Blog

Whatever it Takes oder Der letzte Freund der Griechen

Derzeit wird viel und gerne mal darüber geredet, was man nicht alles tun will, um den Euro zu retten. Es lohnt sich jedoch ein- oder sogar zweimal ganz genau hinzuhören, wer da was von sich gibt.

(Mario Draghi in London am 26. Juli): „Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.“

(Mario Draghi Frankfurt am 2. August nach der Sitzung des EZB-Rates): „…the endorsement to do whatever it takes – again, to use the same words – whatever it takes to preserve the euro as a stable currency has been unanimous“

Aha, „stable currency“ ist das neue Zauberwort, auf das sich dann alle auf der EZB-Sitzung geeinigt haben – das würde natürlich einschließen, dass wegen einer stabilen Währung auch einmal ein Land austreten könnte/sollte…

(Merkel/Hollande/Monti) reden übrigens überhaupt nicht von „erhalten“ (preserve), sondern sie wollen nur „schützen“ – auch, oder vor allem, im Fall eines Griechenaustritts? („Deutschland und Frankreich sind der Integrität der Eurozone zutiefst verpflichtet. Sie sind entschlossen, alles zu tun, um die Eurozone zu schützen.“)

So bleibt Draghi bald der einzige Freund der Griechen, den das Land bald noch hat – zumindest unter Spitzenpolitikern/-beamten, die in Deutschland wohnen:

There is no going back to the Lira or the Drachma or to any other currency. It is pointless to bet against the euro. It is pointless to go short on the euro. That was the message. It is pointless because the euro will stay and it is irreversible.

Update, wieso Griechenland einen Schuldenschnitt der öffentlichen Hand (vor allem der Notenbanken) verdient haben könnte:

Zwar hat die Regierung in Athen mehrfach gegen Auflagen verstoßen, jedoch legt sie in den vergangenen zwei Jahren ein historisch beispielloses Konsolidierungsprogramm vor. Nach Angaben der EU-Kommission sank das konjunkturbereinigte Budgetdefizit des Staates auf Druck der Euro-Staaten von 15 Prozent im Jahr 2009 auf 5,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vergangenen Jahr. Dabei werden steigende Kriseausgaben wie etwa Hilfszahlungen an Arbeitslose oder Mindereinahmen durch Steuerausfälle nicht berücksichtigt. Die harsche Sparpolitik hatte die einbrechende den Einbruch der Wirtschaftsleistung verschärft, was mit dazu beitrug, dass die gesamte Schuldenlast von rund 130 Prozent innerhalb von nur zwei Jahren auf 165 Prozent des BIP im Jahr 2011 regelrecht nach oben schoss. Das BIP lag vergangenes Jahr 13 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2008. Dieses Jahr dürfte es nochmals sieben Prozent abwärts gehen mit der Wirtschaftsleistung.

Allein 9,7 Mrd. Euro an Hilfsgeldern flossen seit März wieder zurück in die Taschen der Notenbanken. Haben die Hellenen wirklich nur eine Wahl, Tod durch Sparen oder Tod durch Euro-Austritt?

http://wirtschaftswunder.ftd.de/2012/08/07/whatever-it-takes/

Print Friendly, PDF & Email

Post a comment

%d Bloggern gefällt das: