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Keine Angst um die 700-Mrd-TARGET-Forderung der Bundesbank

Vergangene Woche wurde viel darüber diskutiert über diesen Brief, den Bundesbankchef Jens Weidmann an EZB-Präsident Mario Draghi geschickt hat. Einige vermuten nun, dass die Bundesbank auf die Position von Hans-Werner Sinn umgeschwenkt sei, der in den Target-Salden ein eigenständiges Risiko sieht, was allerdings nicht stimmt. Zur Erinnerung, die Notenbanken im Euro-System haben aktuell nach dem jüngsten Drei-Jahres-Tender knapp 1200 Mrd. Euro an Euro-Darlehen den Banken ausgereicht – hier liegen die Risiken des Euro-Systems, nicht in den Target-Salden.

Die Forderungen sind besichert durch Wertpapiere und Kredite der Banken. Diese müssten die Notenbanken verwerten, sollten sie auf Verlusten sitzen bleiben, falls einmal eine Bank pleite geht. Die Target-Salden stellen nur die parallele grenzüberschreitende Verbuchung im Zahlungssystem da. Theoretisch können alle Target-Forderungen zusammen in den nächsten Tagen und Wochen ungefähr sich von rund 900 Mrd. Euro Ende 2011 auf diese 1200 Mrd. Euro zu bewegen. Dann dürfte die Bundesbank irgendwo bei einer Forderungssumme von 700 Mrd. Euro landen – wenn die Verteilung so bleibt, wie es sie Ende Januar gegeben hatte.

Was passiert nun mit den 700 Mrd. Euro – falls der Euro irgendwann zusammenbrechen sollte. Müssen wir uns fürchten, dass die Bundesbank einen entsprechenden Verlust verbuchen müsste. Interessant sind dabei folgende Aussagen von Karl Whelan, einem irischen Wirtschaftsprofessor, die nahe legen, dass dem nicht so ist (h/t Olaf Storbeck via Twitter):

Thus, the most likely resolution of Target imbalances in the case of a full Euro breakup would be a pooling of assets held by Target2 debtors to be handed over to Target2 creditors to settle the balance. This may leave the Bundesbank holding a set of peripheral-originated assets that may be worth less that face value but this scenario would result in losses to the Bundesbank that would be far short of the current value of its Target2 credit.

Falls die Bundesbank auf ihre Forderungen doch sitzen bleiben sollte, also auf Buchforderungen nach Zentralbankgeld im Zahlungssystem, kann sie immer noch über Gelddrucken die Forderungen „herausbuchen“, ohne dass die umlaufende Geldmenge erhöht wird, die irgendwie für die Inflation gefährlich werden könnte:

In a post-euro world, the Bundesbank would be one of a select number of central banks that could be counted on to print a currency likely to retain its value. Weidmann could write himself a cheque, stick it in the vaults and declare the Bundesbank to be solvent without any need to call on the German taxpayer.

Schwer anzunehmen, dass die Bundesbank tatsächlich auf die Position von Sinn umgeschwenkt sein soll. Deutschland und der Euro-Raum dürften ganz andere und viel größer Probleme bekommen, wenn der Euro zusammenbrechen sollte.

http://wirtschaftswunder.ftd.de/2012/03/06/700-mrd-target-forderung-der-bundesbank/

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