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Und wieder eine Schuldenblase in Amerika

Ein Nachtrag zum vorherigen Beitrag, in dem es um die sinkenden Gewinne und Investitionen in den USA ging und warum der amerikanische Arbeitsmarkt noch immer so stabil aussieht. Wem der Société Générale-Stratege Albert Edwards vielleicht etwas zu obskur erscheint mit seinem Dauerpessimismus, der kann sich gerne auch den jüngsten Global Financial Stability Report des IWF anschauen.

Hier noch einmal Alberts Grafik zur Schuldenentwicklung in den USA.

NetDebt

Ähnliches hat der IWF errechnet, allerdings mit den Bruttoschulden statt den Nettoschulden.

DEBTTOEBITDA

Doch wie alarmierend ist nun die Schuldenentwicklung in den USA? Dazu habe ich mir noch einmal die Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich angeschaut. Für das vierte Quartal 2015 und das erste Quartal 2016 liegen noch keine Daten vor, so dass ich die Nettoneuemissionen der nichtfinanziellen US-Unternehmen aus der Datenbank von Dealogic herangezogen habe. Das heißt aber nichts anderes, als dass die Bruttoschulden in folgender Grafik vermutlich sehr konservativ geschätzt sind. Für die Nettowertschöpfung im ersten Quartal unterstelle ich übrigens eine Stagnation. Im Vergleich zu Edwards und dem IWF nehme ich nicht das EBITDA sondern das gesamtwirtschaftliche EBIT (also operative Vorsteuergewinne vor Zinsen und nach Abschreibungen), das aussagekräftiger ist. Das lässt sich berechnen, wenn wir von der Nettowertschöpfung der Unternehmen das Arbeitnehmerentgelt, also die Lohnsumme, abziehen.

Wenn wir die vergangenen beiden Zyklen als Orientierung nehmen, dann kann es vielleicht noch zwei, drei Quartale so weiter gehen wie bislang. Wo also die wachsende Schuldenblase bei den Unternehmen hilft, die sinkende Profitabilität der Geschäfte auszugleichen. Was wir aber nicht wissen können, ist: Wie sich die gesunkene Zinslast aktuell auf die Schuldendynamik auswirkt. Dagegen wissen wir schon etwas besser, dass die Privathaushalte den Trend mit ihren Schulden nicht herumreißen werden, denn sie bauen noch immer ihre Verschuldung ab. Und jeder weitere Anstieg der Beschäftigung oder sogar der Löhne drückt in der aktuellen Konjunkturlage leider die Profitabilität nur noch mehr.

Wie und wann auch immer der Arbeitsmarkt kippt, was dann den Schuldenturm einstürzen lassen wird, es soll keiner später sagen: Wir Wirtschaftsjournalisten hätten die nächste Krise nicht kommen gesehen und nicht davor gewarnt. Denn unsere großen Forschungsinstitute sagen doch tatsächlich voraus, der Aufschwung sei noch intakt in den USA. Nachdem wir aber die Grafiken hier im Beitrag gesehen haben, wirken solche Aussagen fast schon lächerlich.

Foto: Flickr/Mark Kent/(CC BY-SA 2.0)
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