Ein EU-Zinsverzicht bringt mindestens 3 Mrd. Euro für Athen – im Jahr

Klar liegt in Griechenland vieles im Argen. Doch solange die Wirtschaft wegen der Sparpakete mit Raten von sieben Prozent im Jahr schrumpft und die Arbeitslosigkeit bei 20 Prozent liegt, müsste es eigentlich jedem Steuerzahler im Euro-Raum zutiefst unmoralisch vorkommen, dass Athen noch Zinsen an die Euro-Länder und die EZB überweist. Von Moral Hazard kann ja nun wirklich keine Rede sein. Aus dem letztem Troika-Bericht (Seite 41) geht hervor, dass Athen im September 506 Mio. Euro an die Euro-Staaten überwiesen hat. Da reibt man sich schon erstaunt die Augen, ging es nicht bei den jüngsten Verzögerungen des zweiten Rettungspakets um Einsparungen von 325 Mio. Euro. Und die 506 Mio. Euro laufen nur im Quartal an. Macht also gut 2 Mrd. Euro Zinsforderungen im Jahr, was ja noch mal anwachsen wird, wenn tatsächlich alle Tranchen aus dem ersten Paket und die Milliarden des zweiten Rettungspakets fließen sollten. Schön auch, dass die EZB sich bereit erklärt...

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Banken horten auch das Januar-Geschenk der EZB zum Niedrigzins

Seit vier Wochen müssen die Banken im Euro-Raum nur noch die Hälfte an Reserven bei der EZB hinterlegen. Dennoch bleibt die Versorgung der Institute mit billigem EZB-Geld ungebrochen hoch. Die Banken müssen rund 100 Mrd. Euro weniger bei der Notenbank als Reserve deponieren - gleichzeitig stieg jedoch die Überschussliquidität um gut 70 Mrd. Euro. Ein Großteil davon landet wieder bei der EZB wo es zum Niedrigzins von 0,25 Prozent angelegt wird. Immerhin haben die Banken damit mehr Mittel zur Hand, um theoretisch Darlehen an Unternehmen und Regierung zu vergeben. Wie jeden Mittwoch nach einer EZB-Zinssitzung hat heute die neue Reserveperiode begonnen. Ein guter Anlass zu schauen, was die Banken mit den gut 100 Mrd. Euro gemacht haben, die sie seit dem 18. Januar nicht mehr als Reserve bei der Notenbank vorhalten müssen. Anfang Dezember hatte der EZB-Rat beschlossen, erstmals den Reservesatz von 2 auf 1 Prozent zu senken. (Die Reserven beziehen...

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Chinas 600-Mrd-Euro-Wette

China hielt Ende 2011 Devisenreserven über 3181 Mrd. USD. Nach Umrechnung in Euro (durch Thomson Reuters Datastream) waren dies 2451 Mrd. EUR. Angenommen, die Volksrepublik hält, wie von chinesischen Medien berichtet, rund 25 Prozent davon in Euro-Wertpapieren: Dann hätte die Volksrepublik Ende vergangenen Jahres tatsächlich erstmals die 600-Mrd-Euro-Schwelle überschritten - wahrscheinlich schon viel früher. Nach den Datastream-Zahlen wäre es dann genau 613 Mrd. Euro gewesen - macht einen Anstieg von 144 Mrd. Euro seit Ende April 2010, also kurz vor dem ersten Rettungspaket an Griechenland. Wo die Reserven aktuell liegen ist jedoch unbekannt, genauso unklar ist, was und wo die Chinesen gekauft haben - außer bei den EFSF-Emissionen (die Zahl wird noch nachgereicht). Vorsichtige Schätzungen lassen vermuten, dass wohl zwischen 12 und 15 Prozent von Chinas Euro-Summen in Bundesanleihen angelegt sind. Das wären dann so zwischen 70 und 90 Mrd. Euro Ende 2011. http://wirtschaftswunder.ftd.de/2012/02/13/chinas600mrdwett/...

