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Kieler Katastrophe

Mein Ex-Kollege bei der FTD, Martin Kaelble, hat den Rauswurf des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) aus dem Prognose-Kreis der Bundesregierung kommentiert:

„Manch einer dürfte sich am Montag ungläubig die Augen gerieben haben: Medienberichten zufolge wird das renommierte Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Zukunft nicht mehr bei der Gemeinschaftsdiagnose der Bundesregierung dabei sein. Dafür rückt angeblich das Berliner DIW-Institut nach sechs Jahren wieder hinein in den vom Wirtschaftsministerium ausgewählten Elitekreis der deutschen Wirtschaftsforscher. Für die Ökonomenzunft ist das ein ziemlicher Hammer.

Und es ist eine mehr als gewagte Entscheidung. Seit der ersten Konjunkturprognose im Jahr 1950 gehörte das Kieler IfW zum Kreis der Institute, die zweimal jährlich das Gutachten erstellen. Angeblich war das Angebot des Instituts zu teuer. Eine ziemlich dünne Begründung für einen solchen Schritt! Tatsächlich zeigt das Wirtschaftsministerium erneut kein besonderes Fingerspitzengefühl bei seiner Institutsauswahl.“

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Und ich frage mich, warum nicht das RWI wegen Lobbyismus ausgeschlossen wurde? Ach stimmt, dessen Chef, Christoph Schmidt, ist ja Chef des Sachverständigenrates. Ob sie im Wirtschaftsministerium wohl auch einmal das Ifo-Institut nicht berücksichtigen oder muss dafür erst Hans-Werner Sinn abtreten…? Der hat in diesem Monat das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht…

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  • Heinrich Elsigan

    „Ob sie im Wirtschaftsministerium wohl auch einmal das Ifo-Institut nicht berücksichtigen oder muss dafür erst Hans-Werner Sinn abtreten…? Der hat in diesem Monat das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht…“

    Ich hoffe nicht, dass Hans-Werner Sinn in Rente abtritt. Er vertritt zwar grundlegend eine schöne altmodische realwirtschaftlich bezogene Geld-Therorie, berücksichtigt aber neue Erkenntnisse und eigene Fehler zu seinen früheren Meinungen. Er ist überall auf der Welt bekannt (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=OXsauHpB5Nc) und manche Formulierungen sind legendär: „What we should not do in €urope is to socialize the debts“ https://www.youtube.com/watch?v=ShQ4N3MGnRE
    Sinn war anfangs einer der wenigen, die zwischen In- und Auslandsverschuldungen der Staaten unterschied und das auch kommunizierte. Staatsschulden in der eigenen Währung bei eigenen Banken oder durch ausgegebene Staatsanleihen erzeugen andere Dynamiken, als wenn amerikanische Rentenkassen vorzugsweise in deutsche Staatsanleihen zwecks sicherer risikoarmer Anlage investieren. Bei Schulden in der eigenen Währungsunion und mit potentiell unendlich liquider Zentralbank fehlt der politisch dramaturgische Effekt, wo europäische Poltiker die Märkte beruhigen wollen und schlechteres Rating durch Haftungen der EZB oder Schuldenrückkäufe zu vermeiden versuchen. Bisher habe ich leider noch nie Informationen in den Medien wahrgenommen, in welcher Währung die Rückzahlung von im Ausland (z.B. USA) aufgenommenen Krediten vereinbart wurde.

    Bei Auslandsverschuldungen die dennoch in €uro vereinbart wurden, hinterfrage ich jetzt einmal den Unterschied für die Gläubiger zwischen einer vollständigen Kreditrückzahlung in einem durch negative Zahlungsbilanzen in flexiblen Wechselkurssystemen entwerteten €uro gegenüber einer Teilrückzahlung mit durchgängig stabileren €uro.

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