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Euro-Bonds gegen Enteignung der Sparer

Immerhin regen sich jetzt viele Menschen in Deutschland darüber auf, dass die Sparzinsen so niedrig sind und die „kapitalgedeckte“ Altersvorsorge so wenig einbringt. Schon einmal darüber nachgedacht, was die Lösung wäre? Richtig: Euro-Bonds! Dann müsste zwar die Bundesregierung (also wir Steuerzahler) etwas höhere Zinsen zahlen  – was aber vielleicht gar nicht so schlimm wäre.

Denn die höheren Zinsen* landen am Ende doch wieder bei unserer Versicherung oder dem Anleihefonds, dem wir unser Erspartes anvertrauen. Plus der Agentur für Arbeit und den anderen Sozialkassen, die ihre momentanen Überschüsse nicht mehr in Bundesanleihen sondern in Euro-Bonds anlegen würden. Naja, und auch bei den Banken, aber die verdienen eh immer mit.

Was, das wäre Umverteilung, sagen Sie? Umverteilung von denjenigen unter uns, die nichts sparen, hin zu denjenigen unter uns, die sehr viel sparen? Stimmt. Aber das war doch schon immer die Idee der „kapitalgedeckten“ Altersvorsorge. Nur, dass diese Umverteilung gerade nicht so richtig funktioniert und einflussreiche Herausgeber ganz laut darüber rumheulen, wie die Sparer enteignet werden.

*Vorausgesetzt, die Japaner, die Chinesen (mit ihren 600 Mrd. Euro-Reserven) sowie die Ölscheichs und die Ölrussen lassen uns noch was übrig von den Euro-Bonds.

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  • Henry Kaspar

    Seltsames Argument. Wer mehr Risiko gegen hoehere Verzinsung will kann sich auch heute schon in sein Staatsanleihen-Portfolio Peripherielaender mischen – oder gleich Aktien kaufen. Wer hingegen kein Risiko will und dafuer auch mit Niedrigzinsen zufrieden ist, dem wird hingegen die klassische Anlagenform geklaut.

  • Henry Kaspar

    Um das noch etwas auszufuehren, bei der Klage um die Enteignung der Sparer geht es darum dass risikolose Anlagen derzeit kaum Rendite abwerfen, im Gegensatz zur Vergangenheit. Mehr Risiko beimischen erhoeht die erwartete Rendite immer, loest aber das Problem nicht.

    Wo die Klager falsch liegen ist allerdings wenn sie die EZB fuer die Niedrigrendite verantwortlich machen. Dies verwechselt Ursache und Wirkung. Die EZB kann nicht per Beschluss die reale risikolose Rendite erhoehen. Jene ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage nach Kapital, und in der Krise ist das Angebot – Ersparnis – hoch waehrend die Nachfrage – nach Investitionen – gering ist. Erhoeht die EZB den Zentralbankzins drosselt sie die Investitionsnachfrage, und senkt damit die erwartete volkswirtschaftliche Rendite weiter, anstatt sie zu erhoehen.

    Siehe dazu auch Mark Schieritz schoenen Artikel bei Herdentrieb.

  • André Kühnlenz

    Mein Punkt ist der: Dass Bundesanleihen so wenig abwerfen, hat nur bedingt etwas mit dem EZB-Leitzins und dem erwarteten Wirtschaftswachstum in Deutschland/Euroland zu tun. Der deutsche Staat genießt bei seiner Schuldenaufnahme eine Prämie, die andere Länder nicht bekommen: Anleger müssen sich nicht vor einem Staatsbankrott fürchten – sondern „nur“ vor Inflation, falls die Staatsfinanzen einmal aus dem Ruder laufen sollten.

    Und wenn sich Draghi hinstellt und „whatever it takes“ sagt, dann hat das zwar die Renditen in Italien und Spanien auf für die Länder erträgliches Maß gedrückt. Das OMT-Programm ist aber auch nur eine Vorwegnahme von Gemeinschaftsschulden. Es ist eben noch keine Vergemeinschaftung.

    Selbst wenn ein Anleger einen Euro-Bond in seinem Portfolio nachbildet, um mehr Rendite zu genieren, muss er doch noch immer unterschiedliche Arten von Risiko einkalkuieren. Spanische und italienische Staatsanleihen sind potenziell ausfallgefährdet, weil dort der Staat nicht mehr die Währung kontrollieren kann, in der er sich verschuldet. Daran ändert auch das OMT-Programm nichts, es kauft nur Zeit, damit die Staaten sich auf eine echte Fiskalunion einigen können.