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Italienische Beklemmungen – eine Krisenschau in sieben Charts

Um 170 Mrd. Euro stieg die überschüssige Geldversorgung der italienischen Bankhäuser durch die EZB seit Ende Juni. Dabei hatten die Häuser „nur“ einen Abfluss von 60 Mrd. Euro zu verkraften. Nun wollen auch die Deutschen nicht mehr hinten an stehen. Doch in der Realwirtschaft scheint bisher nichts vom EZB-Geld anzukommen. Die Sorge wächst, dass dies auch noch länger so bleiben wird. Anfang der Woche hat Dirk Elsner eine interessante und brisante Vermutung aufgestellt. Er fragt in seinem Blicklog: „Könnten ausgerechnet die EZB-Giga-Tender die Kreditklemme verschärft haben?“ Zur Erinnerung: Die Banken borgten sich im Dezember beim ersten dieser Geldleihegeschäfte knapp 500 Mrd. Euro von der EZB zum durchschnittlichen Leitzins der nächsten drei Jahre - bislang also 1,0 Prozent. Primäres Ziel der Notenbank war es und ist es noch immer, eine Kreditklemme zu verhindern und die Spannungen am Interbankenmarkt zu lindern. Dirk erklärt uns, was passieren würde, wenn die Banken mit dem Geld eigentlich...

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Paul De Grauwes empirischer Beweis für den zynischen Reformdruck der Märkte…

... und die EZB, die Bundesbank, die Bundesregierung. In der Währungsunion haben sich die Märkte komplett von den Fundamentaldaten wie den Schuldenstand (im Vergleich zum BIP) abgekoppelt. Haben Anleger bis zur Finanzkrise den Ausfallwahrscheinlichkeiten der Staaten kaum Beachtung geschenkt, reagieren sie seitdem extrem über. Zu diesem Schluss kommen Paul De Grauwe und Yuemei Ji in einer ökonometrischen Analyse. In allen großen Industrieländern, die ihre Schulden in eigener Währung aufnehmen und über eine eigene Notenbank verfügen, sei die Überreaktion nicht zu beobachten – obwohl die Schuldenstände teilweise viele höher und eher vergleichbar sind mit den denen im Euro-Raum. „We interpreted this evidence as validating the hypothesis (…) according to which government bond markets in a monetary union are more fragile and more susceptible to self-fulfilling liquidity crises than in stand-alone countries“, schreiben die beiden Ökonomen. Die Folgerung daraus: Wer, wie die Bundesbank und Teile der EZB und der deutschen Politik darauf setzt, dass...

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Was ist da los in der Eigenlagenfazilität der EZB?

Viele mögen sich in dieser Woche gewundert haben über die starken Schwankungen in der Einlagenfazilität der EZB, gerne auch mal „Angstkasse“ genannt. Doch was steckt dahinter, taugt dieses Einlagenkonto überhaupt noch, den Stress unter den Banken zu messen? Erst parkten die Institute in der Nacht von Montag auf Dienstag 528 Mrd. Euro bei der Notenbank – höchster Stand überhaupt. Einen Tag später waren es nur noch 395 Mrd. Euro, was die ersten Analysten vermuten ließ, dass das Misstrauen zwischen den Banken plötzlich abgenommen habe und eine Entspannung eingesetzt haben könnte. In der Nacht auf Donnerstag stiegen die Einlagen jedoch wieder auf 421 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Dientag vergangener Wochen waren es 471 Mrd. Euro gewesen. Zunächst sollte man sich von den starken Schwankungen nicht irritieren lassen – sie haben eher einen „mechanischen" Grund. Banken können jeden Tag bei der EZB überschüssige Liquidität jeweils für eine Nacht parken, die sie anderen Geldhäusern nicht leihen wollen...

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Negativzins – die neue Parkgebühr des Bundes

Kurzlaufende Schuldverschreibungen aus Deutschland sind so stark gefragt, weil Investoren ihr Geld nicht zu Banken tragen wollen. Anleger akzeptieren sogar eine negative Verzinsung, sie zahlen eine Gebühr, wenn sie die Papiere erwerben. Doch wie funktioniert das überhaupt, wie kommt ein Negativzins zustande und auf welchen Gewinn können Anleihezeichner dennoch hoffen? Eine Erklärung. Den 23. Januar wird sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) vermutlich rot im Kalender angestrichen haben. Denn dann steht die nächste Versteigerung unverzinslicher Schatzanweisungen an, mit der der Bund 3 Mrd. Euro hereinholen will – und bei der Schäuble womöglich erneut von den Anlegern noch Geld obendrauf bekommt. So wie vor knapp zwei Wochen, als der Bund über die Finanzagentur in Frankfurt Geld für sechs Monate einsammelte. 25 Banken zeichneten sechsmonatige Schuldverschreibungen, im Fachjargon „Bubills“ genannt, für 3,9 Mrd. Euro. Dabei überwiesen diese „Primärhändler“ – Banken, die direkt mit dem Bund Geschäfte machen – erstmals in der deutschen Geschichte Geld zusätzlich...

