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Deutsche Banken flüchten aus der ganzen Welt

Da ist den deutschen Kreditinstituten wohl die Lust am Geldfluten vergangen. Noch nie seit Anfang 2002 haben Deutschlands Banken weltweit so wenig Kredit im Ausland vergeben wie im Dezember 2012: 2033,257 Mrd. Euro, so „gering“ waren ihre Forderungen – Negativrekord seit Beginn der Datenaufzeichnungen, wie die in dieser Woche aktualisierten Bundesbankzahlen zeigen. Bekannt ist, dass die deutschen Geldhäuser sich aus der Finanzierung im Euroland zurückziehen, auch wie es ganz konkret in Italien und Spanien aussieht.

Die neuen Zahlen sind deswegen so bemerkenswert, weil sie zeigen, dass der Rückzug der Banken auch weltweit stattfindet (sogar stärker als aus dem Euro-Raum) – und das bei einem globalen Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands von mehr als 6 Prozent des BIP im vergangenen Jahr. Der Überschuss misst nämlich auch, wie viel Kredit Deutschland jedes Jahr ans Ausland gibt – allerdings netto. Was machen die deutschen Banken eigentlich? Einzig bei privaten Immobiliendarlehen daheim ist derzeit überhaupt noch ein Kreditwachstum erkennbar – was die Bundesbank bereits beunruhigt.

130315 DE BANKEN AKTIVA GESAMTVor der Krise war es so, dass die deutschen Banken die größten Abnehmer von Zentralbankgeld bei der EZB waren. Konkret liehen sie sich bei der Bundesbank Liquidität und gaben es gleich weiter auf dem Interbankenmarkt an Institute im Süden und Westen des Eurolands. Auf diesem Weg heizten sie indirekt die Kreditblasen auf den Immobilienmärkten in den Spanien und Irland an.

Über den direkten Kreditkanal ging es so, dass die deutschen Geldhäuser auch länger laufende Anleihen von Banken, Unternehmen und zu einem geringeren Teil auch von Staaten erwarben. Auf diesem Weg waren natürlich auch deutsche Fondsgesellschaften und Versicherungen an den Kreditexzessen beteiligt, als sie unsere Ersparnisse im Ausland anlegten.

Es soll hier keineswegs bestritten werden, dass sich in den vergangenen Jahren trotz schwachen Wachstums gar keine gefährliche Geldflut zusammengebraut haben könnte. Allein ein Blick auf die riesigen globalen Leistungsbilanzüberschusse der vergangenen Jahre deutet drauf hin, dass einige Länder riesige Summen an Ersparnissen (was nicht mit Notenbankliquidität zu verwechseln ist) in die weite Welt exportierten.

Es soll auch nicht bezweifelt werden, dass durch ein mögliche Geldflut wieder Übertreibungen auftreten. Ja, durchaus auch angetrieben durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken. Minizinsen sind aber nie allein die Ursache von enormen Exportüberschüssen. Dass deutsche Ökonomen schon von einer Agenda 2020 träumen sei hier nur am Rande erwähnt. Nur zeigt sich eben auch, dass die Anatomie dieser Geldflut, wenn es sie denn tatsachlich gibt, eben eine ganze andere ist als in den Jahren vor Beginn der Finanzkrise.

Weder dürften die Anleihemärkte überflutet worden sein (hier wächst ja eher die Knappheit an neuen Anlagemöglichkeiten einerseits durch die Zentralbankkäufe und anderseits durch die Austeritätsprogramme der Regierungen sowie das Sparen des Privatsektors – und diese Knappheit treibt wiederum die Kurse von Anleihen nach oben und drückt auch die Zinsen). Noch zeigen sich besonders starke Übertreibungen an den Aktienmärkten, wie immer wieder behauptet wird. Und nun kommt auch noch die Transaktionssteuer dazu, die die sinkenden Umsätze noch mehr drücken dürfte, wie bereits das Beispiel Italiens zeigt.

Wenn es aber diese Geldflut irgendwo gibt, so muss sie woanders zu suchen sein. Mir reicht es jedenfalls nicht, es einfach nur so zu behaupten, dass das viele Geld der Notenbanken „irgendwie“ die Märkte überströmt. Ich hätte es gerne dann doch etwas konkreter. Was, wenn es doch „nur“ unsere Ersparnisse sind und die Zentralbankgelder eben zum Großteil als Sicherheitspuffer einfach nur bei den Notenbanken geparkt werden. Vielleicht steckt die Geldflut auch in Dark Pools (h/t eFlation & alex13wetter) oder irgendwelchen obskuren Derivaten, von den wir derzeit noch gar nichts wissen?

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