    Das Privileg der Währungskontrolle kommt (indirekt) derzeit nur dem deutschen Staat zu. Ohne die Vergemeinschaftung der Schulden wird der Euro aber nie auf ein stabiles Fundament gestellt. Erst mit Euro-Bonds wird das Privileg auf alle Länder übertragen. Wenn Deutschland dann mehr Zinsen zahlen sollte, wäre das auch nicht so schlimm, weil die Sparer es ja zum Teil zurückbekommen auch wenn der EZB-Zins dann immer noch bei null liegen sollte.

  • Henry Kaspar

    Deutschland geniesst diese Pramie weil seine Staatsfinanzen gesund sind und seine Wettbewerbsfaehigkeit intakt ist. Auch alle anderen Euro-Staaten, in denen gleiches gilt, profitieren davon (Niederlande, Finnland, Luxemburg, etc.)

    In dem Zusammenhang ist…

    Ohne die Vergemeinschaftung der Schulden wird der Euro aber nie auf ein stabiles Fundament gestellt.

    … schon sehr zu kurz gegriffen. Vergemeinschaftung der Schulden schafft zunaechst einmal Moral Hazard und die Aussicht dass nicht-kompetitive, ueberschuldete Staaten permanent zu Transferempfaengern werden. Ein „stabiles Fundament“ ist – zumindest in meiner Auffassung – etwas anderes.

    Die EZB koennte sich zwar genoetigt sehen exzessive Schulden zu monetisieren (ich vermute dies meinen Sie mit „Privileg der Waehrungskontolle“). Aber dann litt die Waehrungsunion unter einer negativen Waehrungspramie, und es wuerde nicht lange dauern dass sich die Union genoetigt saehe Eurobonds in Fremdwaehrung aufzunehmen, da Investoren nicht bereit waeren das Waehrungsrisiko zu tragen (oder nur zu prohibitiven Zinsaufschlaegen). Und sobald das geschieht kann sich die Union Abwertung nicht mehr leisten. Das Privileg der Waehrungskontrolle waere weg – fuer alle Euro-Mitglieder.

    Wer sich in seinem Leben mal mit Emerging Markets beschaeftigt hat kann Ihnen die Schritte runterbeten.

    Auf solide Fuesse kommt die Waehrugsunion mAn durch einen funktionierenden Governance-Unterbau, insbesondere (i) bindende fiskalische Regeln, und Entzug der Fiskalsouveraenitaet bei Brechen der Regeln, und (ii) makroprudentielle Regulierung, welche Boom-Bust Kreditzyklen bremst und im Boom Buffer aufbaut fuer den Bust, so dass der Souveraen nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. (i) versichert die Eurozone gegen Faelle wie Griechenland, (ii) gegen Irland und Spanien. Ausserdem flexible Arbeitsmaerkte, die relative Preisanpassung erlauben ohne den Weg ueber Massenarbeitslosigkeit zu gehen (assistiert von einem hoeheren EZB Inflationsziel).

    Sobald ein solcher Unterbau vorhanden ist kann man auch unionsweite Vergemeinschaftung von Ausfallrisiken in Betrcht ziehen. Aber dies ist notwendig das Endgame, nicht der erste Schritt.

    Gruss,
    HK

    P.S.: Draghi versucht uebrigens mit seinem OMT exakt diese Balance hinzukriegen. OMT bekommt nur wer sich auf ein Anpassungsprogramm einlaesst; d.h. tut was noetig ist um nicht zum Transferfall zu werden.

  • André Kühnlenz

    In einer stabilen Währungsunion sollten die Zinsen nicht innerhalb weniger Wochen von knapp 5 auf 7 Prozent steigen können, wie z.B. in Italien 2011 geschehen. Welche Fundamentalfaktoren haben sich denn in so kurzer Zeit geändert? Das war eine Kapitalflucht, wie sie jedes Schwellenland zuvor schon erlebt hat, das seine Währung an den Dollar gebunden hat und irgendwann in eine Zahlungsbilanzkrise geraten ist. In Europa musste doch immer die EZB eingreifen, um den Zinsanstieg zu bremsen. Erst die 3-Jahres-Tender und dann das OMT haben die Kapitalflucht gestoppt.

