sind. Die Kredite gibt's also schon noch, nur nicht bei den MFIs." MFI ist der Fachausdruck der EZB für monetäre Finanzinstitute (Kreditinstitute, Geldmarktfonds, Zentralbanken). In der Tat haben die verstaatlichten Banken Bankia, Banco de Valencia and Caixacatalunya bereits ein Portfolio von Immobilien und faulen Krediten im Wert von 50,45 Mrd. Euro an die spanische Bad Bank Sareb (formal keine Bank, sondern eine Abwicklungsgesellschaft) übertragen. Darunter sind 84...

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SpiegelOnline und die russische Schwarzgeldlüge

Vergangenen Herbst machte der angeblich geheime Bericht des BND über russische Schwarzgelder die Runde. Seitdem bestimmt er die öffentliche Diskussion in Deutschland: „Wenn wir Zypern retten, retten wir vor allem russische Verbrecher“, so der Tenor vieler Berichte nachdem das Magazin „DER SPIEGEL“ davon berichtet hatte. Allerdings gibt es zwei Versionen des Artikels – eine in Print und eine Online. Sie erinnern, milde gesprochen, an das Spiel „Stille Post“ – aber vielleicht steckt doch Absicht dahinter? In der Ausgabe 45/2012 schreibt der "DER SPIEGEL": "(I)n einem geheimen Bericht legt der Bundesnachrichtendienst (BND) dar, wer vor allem von den europäischen Steuermilliarden profitieren wird: russische Oligarchen, Geschäftsleute und Mafiosi, die ihr Schwarzgeld in Zypern angelegt haben." Soweit so gut, soweit auch alles seriös und nicht gerade überraschend. Kein Wort findet sich im Magazinbericht darüber, wie viel von dem Geld illegal sein könnte. Etwas später heißt es weiter, "26 Milliarden Dollar Vermögen hätten Russen bei Banken...

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Erst die Förderbanken, dann die EZB? – Weidmann und die Kreditklemme

Auf der Jahresbilanzpressekonferenz der Bundesbank hat Michael Steen von der FT die wichtigste und interessanteste Frage gestellt. Dabei ging es darum, ob die EZB angesichts der schwierigen Finanzierungsbedingungen für kleinere und mittlere Unternehmen etwa in Italien und Spanien aktiv werden sollte. Deswegen schauen wir einmal genauer (oder hören es uns an), was Jens Weidmann darauf zu antworten hatte: Die Finanzierungskosten, das haben Sie richtig beschrieben, aber auch die Kreditvergabe im Euro-Raum ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, was mit verschiedenen Faktoren zusammenhängt. Es ist sicherlich so, dass die notwendigen Deleveraging-Prozesse, die in den einzelnen Ländern auch stattfinden und stattfinden müssen, die sind ja auch politisch gewollt, einen Einfluss auf das Kreditangebot ausüben. Okay, dass Regierungen ihre Verschuldung abbauen, ist politisch gewollt. Streit gibt es nur darüber, wie schnell der Schuldenabbau vorangehen sollte. Aber wie sieht es mit dem Privatsektor aus, also den Unternehmen und den Haushalten: Dass die Italiener keine Darlehen mehr...

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Kreditklemme in Italien und Spanien: Warten auf Draghis nächsten Knall

Ein eigenartiges Rätsel hat Mario Draghi den Journalisten am Donnerstag mit auf den Weg gegeben. So richtig wollte er es auf der Pressekonferenz nicht zugeben: Die klassische EZB-Geldpolitik versagt in Italien und Spanien völlig, die dortigen Banken geben die Minileitzinsen nicht an die Firmen weiter. Im Gegenteil, die Kreditzinsen entfernen sich immer stärker von denen in Frankreich oder Deutschland, als hätte es nie eine Gemeinschaftswährung gegeben. Industrieverband und Notenbank in Italien warnen eindringlich vor Kreditklemme und Kreditnotstand. Doch noch schlimmer als in Italien (-3,2%) sieht die Jahresrate in Spanien (-11,4%) aus  - hier die aktuellsten Kreditflussdaten für die Unternehmen. Aber woran liegt es, dass die Kreditkosten im Euroland so stark auseinander driften, die „dispersion of lending rates“ also zunimmt. Liegt es an den Banken oder der zu harschen Austerität in vielen Ländern? Man hätte gerne mehr dazu von Draghi erfahren. Wahrscheinlich hat sich beides mittlerweile gefährlich aufgeschaukelt. Immerhin war die Zinsdrift...