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Der Euro geht unter, wenn Griechenland austritt

Abwertung, Bankenkrise und Überschuldung: Einige Ökonomen und Politiker sehnen sich ein Ende mit Schecken für Hellas herbei, um den Rest der Eurolands zu schützen. Doch ein Austritt Griechenlands wäre das Ende der Gemeinschaftswährung – keine schönen Aussichten für viele Deutsche. Es war ein großer Fehler von Merkozy, damit öffentlich zu drohen.Ach wäre es doch nur so einfach, diese Schuldenkrise zu beenden. Nicht wenige stellen sich die Lösung ungefähr so vor: Griechenland  tritt freiwillig aus dem Euro aus, dann bräuchten wir viele Milliarden weniger für den Rettungsschirm, der halbwegs gesunde Banken und Länder wie Spanien und Italien vor der Krise abschirmen soll. Endlich wäre es vorbei mit den nervigen Euro-Gipfeln, die jedes Mal doch nur Katerstimmung hinterlassen. Doch leider haben diese Gedanken einen gefährlichen Haken – egal ob sie eher aus einem Bauchgefühl heraussprudeln oder ob jemand viele schöne Argumente findet, um ein Ende mit Schrecken für Griechenland zu begründen. Diese Szenarien...

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Mit flexiblen Regeln in die Fiskalunion

Gläubiger sollten ab einer bestimmten Schwelle über die Neuverschuldung von Euro-Staaten mit entscheiden. Dabei könnten deutlich flexiblere Regeln für eine Fiskalunion herauskommen als es sich so Mancher derzeit noch vorstellt. Die Staaten würden genügend Spielraum bekommen und gleichzeitig wären solide Staatsfinanzen gesichert. Ein Vorschlag. Auf den ersten Blick wagt sich die Bundesbank seit dieser Woche erstmals in die unsicheren Gefilde einer Fiskalunion mit Eurobonds vor. Doch bei genauerem Hinsehen, schwebt den Währungshütern dabei ein viel zu starres Korsett für die Gemeinschaft vor, deren Grenzen drohen schon nach kurzer Zeit von einem noch zu gründenden Euro-Parlament wieder aufgeweicht zu werden. Dabei reichen eigentlich ein paar einfache mehr oder weniger aufwendige Kniffe aus, um die sehr strengen Anforderungen unserer Währungshüter zu erfüllen und gleichzeitig den Staaten noch genügend Spielraum für eigenständiges Schuldenmanagement zu lassen. Bundesbankchef Jens Weidmann hat in seiner Rede vergangenen Dienstag vor dem aktuellen Durchwursteln in der Euro-Rettung gewarnt. Die Notenbanker fürchten...

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Die Eurobonds sind tot – es leben die Eurobonds!

Grundsätzlich gibt es drei Varianten, wie Gemeinschaftsanleihen eingeführt werden können. Eine ist sehr teuer und bekommt wohl ein schlechtes Rating. Eine andere bräuchte Verfassungs- und Vertragsänderungen im Euro-Raum, was lange dauert. Die dritte wurde vom Bundesverfassungsgericht vergangene Woche ausdrücklich bestätigt, ließe sich sehr schnell starten und wäre zudem auch gar nicht so teuer. Herr Kraemer von S&P verwies darauf, dass Eurobonds, bei denen jedes Land mit seinem EZB-Kapital haftet, das Rating des schwächsten Mitgliedstaates bekommen würden - also aktuell Griechenlands "CC". Auf diese Konstruktion bezog sich auch das Ifo-Institut, als es Mehrkosten für Deutschland von 33 bis 47 Mrd. Euro im Jahr errechnet hatte. Diese Variante können wir also schon einmal streichen, vielen Dank an die Ifo-Leute für die Berechnungen. Für die Konstruktion, in der alle Staaten für alles haften, also gesamtschuldnerische Eurobonds, braucht es eine EU-Vertragsänderung (No-Bailout-Klausel) sowie zumindest in Deutschland eine Grundgesetzänderung. Dieses Modell braucht somit Jahre, um eingeführt zu...

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