    Solch einen überzogenen „Vertrauensverlust“ kann kein Austeritätsprogramm in einem Euro-Staat jemals wettmachen, weil einfach die Möglichkeit der Abwertung auf den Devisenmärkten fehlt. Die Kapitalflucht hätte nie ein Ende gefunden, wenn die EZB nicht immer wieder eingriffen hätte. Es geht mir nicht darum, dass alle den gleichen Zins zahlen müssen. Sondern darum, dass es einen Backstop gegen Kapitalflucht gibt. Den bekommt man nicht durch Fiskalregeln hin. Und solange wir den Backstop nicht haben, bleibt die Euro-Zone nach Paul de Grauwe ein fragiles Gebilde. Die Kehrseite der ungebremsten Kapitalflucht ist natürlich, dass alles nach Deutschland fließt, dort die Zinsen senkt, ohne dass sich fundamental etwas geändert hätte.

    Die Möglichkeit der Monetarisierung der Schulden kann natürlich verhängnisvoll sein – keine Frage. Deswegen meine ich ja auch, dass Anleger in Bundesanleihen niemals den Staatsbankrott fürchten müssen, „nur“ die Inflation. Das gilt auch für die USA und Japan, Großbritannien, die alle ihre Schulden in Währungen aufnehmen, die sie kontrollieren. Allein die Möglichkeit einer Monetarisierung hält die Anleger von einer Kapitalflucht ab. (Was in Japan derzeit passiert müssen wir noch sehen…). Inflationsgefahr, die von einer Monetarisierung der Schulden im Euro-Raum ausgehen könnte, ist derzeit jedenfalls äußerst gering – was sich natürlich irgendwann in ferner Zukunft auch ändern kann.

    Dass Euro-Bonds allein nicht reichen für ein stabiles Fundament der Euro-Zone, da stimme ich Ihnen ja zu. Da braucht es in der Tat einen „funktionierenden Governance-Unterbau“, keine Frage. Aber der von Ihnen beschriebene Unterbau reicht allein nicht aus. Moral Hazard ist natürlich ein Problem – de Grauwe hat dafür differenzierte Zinssätze vorgeschlagen, die sich nach dem Schuldenstand eines Staates richten, wobei der individuelle Aufschlag eines jeden Landes wie eine Versicherungsprämie in einen gemeinsamen Topf eingezahlt werden muss.

    Und solange die EZB die Märkte beruhigen kann (mit ihrem bislang noch verbalen Backstop des OMT) ist alles gut. Wir können erst den Unterbrau in Ruhe einrichten – in 2 Jahren, wenn es nach Hollande geht. Und dann Euro-Bonds einführen. Ich fürchte nur, dass die Märkte uns die Zeit nicht geben werden.

  • Henry Kaspar

    Wo ich Ihnen zustimme ist das eine Waehrungsunion einen liquidity backstop braucht, und dass die Zentralbank ihn bereitsellen muss (wer sonst).

    Ich bin aber nicht ueberzeugt dass Sie sehr viel mehr braucht. Und eine Fiskalunion mit Eurobonds etc. sind ein sehr viel weitergehender Schritt: insbesondere macht er Bailouts – im Gegensatz zu OMT – unkonditional.

    Fuer so einen Schritt brauchen wir, wie Sie ja offenbar auch meinen, eine sehr starke governance Struktur, inklusive de facto Aufgabe der Fiskalsouveraenitaet. Ich persoenlich glaube nicht ueberzeugt dass dies in Europa moeglich oder auch nur wuenschbar ist.

  • Johannes

    Euro-Bonds, ja warum macht Frankreich zusammen mit den Süden nicht solche Bonds, OHNE Deutschland? Genau, am Ende will man an die Bonität und vllt. sogar an das Vermögen von uns Steuerzahlern. Und wie werden diese Bonds eingeführt werden, genauso wie der Euro? Ich werde darüber sicher nicht per Volksabstimmung abstimmen dürfen. Ich habe 1999 weggeschaut, wie die deutschen Medien, ich schaue nie wieder weg! Euro-Bonds wünscht sich auch die Wall-Street über alles, die Risiken übernehmen die Steuerzahler aus den Ländern die noch Geld haben, und die Gewinne sackt die Wall-Street wieder ein. Null Risiko und dennoch dicke Gewinne. Das perverse Spielchen der Bankster geht dann noch weiter, und das soll ich auch nich gut finden? Nein danke, wir haben schon dank Euro weniger Demokratie, das muss man nicht noch ausbauen.

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