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Die Alarmglocken schrillen laut im Euro-Tower – hoffentlich!

Stellen wir uns am besten auf eine Überraschung am Donnerstag ein. Nach allem, was wir vergangenes Jahr von der EZB gehört und gelesen haben, müssen sich die Währungshüter spätestens seit heute Morgen eingestehen, dass die Ankündigung des OMT-Programms nicht gereicht hat. Die Aussicht auf unbegrenzte EZB-Anleihekäufe in den Krisenländern hat zwar bis vor kurzem noch die Renditen der Staatsanleihen gedrückt. Sie hat aber nicht geholfen, die Kreditzinsen in Spanien und Italien ausreichend zu senken.

Die zu hohen Zinsen sind der wichtigste Grund dafür, weshalb zum Beispiel in Italiens Wirtschaft das „Vertrauen“ nicht ein µ gewachsen ist – trotz Montis Reformen. Die ohnehin fragwürdigen Hoffnungen in Berlin und Brüssel sind wie Seifenblasen zerplatzt. Auch Italiens Lieblingspolitiker im Norden Eurolands hat den dramatischen Wirtschaftseinbruch nicht aufgehalten, weswegen er abgewählt wurde. Wegen der hohen Zinsen ist vor allem die Kreditvergabe an die Firmen eingebrochen – obwohl die Nachfrage offensichtlich vorhanden war, wie die Anleiheemissionen zeigen (siehe dazu auch die Grafik in diesem Kommentar).

030305 ZinsKurzKleinHeute Morgen hat die EZB die Zinsen im Kreditneugeschäft vom Januar veröffentlicht. Und es sieht nicht gut aus: Die Zinsen zwischen den großen Volkswirtschaften gehen so weit auseinander, wie noch nie seit 2003 – dem Beginn der Aufzeichnungen. Die Notenbank schaut dabei auf den sogenannten Variationskoeffizienten (für Fachleute: Standardabweichung dividiert durch Mittelwert), der das Auseinanderdriften der Zinsen misst.

030305 ZinsKurzGroßWenn die EZB ihre eigenen Maßstäbe ernst nimmt, dann muss sie sich eingestehen, dass die Banken in Spanien oder Italien offensichtlich kein bisschen der Krise entkommen sind, was in Kombination mit den zu harschen Sparprogrammen der Regierungen die Wirtschaftsleistung wiederum kräftig abwürgt. Der Preis dafür: Eine ganze Generation wird aus dem regulären Arbeitsleben verbannt. Wenn der EZB-Rat ab morgen Abend zusammentrifft sollte dies seine größte Sorge sein.

(Hier sind die Zinsen, über die Asmussen im Sommer und Herbst so oft geredet hatte):

030305 ZinsMittelKlein

Wollen wir hoffen, dass auch die Bundesbank langsam begriffen hat, dass die Argumente Mario Draghis oder Jörg Asmussens zur Begründung des OMT-Programms kein Alibi (für unerlaubte Staatsfinanzierung) waren, wie es vergangenen Sommer immer wieder zu hören war. Die Euro-Notenbank muss so schnell wie möglich handeln, um den Absturz von Italiens und Spaniens Wirtschaft aufzuhalten. Die Fliehkräfte im Währungsraum sind nicht gebändigt, das Finanzsystem des Eurolands zersplittert unaufhaltsam zurück in die alten nationalen Grenzen. Draghis Pressekonferenz am Donnerstag könnte deswegen – hoffentlich – noch sehr spannend werden.

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