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Diesen Horrortrip wollte Syriza beenden, bis Dr. Schäuble kam und sagte: Griechenland ist auf einem guten Weg

Was wir Bundesfinanzminister Dr. Schäuble und seinem Chefökononen Ludger Schuknecht zu Gute halten sollten? Beide haben sich bei ihrer Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung Griechenlands nicht auf eigene Prognosen verlassen, sondern auf die des Internationalen Währungsfonds (IWF). Und der sagte im Oktober 2014 tatsächlich ein Wachstum von 2,9 Prozent für das Jahr 2015 voraus.

Noch heute wundert sich aber Herr Schuknecht genau wie sein Hausherr: „War Griechenland Ende des Jahres 2014 nicht auch auf einem guten Weg, so alle Prognosen verschiedener internationaler Organisationen?“ Vielleicht wäre die Verwunderung nicht so groß gewesen, hätten sich die Herren die Trefferquote des IWF und anderer Organisationen seit 2010 für Griechenland doch etwas genauer angeschaut.

Oder aber, den beiden Finanzaufsehern und ihren Mitarbeitern ist Griechenland mittlerweile sowas von egal, dass sie sich schon lange nicht mehr um die Zahlen scheren. Wir wissen das heutzutage ja nicht mehr so genau. Fakt ist, dass mit dem Wissensstand der vergangenen Wochen Syriza allen Grund der Welt hatte, eine Aufweichung der alten Programmvorgaben zu fordern. Fakt ist auch, dass die Griechen mit gutem Recht die Sparauflagen der Gläubiger abgelehnt haben.

Wenn wir uns zum Beispiel die aktuellsten OECD-Daten zu Griechenland anschauen, können wir sehen, wie dramatisch der Abbau von Produktionskapazitäten auch noch 2014 vorangeschritten ist. Wir sehen hier die Nettoinvestitionen (Bruttoinvestitionen minus Abschreibungen) der nichtfinanziellen Unternehmen. Sind sie negativ findet also ein Kapitalabbau statt. Der Vergleich mit dem Euro-Raum zeigt, dass dort selbst in Jahrhundertkrisen wie von 2008 und 2009 zwar drastisch weniger Kapitalstock aufgebaut wurde, doch selbst da ist er nicht geschrumpft.

Wenn wir dann auch noch wissen, dass Griechenland seit zwei Jahren als Nettoexporteur von Ersparnissen oder Kapital in der Weltwirtschaft auftritt und die öffentlichen Haushalte des Landes voriges Jahr vor Zinszahlungen einen Überschuss auswiesen, dann fehlt einfach jede Begründung dafür, dass das Land weiterhin eine Anpassungskrise durchleiden muss. Weitere Lohnsenkungen und oder gar eine Abwertung dürften dem Land auch nicht weiterhelfen. Das einzige was jetzt hilft, sind Investitionen, also Kapitalaufbau, von dem die Griechen aber noch meilenweit entfernt sind, wie die Grafik zeigt.

Schauble

Woher, lieber Dr. Schäuble, kommt dann Ihre gottverdammte Sturheit, sich jeden Gesprächen mit den Griechen zu verweigern? Eine Sturheit, die schlussendlich zum Schließen der Banken in Griechenland geführt hat und jetzt die Depression noch mehr verschärft. Es ist ein einziger Dr-Schäuble-Crash!

 

Fotos: (1) Flickr/Christos Loufopoulos/(CC BY 2.0); (2) Flickr/blu-news.org/(CC BY-SA 2.0)
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  • CGB

    Hallo André, feiner Artikel (wie immer).
    „Dr-Schäuble-Crash!“ finde ich witzig. Möchte aber ergänzen, dass ich Schäuble bloß für einen braven (gehorsamen) Soldaten halte. Wenn es letztlich offiziell als schief gegangen bewertet wird, wird sich Schäuble als Sündenbock zur Verfügung gestellt haben – ich weiß, du weißt das ohnehin.
    Liebe Grüße
    Christoph

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