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Meine Stimme aus Wien: Es wird sehr viel Blut fließen

Morgen erscheint im WirtschaftsBlatt aus Wien ein Leitartikel – von mir geschrieben – und nach dem Cartoon geht’s los:

Cartoon mit freundlicher Genehmigung von OL (http://webseite.ol-cartoon.de)

Die kriegerische Eskalation in Syrien kommt zu einem
denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Nicht genug, dass fast alle wichtigen
Schwellenländer mit Kapitalabflüssen und Währungskrisen kämpfen. Die
militärischen Drohungen aus Washington verschärfen bereits die
Turbulenzen: Die Ölpreise schießen nach oben und die Aktienkurse
gehen in den Keller. Auch Europa wird die Schockwellen spüren.

Natürlich stehen in einem Krieg immer die Toten und das Leiden der
Opfer im Mittelpunkt. Und sollte es sich bewahrheiten, dass Syriens
Führung hinter dem Giftgasangriff steht, so ist dies ein
abscheuliches Verbrechen. Doch die Frage, wie die Amerikaner damit
umgehen sollen, bleibt heikel: Eine Destabilisierung des Nahen Ostens
wird gravierende Folgen haben.

Vieles, was sich derzeit in Syrien abspielt, erinnert an den Beginn
des Irak-Kriegs 2003. Beweise über Massenvernichtungswaffen bei
Saddam Hussein stellten sich Jahre später als Lug und Trug heraus.
Jeder neutrale Beobachter sollte deshalb skeptisch bleiben, wenn es
neue Meldungen aus der Region gibt – egal, von welcher Seite sie
kommen. Auch die USA haben das Vertrauen der Weltöffentlichkeit schon
lange verspielt.

Sollte es zu einem Militärschlag kommen, werden die Iraner vermutlich
nicht untätig bleiben. Der syrische Krieg wird sich schnell auf die
ganze Region ausweiten. Auch Israel könnte in den Konflikt
hineingezogen werden. Die Hisbollah aus dem Libanon mischt im
Bürgerkrieg bereits mit. Am Ende droht eine neue Terrorwelle aus der
arabischen Welt. Unklar ist zudem: Wie werden die Russen reagieren,
die Syrien militärisch und politisch stützen? Oder China, das seit
Jahren immer stärker aufrüstet und sich mit Japan um Inseln streitet?
Nicht zu vergessen Nordkorea, das eines Tages vielleicht aufhört, mit
der Atombombe bloß zu drohen.

Die kurzfristigen Folgen für die Weltwirtschaft, für Europa und auch
für Österreich werden schon gravierend sein. Eins ist aber sicher:
Ein Militäreinsatz in Syrien kann sehr leicht zu einem Flächenbrand
in der ganzen asiatischen Region und darüber hinaus anwachsen. Und
dann wird sehr viel Blut fließen. Dass sich der Krieg vorerst noch so
fern des europäischen Kontinents abspielen wird, sollte kein Grund
zur Beruhigung für uns alle sein. Nicht nur aus wirtschaftlicher
Sicht.

Abschließend sei nur angemerkt, dass der Titel geklaut ist aus einem Interview, das ich schon öfter verlinkt habe. Es ist aus dem Jahr 2009 und aktueller denn je.

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