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Vorfreude auf den Geldflut-Brennpunkt der ARD zum DAX-Rekord

Bald ist es wieder soweit. Der deutsche Leitaktienindex DAX steht kurz davor, seinen alten Rekord bei 8151,57 zu überwinden. Die 8000er-Schwelle hat er bereits kurzeitig überschritten (dazu mehr bei meinen früheren Kollegen, die jetzt Feingold Research betreiben). Vielleicht wird dann der eine oder andere am Abend des Tages X, womöglich schon nächste Woche, die ARD-Börsensendung kurz vor der Tagesschau einschalten. Also die Sendung, wo die Kollegen immer wieder aufs Neue versuchen, Wirtschaft und Börse so weit herunter zu brechen, damit auch jeder TV-Zuschauer es verstehen möge. Höchstwahrscheinlich wird der DAX-Rekord dann sogar mit einem Brennpunkt garniert. Und ganz sicher werden uns die ARD-Kollegen dann Experten präsentieren wie Robert Halver, der dann so Sachen in die Kamera sagen darf, wie: "[O]ffenbar wird keine Krise so groß, dass sie nicht durch billiges und viel Geld geheilt werden kann." Nun wissen wir nicht so genau, was Halver genau damit meint. Noch viel weniger wissen...

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Die Alarmglocken schrillen laut im Euro-Tower – hoffentlich!

Stellen wir uns am besten auf eine Überraschung am Donnerstag ein. Nach allem, was wir vergangenes Jahr von der EZB gehört und gelesen haben, müssen sich die Währungshüter spätestens seit heute Morgen eingestehen, dass die Ankündigung des OMT-Programms nicht gereicht hat. Die Aussicht auf unbegrenzte EZB-Anleihekäufe in den Krisenländern hat zwar bis vor kurzem noch die Renditen der Staatsanleihen gedrückt. Sie hat aber nicht geholfen, die Kreditzinsen in Spanien und Italien ausreichend zu senken. Die zu hohen Zinsen sind der wichtigste Grund dafür, weshalb zum Beispiel in Italiens Wirtschaft das "Vertrauen" nicht ein µ gewachsen ist - trotz Montis Reformen. Die ohnehin fragwürdigen Hoffnungen in Berlin und Brüssel sind wie Seifenblasen zerplatzt. Auch Italiens Lieblingspolitiker im Norden Eurolands hat den dramatischen Wirtschaftseinbruch nicht aufgehalten, weswegen er abgewählt wurde. Wegen der hohen Zinsen ist vor allem die Kreditvergabe an die Firmen eingebrochen - obwohl die Nachfrage offensichtlich vorhanden war, wie die Anleiheemissionen...

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Banken schieben Milliarden zur EZB zurück

Nun soll hier nicht nur der Eindruck vermittelt werden, als ob die EZB überhaupt nichts zur Beruhigung im Euroland beigetragen hat. Während die Unternehmen in den Krisenländern von der Ankündigung unbegrenzter Anleihekäufe bisher nur wenig profitiert haben dürften, sieht es bei den Banken ganz anders aus. Sie horten bereits deutlich weniger Geldreserven bei der Notenbank als noch in den Sommermonaten. Wie bereits erwähnt, sind die Renditeaufschläge der Staatsanleihen aus Spanien oder Italien bereits deutlich gesunken. Dabei lohnt auch ein Blick auf die sogenannte Überschussliquidität der Banken. Das sind all die Gelder, die das gesamte Bankensystem eigentlich gar nicht wirklich bräuchte, um seinen Geschäften nachzugehen – sie landen am Ende immer auf den Konten der Banken bei der EZB. Lagen die Überschussreserven von März bis August 2012 im Schnitt bei 770 Mrd. Euro, sind es aktuell nur noch rund 630 Mrd. Euro. Den ersten Drei-Jahrestender (dreijährige EZB-Darlehen an die Banken) vom Dezember...

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Wenn doch diese fiesen Zinsen nicht wären…

…dann könnten die Damen und Herren im Frankfurter EZB-Tower wahrscheinlich nachts etwas besser schlafen. Was hatten sie doch damals gehofft im Sommer, als sie unbegrenzte Notkäufe von Staatsanleihen ankündigten. Die Fliehkräfte könnten gebändigt werden, die das Euro-Finanzsystem auseinanderreißen. Neueste EZB-Daten zeigen jedoch eine bittere Wahrheit: Die kurzfristigen Kreditzinsen für Mittelständler driften mittlerweile so stark auseinander wie noch nie seit Start des Euro – kein ermutigendes Signal für die EZB! Wir erinnern uns. Im Sommer klagten Mario Draghi, der EZB-Chef, und Jörg Asmussen, sein deutscher Kollege im EZB-Direktorium, fast schon wöchentlich, wie gefährlich die großen Lücken bei den Kreditzinsen im Euro-Raum seien. So komme die Geldpolitik der EZB eben nicht mehr überall an. Oder wie es die Währungshüter kryptisch ausdrücken: Es gäbe „Fehlfunktionen im geldpolitischen Transmissionsmechanismus“, der Euro-Raum zersplittere mehr und mehr. In der Tat ist dies ein enormes Risiko. Zum Beispiel dann, wenn die Notenbanker irgendwann wieder die Leitzinsen steigen lassen wollen...

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